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Fezz Gratia Prestige Evo Mk2

Fezz Gratia Evo Prestige MK2

Analoger Impressionismus

Fezz Gratia Evo Prestige MK2

Aus der Malerei ist uns allen der Begriff des Impressionismus bekannt: leuchtende Farben, flimmerndes Licht und flüchtige Momente sind typische Merkmale dieser Stilrichtung – anders ausgedrückt kennzeichnet diesen Stil die stimmungsvolle Darstellung flüchtiger Momentaufnahmen. So viel vorab: Ich bin mir sicher, Claude Monet hätte an diesem polnischen Phonoamp seine Freude gehabt.

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2

In aller Kürze:
Der Fezz Gratia Evo Prestige MK2 ist ein feingeistiger und potenter Phonoamp, wie man ihn sich nur wünschen kann: Leuchtende Farben, flimmerndes Licht und flüchtige Momente kennzeichnen ihn.

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2


Dass aus Osteuropa seit Jahren wunderbare HiFi-Gerätschaften zu uns kommen, ist inzwischen keine Neuigkeit mehr. Besonders die Hersteller aus Polen sind sehr rege und überzeugen immer wieder mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Fezz Audio stammt aus dem nordöstlichen Teil unseres Nachbarlandes und konnte bisher stets mit sehr guten Produkten überzeugen. Der in Rede stehende Phonoamp bietet nun in seiner neuesten Ausführung ein speziell entwickeltes Netzteil (es kommt von der hauseigenen Transformatorfirma Toroidy), was letztlich die MK2-Version kennzeichnet.

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2
Die beiden 12AU7-Röhren befeuern die Ausgangsstufe und stemmen die MM-Verstärkung im Alleingang. Im MC-Betrieb erhalten sie Schützenhilfe von einem Burson-OpAmp.

Die Kenner unter den Vinylisten wissen um diesen so wichtigen Punkt bei der Übertragung der feinen Signale aus Tonabnehmern – und mein alter Spruch „Im Strom liegt der Klang verborgen“ findet mit dieser Form der Optimierung erneut seine Bestätigung. Zudem wurde bei diesem Phonoverstärker ein zweiteiliger Verstärkungsabschnitt verwirklicht. Die beiden sichtbaren Röhren vom Typ 12AU7 (ECC82) in der Ausgangsstufe dienen beim MM-Betrieb als alleinige Verstärkung; beim MC-Einsatz erfolgt die zusätzliche Verstärkung über einen „Burson Supreme Sound“-OpAmp (V5i). Wenn man so will, ist der Gratia Evo Prestige MK2 ein hybrider Phonoverstärker. Dessen einzelne Funktionen in der frontseitigen Abstimmung sind schnell erledigt (bitte bei der MM-Abstimmung die Kabelkapazität des zuführenden Tonarmkabels nicht vergessen).

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2
Während sich Eingangswiderstand (MC) und Kapazität (MM) frontseitig einstellen, lassen, bietet die Rückseite weitere Einstellmöglichkeiten wie Gain-Voreinstellung oder Rumpelfilter.

Wer ein Low-Output-Tonabnehmersystem verwendet, muss überhaupt nichts machen – außer die Kabel rückseitig anschließen und einschalten. Der eigentlich auf der Rückseite vermutete Stromeinschalter liegt unter der Bodenplatte im vorderen, rechtsseitigen Bereich gut versteckt, lässt sich allerdings mit einem Finger fix aktivieren. Falls bei Verwendung eines Low-Output-Systems die Verstärkung zu leise erscheint – an der Rückseite den +6-dB-Gaintaster drücken, und schon ist die analoge Welt wieder schön. Der Subsonicfilter ergibt Sinn, da er die gefährlichen Tiefstfrequenzen unterdrückt; die Verwendung sollte – speziell bei MM-Systemen – ausprobiert werden. Die Betriebswahl zwischen MM/MC erfolgt ebenfalls an der Rückseite, und der Stereo/Mono-Taster holt all diejenigen Vinylfreunde ab, die tatsächlich einen Mono-Tonabnehmer betreiben.

Um es kurz zu machen: Der Fezz Gratia Evo Prestige MK2 ist ein Phonoamp mit geradezu praller Ausstattung. Die beiden Doppeltrioden sind ordentliche Typen aus Asien, die im Schnitt gute 100 Stunden Betrieb benötigen, um sich klanglich zu entfalten. An dieser Stelle muss ich einen Hinweis darauf geben, dass auch in Europa immer noch Doppeltrioden gefertigt werden. Rundum glücklich wäre ich nämlich, wenn die Fezz-Leute Röhren aus ihren Nachbarländern einsetzen würden … Das passt nicht nur in die derzeitige weltpolitische Lage, sondern wäre final auch nur konsequent – Made in Europe! Mir ist durchaus bewusst, dass die im Falle des Fezz Gratia Evo Prestige MK2 aufgerufenen knapp zweitausend Euro viel Geld für einen Phonoverstärker sind, aber wie heißt es so schön: Alles ist relativ!

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2
Gut zu erkennen ist der Toroidy-Transformator eigener Fertigung – die Polen haben sich als OEM-Lieferant mittlerweile einen hervorragenden Ruf aufgebaut.

