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Audio Note (UK) CD2.1x/II CD-Player

Audio Note CD 2.1x/II

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Audio Note CD 2.1x/II

In Büchern stehen oft interessante Dinge. Kochrezepte etwa. Oder interessante Dinge über interessante Leute mit interessanten Leben. Und dann war da doch noch eine Sammlung kleiner Heftchen in den Farben des Regenbogens. Das Rote scheint das Interessanteste zu sein. Darin geht’s um die gute alte Compact Disc.

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In aller Kürze:
Warum CD-Audio noch nicht tot ist? Fragen Sie den Audio Note CD 2.1x/II: Der Purist haucht Silberscheiben derart Leben ein, dass man nie auf die Idee käme, die Sammlung einzumotten.

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Es mag vier Jahre her sein, dass bei mir der Knoten geplatzt ist. Die Festplatte mit knapp drei Terabyte quoll über vor Musik. Viel Musik für viele Leben. Quer durch alle Farben des Regenbogens. Aber wer soll das alles hören? Und wann? Und in welchem Format? Bei welcher Auflösung? Was ist die beste Abhöre dafür? Frustriert habe ich eingesehen, dass Digital nicht zwangsläufig besser ist, auch wenn Tocotronic uns das früher einreden wollten. Also weg mit dem ganzen Kram. Aus Platzgründen wurde die CD-Sammlung nebst Sammlung passender Vintage-Abspielgeräte im Freundeskreis verteilt. Lediglich eine kleine Kiste voll besonderer Silberscheiben staubte trocken und gut verpackt im Heizungskeller vor sich hin. Bis heute, denn nun staubt die Kiste den Boden vor der Anlage zu, während ich in meinen Schätzen wühle. Anlass der Grabungsarbeiten ist die lang erwartete Ankunft eines Pakets aus Partridge Green. Dort sitzt mit Audio Note UK der einzige Anbieter unseres Kontinents, dessen Portfolio vom Tonabnehmer über alles dazwischen bis zum Lautsprecher alles aus einer Hand bietet. Der Kettengedanke ist Teil des Glaubensprinzips der britischen Manufaktur. Hier erfährt Linderung, wer mit Monumentalverstärkern an telefonzellengroßen Schallquellen oder unhandlichen Hörnern an Glühbirnen mit Minileistung nie ganz happy wurde. Dabei liefern die Briten kein HiFi zum Angeben. Klare Kanten, wenige Knöpfe, puristische Ausstattung – das prägt die meisten Komponenten. Britisches Understatement bei teils königlichen Preisschildern. Für Normalbürger scheint der Einstieg – bei um die Zwölftausend geht’s mit der Zero los – gerade noch erreichbar. Doch jeder weitere Schritt tut richtig auf dem Konto weh.

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Dennoch enden erstaunlich viele Musikliebhaber nach jahre-, oft jahrzehntelanger Suche schlussendlich bei Audio Note. Man könnte mit einem CD-Player in gerade noch finanzierbarer Preisklasse beginnen und sich den Rest über die Jahre zusammensparen. Bei dem ­CD 2.1x/II handelt es sich nicht um einen weiteren Musk-Sprössling, sondern um den mittleren von sechs CD-Spielern. Knapp fünf Kilo schwer, gut fünf Kilo teuer und als Prestigeobjekt völlig ungeeignet. Schwarzes Blechgehäuse, schwarze Acrylfront, eine Handvoll Knöpfe zur rudimentären Bedienung sowie eine klassische Schublade für die CD. Auch von hinten keinerlei Exotik. Zwei Cinchbuchsen für das analoge Signal, eine fürs digitale. That’s it. Auch von hinten keinerlei Exotik. Zwei Cinchbuchsen für das analoge Signal, eine fürs digitale. That’s it again. Strom nimmt der Audio Note über eine dreipolige Buchse entgegen, die an der Gehäuserückseite liegt. Das ist nicht die allerpraktischste Positionierung, doch zählt derlei „Form follows Funktion“ bei Audio Note dazu – und wirklich gestört hat es im Testzeitraum nicht.

