Sonoro Platinum Automatic EAS
USB und einen eingebauten Preamp hat der Platinum schon. Jetzt kommt der All-in-one-Plattenspieler von Sonoro mit einer automatischen Endabschaltung.
In aller Kürze:
Die automatische Endabschaltung ist die kleinste Übung: Ausgestattet mit Bluetooth und USB, gibt der Sonoro Platinum Automatic EAS einen souveränen Auftritt.
Vinyl ist nicht tot – und es riecht auch nicht komisch. Dass das so ist, hat sicherlich auch damit zu tun, dass die eigentlich auserforschte Technologie eine ziemliche Demokratisierung erfahren hat. Natürlich gibt es gute Gründe, mehrere zehntausend Euro in einen Plattendreher zu stecken. Allerdings braucht man dafür nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Interesse sowie den Willen, große Teile seiner Freizeit der heimischen Bastelarbeit zu widmen. Wer stattdessen noch den Vorgarten pflegen oder hin und wieder ein Brot backen möchte, braucht eine alltagstauglichere Lösung. Das Segment der Plattenspieler, die für okay viel Geld die Vorzüge der Technologie aus dem vergangenen Jahrtausend anständig zur Geltung bringen, ist ziemlich in die Breite gegangen – und bemerkenswert reich an Innovationen.

Ein Beispiel mag das Plattenspielermodell „Platinum“ von Sonoro Audio sein. Die Firma aus Neuss ist eigentlich eher schicken All-in-one-Komponenten mit gediegenem Klang verpflichtet, bekannt wurde sie mit hochpreisigen Radiowürfeln. Als dann in der Pandemie weite Teile der Bevölkerung die Kunst des Brotbackens für sich entdeckten, machte man sich bei Sonoro mit der Kunst der Plattenspielerentwicklung vertraut. Entwickler Hans-Jörg Kirch erhielt einen Anruf von Firmengründer Marcell Faller: „Können wir eigentlich Plattenspieler?“ Und so machte Kirch sich ans Werk: „Der Platinum entstand im Homeoffice im Dachgeschoss.“ Nach rund fünf Jahren gibt es nun mit dem Platinum Automatic EAS eine Variante, die um eine automatische Endabschaltung erweitert wurde.
Auf den ersten Blick handelt es sich bei dem Platinum Automatic EAS um einen klassischen Brettspieler mit Riemenantrieb. Ein Gleichstrommotor treibt einen recht leichten Teller aus Aluminiumdruckguss an, eine optische Drehzahlerfassung wacht in der Spindelachse über die Einhaltung der Geschwindigkeit von 33,3 oder 45 Umdrehungen/Minute. Der s-förmige Tonarm ist vormontiert und in der Höhe verstellbar, die Headshell verfügt über einen Bajonettanschluss und wäre damit prinzipiell austauschbar. Bestückt ist sie mit einem Ortofon 2M Red, das sich nicht nur mit den meisten Tonarmen gut versteht, sondern als MM-System mit 5,5 Millivolt auch eine vergleichsweise hohe Ausgangsspannung liefert, worüber sich der im Gehäuse verbaute Phono-Preamp durchaus freuen dürfte.

Beim zweiten Blick auf die Rückseite des Drehers zeigt sich dann, was der EAS sonst noch so alles kann. Denn er kommt nicht nur mit einem Vorverstärker daher, der sich über einen Schiebeschalter wahlweise ein- oder ausschalten lässt, sondern verfügt zudem über einen USB-Ausgang und Bluetooth. Damit wird es möglich, die eigene Plattensammlung über einen ebenfalls integrierten A/D-Wandler zu digitalisieren oder den Plattenspieler ohne Kabelverbindung mit einem geeigneten Verstärker oder Aktivboxen zu verbinden. Auch ein Bluetooth-Kopfhörer lässt sich so betreiben. Der Komfort, den Bluetooth-Konnektivität zweifelsohne bietet, geht dabei systembedingt durchaus auf Kosten der Klangqualität, auch wenn der Plattenspieler Bluetooth 5.2 und den aptX-HD-Codec unterstützt. Aber man muss ja auch nicht, alldieweil vergoldete Cinchbuchsen zur Verfügung stehen. Und möchte man den eingebauten Vorverstärker umgehen: Auch ein Erdungskabel wird mitgeliefert.
Bedient wird der Plattenspieler über einen LED-beleuchteten Drucktaster, mit dem sich der motorisierte Tonarmlift betätigen lässt. Über einen Rastschalter wählt man zunächst die Geschwindigkeit aus und bewegt den Tonarm an die gewünschte Position, was den Plattenteller in Rotation versetzt. Die automatische Endabschaltung tut dann genau das, was man von ihr erwartet: Nach dem Durchhören einer Plattenseite hebt sie nach einer Weile die Nadel aus der Rille und stoppt den Plattenteller. Das ist durchaus komfortabel und fühlt sich dank der erstklassig ausgeführten Bedienelemente richtig luxuriös an. Beim Rückführen des Tonarms läuft der Plattenteller allerdings wieder an, stoppt aber, wenn der Arm die Ausgangsposition erreicht hat. Das mag etwas gewöhnungsbedürftig sein – auch die Präsenz eines (in diesem Fall blau beleuchteten) Tasters, mit dem sich der EAS in den Pairing-Mode versetzen lässt, ist vinylpuristisch gesehen sicher kein ganz alltäglicher Anblick.

