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EMM Labs und Credo - Leserbesuch am Bodensee

Zu Gast bei Christopher P. am Bodensee

Denn erstens kommt es anders …

Zu Gast bei Christopher P. am Bodensee – erstens kommt es anders…

… und zweitens als man denkt. Eigentlich war ein ganz normaler Leserbesuch angedacht.

EMM Labs und Credo - Leserbesuch am Bodensee
Platz nehmen, „Play“ drücken und alles um sich herum vergessen: Unser Leser Christopher P. war mit seinem Vorgängersystem mehr als zufrieden. Doch als er auf einer Messe das musikalische Zusammenspiel von Credo und EMM Labs kennenlernte, begannen die Zahnräder zu mahlen …

Doch am Ende saßen wir mit Michael Kraske von Credo Audio und Amadeus Meitner von EMM Labs rund um einen Schweizer Wurstsalat. Ob Musik in einer Anlage steckt, das merkt man auch ohne konzentriertes Hören. Ich könnte Ihnen jetzt Vorträge über Time Alignement und Phasenlinearität halten, doch eigentlich ist es viel simpler: Man muss nur auf seine Füße achten. Wippen die wie von Geisterhand mit, sitzt alles genau da, wo es hingehört. Unser Leser Christopher P.* hat riesiges Glück, denn seine Anlage gehört zu jenen unwiderstehlichen Genuss- und Suchtmaschinen, die im Wohnzimmer herrlich geschmeidig tönen, aber auch im Rest des Hauses einen mitreißenden Swing verbreiten.

Ich sitze im bequemen Ledersessel und lasse mir tieffrequente Schallwellen um die Ohren wehen. Boris Blank und Malia geben sich die Ehre (Convergence), und schon die ersten Klänge ihres audiophilen Dauerbrenners „Magnetic Lines“ entfalten die gewünschte Wirkung. Erst vier kurze, fein oszillierende Schläge eines Vibrafons, dann die ultratiefen, satt verhallten Impulse eines „moogigen“ Synthesizers – schon arbeiten die Füße, während mein rechter Daumen den Takt mitklopft. Vor mir stehen zwei turmhohe Lautsprecher. Man sollte sich von Credos Namensgebung nicht verwirren lassen: Die Cinema LTM ist nicht (nur) für Heimkinos gedacht. Ich interpretiere ihre Modellbezeichnung in diesem Augenblick eher als Anleihe an den raumfüllenden und markerschütternd tiefen Klang eines hervorragenden Kinosaals. Angetrieben werden die LTM von zwei vorbildlich sauberen MTRX2-V2-Monos aus dem Portfolio von EMM Labs.

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Fast hätte ich vergessen, Ihnen unsere „Überraschungsgäste“ vorzustellen: Amadeus Meitner aus Kanada (links) nutzte den Abstecher, um einige letzte HIGH-END-Angelegenheiten zu klären. Michael Kraske (rechts) von Credo hatte es nicht ganz so weit – seine Firma befindet sich in Aesch, in direkter Nachbarschaft von Basel.

Doch ehe wir der Kette auf den Grund gehen, sollten wir das Band um einige Monate zurückspulen. Der neuerlich geänderte Name unseres Gastgebers kommt Ihnen vielleicht vertraut vor. Greifen Sie zu Ausgabe 45, und Sie werden die Antwort finden. Auch damals reiste ich zur Schweizer Seite des Bodensees und berichtete über die stattliche HiFi-Kette des langjährigen FIDELITY-Lesers. Interessanterweise hatte er seine damaligen Lautsprecher am Frankfurter Flughafen kennengelernt. Im Herbst letzten Jahres meldete sich Christopher P. in der Redaktion und erzählte mir, wie er vor zwei Jahren auf der Münchener HIGH END in den Gemeinschaftsraum von Meitner und Credo gestolpert war und ihn diese Kombination augenblicklich gefesselt habe. Er ist übrigens nicht der Einzige, der mir von dieser Vorführung berichtete. Getreu dem Motto „Das Bessere ist der Feind des Guten“ (Voltaire, fall es Sie interessiert) dauerte es ab diesem Moment nur noch einige Wochen, ehe die alte Kette aus- und die neue am Bodensee einzog.

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Man beachte den massiven Stromanschluss der Meitner-Monos – Rückschlüsse auf Potenz und Geschwindigkeit des Netzteils sind absolut erwünscht.

Die Einladung, mir das System persönlich anzuhören, entwickelte in den Wochen nach unserem Telefonat eine interessante Eigendynamik: Auf eine kurze Info an Credo, dass FIDELITY gern mal in die Kette hineinlauschen möchte, kam der Vorschlag zurück, unser Treffen in den April zu verschieben – dann könnten auch er, Andreas Kraske, sowie Amadeus Meitner dazustoßen. Auf unsere verblüffte Gegenfrage – „Er kommt extra dafür aus Kanada?“ – folgte schnell die Aufklärung: Für die bevorstehende HIGH END hatte der Sohn von Firmengründer Ed Meitner ohnehin ein paar Angelegenheiten zu klären.

