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Aqua Acoustic Quality LinQ copyright Erda Estremera
Aqua Acoustic Quality LinQ copyright Erda Estremera

Aqua Acoustic Quality LinQ Network Interface

Der Missing LinQ

Aqua Acoustic Quality LinQ – Der Missing LinQ

Manchmal merkt man erst, dass etwas fehlte, wenn man’s gefunden hat, so wie bei Aqua Acoustic.

Aqua Acoustic Quality LinQ

In aller Kürze

Ein kompromisslos modular aufgebauter Streamer, bestens für die digitale Zukunft gerüstet. Wer wissen will, was der eigene DAC kann, kommt um den Aqua LinQ nicht herum. Preis: ab 6980 €.

Aqua Acoustic Quality LinQ Navigator


Die Mailänder Elektronik-Manufaktur Acoustic Quality, kurz Aqua, hat in verblüffend kurzer Zeit den Aufstieg vom ambitionierten Newcomer in der Nischendisziplin D/A-Wandlung zu einem weltweit beachteten Schwergewicht hingelegt. Wie sie das geschafft haben? Ich würde sagen: mit Sturheit. Als zunehmend hochkomplexe, rechenstarke Alleskönner-Bausteine den klassischen Wandler-Chips das Wasser abgruben, stürzten sich die Italiener auf die einfachste Technologie der D/A-Wandlung: das R2R-Widerstandsnetzwerk ohne Oversampling. Der Erfolg gab ihnen mehr als nur recht, die Ladder-DAC-Welle, die sie mindestens mit losgetreten haben, zeigt keine Anzeichen von Schwäche.

Auch anderweitig schwimmen die Aqua-Mannen gegen den Strom. Während sich die neue digitale High-End-Welt zähneknirschend mit dem Umstand zu arrangieren scheint, dass der rasante technische Fortschritt eben Opfer fordert und man ja nicht ernsthaft erwarten könne, dass ein digitaler Portiplayer oder Multimediaserver nach sage und schreibe sieben Jahren noch vom Hersteller unterstützt wird, konzipieren sie in Mailand von Anfang an alle Geräte modular. Die Weiterentwicklung zum Nachrüsten wird dabei nicht bloß versprochen, sondern tatsächlich praktiziert. Ich muss es wissen, stammt mein eigener DAC mit dem singenden Namen „La Voce“ und seinem bereits das dritte Update des Wandlerboards anzeigenden Kürzel „S3“ doch ebenfalls aus dem Hause Aqua.

Aqua Acoustic Quality LinQ
Baukastenprinzip: Aqua bringt alle wichtigen Funktionen des LinQ auf Steckkarten unter: UPnP-Streaming, Roon-Zugriff und so weiter. Das hält Upgrades und späteren Funktionserweiterungen der Netzwerk-Bridge die Tür offen.

Ein Äquivalent zum Ladder-DAC ohne Oversampling gibt es in der Welt der Streamer nicht. Aber die Sache mit der Modulbauweise, die haben die Entwickler des Aqua-Streamers namens „LinQ“ so konsequent umgesetzt wie bei keinem mir bekannten Gerät dieser Gattung.

Aber ist das überhaupt ein Streamer? Die offizielle Bezeichnung des LinQ lautet „Network Interface“. Den Begriff „Streamer“ wird man in der offiziellen Produktbeschreibung nirgends finden. Aqua-Chef Cristian Anelli erklärt: „Wir verwenden den Begriff ,Network Interface‘, weil der LinQ mit seiner auf Langlebigkeit ausgelegten Architektur vollständig modular aufgebaut und damit zukunftssicher ist, und somit nicht bloß ein Streamer.“ Fakt ist: Der LinQ hat als einziger mir bekannter, jawohl, Streamer das Zeug, alle nur denkbaren soft- wie hardwaretechnischen Fortschritte mitzumachen.

Aqua Acoustic Quality LinQ

Die Basis der LinQ-Hardware bildet ein Linearnetzteil mit zwei Trafos. Einer ist für alle Netzwerkangelegenheiten reserviert, der andere bedient die interne Signalverarbeitung. Eine große Hauptplatine bietet sechs Steckplätze mit jeweils separaten Stromversorgungen. Ein Steckplatz ist von der Netzwerkschnittstelle belegt, vier stehen für Steckkarten mit unterschiedlichen Streaming-Funktionalitäten zur Verfügung.

