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Admiravox AV 170 Standlautsprecher

AdmiraVox AV 170

Keine halben Sachen

AdmiraVox AV 170

Die meisten Testberichte beginnen mit dem Auspacken – dieser beginnt mit einer logistischen Meisterleistung. Was AdmiraVox aus Ungarn mit den AV 170 auf die Reise geschickt hat, ist in vielerlei Hinsicht kein gewöhnliches Lautsprecherpaar – es ist ein Manifest der Konsequenz.

Admiravox AV 170 Standlautsprecher

In aller Kürze:
Feinheit, Stabilität, Durchsetzungsfähigkeit, schiere Wucht: Die herausragende Admiravox AV 170 garantiert ein in jeder Hinsicht unvergessliches Ergebnis.

Admiravox AV 170 Standlautsprecher


Als die beiden Giganten (verpackt in fünf Flightcases) von AdmiraVox-Gründer Alpár Csendes nebst Team in der Redaktion angeliefert wurden, verwandelte sich unser Hörraum für einige Stunden in eine Mischung aus High-End-Labor und Autowerkstatt. Schutzdecken wurden ausgelegt, Hebevorrichtungen in Position gebracht, Laufwege freigemacht – der Aufbau dieser Lautsprecher ist nichts, was man mal eben nebenbei erledigt. Und wenn sie stehen, hat man de facto eine „Immobilie“ vor sich: Bei einem Gewicht von 125 Kilogramm pro Lautsprecher – wohlgemerkt ohne Standfuß – wird jede Bewegung zur kalkulierten Aktion. Die massiven Basen bringen jeweils weitere 25 Kilogramm auf die Waage. Die externen Frequenzweichen haben es mit 73 Kilo ebenfalls in sich. Kein Zweifel: Hier wurden mit voller Absicht alle Grenzen in Richtung Maximum verschoben.

Sobald die AV 170 dann endlich an ihrem Platz stehen, entfalten sie eine Präsenz, die über die reine Masse hinausgeht. Der Name ist Programm: „170“ steht für 170 Zentimeter Bauhöhe, und selbst in großen Hörräumen wirken die Lautsprecher alles andere als dezent. Doch trotz aller Monumentalität verströmen sie eine erstaunlich elegante Aura. Verantwortlich dafür ist das kompromisslos gefertigte Gehäuse. Die Konstruktion besteht aus CNC-gefrästem Aluminium – nicht etwa aus Profilen oder geschweißten Rahmen, sondern aus exakt zugeschnittenen und gefrästen Platten. Front- und Bodenplatte messen 20 Millimeter, alle übrigen Wände sind immerhin noch 10 Millimeter dick. Das ergibt nicht nur ein nahezu unerschütterliches Fundament, sondern strahlt auch äußerlich eine fast schon skulpturale Ruhe aus. Der gesamte Lautsprecher wirkt wie aus einem Guss – mit perfekten Übergängen, unsichtbaren Fugen und keinerlei sichtbarer Verschraubung.

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Die AV 170 besitzt aus zwei Gründen eine externe Frequenzweiche: Erstens bringt sie klangliche Vorteile, das die Bauteile so nicht durch den Schalldruck im Inneren angeregt werden, zweitens sind vor allem die Spulen der Tiefpassfilter so raumgreifend, dass sie im Hauptgehäuse schlicht zu viel Platz beanspruchen würden.

Die Wahl fiel bewusst auf Aluminium – nicht nur wegen der mechanischen Vorteile, sondern auch wegen der thermischen und klanglichen Eigenschaften. Doch weil blankes Aluminium schnell steril oder technisch wirken kann, entschied man sich bei AdmiraVox für eine Lackierung. In der Standardausführung zeigt sich die AV 170 in glänzendem Eierschalenweiß – eine Farbe, die dem massiven Gehäuse Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Wer es individueller mag: Auf Kundenwunsch kann die Oberfläche in jeder gewünschten Farbe lackiert werden – mit derselben Qualität, die auch die Serienausführung auszeichnet. Auch hierin zeigt sich die Philosophie von AdmiraVox: Alles ist machbar, wenn es dem Ziel dient, dem Kunden genau das zu liefern, was er sich vorstellt.

