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Dr. Feickert Analogue Straight-10

Dr. Feickert Analogue Straight-10

Reduziert bis zum Maximum

Dr. Feickert Analogue Straight-10

Es gehört heute zum guten Ton eines jeden Laufwerkherstellers, dass man einen eigenen Tonarm im Portfolio hat. Oft bewegen sich diese Angebote aber in Preisregionen weit jenseits von 2000 Euro. Dr. Feickert Analogue zeigt, dass das nicht unbedingt so sein muss.

Dr. Feickert Analogue Straight-10

In aller Kürze:
Der auf das Wesentliche reduzierte Dr. Feickert Analogue Straight-10 überzeugt durch seine Universalität, einen einnehmenden Klangcharakter und nicht zuletzt durch ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Dr. Feickert Analogue Straight-10


Seit die Ichikawa Jewel Co. Ltd. (Tokio, Japan) – besser bekannt unter der Marke Jelco – aus dem Geschäft mit Tonarmen ausgestiegen ist, zeigt sich, dass der Markt für preiswerte Tonarme schmerzlich ausgedünnt ist. Jahrzehntelang nahmen auch sehr große Namen unter den Laufwerkherstellern den OEM(Original Equipment Manufacturer)-Service der Japaner in Anspruch, um einen bezahlbaren Einsteig in ihre Laufwerkpalette anbieten zu können. Auch sonst ist im Preisbereich bis 2000 Euro die Auswahl an einzeln zu erwerbenden Tonarmen arg übersichtlich geworden. Das führt dazu, dass engagierte Freunde der analogen Wiedergabe – die sich gerne ein „endgültiges“ Laufwerk anschaffen würden, aber aus Kostengründen erst nach und nach aufrüsten wollen – selbst auf dem Gebrauchtmarkt kaum noch preiswerte Tonarme für den Einstieg finden. Schließlich kann beileibe nicht jeder sofort einen fünfstelligen Betrag für Laufwerk, Tonarm und Tonabnehmer lockermmachen.

Das ist auch Dr. Christian „Chris“ Feickert aufgefallen, der schon seit längerer Zeit nach einem Tonarmhersteller Ausschau hielt, der seinen Qualitätsansprüchen und Preisvorstellungen genügte sowie in der gewünschten Stückzahl liefern konnte. Er wurde bei der serbischen Firma Auris fündig. Aus dieser Kooperation ist schließlich der Dr. Feickert Analogue (DFA) Straight-10 entstanden.

Dr. Feickert Analogue Straight-10
Die Faszination der Einfachheit: Der Straight-10 präsentiert sich ohne jeden Schnörkel, liefert aber derart solide ab, dass er für viele Anwender die Endstation sein könnte – im positiven Sinn.

Dabei handelt es sich um einen geraden und zehn Zoll (254 mm) langen, kardanisch gelagerten Radialtonarm, der praktisch vollständig aus einer Aluminiumlegierung gefertigt wird. Auch das Tonarmrohr besteht nicht – wie man auf den ersten Blick meinen könnte – aus Carbon. Auch hier kam mattschwarz eloxiertes Aluminium zum Einsatz. Eine bis auf das Gegengewicht komplett schwarze Version ist ebenfalls erhältlich. Obwohl der Straight-10 in allen wichtigen Parametern einstellbar ist, wirkt die Ausstattung vergleichsweise spartanisch. So ist der Straight-10 statisch ausbalanciert, was bedeutet, dass die Auflagekraft über die Position des Gegengewichts eingestellt wird. Es können Tonabnehmer zwischen sechs und fünfzehn Gramm betrieben werden, die dank der ausreichend dimensionierten Headshell auch ausladenden Exemplaren genügend Raum bietet. Wenn man das Gegengewicht zur Erzielung der nötigen Auflagekraft am Tonarmstummel verdreht, sollte man mit Gefühl vorgehen. Schon kleine Änderungen bewirken eine deutliche Erhöhung oder Verminderung der Auflagekraft, sodass schon ein bisschen Geduld und eine Tonarmwaage vonnöten ist, um die gewünschte Auflagekraft genau einzustellen. Ähnliches gilt für die Justage der Antiskatingkraft, die über ein etwas aus der Mode gekommenes, aber durchaus wirksames Hebelsystem erzeugt wird. Dazu muss eine Rändelmutter auf einer Gewindestange, die Teil eines V-förmigen Hebels ist, herauf- beziehungsweise heruntergeschraubt werden. Da es auch hier keine Skala gibt, muss man mithilfe einer Testplatte die beste Einstellung ermitteln. Wer Chris Feickert kennt, weiß, dass er auf eine – durchaus nicht bei jedem Mitbewerber anzutreffende – Möglichkeit zur Justage des vertikalen Spurfehlwinkels (Vertical Tracking Angle, VTA) nicht verzichten möchte und diese konsequenterweise auch beim Straight-10 möglich ist. Dazu muss am Tonarmrohr eine kleine Inbusschraube gelöst werden, um dieses relativ zum Lager um die Längsachse verdrehen zu können. Selbstverständlich zeigt eine entsprechende Markierung die Ausgangsposition an, sodass man im Zweifel jederzeit das Tonarmrohr in die Null-Grad-Stellung zurückbringen kann. Insgesamt hinterlässt der Straight-10 trotz seiner filigranen Anmutung einen robusten und durchdachten Eindruck. Da kann man ihm nachsehen, dass das kardanische Lager nicht im Kröpfungswinkel der Headshell ausgerichtet ist. Schließlich gibt es für diese Nachlässigkeit nicht nur jede Menge klassische Vorbilder, sondern auch sehr kostspielige, aktuelle Tonarme, die das genauso handhaben.

