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Audionautes-Reissues

AudioNautes – Audiophile Reissues

Im audiophilen Windschatten

AudioNautes – Audiophile Reissues

Das Label AudioNautes beweist, dass hervorragende Klangqualität und wertige Aufmachung auch in den Nischen des Reissue-Marktes gedeihen können.

Audionautes-Reissues

Neben den großen Marktführern in Sachen audiophiler Reissues wie MFSL oder Acoustic Sounds gibt es in deren Windschatten eine stattliche Anzahl kleinerer Unternehmen, die mal eben locker in Sachen Soundqualität mithalten, wenn nicht die Mega-Seller sogar überbieten können. Eines dieser kleinen, feinen Labels ist das italienische AudioNautes Recordings, das sowohl digitale als auch analoge Wiederveröffentlichungen vertreibt, die neben dem akustischen häufig auch einen haptischen und vor allem informativen Mehrwert zum Original bieten. Die Schallplatten-Editionen werden von renommierten Presswerken wie der Pallas Group oder Optimal gefertigt. Hält man eine dieser Gatefold-LPs in der Hand, wirkt sie auf den ersten Blick vertraut, aber ohne großen Wow-Effekt: solide gefertigt, sauber gepresst. Doch wer das Klappcover öffnet, taucht ein in eine Welt voller liebevoll aufbereiteter Details.

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Klar, Liner Notes gehören zum Standard eines jeden Albums. Wie tief ein Label allerdings in die diskografischen Abgründe steigt, das ist eine ganz andere Frage. Und genau hier setzt AudioNautes neue Maßstäbe. Ein Paradebeispiel? Solflöjt, das 1977 von der schwedischen Flötistin Gunilla von Bahr mit dem Stockholm Chamber Orchestra eingespielt wurde: Während andere Labels sich oft mit rudimentären Angaben zufriedengeben, fährt AudioNautes die ganz große Recherche-Keule aus. Hier werden nicht nur sämtliche der beim Reissue verwendeten Schnitt- und Abhörkomponenten aufgelistet – von Tonarmen bis zu den letzten Zentimetern Kabel. Auch die Originalaufnahme von Teldec wird mit beispielloser Akribie dokumentiert: Aufnahmedatum, Studio, eingesetzte Geräte, verwendete Instrumente – kein Detail bleibt im Dunkeln. Warum dieser Aufwand? Weil es für Labelchef Fabio Camorani nicht nur um die Musik geht, sondern um Respekt. Respekt vor den Künstlern, die diese Werke geschaffen haben. Respekt vor den Lizenzgebern, die ihm ihr Originalmaterial anvertrauen. Und nicht zuletzt Respekt vor den Käufern, die sich auf eine AudioNautes-Platte verlassen – weil sie wissen, dass sie hier für ihr Geld ein hohes Maß an Klang, Qualität und Hintergrundinfos bekommen.

Audionautes-Reissues

Stürzen wir uns also auf eine der aktuellen Wiederveröffentlichungen des Labels, die vor allem den hohen Grad an Kompetenz in Sachen Barockmusik von AudioNautes beweist. Es gibt Kompositionen, bei denen wünschte man sich, sie hätten weniger Erfolg gehabt, da sie auf ihrem Erfolgsweg durch die Jahrhunderte zunehmend ihr wahres Gesicht verloren haben und Zurichtungen aller Art in Kauf nehmen mussten. Neben Mozarts Serenade Nr. 13 (KV 525), besser bekannt als die „Kleine Nachtmusik“, gehört in diese Opferreihe auch Antonio Vivaldis Violinkonzert-Zyklus Die vier Jahreszeiten. Vor allem das Eröffnungskonzert „La Primavera“ ist aus der musikalischen Hölle der Werbejingles, Telefonhotlines und kleinbürgerlichen Sonntagskonzerte nicht mehr wegzudenken. Nicht ganz unschuldig an dieser zweifelhaften Karriere sind durchaus ehrenwerte Musiker wie das Ensemble I Musici oder das Gespann Mutter/Karajan, die – aufgrund eines mangelhaften Verständnisses barocker Spiel- und Klanggepflogenheiten – den Tonträgermarkt und die Konzerthallen mit weichgespülten Interpretationen geflutet haben.

