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Heco Direkt Premium

Heco Direkt Premium

Direkt ins Blut

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Heco verkleinert die Direkt-Serie auf das erfolgreiche Zweiwege-Modell. Kann der Nachfolger an die Lautsprecherlegende anknüpfen?

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In aller Kürze:
Der Nachfolger einer Legende: Die Heco Direkt Premium musizieren in jeder Beziehung groß und plastisch, vergessen aber trotzdem kein noch so kleines Detail.

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Als die Heco Direkt im Jahre 2016 erschien, da erschien sie nicht bloß – sie materialisierte sich als eine tatsächliche Erscheinung: riesengroß, ein fast ebenso riesengroßer Tiefmitteltöner aus Papier, mit Mattlack aufgemalte Rallyestreifen. Das Zweiwege-Modell der Direkt-Serie wirkte vollkommen unwirklich – es war ein Moment des ungläubigen Staunens, wie er sich sonst nur ereignet hätte, wenn urplötzlich der Ford Granada als neues Modell beim Händler stehen würde. Und so hubraumstark, wie sie aussahen, musizierten sie auch: Die Tonaufnahme eines mit durchdrehenden Reifen anfahrenden Shelby Mustang GT 350 hätten sie so übertragen, dass man sich auf dem Sofa hätte anschnallen wollen.

Mit entsprechend großer Spannung darf nun also die nachfolgende Version dieses am Markt nicht wenig erfolgreichen Schallwandlers erwartet werden – in die sich durchaus auch ein wenig Angst mischt: Denn wenn man nach einigen Jahren einer alten Liebe wiederbegegnet, ist es ja in den meisten Fällen selten ganz so wie früher. Die Heco Direkt dieser Tage trägt den Beinamen „Premium“ und sieht deutlich gediegener aus: Der an ein Oldtimer-Heck erinnernde „Direkt“-Schriftzug ist gewichen, statt dem lackierten Streifen sieht man nun in das MDF-Gehäuse eingearbeitetes Walnussholz, die Abdeckkappe des Tiefmitteltöners wirkt etwas kleiner. Aus der dreigliedrigen Direkt-Serie wird nur noch die „Zweiklang“-Variante angeboten. Die unter dem Namen „Einklang“ angebotenen Breitbänder waren wohl etwas zu nischig, die „Dreiklang“ mit einem Volumen von 120 Litern vielleicht doch etwas zu – man verzeihe den etwas juvenilen Ausdruck – endkrass.

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Abgesehen von der edleren Verarbeitung ist die „Premium“ kaum von ihren Vorgängern zu unterscheiden. Doch vom Tiefmitteltöner…
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…übers flexiblere Terminal…
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…bis hin zu den Füßen wurden zahllose Details optimiert, die in der Summe einen mehr als merklichen Unterschied bewirken.

Volle Konzentration also auf die Zweiklang Premium. Martin Gross von der Premium Audio Company, unter deren Dach die Marke Heco angesiedelt ist, hatte am Telefon von einer „behutsamen Modellpflege“ gesprochen, und in der Tat ist zunächst alles beim Alten: Der Transport in eine Etagenwohnung ist bei einem Gewicht von rund 26 Kilo pro Stück ein Erlebnis, das nach einer Belohnung schreit. Das Gehäuse hat weiterhin ein Volumen, in dem sich die Flüssigkeitsmenge von zehn Kisten Bier unterbringen ließe (wenn man ein wenig abtrinkt). Und wer die Heco Direkt im Wohnzimmer aufgestellt hat, was die kinderleichte Montage eines kleinen, gegenüber dem Vorgängermodell aufgewerteten Metallfußgestells erfordert, braucht nach wie vor keine Bilder mehr an den Wänden, weil da sowieso keiner mehr hinguckt.