Im Inneren setzt sich der kompromisslose Ansatz fort. Wer denkt, das massive Aluminium reiche aus, um Gehäuseresonanzen vollständig zu unterbinden, irrt sich. Denn zusätzlich zur äußeren Panzerung wurden die Gehäuse mit gezielt gesetzten Holzstreben versteift. Die Kombination aus Metall und Holz mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, ergibt aber akustisch wie kon­struk­tiv absolut Sinn. Während das Alumini­um maximale Steifigkeit und Präzision liefert, bringt das Holz eine innere Dämpfung ein. Das Ergebnis ist ein Gehäuse, das selbst bei hohen Pegeln kein Eigenleben entwickelt, keine Nebengeräusche, kein Mitschwingen, keine klangverfälschenden Vibrationen.

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ein Blick auf die Fußkonstruktion, die vor der Aufstellung – oder besser: Installation – montiert wird. Neben der hier gezeigten Ausführung arbeitet der Hersteller an einer Variante in amerikanischem Walnussholz. Das dauere aber noch „mindestens bis Jahresende“, verriet uns der Konstrukteur.

Auch die Sockelkonstruktion verdient Beachtung. Die Lautsprecher stehen auf je einer massiven Aluplatte, die fest mit dem Gehäuse verschraubt ist und so eine durchgehend stabile Verbindung bildet. Getragen wird das Fundament von vier großen zylinderförmigen Füßen, die das hohe Gewicht sinnvoll verteilen. Für ein wohnraumfreundliches Erscheinungsbild ist die Basis in einen präzise gearbeiteten Rahmen aus massiven Holzplatten eingefasst. Alpár Csendes betonte im Gespräch, wie wichtig ihm diese Verbindung aus Ingenieurskunst und traditionellem Handwerk sei. Die AV 170 seien für ihn nicht einfach Lautsprecher – er sieht sie als Ausdruck eines Anspruchs, der keine Abkürzungen kennt.

Diese Maxime zeigt sich auch in der Treiberbestückung. Als Schallwandler kommen vier Chassis von Accuton zum Einsatz, die in einer D’Appolito-Anordnung um einen Air-Motion-Transformer von Mundorf gruppiert sind. Die oberste und unterste Einheit ist für den Tiefton zuständig, die beiden innenliegenden Chassis decken den Tiefmitteltonbereich ab. Bei rund zwei Kilohertz übernimmt der AMT – luftig, schnell und mit enormer Auflösung. Die Frequenzweiche ist nicht etwa im Gehäuse untergebracht, sondern befindet sich (wie eingangs bereits bemerkt) in einem separaten Holzgehäuse. Auch hier vereint sich die Creme der Elektrotechnik: Mundorf-Bauteile, hochwertige Innenverkabelung, massive Anschlussklemmen. Die Weiche ist so aufgebaut, dass sie auch bei sehr hohen Strömen stabil arbeitet und keinerlei Klangverfärbungen einbringt – das alles in einem Gehäuse, das größer ist als die meisten Monoendstufen und ebenso viel wiegt. Resonanzen haben hier keine Chance, eine Wechselwirkung zwischen elektrischen Bauteilen und Treibern ist nahezu ausgeschlossen.

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Wie Oscar Wilde ist auch Alpár Csendes ein Mann mit einfachem Geschmack: Er gibt sich stets mit dem Besten zufrieden. Die Tiefmitteltöner stammen allesamt von Accuton (oben), der AMT-Tweeter sowie alle Frequenzweichenbauteile wie die Flachbandspulen und Folienkondensatoren (unten) aus den Topserien von Mundorf.

Admiravox AV 170 Standlautsprecher

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Auf die Frage, wie es überhaupt zu diesem Projekt kam, antwortete Alpár Csendes, dass er über die Jahre viele Lautsprecher auspro­biert habe, die ihn aber nie hundertprozentig überzeugten. Da er ohnehin jemand sei, der alles lieber selbst mache, habe er sich eben seinen eigenen Lautsprecher gebaut. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu, dass er mit seinem Hang zu Präzision und Detailverliebtheit wohl auch Deutscher hätte sein können.