Generell gilt, dass bei einem Gerät aus Partridge Green davon ausgegangen werden darf, dass jedes Bauteil, mag es auch noch so klein und unscheinbar sein, aufs Genaueste überprüft, hinsichtlich seiner Funktion kontrolliert und gegen Alternativen verglichen wurde. Ein Audio Note stellt in seinem Auslieferungszustand immer den jeweiligen Stand der Erkenntnis dar. Doch beharren weder Peter Qvortrup noch Darko Greguras, der als Chefentwickler hinter den jüngeren Schaltungen steckt, auf ihrer aktuell gültigen Meinung. Sollten sinnvolle Modifikationen zu noch ansprechenderen Ergebnissen führen, fließen diese selbstredend in die laufende Produktion ein. Bei Audio Note gilt die Meinung, dass als einzig brauchbare digitale Quelle die gute alte Compact Disc in Frage kommt. In ihrer ursprünglichen Form. Rund, silbern, Loch in der Mitte. Maximale Spieldauer 99 Tracks in knapp unter 80 Minuten, bei einer Abtastrate von 44,1 Kilohertz bei 16 Bit. Mehr braucht es laut Darko und Peter nicht. Im Redbook-Standard sei alles enthalten, was zur Musikwiedergabe nötig ist. Alles, was darüber hinausgeht, ist doch eh nur Computerkram für Nerds.

Audio Note (UK) CD2.1x/II CD-Player
Warum der Netzschalter hinten liegt? Eine Spezialität von Audio Note (UK): Das Design fügt sich der Funktion und nicht umgekehrt. Die Erklärung für die wenigen Anschlüsse (Analog und Koax-S/PDIF) fällt ebenfalls in diese Kategorie.

Statt auf Kleincomputer im Panzerschrank samt externer Atomuhr baut man bei Audio Note Digitalquellen so analog wie nur möglich. Darko arbeitet seit Längerem sogar an einem vollständig ohne Siliziumchips gebauten Digitalwandler, der in absehbarer Zeit auf den Markt kommen soll. Erste Vorführungen während der hifideluxe in München waren überaus vielversprechend. Ganz so aufwendig geriet der CD 2.1x/II dann nicht, auch wenn dessen Entwicklung einige Inspirationen für das neue Wandler-Topmodell geliefert haben soll. Als Laufwerk dient ein Philips L 1210, das bei Audio Note noch ein klitzekleines bisschen modifiziert wurde. Ob man ihn nun mit gebrannten oder teuer erworbenen Schätzen füttert, spielt keine Rolle. Das Retro-Laufwerk hat sich im Lauf der Jahrzehnte als technisch robust wie klanglich hervorragend bewiesen. Unterhalb der Schublade hängt die Platine der Laufwerkssteuerung, die nach Audio-­Note-Standard gemessen und geprüft wurde. Ordentlich drapiert wie in einem urbanen Hängegarten, kümmern die sich um die saubere Steuerung des Laufwerks. Im Alltag reicht die Steuerung über die goldenen Frontknöpfe; die beiliegende Fernbedienung bietet etwas mehr Komfort, spielt musikalisch allerdings keine Rolle. Daher ist der Plastikriegel die einzige Position in der Kalkulation des 2.1x/II, an dem der Rotstift zum Einsatz kam. Die restliche Konstruktion folgt dem konsequenten Ansatz, dem musikalischen Fluss so wenige Hindernisse wie möglich in den Weg zu legen.

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Weniger ist mehr, es kommt nur auf die passenden Zutaten an. Audio Note setzt auf lokalen Anbau und heimische Produktion.