Die Heco Direkt Premium wirken eleganter, wie sie da in der leichten Neigung von sechs Grad nach hinten den Gehörgang anpeilen. Unser Testmodell in Schwarz wirkt zurückgenommener, nicht mehr ganz so auftrumpfend. Beim Anschließen zeigen sich die ersten Unterschiede: Das ursprünglich sehr schlichte Terminal wurde deutlich aufgewertet und erlaubt nun auch Bi-Wiring (und natürlich Bi-Amping). Die verkapselten Schraubklemmen sind vergoldet und muten ausgesprochen hochwertig an. Auch ist es möglich, durch die Wahl der Anschlussklemme den Hochtöner um zwei Dezibel anzuheben oder ihn eben mittels der mit „Linear“ beschrifteten Buchse zu betreiben – was eine Frage von Geschmack und Raumakustik ist.

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Der Hochtöner selbst ist nicht mehr von einem Waveguide aus abgedrehtem Aluminium umgeben. Tatsächlich hat die 30-Millimeter-Seidenkalotte einen neuen (nun schwarzen) Hornvorsatz bekommen. Der Waveguide folgt nun der von Heco bekannten Fluktus-Geometrie, die man an kleinen Wellen im Druckgussflansch erkennt. „Die Metallfront ist neu und recht tief“, sagt Martin Gross. „Uns ging es um eine breitere Abstrahlung beziehungsweise um einen gleichmäßigeren Frequenzabfall.“ Ferner habe man den Aufbau der Doppelmagneten („der Hochtöner muss ja vom Schalldruck her mitgehen“) verzerrungsärmer abgeändert.

Der Tiefmitteltöner misst stattliche 275 Millimeter und ist aus dem Heco-typischen „Kraftpapier“ gefertigt. Die Vorteile dieses Fasergeflechts aus Papier von nordischen Nadelhölzern und Wollfäden liegen auf der Hand: Papiermembranen sind nicht nur hübsch retro, sie wiegen auch nicht viel und bleiben verzerrungsarm, wenn hohe Pegel anliegen. Und selbstverständlich spielt Größe durchaus eine Rolle: Mit allerlei Tricks lassen sich Bassfrequenzen auch aus kleineren Mem­branen eindrucksvoll hervorlocken. Aber die Heco Direkt bezieht ihre Stärke daraus, dass leistungsstarke Magneten über eine leichte, große Membran viel Luft bewegen, die über zwei Bassreflexrohre nach unten hin zirkuliert. Das ist der einfachere, eben direktere Weg. Dementsprechend ausgeprägt ist der Wirkungsgrad: 94 Dezibel. Damit sind die Heco Direkt unempfindlich, was die Verstärkerleistung angeht, und kommen auch für den Betrieb an einer Röhre in Frage.

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Die entscheidendsten Änderungen jedoch sieht man nicht, weil diese die Frequenzweiche betreffen – Martin Gross spricht von „viel Arbeit“. Insgesamt war das Ziel, die Direkt homogener spielen zu lassen, weswegen man sich um den phasenoptimierten Übergangsbereich intensiv gekümmert hat. Die Verkabelung erfolgt beim Tiefmitteltöner über sauerstofffreies OFC-Kupfer, das besser leitet, beim Hochtöner über verdrillte „Twisted Pair“-Kabel.

Üblicherweise würde man nun der Reihe nach hinhören: Wie ist es mit den Tiefbässen? Den Mitten, den Höhen? Wie ist es um die Kriterien Schnelligkeit, Räumlichkeit, Grob- und Feindynamik bestellt? Die Tiefenstaffelung, die Bühne? Bei den Heco Direkt kommt man vor lauter Spaß gar nicht so richtig dazu. Nehmen wir The Velvet Rut von Paul Curreri (via Tidal), ein Singer-Songwriter aus dem guten alten Amerika, bei dem man sich alle Mühe gegeben hat, die rohen Songs durch eine völlig überdrehte Produktion ganz besonders kaputt klingen zu lassen. Wir hören: pornografisch inszenierte Nahbesprechungseffekte auf den Vocals, strahlend inszenierte Spielgeräusche, Bassdrums mit aufgerauten Fellen und ziemlich ungedämpft (und dann noch hart nach links gemischt). Es ist alles da: der Oberbass, die perkussive Schnelligkeit und die schillernden Höhen, der Tiefbass und die allerfeinsten Nuancen – nur eben zusätzlich noch in einer kinematografischen Größe, dass es knallt. Das kann man nur immersiv nennen. Auf „Freestylin’ Crost The Pond“ hören wir nicht nur, wie Curreri atmet, sondern auch, welches Geräusch es macht, wenn er den Mund öffnet und die Lippen sich voneinander lösen.

