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Audio Note CD 1.1x

Audio Note CD 1.1x CD-Player

Die Kraft der Ursache

Audio Note CD 1.1x – Die Kraft der Ursache

Der CD-Player wird schon seit geraumer Zeit als Schnee von gestern belächelt. Bei Audio Note sieht man das ganz anders und zeigt mit dem CD 1.1x, wie „analog“ und zeitgemäß diese digitale Technik sein kann.

Audio Note CD 1.1x

In aller Kürze

Wenn alle Variablen stimmen, dann kann die CD das analogste aller digitalen Formate sein. Und beim Audio Note CD1.1x stimmt wirklich alles!

Audio Note CD 1.1x Navigator


Fast scheint es so, dass Audio Note bei der Musikwiedergabe ganz bewusst gegen den Strom schwimmt. Je moderner die meisten Hörer via Streaming und Musik-Downloads agieren, umso mehr brillieren die Briten als einer der wenigen Verfechter (beinahe) vergangener Technologien. Musikgenuss bedeutet heute für die meisten Verbraucher, das Web, Heimnetzwerk oder die Cloud anzuzapfen. Das funktioniert so weit hervorragend, doch muss der Hörer nehmen, was er bekommt. Einfluss auf Quelle und Herkunft der Daten hat er bestenfalls bei der Wahl des Streamingdienstes. Selbstredend nervt auch mich der kaum vorhandene Einfluss auf die Online-Musikkanäle. Aber nicht nur das: Als Bewohner der Eifel ist es mit der Internetverbindung in den letzten Monaten (Stichwort: Flut) so eine Sache. Schon seit Tagen setzt das weltweite Netzwerk immer wieder vollständig aus. Schon allein deshalb ist es herrlich, wenn man noch auf einen CD-Player zurückgreifen kann. Der funktioniert immer. Und unter diesen Vorzeichen hat man beim Befüllen der kleinen Schublade wieder fast die gleichen Glücksgefühle wie damals beim Auflegen der Lieblingsscheibe. Schon allein deshalb fühlt sich eine CD wieder richtig „analog“ an.

Audio Note CD 1.1x
Kein Blender! Schlicht und elegant präsentiert sich der Audio Note CD 1.1x.

Selbsterklärende Schlichtheit

Der CD 1.1x ist ein Player ohne Ecken und Kanten. Schlicht und fast schon schnörkellos erkennt auch der unkundige Musikhörer, wozu er geschaffen wurde. Er kommt im HiFi-Gardemaß daher, besitzt vorn eine CD-Schublade, die die Silberlinge sauber ins von Audio Note getunte Philips-Laufwerk zieht, sowie die nötigsten Funktionstasten. Hinten gibt’s Ausgänge für Analog-Cinch und Koax-Digital sowie eine Netzbuchse nebst „hartem“ Netzschalter. Die Fernbedienung ist schlicht und besteht aus Kunststoff. Ende! Neben der hochglänzend schwarzen Front des Testprobanden wird der Player auch im Silberkleid angeboten. Für die schwarze Ausführung sollte man ein weiches Baumwolltuch bereithalten, denn Hausstaub scheint sich auf dunkel glänzenden HiFi-Geräten vermehren zu wollen. Der Player wirkt insgesamt elegant und wertig. Anders würde man das von den Briten auch nicht erwarten.

Audio Note CD 1.1x
Die Konnektivität beschränkt sich auf das Nötigste, was aber kein Nachteil ist.

Vintage-Technik bei Audio Note

Man packt ihn aus, stellt ihn ins Rack, schließt zwei Cinchkabel an (hier ebenfalls von Audio Note) und legt los. Ganz ohne Nutzeraccount, Installation oder Passwort. Übers Tonformat braucht man auch nicht nachzudenken. Der Player kann genau eins: S/PDIF mit 16 Bit und 44,1 Kilohertz.

Audio Note CD 1.1x
Zinnfolien-Kondensator im Ausgang – selbstverständlich aus eigener Fertigung.

Der eigentliche Clou steckt wie so oft bei Audio Note im Innenleben der schlichten Schönheit. Der Netztrafo ist in klassischer Blechkern-Wickeltechnik ausgeführt, es gibt also keinen üppigen Ringkern und schon gar kein Schaltnetzteil. Und natürlich stammt er aus hauseigener Fertigung. Zwischen den beiden riesigen Zinnfolien-Koppelkondensatoren im Ausgang (ebenfalls nach AN-Rezeptur hergestellt) liegt eine Miniatur-Doppeltriode des Typs 6111WA für die passenden Klangfarben, welche die Entwickler typisch in ausgedehnten Hörsessions ermittelt haben. Rechnen und simulieren können die Herrschaften zwar auch, doch was letztlich zählt, ist das Ohr des Zuhörers. Während der Abstimmung fiel dem Team um Peter Qvortrup auf, dass der verwendete Philips-Wandler TDA1543 ohne Filter und Oversampling am besten musiziert. Das ausgelesene Musiksignal gelangt also ohne Bandbreitenbegrenzung oder künstliche Glättung in den Verstärker.

Audio Note CD 1.1x
Die handverlesene Miniatur-Doppeltriode 6111WA in der Ausgangsstufe trägt maßgeblich zum magischen Klang bei.

Ursache und Wirkung

Der Hörtest war ein klein wenig wie der sprichwörtliche Kampf der Giganten, denn immerhin musste der CD 1.1x gegen meinen geschätzten Sony SCD-1 antreten. Und der hat bisher nur wenige Lehrmeister kennengelernt. Seine Stärke beruht auf enormer Exaktheit und Laufruhe. Klanglich trumpft er durch perfekte Linearität und Abbildungsschärfe. Nur Linns Sondek CD12 konnte da bisher noch eine ordentliche Schippe drauflegen. Beide Vorzeige-Klassiker stehen bei Kritikern aber auch in dem Ruf, ihr stets prominentes Ebenmaß in Langeweile münden zu lassen. Mitreißender zeigte sich da mein ehemaliger Referenzplayer Helios 2, der vor allem durch sein „Timing“ den Hörbeispielen mehr Groove und Spritzigkeit verabreichte. Und genau hier knüpft der Audio-Note-Player an.