Statt hoch und runter zu sampeln, danach durch Filter zu quetschen, alles wieder neu zu takten und zusammenzubasteln, in der Hoffnung, das generierte Ergebnis liege im Umkreis dessen, was ursprünglich an Information auf der Silberscheibe gespeichert war, bleibt das Signal größtenteils unberührt. Peter und Darko verzichten komplett auf alle Eingriffe ins Digitalsignal. Lediglich eine geringfügige Fehlerkorrektur muss sein, danach übernimmt ein alter Bekannter die Wandlung aus der digitalen in die analoge Ebene – der Philips 1543 als Wandler mag nicht der letzte Schrei sein, doch sind die Entwickler der Meinung, es gäbe wenig auf dem Markt, was dem Philips-Klassiker das Wasser reichen könne. Eine ebenso entscheidende Rolle übernimmt ein winziger Glaskolben in der Ausgangsstufe. Die Miniaturtriode 6111WA fand eigentlich im militärischen Bereich Einsatz, doch Röhrenliebhaber Qvortrup setzt auf die klanglichen Fähigkeiten bei ziviler Nutzung – Make Music, not War. Dank großzügiger Lagerhaltung ist die Versorgung mit Röhren für die nächsten Jahrzehnte gesichert. Andere Bauteile werden komplett in Eigenregie im Haus entwickelt und gefertigt. Dass man sich bei Audio Note auf die Wicklung hervorragender Trafos und Übertrager versteht, ist in der Szene bestens bekannt. Mittlerweile wurde die Fertigungstiefe dahingehend ausgeweitet, dass selbst eher unscheinbare Bauteile wie die Folienkondensatoren der Ausgangsstufen im eigenen Haus gefertigt werden. Viele weitere Details wie etwa die Widerstände werden derweil nach Vorgaben des Herstellers in Japan gefertigt. Es sind diese Feinheiten, die aus einem CD-Spieler einen Mitspieler machen. Nicht die Masse macht hier die Musik, sondern der wohlüberlegte, sparsam dosierte Einsatz exzellenter Bauteile an der richtigen Stelle. Mehr scheint offensichtlich nicht nötig, um ein maximal emotionales Erleben der altbekannten Silberscheiben zu ermöglichen.

Zeit ist ein Luxus, der mir für den Audio Note CD 2.1x/II vergönnt war – gute drei Monate hatte ich Zeit, mich eingehend mit den klanglichen Aspekten des Players zu beschäftigen. Schon direkt aus dem Karton spielt der Brite ein gutes Tacken ausgeschlafener, als meine bisherigen Player es konnten. Im direkten Vergleich mit einem Marantz CD 17 KI wirkt der Audio Note ein gutes Stück direkter, agiler. Ein Eindruck, der sich mit der Zeit noch steigert. Bei längerer Abwesenheit wurde der Audio Note mit wechselnden Discs in Dauerrotation versetzt. Mal zwei Tage Anna Netrebko, dann zwei Tage französischer Rap, mal Metal, darauf Industrial-Geschepper. Geschadet hat dieses Martyrium auf keinen Fall. Unbeeindruckt davon, womit man ihn füttert, liest der Audio Note Sachen aus den Scheiben, die von den meisten Playern vernachlässigt werden. Dabei nervt dieser CD-Spieler nicht mit penetranter Besserwisserei, sondern überlässt es der Musik, den Zauber zu entfachen.

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Nicht taufrisch, doch unverzichtbar für das Bouquet. Nur eine Prise Silizium und ein Hauch Triode sind nötig: Schon entsteht Musik. Bei der 6111WA handelt es sich übrigens um eine Doppeltriode (zwei Schaltungen/Kanäle in einem Gehäuse) aus dem Militärbereich. Der 12AU7 nicht unähnlich ist sie kompakter und robuster gestaltet – ideal für kleine Geräte und hohe Lebensspannen. Man schreibt der Röhre schon länger hervorragende Audio-Fähigkeiten zu, doch sind die kleinen Kolben extrem rar. Zum Glück besitzt Audio Note (UK) ein erlesenes Röhrenlager.