Nach dem kraftzehrenden Aufbau zeigte sich eine weitere Stärke der AV 170: Die Kolosse sind trotz ihrer Größe und Komplexität erstaunlich unkompliziert im Raum unterzubringen. Der optimale Stellplatz im FIDELITY-Hörraum war jedenfalls schnell gefunden, und nach etwas Feintuning und Einwinkelung spielten die Boxen auf den Punkt. Dabei half freilich auch das tendenziell stets etwas unkompliziertere geschlossene Gehäusekonzept: Der Bass kam vom ersten Moment an trocken, griffig und kontrolliert.

Admiravox AV 170 Standlautsprecher
Unser Erstkontakt mit AdmiraVox fand auf der FINEST AUDIO SHOW letztes Jahr in Wien statt. Die mannshohen Kolosse waren eines der großen Themen unter den Besuchern und begeisterten bereits dort nicht nur mit ihrer schieren Präsenz.

Und damit kommen wir zum spannendsten Teil: Die AV 170 spielten vom ersten Moment an so locker und leichtfüßig, dass man kaum glauben mag, welche physische Wucht hinter diesen Lautsprechern steckt. Sie schütteln musikalische Details, Dynamik und Raumabbildung derart erhaben und mühelos aus dem Ärmel, dass es beinahe spielerisch wirkt – als sei keine musikalische Herausforderung groß genug, um sie auch nur ansatzweise in Verlegenheit zu bringen. Nichts klingt angestrengt oder bemüht, jeder Ton tritt mit souveräner Selbstverständlichkeit in den Raum, getragen von einer inneren Ruhe, die auf enorme Kraftreserven schließen lässt. Besonders eindrucksvoll war von Beginn an die räumliche Darstellung: Die Bühne baute sich in unserem Hörraum tief, breit und präzise durchgezeichnet auf. Jeder Musiker hatte seinen exakt umrissenen Platz, nichts driftete ab oder verschwamm, und auch die Größenverhältnisse der abgebildeten Instrumente wirkten jederzeit stimmig und glaubwürdig. Das ist nicht nur präzise – das wirkt fast schon organisch.

Beim Hören von „Sky Blue“ von Peter Gabriel zeigte sich, wie feinfühlig die AV 170 mit Stimmen umgehen. Gabriels markante Stimme stand messerscharf umrissen und plastisch im Raum, gleichzeitig betteten sich die tiefen Percussion-Elemente wie von selbst in den unteren Frequenzbereich ein. Die Lautsprecher schafften es, die rhythmische Struktur des Stücks mit federnder Präzision und gleichzeitiger Wärme wiederzugeben – nichts drückte, nichts schob, es floss einfach. Beim Canon und Gigue P. 37 von Johann Pachelbel entfalteten die AV 170 ihr ganzes Können in puncto Transparenz und Tonalität. Der berühmte Kanon wirkte in seiner repetitiven Struktur nie monoton, sondern gewann durch die differenzierte Darstellung der einzelnen Streichergruppen eine fast hypnotische Aura. Die Geigen klangen geschmeidig, mit seidigem Schmelz, der nie in Schärfe kippte, während das Cello mit klarem Holzton grundierte. Die Fähigkeit der Lautsprecher, den Raum als akustisches Volumen zu öffnen, war hier besonders eindrucksvoll.

