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Phono-Vorverstärker mit unterschiedlichen Ablusswiderständen

TechTalk: Abschluss von MC-Tonabnehmern

Umdenken beim Abschluss von MC-Tonabnehmern

Keine Denkverbote beim An- oder besser: Abschluss von MC-Tonabnehmern

Der „korrekte“ Abschlusswiderstand von Moving-Coil-Tonabnehmern ist zu Recht immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Und das Wörtchen „korrekt“ habe ich deshalb in Anführungszeichen gesetzt, weil wir sehen werden, dass man einige lieb gewordene Faustregeln und auch die guten, alten 100 Ohm teilweise über Bord werfen kann.

Die seit langem geltende Standard-Annahme (an der prinzipiell nichts auszusetzen ist) fordert schon seit gefühlt ewigen Zeiten für die Verbindung von Moving-Coil-Tonabnehmern an übliche MC-Verstärkerstufen eine sogenannte Spannungsanpassung (über die Verhältnisse bei MC-Übertragern, die anders sind, sprechen wir hier nicht). Bei der Spannungsanpassung macht man den Lastwiderstand – also bei uns die MC-Abschlussimpedanz, „auf“ die der elektrische Generator des Systems arbeitet – etwa fünf bis zehn Mal so groß wie den Innen- oder Ausgangswiderstand des Generators. Dieser resultiert aus dem Widerstand der Kupferwicklung der Generatorspule und ist ein normalerweise kleiner Widerstandswert. Da bei Tonabnehmern niemals irgendetwas standardisiert wurde, hat man es in der Praxis mit Ausgangswiderständen zwischen drei (“niederohmig“) und ungefähr 50 Ohm (“hochohmig“) zu tun. Es gibt allerdings auch Tonabnehmer, die fast 100 Ohm Innenwiderstand aufweisen! Glasklar, dass der Hersteller eines Tonabnehmers den Innenwiderstand seines Produkts kennen und natürlich auch angeben sollte.

So würde man einen Tonabnehmer mit beispielsweise 40 Ohm Innenwiderstand (etwa ein Denon DL103) also mit 210 bis 470 Ohm abschließen – und damit wohlgemerkt nicht mit den weithin üblichen 100 Ohm. Dieser Abschluss garantiert, dass fast die maximale Generatorspannung am Eingang des Verstärkers anliegt, das Signal also nur wenig gedämpft wird. Man spricht hier von der „Einfügungsdämpfung“, die vom Innenwiderstand des Generators bestimmt wird und ein Maß dafür ist, wie sehr die Generatorspannung in Bezug auf einen unendlich großen Lastwiderstand herabgesetzt wird. In der Praxis es es so, dass die Spannung des Tonabnehmers ab einem endlichen Wert der Lastimpedanz nicht mehr weiter ansteigt. Liegt eine merkliche Einfügungsdämpfung vor, so muss der Verstärker diesen Spannungsverlust natürlich aufholen, was (auch) mit höherem Rauschen verbunden ist. Aber an sich will man ja keine Verstärkung „verschenken“, die man gar nicht bräuchte, zumal, wenn damit auch das Rauschen zunimmt (natürlich ist ein Verstärkungsfaktor konstant, aber bei größerem Nutzsignal wird auch der Fremdspannungsabstand größer).

Rauschen ist durch bessere Bauteile und viel Hirnschmalz heute kein so heißes Thema mehr wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Je höher der Eingangswiderstand, so war die Regel, um so größer die Gefahr, sich Störspannungen und Rauschen einzufangen, die sich zum Eigenrauschen des Verstärkers addieren. Also gab es eine Tendenz zu niedrigen Abschlusswiderständen und gleichzeitig entwickelte sich so etwas wie eine „Norm“ von 100 Ohm für MC-Eingänge. Beides ist aus heutiger Sicht nicht mehr richtig. Angesichts der hohen Innenwiderstände vieler MC-Abtaster waren 100 Ohm als „Standard“ eigentlich schon immer Unfug. Je nach Impedanzverhältnissen bewirken kleine Lastwiderstände allerdings auch eine höhere Selbstinduktion am Generator, weil ein Teil der Spannung über den Widerstand kurzgeschlossen wird. Da wir es prinzipiell mit einem „Federsystem“ zu tun haben, müsste so auch die (elektrische) Dämpfung zunehmen, was de facto klangliche Auswirkungen haben muss. Da wir im Optimalfall wenig bis keine Einfügungsdämpfung wollen, sollte man die fünf- bis zehnfache Generatorimpedanz als vernünftige Untergrenze betrachten (an der es auch noch elektrische Bedämpfung gibt) und sich von da aus mit Hörtests nach „oben“ vorarbeiten – also etwa ein Denon DL103 auch mal mit 1000 oder gar 2000 Ohm abschließen, um maximalen Pegel und maximale Dynamik zu erzielen. Ein Tonabnehmer mit drei Ohm Innenwiderstand sollte dementsprechend mit 25 Ohm ausprobiert, aber auch versuchshalber auf einen 50- oder 100-Ohm-Abschluss gesteigert werden. Erfahrungsgemäß klingen viele Tonabnehmer an deutlich erhöhten Abschlussimpedanzen merklich lebendiger. Voraussetzung sind freilich richtig geerdete und sauber abgeschirmte Phonoaufbauten mit rauscharmen Phonovorstufen.

 

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