Kehren wir zurück ins Hier und Jetzt. Amadeus Meitner hat es sich mit einem Glas Wein auf einer der muckelig warmen Endstufen bequem gemacht und erklärt uns, dass die Topologie der 1000 Watt starken Class-A/B-Boliden vor allem darauf ausgelegt sei, angeschlossene Lasten zu ignorieren. Das Netzteil sei nicht nur unerschütterlich stark, sondern vor allem auch flink genug, um die Leistung selbst tiefster Impulse stante pede zu liefern. Davon konnten wir uns wenige Minuten vorher überzeugen. Die Monos, so erklärt er weiter, arbeiten selbst dann noch sauber, linear und verzerrungsfrei, wenn sie mit Impedanzen von 1 Ohm oder darunter konfrontiert würden. Details wie eine vollsymmetrische Signalführung, hochwertige, thermisch unantastbare Keramikplatinen oder die Kimber-Innenverkabelung gehören zum guten Ton in dieser Klasse.

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Hier eine Nahansicht der beiden Widerstände, die am Terminal für mehr Stimmigkeit sorgen.

Mit den beiden mannshohen Credos haben die Kraftzellen ohnehin keine unlösbare Aufgabe vor sich. Die Lautsprecher sind mit einer Impedanz von 3,8 Ohm (10 kHz) bis maximal 9,1 Ohm (200 Hz) beherrschbar. Anspruchsvoller ist die untere Grenzfrequenz von abgründigen 16 Hertz, die – sollten derart tiefe Impulse auf dem Tonträger ruhen – durchaus Leistung fordern. Die EMM-Monos lässt diese Perspektive jedoch kalt. Jede Cinema LTM besteht aus drei Bausteinen, zwei spiegelsymmetrisch aufgebauten Bassgehäusen und einem davor aufgehängten, fast 190 Zentimeter langen Gehäuse für die übrigen Wege. Letzteres beheimatet ein Line-Array aus 32 Tweetern (22 mm) und 14 Mitteltönern (10 cm). Diese Lautsprecheranordnung strahlt eine Zylinder- beziehungsweise Linienwelle ab, die nur geringe Decken- und Bodenreflexionen verursacht. Das spart eine Menge Akustikmodule.

Wie uns Entwickler Michael Kraske erzählte, habe ihn seine Vergangenheit in der Studiotechnik zu dieser Bauweise angeregt. Dort sind Line-Arrays merklich verbreiteter als im HiFi-Umfeld. Beim Blick auf eine Bühnenbeschallung wird Ihnen sicher schon aufgefallen sein, dass die Boxentürme für ein akkurateres Timing meist in einer gekrümmten Bahn angeordnet werden. Michale Kraske ahmte das in seiner Cinema nach, indem er die Mitteltöner in drei, die Tweeter in vier leicht phasengedrehte Gruppen anordnete. An der Rückseite bietet die LTM eine rein analoge und passive Möglichkeit, Einfluss auf ihren Klang zu nehmen. Über Widerstände kann man die Lautstärkebalance der drei Signalwege beeinflussen. Diese Fähigkeit sei bei einem so großen Lautsprecher extrem wichtig, da man ja nie wisse, ob der Kunde nah an den Boxen sitzt oder eher im „Midfield“ lauscht. Die Balance habe er im Fall von Christofer P. so abgeschmeckt, dass die Lautsprecher im Bereich des Hörplatzes exzellent fokussieren und eine scharfe Bühnenabbildung gewähren, aber auch weiter hinten im Raum keine merklichen Kammfiltereffekte auftreten.

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Wir können uns in einer weiteren Hörsession davon überzeugen, dass die Kette nicht nur ein exzellentes Timing besitzt, sondern auch tonal gut harmoniert. Ich wähle dafür das Allegretto aus Beethovens „Siebter“ (Carlos Kleiber, DG), das mir gleich zwei Einsichten gewährt: Im spannungsgeladenen, allmählich anschwellenden Intro beweist die Kombi aus EMM Labs und Credo, wie hervorragend sie einen fast stillen Raum abbilden kann. Man kann förmlich das Wabern der Luft in einem riesigen Konzertsaal spüren. Bald darauf arbeiten sich die sehnigen Saiten der Streicher in den Vordergrund, die sich schließlich zu einem ersten Höhepunkt steigern. In der Regel greife ich hier schnell zur Fernbedienung, weil ich die Lautstärke im ruhigen Abschnitt etwas zu hoch eingestellt habe. Doch auf diese Idee komme ich hier nicht – die Kette bläst die Frequenzen derart samtig und verzerrungsfrei zum Hörplatz, dass ich die (natürlich auch diesmal etwas zu hohe) Lautstärke als „Livehaftigkeit“ akzeptiere.

Anbetracht des Umstands, dass unser Besuch am Bodensee eine Wiederholungstat ist, würde ich den Artikel am liebsten mit einem flotten Spruch der Marke „Bis zum nächsten Mal“ beschließen. Die Kombination aus EMM Labs und Credo Audio spielt jedoch derart plastisch, ergreifend und „auf den Punkt“, dass ich mir kaum vorstellen kann, wohin sich Christopher P. noch steigern will. Andererseits: Man soll ja auch niemals nie sagen …

EMM Labs und Credo - Leserbesuch am Bodensee

Kontakt

credo-audio.ch

emmlabs-meitner.com

*Name von der Redaktion geändert

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