Bildergalerie
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„Take a Pebble“ von Emerson Lake & Palmer demonstrierte derweil die dynamische Spannweite der AV 170. Der Wechsel zwischen ruhigen, fast intimen Passagen und den orchestralen Ausbrüchen wurde mit dramatischer Selbstverständlichkeit gemeistert. Der Flügel im Intro hatte echten Körper, Saiten und Anschlag waren glasklar nachvollziehbar. Als später die Schlagzeugläufe einsetzten, tat sich eine enorme Energie auf – doch nie wurde es laut im unangenehmen Sinne. Es war präsent, raumfüllend, eindrucksvoll – aber immer unter Kontrolle. Bei „Profumo“ von Gianna Nannini zeigte sich die Fähigkeit der Lautsprecher zur Darstellung von Intimität. Ihre rauchige Stimme, von nur wenigen Instrumenten begleitet, stand greifbar im Raum, mit einem Hauch von Nachhall, der die emotionale Tiefe des Liedes noch verstärkte. Gerade bei Stimmen mit Charakter trennt sich oft die Spreu vom Weizen – die AV 170 gaben sich hier keine Blöße. Der feine Strukturerhalt im Stimmbereich und die perfekte Balance zwischen Direktheit und Atmosphäre waren schlicht beeindruckend. Zum Abschluss dann noch der „Sommer“ aus Vivaldis Vier Jahreszeiten. Ein Stück, das Dynamik, Präzision und Tempo verlangt – und die AV 170 lieferten all das in bestechender Form. Das Wechselspiel von Flächen und Attacke, von aufbrausenden Läufen und lyrischen Momenten geriet zum Erlebnis. Kein Detail ging unter, nichts wurde überbetont. Gerade die schnellen Wechsel zwischen Lautstärkegraden und Tempi machten deutlich, wie präzise und gleichzeitig unangestrengt diese Lautsprecher agieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die AdmiraVox AV 170 sind in klanglicher Hinsicht genauso kompromisslos wie in ihrer Konstruktion. Sie bieten eine durch und durch souveräne Wiedergabe, die weder Effekthascherei noch Schönfärberei betreibt, sondern schlichtweg alles auf höchstem Niveau reproduziert. Dabei gelingt ihnen das Kunststück, sowohl musikalisch mitreißend als auch analytisch präzise zu sein – ohne sich je für eine der beiden Seiten entscheiden zu müssen. Wer sich einmal auf sie eingelassen hat, wird sie so schnell nicht mehr vergessen. Ein Lautsprecher für die Ewigkeit.

Admiravox AV 170 Standlautsprecher

Info

Lautsprecher AdmiraVox AV 170

Konzept: passiver Standlautsprecher mit geschlossenem Gehäuse und ausgelagerter Frequenzweiche
Bestückung: 4 identische 22-cm-Keramiktreiber von Accuton (je 2 für den Tief- und Tiefmitteltonbereich), 1 Air-Motion-Transformer (AMT) von Mundorf mit Neodym-Magneten für den Hochtonbereich
Belastbarkeit: 50 bis 500 W
Wirkungsgrad: 93 dB
Frequenzbereich: 38 Hz bis 32 kHz
Frequenzweiche: 2,5-Wege
Übergangsfrequenz: bei 2000 Hz
Besonderheiten: Frequenzweiche im eigenen Gehäuse; Verwendung ausschließlich hochwertiger Mundorf-Bauteile: MCoil-CFC10-Luftspulen (Kupferfolie, niederohmig), Kondensatoren MCap SUPREME EVO Oil und MCap SUPREME EVO; keine Eisenkernspulen, ausschließlich Folienwicklungen für bestmögliche Signalreinheit
Maße (B/H/T): 37/170/45 cm (Lautsprecher ohne Fuß und Frequenzweiche)
Gewicht: Lautsprecher um 170 kg, Weiche um 70 kg, Fuß um 24 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre bei Registrierung)
Preis: voraussichtlich um 200 000 €

Kontakt

AdmiraVox

Telefon +36 70 2397689
alpar@admiravox.com

www.admiravox.com

Mitspieler

CD-Player: Ayon CD-3sx, Audio Note CD 3.1x
Netzwerkplayer/Streamer: Lumin P1, T+A PSD 3100 HV
Vorverstärker: Accuphase C-2300, Riviera APL-1
Vollverstärker: Line Magnetic LM-88IA, Aavik I-580
Endverstärker: Burmester 216, Riviera AFS-32
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Marten Parker Quintet, Avantgarde Acoustic Colibri
Rack: Solidsteel, Finite Elemente, Beaudioful
Kabel: AudioQuest, HMS, in-akustik, Vovox

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