Dr. Feickert Analogue Straight-10
Strippe: Cardas – nebst externer Schirmung (gelb). So schlicht und unkompliziert das Konzept des neuen Feickert-Arms erscheinen mag, an den klangentscheidenden Stellen setzt der Hersteller auf höchste Qualität. Ein adäquates Verbindungskabel zum Phono-Pre ist zum verdaubaren Aufpreis optional erhältlich.

Der DFA Straight-10 ist intern mit der bekannten und sehr gut beleumundeten Cardas-Innenverkabelung ausgestattet, die am unteren Ende des Tonarmschafts in einem fünfpoligen DIN-Stecker endet. Ein externes Tonarmkabel gehört nicht mit zum Lieferumfang, was vor allem der Erfahrung geschuldet ist, dass viele Kunden sowieso ihr persönliches Lieblingskabel verwenden. Natürlich bietet Dr. Feickert Analogue mit dem Straight-Cord ein eigenes Produkt für den überschaubaren Aufpreis von knapp 198 Euro an. Das ist auch bei mir zum Einsatz gekommen und hat einen so guten Eindruck hinterlassen, dass ich mich nicht um ein anderes Tonarmkabel bemüht habe.

Die Montage erfolgt nach dem Japanese Industry Standard (JIS), wie ihn auch Clearaudio, Jelco, Kuzma, Linn und andere Hersteller verwenden. Dabei handelt es sich um einen runden Tonarmkragen, der mittels dreier Schrauben auf dem Tonarmbrett des Plattenspielers befestigt wird. Der Tonarmschaft wird durch eine seitliche Inbusschraube gehalten, die man zur Einstellung des vertikalen Spurfehlwinkels lösen muss, um die Tonarmhöhe anzupassen. Mit einem Gesamtgewicht von nur 400 Gramm eignet sich der DFA Straight-10 übrigens auch gut, um ihn auf historischen, größeren Subchassis-Laufwerken wie beispielsweise Thorens TD 125 oder TD 126 einzusetzen. Diese dürften kaum Probleme haben, seine Masse über ihr Federsystem auszugleichen. Wo wir gerade bei der Masse sind: Die effektive Masse des DFA Straight-10 wird mit zwölf Gramm (mittelschwer) angegeben, was bedeutet, dass er mit der überwiegenden Mehrzahl der verfügbaren Tonabnehmer kompatibel ist. Die von mir verwendeten Transrotor Uccello (auf der Goldring-1000er-Serie beruhend) und Ortofon Jubilee (in etwa baugleich mit dem Cadenza Black) funktionierten tadellos und erreichten ihre maximalen Abtastwerte. Mit anderen Worten: Da hat jemand seine Hausaufgaben in Sachen Tonarmbau gemacht.

Dr. Feickert Analogue Straight-10

Und so überrascht es nicht, dass er auch bezüglich seiner musikalischen Talente auf ganzer Linie überzeugen kann. Man muss sich immer vor Augen führen, dass ein Tonarm eigentlich gar keinen Eigenklang besitzt, dafür aber die Vorzüge der verwendeten Tonabnehmer uneingeschränkt zur Geltung bringen sollte. Und das tut der DFA Straight-10 in einem Umfang, den man üblicherweise seiner Preisklasse nicht zutrauen würde. Die von mir sehr geschätzte Chie Ayado (Love), mit deren rauer Stimme man durchaus den einen oder anderen Gast vergraulen kann, kommt schon mit dem sehr preiswerten Transrotor Uccello zusammen mit ihrem Klavier und den sie begleitenden Gastmusikern derart glaubwürdig herüber, dass man sich schon fragen sollte, wie viel Geld man in die Hand nehmen muss, um diesen Klangeindruck eindeutig zu übertreffen. Tonal gibt sich der Straight-10 keine Blöße, und die Raumdarstellung ist tendenziell eher kompakt als ausladend, dafür aber glaubwürdig und präzise. Viel wichtiger erscheint mir aber der Befund, dass der Zehner mit den beiden von mir eingesetzten Tonabnehmern ein mitreißend natürliches und harmonisches Klangbild zu erzeugen vermag. Nichts deutet darauf hin, dass sich Resonanzen, von denen mehr oder weniger jeder Tonarm geplagt ist, störend auswirken.