Die Netzwerkschnittstelle hat Aqua selbst entwickelt. Man greift also auf keine vorgefertigte Lösung zurück, wie es landläufig gerne praktiziert wird. Cristian Anelli nennt das Interface einen Switch, lässt sich ansonsten in technischen Dingen aber nicht in die Karten schauen. Dieser eingebaute Switch soll einen substanziellen Anteil an der klanglichen Performance des LinQ haben. Anelli hebt als einziges technisches Merkmal die galvanische Trennung zur Netzwerk-Außenwelt hervor.

Aqua Acoustic Quality LinQ
Zwei der insgesamt sechs Modul-Steckplätze sind noch frei. Passendes Füllmaterial ist bereits auf dem Weg: Der Hersteller kündigte eine optionale Squeezebox-Erweiterung an.

Zum Zeitpunkt unseres Tests stehen drei Player-Steckkarten zur Verfügung, eine vierte ist in Entwicklung. Nach guter Aqua-Art sind auch hier die Datenleitungen galvanisch entkoppelt. Die Software-Basis ist ein von allen unnötigen Funktionen befreites UNIX/Linux, das auf einem leistungsstarken ARM-Prozessor läuft. Das Ausspielen zum D/A-Wandler geschieht über S/PDIF (je eine BNC- und Cinch-Buchse), symmetrisch über AES/EBU (als einzelner Ausgang und als Dual-AES-Buchsenpaar für bessere Jitter-Werte) oder im potenziell fast jitterfreien I2S-Format, das Aqua „AQlink“ nennt. Alle Aqua-DACs haben eine hierzu passende AQlink-Buchse installiert. USB fehlt. Anelli hält die beliebte Computerschnittstelle für klanglich den anderen Formaten unterlegen. Ein Standpunkt, den ich so auch schon von anderen Digitalaudio-Profis gehört habe.

Aqua Acoustic Quality LinQ
Die schnörkellose Rückansicht. Da es sich beim LinQ um eine Bridge handelt, gibt es nur Digitalausgänge – davon allerdings mehr als genug inklusive I2S (AquaLink).

Aqua bietet (derzeit) keine eigene App zur Bedienung des LinQ an. Das ist schade, aber kein Beinbruch, stehen doch für alle gängigen Protokolle passende Lösungen zur Verfügung. Das Squeezelite-Modul ist noch in Arbeit, es wird die Kommunikation mit den weit verbreiteten Logitech-Mediaservern ermöglichen. Wer den Streamer mit dem UPnP-DLNA-Modul bestellt, hat sicher die größte Auswahl an Bedienoptionen. Aqua empfiehlt die App mconnect Player HD. Roon-Abonnenten kommen auch auf ihre Kosten – und das, obwohl der LinQ nicht das Siegel „Roon ready“ trägt. Die Italiener haben lange mit dem Zertifizierungsprozess von Roon gerungen und sich schließlich für eine trickreiche Lösung entschieden, um auch ohne Roons Segen die konkurrenzlos komfortable Bedienoberfläche nutzen zu können. Sie gehen den Umweg über die überaus mächtige Player-Software HQPlayer, die hier zu einer Roon-Zone konfiguriert wird. Der Nutzer merkt von der überbordenden Vielfalt an Upsampling- und Filteroptionen, die HQPlayer bietet, nichts, sondern bedient Roon ganz, wie er es gewohnt ist – nur dass Roon sich auf die Steuerungsfunktionen beschränkt und das Rendern in HQPlayer stattfindet.

Aqua Acoustic Quality LinQ

Der Aqua LinQ findet bei mir auf der Rack-Ebene direkt unter seinem DAC-Geschwisterchen La Voce S3 Platz. Das Design des Streamers entspricht dem des Wandlers: die gleiche geschwungene Aluminiumfront, die gleichen weichen Entkopplungsfüßchen, das gleiche mit dämpfendem Nextel-Lack beschichtete Blechgehäuse. Ein zweizeiliges Matrixdisplay informiert perfekt ablesbar über das aktive Streamingmodul. Die Auswahl erfolgt per Kippschalter rechts neben dem Display. Bei den Digitalausgängen gibt es keine Wahlmöglichkeit, das Signal liegt immer an allen an.

Aqua verspricht Plug-and-Play ohne mühsame Konfiguration. Genau so zeigt sich der LinQ in der Praxis. Ich will den Streamer in das Roon-System einbinden, in dem mein Innuos Zenith Mk III der Roon Core ist. Dazu schalte ich den LinQ ein, wähle das entsprechende Modul und trage die im Display angezeigte IP-Adresse an der entsprechenden Stelle der Roon-Einstellungen ein. Im Handumdrehen taucht in der Auswahl der Zonen HQPlayer auf. Ein Fingertippen, und es geht los.