Audio Note CD 1.1x
Das Herzstück des Audio Note CD 1.1x ,der filterlose NOS-DAC (new old stock) TDA1543 von Philips aus den frühen Tagen der CD-Technologie.

Wie der Helios macht er die Musik scheinbar schneller oder grooviger. Sein Grundton ist gegenüber dem Sony knackiger und mehr auf die Transienten konzentriert. Im Bassbereich tönt er etwas schlanker, dafür mit mehr Brustton, der so extrem auftischt, dass die gleiche CD über den Sony fast weichgespült und etwas müde daherkommt. In puncto Hochtonauflösung schien der Sony zunächst überlegen. Da verlegte der Audio Note den Diskant eher in den Bereich der hohen Mittellage, weshalb ich mit diesem Player zunächst nicht „laut“ hören wollte. Von einem Fan dieses Laufwerks erhielt ich jedoch den Tipp, dem CD 1.1x die Chance zu geben, sich „ruhig mal ein paar hundert Stunden“ warmlaufen zulassen, bevor ich mir ein endgültiges Urteil bilde. Gesagt, getan! Nach einer guten Woche Dauerbetrieb im Repeat-Modus schien der Player wie verwandelt. Zwischen den knackigen Transienten hatte sich Schmelz gebildet, Übergänge in der Dynamik waren gebundener und leichtfüßiger. Auch der Hochton kam nun trotz seiner grundsätzlich eher sonoren Note offener und feiner daher. Das Schöne daran ist, dass der Player das ganz von selbst tut. Man muss eben nur etwas Geduld aufbringen.

Audio Note CD 1.1x
Zur besseren Kontaktgabe gibt es silberne Cinch-Buchsen.

Beim neuen Vergleich mit dem SCD-1 schien dieser nun sogar etwas manieriert und künstlich versüßt. Die altbekannten Musikbeispiele von meinen Lieblings-CDs klangen auf dem CD 1.1x richtiger und vor allem lebendiger. Das Geheimnis lag dabei vor allem darin, dass der Audio Note Ursache und Wirkung in der Musik in die richtigen Verhältnisse bringt. Man könnte dies auch auf das Verhältnis zwischen Dynamik und Timing zu den Klangfarben und der räumlichen Abbildung übertragen. Der Sony breitet manche Klänge fast übertrieben aus: Da kratzt kein Geigenbogen, da knackt kein Plektrum auf der Gitarrensaite und platscht kein Trommelstock auf das Schlagzeugfell. Soll heißen, er klingt in der Wirkung schon überragend schön, aber vernachlässigt die Ursachen. Dagegen zerlegt der Audio Note die Musik gnadenlos ehrlich und eben manchmal auch ruppig von den Ursachen her. Diana Kralls Stimme klingt dann auch schon mal „schön“ kratzig, in John Lennons Rachen brodelt der Speichel und die Membranen in AC/DCs Gitarrenboxen rasseln. Und das ergibt eben jene Lebendigkeit, mit der dieser Player zu jeder Sekunde überzeugt. Und ja, jetzt finde ich den SCD-1 auch ein bisschen langweilig und smooth. Ich vermisse den Groove und die Dynamik des Audio-Note-Probanden und hatte echte Probleme, ihn nach drei Wochen Dauerbetrieb in die Redaktion zurückzuschicken. Das Internet funktioniert immer noch nicht, und so bleibt es derweil still im Arbeitszimmer … Nach diesem Hörerlebnis fällt es verflixt schwer, diesen vermeintlich kleinen Schritt zurückzugehen.

Bildergalerie
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Fakten auf den Tisch

Natürlich ist der Audio Note CD1.1x zunächst nur eine Maschine, ein Quellengerät wie zahlreiche Mitbewerber auch. Doch gerade die wiederum überzeugende Findigkeit von Peter Qvortrup und seinem Team, ihr feines Ohr sowie ihr technischer Mut lassen hier ein absolutes Musik-Highlight Wirklichkeit werden. Und das Wunderbare daran ist, dass dieser Player die Musikereignisse wieder so zusammenfügen kann, wie sie offenbar ursprünglich entstanden sein müssen. Groove, Dynamik, Klangfarben und Timing sind so unmittelbar mitreißend und vereinnahmend, dass auch aus einem digitalen Medium ein gutes Stück Wahrheit erkennbar wird. Hoffentlich bleiben uns Geräte wie diese noch lange erhalten.

Audio Note CD 1.1x

Info

CD-Player Audio Note CD1.1x
Konzept: CD-Spieler mit Röhren-Ausgangsstufe
Unterstützte Medien: Audio-CD, CD-R nach Redbook-Standard
Ausgang analog: unsymmetrisch (Cinch)
Ausgang digital: S/PDIF koaxial (Cinch)
Besonderheiten: keine Fehlerkorrektur, kein Oversampling, kein Digitalfilter
Röhrenbestückung: 1 x 6111WA
Ausführungen: Hochglanzschwarz (Acryl) mit goldenen Knöpfen oder Aluminium mit silbernen Tastern
Maße (B/H/T): 45/10/28 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 3160 €

Kontakt

Audio Note Deutschland
Soltauer Straße 44
29646 Bispingen
Telefon +49 5194 5050599

www.audionote-deutschland.de

www.audionote.co.uk

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