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Analogforum Krefeld 2016

Analogforum Krefeld 2016

Analogforum 2016 im Mercure Tagungs- und Landhotel Krefeld-Traar

Die Analogue Audio Association (AAA) feierte auf dem Analogforum 2016 gleichzeitig ein 25. und ein 30. Jubiläum

Bilder: Frank Neu, Hans von Draminski

Mal angenommen, Sie werden mit verbundenen Augen entführt und auf eine der zahlreichen Messen ausgesetzt, bei denen HiFi-Equipment und gute Musikwiedergabe die Hauptrollen spielen. Woran erkennen Sie, dass Sie auf dem Analogforum gelandet sind?

1.) an vielen unauffällig gekleideten Männern mittleren Alters, die sich auffällig stark für klassische HiFi-Technik interessieren,
2.) an vielen Ausstellern mittleren Alters, die mitunter extrem bizarre und interessante Produkte feilbieten und sich mit den interessierten Männern auseinandersetzen (müssen), sowie
3.) an vielen bunten Lakritzschnecken, die zum Dauernaschen verführen und an allen Ecken und Enden, in jedem Raum, an jedem Mauervorsprung bereit stehen.

Ok, auf dem Analogforum geht es natürlich in erster Linie um Musikmaschinen, die dank einer gleichmäßigen Drehbewegung analog gespeicherte Signale hörbar machen können. Und weil so ein Prinzip relativ schnell durchschaubar ist, hat auch so gut wie jeder Besucher eine ausgeprägte Meinung dazu, die er auf dem alljährlich stattfindenden Vereinstreffen in Krefeld mit Gleichgesinnten austauschen und/oder korrigieren kann. Was er auch leidenschaftlich tut. Leider oft genug genau dann, wenn der bedauernswerte Aussteller gerade möglichst guten analogen Klang zu erzeugen versucht. Ein Interessenskonflikt? Eigentlich schon. Doch der allergrößte Anteil der Besucher – so zumindest unser Eindruck – will sowieso keine Neuanschaffungen tätigen. Dennoch sei die Frage erlaubt, warum man sich nicht einfach draußen auf den Fluren unterhält …

Die Doppelfeier

Absolut niemand besucht übrigens das alljährlich stattfindende Analogforum in Krefeld, um modische Stylingtrends herauszufinden. Wer sich für dicke Plattenspieler, feine Tonbandmaschinen und hoch geheime Vinylreinigungsmittelzusätze interessiert, dem sind doch – zum Beispiel – große Hüte in Knallorange völlig egal.
Trotzdem trug Rainer Bergmann eine solche Kopfbedeckung, mit passendem Polohemd in Knallorange. Und zwar sichtlich gerne, zur Doppelfeier des Tages: Seine Analog Audio Association (AAA) feierte in diesem Jahr das 25-jährige Jubiläum des Vereins, das dazugehörige Analogforum fand sogar schon zum 30. Mal statt. Unter dem Motto „So geht Analog!“ präsentierten sich im Krefelder Mercure Hotel insgesamt 80 Aussteller mit jeder Menge besagter Maschinen und noch viel mehr Schallplatten. Sogar Krefelds Oberbürgermeister war in diesem Jahr zu Besuch. Er soll den „Chef der Veranstaltung“ übrigens problemlos an einem auffälligen Strohhut in Leuchtorange erkannt haben.

Das Klangniveau auf dem Analogforum war – wie auf allen Messen der audiophilen Szene – nicht immer top, aber doch fast immer bemerkenswert hoch. Den Ausstellern ist ihre Leidenschaft für die Sache zumeist eindeutig anzumerken.

Leistungsschau vs. Selbsthilfegruppe

Neben einigen Workshops und einem feierlichen Tortenanschnitt (den wir unerklärlicherweise verpassten) zogen vor allem die typischen Vorführungen die Besucher an. Selbstredend gab es auch auf dem Analogforum 2016 auffällig viele Röhren-Elektronik zu sehen und zu hören – das passt einfach perfekt zum Thema. Das Ende der zweitägigen Leistungsschau am Sonntag wurde dann fast schon traditionell von Andrejs Staltmanis (Reed Audio) und Bernd Hömke (Wand, Croft, Harbeth) eingeläutet. Durch die Flure des Mercure Hotels zogen dann Progrock-Titel in sportlicher Lautstärke, während die meisten Aussteller bereits mit dem Abräumen und Einpacken begonnen hatten. Zudem beobachteten wir einen Mann, der mit zwei massiven Trafos unterm Arm nach draußen eilte. Es wird wohl weniger die Musik gewesen sein, die ihn auf den Parkplatz trieb, vielmehr die erfolgreiche Suche nach speziellen Bauteilen. Wir konstatieren daher gleich noch einmal: Auf dem Analogforum steht der Meinungs-, Erfahrungs- und Bauteile-Austausch viel stärker im Vordergrund als eine Kaufabsicht für Neuware. Oder gar der neueste Stylingtrend.

Digital igitt?

Was ist im Gedächtnis geblieben, nachdem wir uns schließlich selbst vom Analogforum wieder losreißen konnten und die Heimreise angetreten hatten? Besonders gut klingende Vorführungen, etwa von Fastaudio, Euphonic Architect oder AVID, aber auch von ToneTool (mit Synästec-Elektronik und Lautsprechern von Live Act Audio), Horn-Kultur oder WOD. Hochinteressant fanden wir aber auch die (stille) Präsentation von Norbert Gütte, der seine faszinierenden LignoLab-Produkte kompetent erläuterte. Fast schon ein Abo auf ein Klang-Highlight hatten auch 2016 wieder Audio Note und so mancher Aussteller, der mit Tonbandmaschinen vorführte. Dr. Burkhardt Schwäbe etwa spielte bei EternalArts beispielsweise auch Tracks, die mitunter von digitalen Vorlagen überspielt waren und trotzdem diesen faszinierenden Touch von klassischem Mastertape vermitteln konnten, den wohl nur ein analoges Tonband wirklich „draufhat“. Bei Duevel waren wir einer kleinen Diskrepanz zwischen Musikmaterial und Verpackung auf die (Halb-)Spur gekommen – was dem tadellosen Klang aber keinerlei Abbruch tat. Übrigens entdeckten wir zwischendurch bei „DJ Alexander V.“ auch ein kleines Digitalgespann, das sich unauffällig im Schatten eines mächtigen Meishu-Röhrenverstärkers gegen Vorurteile zur Wehr setzte. Ja, hier wurden heimlich auch CDs gespielt! Und es klang trotzdem exzellent, nämlich völlig „undigital“ und ganz und gar nach Musik. So soll’s sein.

 

 

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