Ich hatte klanglich nicht viel erwartet. Einen hörbaren, aber sicher nicht umwerfenden Unterschied zum Direktanschluss des schon sehr hochwertigen Innuos an den DAC, der gewaltige technische Aufwand unter dem Deckel des LinQ muss sich schließlich bemerkbar machen. Dann hat mich das italienische Network Interface buchstäblich weggeblasen.

Bildergalerie
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Aqua Acoustic Quality LinQ copyright Erda Estremera

Der Klang mit dem LinQ als Bindeglied zwischen Medienserver und DAC ist geradezu dramatisch viel offener, klarer, hochauflösender, als wenn ein USB-Kabel den Zenith Mk III direkt mit dem Aqua-DAC verbindet. Um das zu erkennen, braucht es nicht einmal einen Vergleich. Ich war sicher eine Woche nicht zum Musikhören gekommen, drückte nach dem Aufbau des LinQ beim Buena Vista Social Club auf Play und war ob des sonnendurchfluteten Konzertsaals, der sich da vor mir auftat, schlicht baff. Meine hinzugerufene Frau, für die ich Beethoven-Cellosonaten mit Pieter Wispelwey und Dejan Lazic auswählte, vermutete im ersten Moment ein helleres Klangbild, eichte aber in kürzester Zeit ihr feines Gehör neu und war dann ebenso angetan von der Reinheit und Offenheit, mit der der LinQ die Anlage geradezu auf ein neues Qualitätsniveau hievte.

Selten stand ein Testfazit in so kurzer Zeit fest: Der LinQ stellt an seinen Ausgängen eine Signalqualität bereit, die jeden angeschlossenen D/A-Wandler zu Höchstleistungen antreibt. Mein La Voce S3 reißt am LinQ Rekordmarken in Sachen Raumdarstellung (Horowitz in Moscow!), Grob- und Feindynamik (Steve Gadd Band, 70 Strong!), Klangfarben (Yo Yo Ma Plays Morricone!). Unmittelbar verglichen, klingt der direkt angeschlossene Innuos-Server geradezu schlaff und undefiniert.

Aqua Acoustic Quality LinQ copyright Erda Estremera
Aqua Acoustic Quality LinQ copyright Erda Estremera

Eine zweite Erkenntnis, oder vielmehr eine sich aufdrängende Schlussfolgerung: Die Qualität des zuspielenden Servers fällt dank dem LinQ höchstwahrscheinlich kaum noch ins Gewicht. Dazu bräuchte es allerdings einen eigenen ordentlichen Testaufbau, mithin eine eigene Story. Ich werde der Sache auf den Grund gehen.

Bei Aqua machen sie irgendetwas richtig. Schon die DACs der Italiener, die ich kenne, klingen auf schwer zu beschreibende Weise ehrlich, echt. Der LinQ verhilft diesen Wandlern (und selbstverständlich auch jedem anderen DAC) zu veritablen Höhenflügen. Der Streamer, der nichts kann, außer ein digitales Signal vom kabelgebundenen Netzwerk zu DAC-gerechten Schnittstellen zu lenken, ist nicht billig. Doch seine fulminante Wirkung macht ihn zum unverzichtbaren Mittel der Wahl für alle, die das Potenzial ihrer Streaming-Kette vollständig ausloten wollen.

Info

Network Interface Aqua LinQ
Konzept: Streamer mit HQPlayer-DSP und Roon-Endpoint-Funktion, DLNA und UPnP
Eingänge digital: 1 x Ethernet (RJ45)
Ausgänge digital: 1 x AES/EBU (XLR), 1 x Dual AES/EBU (XLR), 1 x S/PDIF (Cinch), 1 x S/PDIF (BNC), 1 x AQlink I2S (RJ45)
Unterstützte Streamingprotokolle (Steckkarte): HQPlayer Core + NAA als Roon Endpoint, HQPlayer NAA als Renderer, UPnP DLNA Renderer
Ausführung: Aluminium/Nextel
Maße (B/H/T): 45/10/37 cm
Gewicht: 6,6 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 6980 €

Kontakt

Audio Offensive
Münchener Straße 5
14612 Falkensee
Telefon +49 3322 2131655

www.audio-offensive.de

www.aquahifi.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.