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Backes & Müller Firmenreportage - Im riesigen Hörraum wirken selbst die gigantischen BM100 noch moderat‚ davor sind BM Prime 8 platziert

Backes & Müller Firmenreportage

Backes & Müller – Die audiophile Manufaktur aus dem Saarland

Technologieführer aus Tradition

Vor Jahrzehnten mischten zwei Studenten mit innovativen Techniklösungen den Lautsprechermarkt auf. Dieses Überraschungsmoment beherrscht auch Johannes Siegler, der heutige B&M-Chefentwickler, perfekt. FIDELITY zu Besuch bei Backes & Müller

Ja, es gibt sie tatsächlich: Fixsterne. Sterne, die schon immer da waren, immer an der gleichen Stelle, immer in verlässlicher Größe. In der High-Fidelity-Szene sieht es dagegen etwas anders aus; verlässliche Größen bilden hier eher die Ausnahme. Und doch gibt es ein paar wenige Firmen, die einen durch ein ganzes HiFi-Leben begleiten können. Die immer da sind und es geschafft haben, ihrem Markenkern, ja, ihrer Markenseele treu zu bleiben. Zu diesen Firmen gehört zweifellos Backes & Müller aus Saarbrücken.

Gegründet in den frühen 1970er Jahren durch die beiden Informatik- und Physikstudenten Wolfgang Backes und Friedrich Müller, hatte sich Backes & Müller (B&M) bereits in den ersten Jahren seines Bestehens seinen Markenkern herausgearbeitet: „Technologieführerschaft bei aktiven Lautsprechern“. Dieser Markenkern ist heute stärker denn je.
Um zu einer realistischeren Wiedergabe zu gelangen, verschrieben sich Backes & Müller von Anfang an der präzisen Kontrolle der Membranbewegung. Dabei benannten die beiden Studenten ihre teils kruden Erstlingswerke einfach nach den durchgeführten Versuchsreihen. Die dritte Versuchsreihe führte zum Monitor 3, die vierte Versuchsreihe zum Monitor 4 und – erraten– die fünfte zum Monitor 5.
Kern der Lautsprecherentwicklung à la B&M war immer der rigorose Einsatz einer Gegenkopplung für eine bessere Kontrolle der verwendeten Chassis, nach Möglichkeit für jedes einzelne Chassis. Dabei wurden die unterschiedlichsten Konzepte der Gegenkopplung ausgereizt: kapazitiv, induktive oder dynamisch. Die Kontrolle durch Gegenkopplung bietet den Vorteil, direkt Einfluss auf akustisch wesentliche Parameter des Lautsprechers zu nehmen. Beispielsweise lassen sich auf diese Weise Ein- und Ausschwingverhalten deutlich verbessern. So entstanden Lautsprecher, die ihrer Zeit technologisch und auch klanglich weit voraus waren.