Wir ahnen es schon: Der Aufbau des Sonoro Platinum Automatic EAS ereignet sich ebenfalls geradezu halbautomatisch. Eigentlich kann man mit der Inbetriebnahme eines Plattenspielers ganze Wochenenden verbringen. Der Sonoro erspart einem die Mühe, für die Montage braucht man nur wenig länger, als es dauert, einen Streamer mit dem Internet zu verbinden. Die Bedienungsanleitung ist verständlich geschrieben und führt einen durch die erforderlichen Schritte: Plattenteller auf die Achse setzen, Antriebsriemen über den Pulley ziehen, Gegengewicht montieren, Headshell einsetzen. Da die für den Ortofon 2M Red erforderliche Auflagekraft bekannt ist, ist das Einstellen des Gegengewichts und der Antiskatingkraft über ein Skalenrad gewissermaßen Malen nach Zahlen. Dementsprechend liegt dem Sonoro keine Waage bei, auch eine Wasserwaage sucht man vergebens. Insgesamt gestaltet sich der Aufbau fast schon obszön einfach. Am kompliziertesten ist tatsächlich die Verpackung, da die einzelnen Teile in kleinen Schächtelchen, Umschlägen und weiteren Schächtelchen untergebracht sind. Insgesamt merkt man aber bei der Montage: Das ist schon eine ziemlich amtliche Qualität – nichts wackelt, alles fühlt sich bestens bedämpft an, der Plattenspieler steht auf seinen vier höhenverstellbaren Füßen wie eine Eins. Und ja: Er sieht mit seinen abgeschrägten Kanten elegant, mit seinen massiv wirkenden Füßen gleichzeitig sehr solide aus.
Und wenn dann, nach einer halben bis dreiviertel Stunde, die Nadel in die Rille gleitet, macht sich umgehend die vinyltypische Grundentspannung bemerkbar … Man hat nun 20, vielleicht auch 40 Minuten Zeit, Musik zu hören, ohne sich überlegen zu müssen, was man als Nächstes hören möchte. Man weiß mit Sicherheit, dass das Quellmaterial exakt so ist, wie man sich das bei der Musikproduktion vorgestellt hat – kein Remastering, keine durch Streamingdienste oder sonstige Aufbereitung erfolgte Angleichung der LUFS-Lautheit, alles klingt so, wie das mal gedacht war. Der zum Vergleich dagegengehaltene Streamer kann umgehend in den Betriebsmodus „Aus“ versetzt werden.
Leicht überprüfen lassen sich die medienbedingten Vorteile mit dem Album Spirit Of Eden von Talk Talk. Der EAS zeigt die ungeheure Dynamik dieses Werks im Groben wie im Feinen: Sprungdynamiken, wie sie vor allem auf der B-Seite anzutreffen sind, werden verzugslos in den Raum projiziert, nuancenreiche Klangphänomene wie das Anblasen von Fagott, Oboe oder Englischhorn sind gut nachzuvollziehen. Etwas mehr Grip bekommt der Sonoro erwartungsgemäß, wenn man einen externen Phono-Preamp (in diesem Fall die Phono Box RS von Pro-Ject) zum Einsatz bringt, in jedem Fall erschließt sich die Faszination von Vinyl umgehend.
Glaubwürdig zeigt der EAS sich im tonalen Bereich: Er liefert ausreichend Bass und erweist sich auch in komplizierteren Wiedergabesituationen verlässlich. So gelingt es ihm, das Bassspiel von Bootsy Collins auf „Big Enough“ von der ersten Keith-Richards-Soloplatte, das eigentlich eine Art „stehende Welle“ ist, konturiert nachzuzeichnen. In den oberen Mitten ist der Detaillierungsgrad naturgemäß noch höher, und man kann erleben, wie im Tonstudio eingesetzte Kompressoren den Beckensound von Steve Jordan um einige Obertöne anreichern. Das Klangbild insgesamt ist hinreichend unverfärbt, aber nicht oberanalytisch; alles wirkt konsistent und gut in das Gesamtgeschehen eingebettet.
So macht es Spaß, sich durch die Plattensammlung zu fräsen: Man freut sich über die gute Pressung von Radioheads Amnesiac und überlegt, ob man die israelische Pressung von Aftermath vielleicht nicht mal gegen eine 180-Gramm-Version austauschen sollte. Zwar sind Schallplatten in der Neuanschaffung ja nicht gerade billig. Andererseits ruiniert einen so ein Sonoro Platinum Automatic EAS nicht unbedingt: Für knapp 700 Euro erhält man einen fürstlich und zeitgemäß ausgestatteten Plattenspieler, der einen pragmatisch und souverän durch den Höralltag begleitet. Verzichten muss man in diesem Preissegment freilich auf größere Upgrade-Möglichkeiten: Mit der Anschaffung eines Ortofon 2M Blue oder eines separaten Phonovorverstärkers sind die Möglichkeiten im Grunde schon erschöpft. Aber das kann ja auch ein Vorteil sein: Der Platinum Automatic EAS verspricht komfortablen Musikgenuss auf Langstrecke.
Info
Plattenspieler Sonoro Platinum Automatic EAS
Konzept: halbautomatischer Plattenspieler mit Endabschaltung
Antrieb: optisch regulierter Gleichstrommotor
Teller: Aluminiumdruckguss, ø 300 mm
Tonabnehmer: Ortofon 2M Red (MM)
Drehzahl: 331/3 oder 45 U/min
Ausgänge: koaxial, Bluetooth 5.2, USB
Besonderheiten: integrierter Phono-Preamp, integrierter A/D-Wandler
Ausführung: Schwarz oder Weiß
Maße (B/H/T): 42/13/33 cm
Gewicht: 5,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 700 €
Kontakt
sonoro Audio
Hammer Landstraße 45
41460 Neuss
Telefon +49 2131 8834141
Mitspieler
CD-Player: Creek Evo 2
Netzwerkplayer/DAC: Cambridge Audio CXN, TEAC UD-701N
Verstärker: Creek Evo IA
Lautsprecher: Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80


