Anfangs hatte ich zunächst den Eindruck, dass der DFA Straight-10 vielleicht eine Spur dynamischer und insgesamt zackiger zu Werke gehen könnte. Doch Kraftwerks LP Die Mensch-Maschine und insbesondere der Titel „Die Roboter“ straften diesen Ersteindruck Lügen. Sowohl mit dem Transrotor Uccello und noch mehr mit dem Ortofon Jubilee kam echtes Disco-Feeling auf. Allem Anschein nach lässt sich der Feickert’sche Tonarm auch von heftigen Impulsen nicht aus der Ruhe bringen, denn die Raumabbildung blieb jederzeit stabil und transparent.

Bildergalerie
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Wie ein langer Abend mit klassischer Musik verdeutlichte, konnte der DFA die Vorteile eines hochwertigen MCs im Vergleich zu einem preiswerten MM mühelos aufzeigen. Nehmen wir als Beispiel das Streichquartett Nr. 8 in G-Dur von Antonín Dvořák, interpretiert vom Alban Berg Quartett (Telefunken). Das Quartett besteht aus zwei Violinen, einer Viola und einem Violoncello, deren Klangfarben so nah beieinander liegen, dass man schon erstklassige Komponenten besitzen muss, um sie eindeutig auseinanderhalten zu können. Dass die vier Instrumentalisten dann auch noch ordnungsgemäß in einem Halbkreis scheinbar hinter den Lautsprechern dargestellt werden, spricht sehr für die Qualitäten des DFA Straight-10.

Trotz seines günstigen Preises ist der Straight-10 kein klassischer Einsteiger-Tonarm, den man mal eben als „Notlösung“ kauft, um ihn – sobald wieder Geld in der Hobbykasse ist – auszutauschen. Um an die Grenzen dieses Tonarms zu kommen, muss man schon ein Vielfaches seines Verkaufspreises in einen Tonabnehmer investieren. Ich gehe davon aus, dass der Dr. Feickert Analogue Straight-10 für viele, sehr zufriedene Besitzer die endgültige Lösung darstellt.

Dr. Feickert Analogue Straight-10

Info

Tonarm Dr. Feickert Analogue Straight-10

Konzept: kardanischer Radialtonarm
Besonderheiten: Azimut einstellbar, Cardas-Innenverkabelung
Ausführung: Silbe oder Schwarz
Tonabnehmergewichte: 6–15 g
Gesamtlänge: 310 mm
Effektive Länge: 254 mm (10“)
Einbauabstand: 237,8 mm
Überhang: 16,2 mm
Kröpfungswinkel: 21,6°
Geometrie: Löfgren A (Baerwald)
Effektive Masse: 12 g (mittelschwer)
Gewicht: 400 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 950 €
Externes Kabel (optional): Straight-Cord, Preis um 200 €

Kontakt

Dr. Feickert Analogue

Stegenbachstraße 25b
79232 March-Buchheim
Telefon +49 7665 9413718
chris@feickert.com

www.feickert.de

Mitspieler

Plattenspieler: Technics SL-1200MK2
Laufwerke: Dr. Feickert Analogue Woodpecker, Linn Sondek LP12 (Majik)
Tonarme: Linn Basik Plus, Linn Ittok LV II/2
Headshells: Audio-Technica MS-8, Ortofon LH-6000, Technics, Yamamoto HS-1A
Tonabnehmer: Denon DL-103, Linn Adikt, Ortofon Concorde R, Ortofon Jubilee, Ortofon Vero Special, Transrotor Uccello
Phonovorverstärker: Lehmannaudio Decade
Netzwerktuner: Onkyo NS-6170
Vorverstärker: Bryston BPS-25MC
Endverstärker: Linn LK100
Kopfhörer: Sony MDR-1 RNC
Lautsprecher (passiv): Naim Credo
Lautsprecher (aktiv): Neumann KH 310 A
Kabel: Sommer Cable

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.