Aber wo viel Licht, da bekanntlich auch viel Schatten: Backes & Müller verpasste im Lauf der späteren 1990er Jahre zusehends den Anschluss an den Markt, Produkte wirkten beliebig, die Technologieführerschaft schien verloren. Die einstmals gefeierte Firma bewegte sich schließlich am Rand des Marktes, am Abgrund der Irrelevanz.
Das änderte sich spürbar ab dem Jahr 2000. Eine Interessengruppe um den Entwickler Johannes Siegler übernahm Backes & Müller. Mit Siegler stieß wieder ein herausragender Entwickler und Akustiker zur Firma, der sich sofort daran machte, sein geballtes Know-how in neue Produkte einfließen zu lassen. Große Erfahrung hatte sich Siegler nach dem Studium als freier Entwickler bei KS Beschallungstechnik erarbeitet, für die er noch bis 2011 tätig war. Dort erkannte er als einer der allerersten das Potential von zeitkorrigierten Digitalsystemen. Bereits 1993/94 – und somit weit vor praktisch allen anderen – entwickelte Siegler, ausgehend von der Passivversion eines „Standard 2-Wege-Beschallungs-Lautsprechers“ namens T3, eine aktive und zeitkorrigierte Variante mit Namen T4. Und noch immer, 20 Jahre später, ist die T4 aufgrund ihrer außerordentlichen Qualitäten im Programm von KS Beschallungstechnik zu finden.
Mit dem Eintritt von Johannes Siegler wurde bei Backes & Müller die technologische Dynamik, für die B&M so lange stand, wieder spürbar. Das allein reichte aber noch nicht aus, um wieder zu altem Glanz zu finden. Nachdem Siegler 2001 auch zum Geschäftsführer berufen wurde, ging es mit Backes & Müller wieder bergauf. Die Produkte sind seither wieder innovativer und marktgerechter, zudem geht man als erklärter Manufakturbetrieb wieder auf alle, wirklich alle Kundenwünsche ein.
Sämtliche Erzeugnisse des Hauses entstehen bis hin zum fertigen Produkt in Deutschland, von den superben Schreinerarbeiten der Gehäuse über Lackierungen und Beschichtungen bis hin zu den Lautsprecherchassis. Diese werden von einem deutschen Hersteller speziell für B&M gefertigt, teilweise sogar, wie die neue 37mm-Kalotte, exklusiv für B&M entwickelt. Sämtliche Körbe werden in Deutschland gegossen, selbst die Kohlefasermembranen werden in Deutschland gebacken.
Diese „Rohchassis“ werden nach der Anlieferung in der Manufaktur mit entsprechenden Sensoren für die Gegenkopplung ausgestattet. Diese Prozedur aus Arbeits- und Trocknungszeiten dauert allein schon gut eine Woche. Erst danach sind die einzigartigen B&M-Chassis bereit zum Einbau.
Gleichermaßen beeindruckend ist auch die Hingabe, mit der man sich bei B&M den „alten“ Lautsprechern widmet. Beinahe alles, was bei Backes & Müller jemals gebaut wurde, lässt sich noch heute wieder in den Originalzustand versetzen. Schwierig wird eine Überholung erst bei Komponenten, die vor 1978 (!) hergestellt wurden, etwa bei einem Monitor 5. Eine BM6 von 1978 hingegen ist kein Problem. Und eine Überholung heißt bei Backes & Müller zum Beispiel, die Chassis bis zum Roh-Korb zu „entkernen“ und in sorgfältiger Handarbeit wieder neu aufzubauen. Echte Manufakturarbeit eben, echte Hingabe. Vorbildlich!

Tatsächlich steht Backes & Müller heute wieder an der Spitze des Marktes für Aktivlautsprecher. Mit den Serien Prime und Line deckt das Team um Johannes Siegler alle nur erdenklichen Einsatzfälle ab, darüber hinaus hat B&M mit der gewaltigen BM100 ein echtes, zeitloses Statement in Sachen Schallwandler abgegeben – ein einzigartiges Produkt mit einem extrem hohen Wiedererkennungswert. In Anlehnung an die Aufsehen erregende BM100 ist mittlerweile auch das Modell BM80 entstanden, eine moderatere Interpretation des Konzepts. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Art und Weise, wie sich B&M derartigen Statement-Produkten im Produktionsprozess annähert. Die Konzeptfindung findet nämlich keineswegs nur auf dem Papier statt: Es werden tatsächlich sämtliche in Frage kommenden Konzepte gebaut und erst dann beurteilt. In der Manufaktur in Saarbrücken ist daher noch immer einer der Vorläufer der BM100 zu sehen, ein augenscheinlich völlig anderer Ansatz, der für die gewünschte Richtwirkung die „Beam-Steering“-Technologie nutzt. Im direkten Vergleich entschied man sich dann aber doch für ein „klassisches“ Hornsystem.
FIDELITY freut sich, dass Backes & Müller wieder im alten Glanz erstrahlt und wird sich schon bald ausführlich mit einigen Produkten beschäftigen.

 

www.backesmueller.de

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