Musiklexikon: S wie Sax

Antoine-Joseph („Adolphe“) Sax (1814–1894) war ein überaus rühriger Erfinder, dem mehr als 30 Patente zuerkannt wurden. Unter anderem entwickelte er Geräte und Formeln für Medizin, Industrie, Chemie, das Eisenbahnwesen und die Raumakustik.

Sogar eine Dampforgel und eine Kanone gehörten zu seinen Schöpfungen. Sein Arbeitsschwerpunkt jedoch lag bei den Blasinstrumenten: Sax hatte selbst Flöte und Klarinette studiert und war nicht nur ein hervorragender Virtuose, sondern besaß ein geniales Verständnis für die mathematisch-physikalischen Grundlagen des Bläserklangs. Mit 23 Jahren baute er die erste überzeugend tönende Bassklarinette – und fortan verbesserte er alle möglichen Blasinstrumente seiner Zeit ständig in ihren technischen Details. Manche veränderte er dabei so stark, dass er ihnen neue Namen geben konnte: Saxhorn, Saxtuba, Saxotromba. Und zuweilen näherte sich seine grenzenlose Schaffenslust auch dem Wahnsinn an: 1851 zum Beispiel präsentierte Sax auf einer Musikmesse in London 85 (!) verschiedene Instrumente aus seiner Werkstatt, darunter einen Saxhornbourdon mit 17 (!) Metern Korpuslänge.


In Erinnerung geblieben ist Adolphe Sax nicht durch Dampforgel oder Kanone, sondern durchs Saxofon. Er erfand es um 1840 bei der Suche nach einem klangstarken Basstöner für die Freiluft-Blasmusik. Im Saxofon kombinierte Sax mehrere vertraute Elemente: das Mundstück und einfache Rohrblatt der Bassklarinette, den konischen Korpus eines Blechblasinstruments, das Klappen- und Tastengestänge einer Böhm-Flöte. So stellt das Saxofon einen völlig neuen Instrumenten-Typus dar, von dem Experten noch 1846 behaupteten, er könne „gar nicht existieren“. Der klassische Saxofonist John Harle glaubt dagegen sogar an antike Vorläufer: „Das Saxofon wurde von Adolphe Sax gar nicht erfunden, sondern nur wiederentdeckt!“ Seinen Durchbruch zur Popularität erlebte das Saxofon um 1900 in Amerika. Wegen seines monströsen Aussehens und seines bizarren Quäkens entdeckte man es dort als Spaßtröte für Zirkus und Varieté.