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Man muss sich natürlich überlegen, ob man die Illusion mag, sehr nah am Telefonhörer zu sein, wenn Trios „Sabine Sabine Sabine“ anruft, um mit Stefan Remmler Schluss zu machen: Aus der lustigen Comedy-Nummer machen die Heco Direkt doch einen reichlich privaten Moment. Tatsächlich ergeben sich aufgrund des immersiven Charakters echte Sinnestäuschungen: Auf Kalt wie ein Stein von Herwig Mitteregger gibt es Swing-Drums, die natürlich auf einem E-Drum-Set gespielt werden. So sehr man den Spliff-Drummer für seine Pionierleistungen in Bezug auf elektrische Drums auch respektieren muss: Das hört sich normalerweise wirklich nicht schön an. Auf den Direkt Premium verliert sich der technische Charakter: Es swingt, die Drums klingen plausibel jazzy.

Natürlich bleiben die Direkt Premium dabei stets der klanglichen Wahrheit verpflichtet und dichten nichts hinzu. Ihr Charakter ändert sich abhängig von der jeweiligen Aufnahme deutlich. So ist die Radioübertragung von Bruckners Siebter Sinfonie in E-Dur unter der Ägide von Wilhelm Furtwängler aus dem Jahr 1949 historisch bedingt natürlich überzeichnet in den Mitten – mit ein paar Rumpelfrequenzen im Tiefbass, die heute dem Equalizer zum Opfer fallen würden, die aber zum Eindruck großer Nähe erheblich beitragen. Die Direkt Premium liefert ein nuanciert durchgezeichnetes Klangbild mit einer präzisen Ortung der Einzelinstrumente. In puncto Analytik und Kultiviertheit hat die Premium augenscheinlich einen Schritt nach vorne gemacht. Einen ausgeprägten Sweetspot gibt es übrigens nicht, auch wenn es nichts schaden kann, die Lautsprecher auf den Hörplatz einzuwinkeln.

Heco Direkt Premium

Es dürfte einigermaßen schwer sein, in dieser Preisklasse Lautsprecher zu finden, die den Direkt Premium das Wasser reichen könnten – insbesondere wenn es um einen holografischen Klangeindruck geht. Die Neuauflage gibt es – Inflation hin, Inflation her – zu dem gleichen Betrag wie das Vorgängermodell, nämlich für knapp 3000 Euro. Das ist angesichts dessen, was man geboten bekommt, alles andere als zu viel verlangt. Sicher lassen sich Lautsprecher finden, die „anders“ klingen. Die Direkt Premium sind ein Statement – aber eines, das sich für jedweden musikalischen Alltag eignet und einfach unglaublich viel Spaß macht.

Heco Direkt Premium

Info

Lautsprecher Heco Direkt Premium

Konzept: 2-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: 275-mm-Tiefmitteltöner aus Kraftpapier, 30-mm-Hochton-Seidenkalotte
Belastbarkeit: 200 W RMS
Impedanz: 4 bis 8 Ω
Empfindlichkeit: 94 dB
Frequenzbereich: 25 Hz bis 33 kHz
Übergangsfrequenz: 2,15 kHz
Gehäuse: MDF-Flachgehäuse
Ausführung: Schwarz, Weiß, jeweils mit Walnuss-Applikation
Maße (B/H/T): 44/90/20 cm
Gewicht: je 25,8 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 3000 €

Kontakt

Premium Audio Company

Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
Telefon +49 2234 8070
info@magnat.de

www.heco-audio.de

Mitspieler

CD-Player: Creek Evo 2
DAC/Netzwerkplayer: Cambridge Audio CXN, Teac UD-701N
Verstärker: Creek Evo IA
Lautsprecher: Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.