Erst die Pioniere der historischen Aufführungspraxis haben das Widerborstige, die Exzentrik und das Improvisatorische der vier Konzerte freigelegt. Es spricht für die musikalische Kompetenz des Labels, dass es gerade solche Aufnahmen neu auflegt, die sich jenseits des interpretatorischen Mainstreams bewegen. So auch bei dieser Aufnahme des Vivaldischen Konzerthits. Der 1951 im italienischen Treviso geborene Geiger Giuliano Carmignola hat beide Seiten der Interpretationsmedaille kennengelernt: Bei Nathan Milstein und Henryk Szeryng ganz konventionell geschult, wandelte sich sein Zugang zur Musik fundamental, nachdem er sich dem Cembalisten und Barockspezialisten Andrea Marcon und dessen Ensemble I Sonatori de la Gioiosa Marca anschloss und in die Welt der historisch informierten Aufführungspraxis eintauchte, Stahl- gegen Darmsaiten auf der Violine tauschte und Artikulationstechniken kennenlernte, die nur mit einem barocken Geigenbogen möglich sind. Eine Erfahrung, die ihm auch bei Beethoven oder Schubert neue Interpretationsaspekte ermöglicht. Zu Antonio Vivaldi hat Carmignola schon immer allein aufgrund der nachbarschaftlichen Nähe von Treviso zu Venedig eine besondere Beziehung gehabt, die sich in einer sorgfältig kuratierten Diskografie niederschlägt. Vivaldis Jahreszeiten-Kassenschlager hat er gleich zweimal eingespielt: im Jahr 2000 mit dem Venice Baroque Orchestra bei Sony und 1994 bei Divox mit I Sonatori de la Gioiosa Marca, dem Ensemble, das ihn zehn Jahre zuvor zu einem interpretatorischen Umdenken animierte. Bereits bei den einleitenden Melodiebögen des „Frühlings“ wird klar: Hier lebt die Musik mit Energie von Verve. Kein mechanisches Abgefidel oder süßliches Klanggeraspel, Carmignola geht mit Neugier und Experimentierlust durch die Partitur, entlockt mit virtuoser Agogik auch scheinbar bekannten Takten neue Einblicke, lässt den Hörer beim Sommergewitter mit einem erhabenen Schrecken zurück und zaubert beim frostigen Winter eine wahre Gänsehaut hervor. Das Ensemble I Sonatori de la Gioiosa Marca demonstriert dabei sehr ohrenfällig, dass Programmmusik im 18. Jahrhundert auch rau, spröde und mitunter auch hässlich klingen durfte. Die One-Step-Ausgabe im 45-rpm-Format wird dabei zu einem Parforceritt für das Abtastsystem. Ein sorgfältig eingestellter Tonabnehmer ist hier Pflicht, auch sollte die Phonostufe genügend dynamische Reserven zu Verfügung stellen, um die explosive Klangentfaltung dieses ultimativen Reissues zum 30. Geburtstag der Aufnahme voll und ganz zur Entfaltung zu bringen.

Antonio Vivaldi – Concerti op. 8 Nr. 1–4 Vier Jahreszeiten

Giuliano Carmignola, I Sonatori de la Gioiosa Marca
Label: AudioNautes
Format: Doppel-LP (45 rpm, 1-Step)

Weitere aktuelle Veröffentlichungen von AudioNautes

Jazz At The Pawnshop Vol. 2 (Doppel-LP, 1-Step)
Harry Belafonte At Carnegie Hall (Doppel-LP, 45 rpm, 1-Step)

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