Schon beim Auspacken überzeugt der Fezz-Phonoverstärker mit seinem satten Gewicht von acht Kilogramm, und der Blick über das Gerät unterstreicht es noch: Das ist ein solide gemachter Brocken, der mit 35,5 Zentimeter in der Breite, 38 Zentimeter Tiefe und 10 Zentimeter in der Höhe durchaus selbstbewusst seinen Platz beansprucht. Die beiden Doppeltrioden lassen sich tauschen (ich hätte hier allerdings keinen Bedarf). Einfach nur die Glasscheibe etwas herunterdrücken und jeweils nach rechts oder links verschieben, schon ist der Griff in den mit glänzendem Edelstahl verkleideten „Spiegelsaal“ frei (die Stoffhandschuhe beim Tausch der Röhren – nur im kalten Zustand – bitte tatsächlich auch benutzen).

Bevor ich es vergesse – auch dieses Fezz-Produkt steht in sieben verschiedenen Farben zur Verfügung. So gibt es den Gratia Evo Prestige MK2 in klassischem Schwarz oder Silber, die zusätzlichen Alternativen Weiß, Champagner, Rot, Burgund und Evergreen (sieht ein bisschen nach British Racing Green aus) stürzen den Kaufinteressenten geradezu in einen Strudel der Entscheidungsfindung. Selbst bei Details wie den Gerätefüßen haben sich die Polen Gedanken gemacht und dem Gerät an dieser Stelle solide Absorber verpasst. Das tadellos verarbeitete Gehäuse ist innen teilweise mit Antidröhnmatten ausgelegt. Und wen der gleich neben der Netzsteckdose befindliche On/Off-Schiebeschalter „Signal GND“ irritiert – alles gut, die Entwickler bei Fezz haben auch an die unterschiedlichsten Netze und deren Eigenarten gedacht; eine zusätzliche Erde schadet bei Phonosignalen nie. Auch hier gilt: Versuch macht klug.

Farbpalette
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Mit Melanie De Biasio und ihrem Album No Deal starte ich meine Hörsession. Schon gleich bei den ersten Tönen von „I Feel You“ gelingt es dem Fezz Gratia, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern: „So einer bist du also …“, sind meine Gedanken. Wunderbar feinfühlig präsentiert er mir die reduzierten Klänge und zeigt den weiten Raum der Aufnahme. Eine überaus entspannte, dabei souveräne Scheibe ist das, die mir der Phonoamp genauso zu Gehör bringt! Feinster Blues folgt sogleich von Ronnie Earl & The Broadcasters: Six String Blessing ist der direkte Hinweis auf das zu erwartende tonale Geschehen. Blitzsauber sortiert der große Fezz-Phono die Töne – ich höre die Hammondorgel geradezu holografisch im Musikgeschehen.

Das Doppelalbum Esbjörn Svensson Trio Plays Monk beweist sich als eine außergewöhnlich gut gemachte Einspielung. „I Mean You“ verstehe ich als direkten Hinweis für den aktuellen Testprobanden – man höre sich nur diesen wunderbaren Kontrabass in all seiner Fülle an! Von dem extrem lässig gespielten Klavier ganz zu schweigen … Mick Jagger mit „Goddess In The Doorway“ zeigt die immer noch große Lust des Sängers an der Musik – und exakt diese lustvoll vorgetragene Energie leitet der Phonoverstärker völlig selbstverständlich durch. Herrscht dann bei der Auslaufrille Ruhe, wird seine Fähigkeit hörbar, dass man nichts hört. Was bedeutet: Der Fezz Gratia Evo Prestige MK2 ist dank seines praktisch nicht vorhandenen Grundrauschens ein erstaunlich ruhiger Phonoverstärker!

Fezz Gratia Prestige Evo Mk2

Info

Phonovorverstärker Fezz Gratia Evo Prestige MK2

Konzept: MM/MC-Phonoverstärker mit Vakuumröhren
Röhrenbestückung: 2 x ECC82/12AU7
Eingänge: 2 x RCA
Ausgänge: 2 x RCA
OpAmp: Burson Audio Supreme V5i
Stromversorgung: stabilisiert + Supreme Audio Grade Transformator
MM-Kapazität: 0 pF, 47 pF, 100 pF, 220 pF
MC-Load: 1 kΩ, 470 Ω, 220 Ω, 100 Ω
THD: < 0,05 %
Übersprechen MM/MC: > 95 dB/> 96 dB
SNR MM/MC: > 92 dB/> 90 dB
Eingangsimpedanz MM/MC: 47 kΩ/50–1 kΩ
Stromverbrauch: 20 W
Maße (B/H/T): 36/10/38 cm
Gewicht: 8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 2000 €

Kontakt

Audium/Visonik

Catostraße 7b
12109 Berlin
Telefon +49 30 6134740
kontakt@audium.com

www.audium.com

Mitspieler

CD-Player: C.E.C CD-5 mit Horwege Modifikation
Plattenspieler: Transrotor Dark Star Reference mit Netzteil Konstant Reference M1
Tonarm: Transrotor TR 9S
Tonabnehmer: Audio-Technica VM760SLC, Phasemation PP-200
Phonoverstärker: Phasemation EA-220 mit Übertrager T-550
Röhren-Vollverstärker: Audiomat Adagio mit Röhrensatz von BTB, Thivan Labs 572/811 mit Röhrensatz von BTB
Lautsprecher: Klipsch Heresy III mit symmetrischen Frequenzweichen von Elixir-Loudspeakers, Thivan Labs Eros 9 Ultra
Zubehör: HMS, Phasemation, AudioQuest Robin Hood, in-akustik u. a.

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.