Wenn einen die Wiedergabe einer unbekannten Ausnahme erst neugierig stimmt und dann mühelos in die Aufnahme hineinsaugt, läuft irgendwas absolut richtig. Ob großes Sinfonieorchester oder verrauchter Jazzclub, Live am Baggersee oder am Red Rock, der Brite interpretiert die Aufnahmen mit einer unbeschwerten Natürlichkeit, agiert beweglich wie ein Florettfechter, elegant, flüssig. Solisten werden sauber positioniert, immer so, wie es vom Toningenieur gewollt war. Sollte Joe Bonamassa dann mal gefühlte vier Meter neben seiner Stimme Gitarre spielen, wird sich da schon jemand etwas dabei gedacht haben. Bloß was? Dem Audio Note darf es herzlich egal sein. Er liest stoisch die enthaltenen Daten und gibt sie ohne Umschweife an den Verstärker weiter. Doch keinesfalls steril oder mechanisch, im Gegenteil. Über den Audio Note springt der Funke, auch bei neuen Scheiben, deutlich leichter über, als wenn die Musik über den Rechner oder aus dem Netz kommt.

Es ist faszinierend, zu was ein Medium in der Lage ist, das wir alle theoretisch für tot erklärt haben. Aber wann haben Sie das letzte Mal eine Compact Disc erworben? Eben. Streaming ist ebenso einfach wie günstig. Dass der gute Klang bei so viel Anwenderfreundlichkeit manchmal auf der Strecke bleibt, vergisst man in Anbetracht der Masse an verfügbarer Musik gelegentlich. Statt sich in gigantischen Musikbibliotheken oder gleich in die unendlichen Weiten der Streaminganbieter zu verlieren, verleitet der Audio Note CD 2.1x/II dazu, erneut in den fast vergessenen Kosmos der Compact Disc abzutauchen. Sollen doch die Nerds dieser Welt sich weiter damit beschäftigen, wer die größte Festplatte hat. Der wahre Connaisseur genießt ein gutes Buch und lauscht seiner Sammlung Silberscheiben.

Audio Note (UK) CD2.1x/II CD-Player

Info

CD-Player Audio Note CD 2.1x/II

Konzept: CD-Spieler mit Röhrenausgangsstufe
Ausgang analog: 1 x Cinch (unsymmetrisch)
Ausgang digital: 1 x Cinch koaxial (S/PDIF)
Unterstützte Medien: Audio-CD, CD-R nach Redbook-Standard
D/A-Wandler: Philips 1543 (16/44)
Röhrenbestückung: Miniaturtriode 6111WA in der Ausgangsstufe
Besonderheiten: keine Fehlerkorrektur, kein Oversampling, keine digitalen Filter
Ausführung: Hochglanzschwarz (Acrylfront) mit goldenen Tastern oder Aluminiumfront silbern mit silbernen Tastern
Maße (B/H/T): 45/10/28 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 5250 €

Kontakt

Audio Note (UK) Ltd.

Viscount House,
Units C, D & E, Star Road,
Star Trading Estate,
Partridge Green,
West Sussex,RH13 8RA

United Kingdom

Tel: +44 (0) 1273 830800

www.audionote.co.uk

Mitspieler

Plattenspieler: Acoustic Solid Vintage, Technics SL-1710 Mk2, Technics SL-1210 Mk2
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Bronze, Ortofon Nightclub
CD-Player: Marantz CD 17 Mk II
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
Vorverstärker: Riviera Audio Laboratories APL 1
Vollverstärker: Einstein The Tune, NAD C 320
D/A-Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Endverstärker: Riviera Audio Laboratories AFS 32, Lehmannaudio Black Cube Stamp
Lautsprecher: Heco BellaDonna, Audio Physic Seemon
Kabel: German Highend, AudioQuest, IsoTek, Vovox
Zubehör: Steinmusic, Lehmannaudio

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