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Die Nadel, Dormagen

FIDELITY zu Gast bei … Die Nadel, Dormagen

Die Nadel, Dormagen – Hier werden Sie geholfen …

Die Nadel ist anders: Die Analogspezialisten konnten mit ihrem riesigen Sortiment schon kniffligste Fälle entknoten. Wir waren zu Besuch im Dormagener Zubehörparadies.

Fotografie: Carsten Barnbeck

„Schau doch mal auf der Nadel-Homepage nach“. Einer dieser Sätze, die fallen können, wann immer Highender über die Bedürfnisse und Notwendigkeiten ihrer größten Leidenschaft sprechen. Ich hörte die weisen Worte zum ersten Mal vor schätzungsweise vierzehn Jahren. Damals versuchte ich gerade, einen Vorverstärker mit zwei Stereo-Endstufen zu koppeln – bei der Vorstufe handelte es sich (räusper) um ein aufbereitetes Mischpult der Marke Roland, das sich via Klinke abgreifen ließ. Von da sollte es weitergehen zu je zwei Cinchbuchsen, gern mit 140 Zentimeter Strippe dazwischen – nichts, was beim Händler an der Straßenecke unterm Tresen liegt. Und so drohte das ersehnte Bi-Amping im Arbeitszimmer an akutem Adaptermangel und wachsendem Unmut zu scheitern. Ein Kollege verwies mich auf das Online-Portal der Dormagener, und nur Minuten später wähnte ich mich im Zubehörhimmel.

Die Nadel, Dormagen, Nick Duhn
Hat sein Riesensortiment bestens im Griff: Nick Duhn übernahm das Geschäft vor einigen Jahren von seinem Vater Jürgen Duhn.

Dieses erleichternde Glücksgefühl von damals überkam mich wie ein Déjà-vu, als ich vor einigen Wochen über die Schwelle des Ladens trat. „Die Nadel“ liegt etwas versteckt in einem Gewerbegebiet am Übergang zum Dormagener Ortsteils Horrem, gerade mal zwei Fahrminuten von der nächsten Autobahnabfahrt. Von außen weist abgesehen vom weiß-blau-roten Firmenlogo nicht viel auf die Traditionsadresse hin. Laufkundschaft verirrt sich hierher wohl eher selten, was vergleichsweise schnuppe ist. Die Dormagener betrieben seit 1998 besagte Homepage nebst Online-Shop und hatten ihr Kerngeschäft bereits in einer Zeit ins Netz verlagert, in der Ebay und Amazon noch als Geheimtipps gehandelt wurden.
Der kompakte Gewerbebau wird auf seinen zwei Etagen vornehmlich von den Büros eines Bildungszentrums eingenommen. Im Parterre, direkt vom Besucherparkplatz aus zugänglich, macht sich Die Nadel breit. Wir haben Freitagvormittag, und im Gewerbegebiet tobt die Hölle. Eine geräuschvoll vorbeibrausende Feuerwehr-Armada kündet davon, dass irgendwo etwas nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich sollte. Vor den nahegelegenen Einkaufszentren bahnt sich das jeder Vernunft entsagende Wochenendtreiben an: Hupen, Quietschen, das Klappern von Einkaufswagen, klirrendes Leergut … Wer jetzt nicht mit seinem Großeinkauf beginnt, wird nie wieder etwas bekommen!

Kaum dass ich ins Innere des Geschäfts vorgedrungen bin, empfängt mich ein krasses Kontrastprogramm: Es herrscht entspannte Ruhe, aus einer Anlage säuselt leise Musik, und die beiden Mitarbeiter, die ich an diesem Morgen antreffe, beugen sich gerade über den Monitor eines Computers, diskutieren diskrete Details einer Bestellung. Inhaber und Geschäftsführer Nick Duhn, der den Laden vor einigen Jahren von seinem Vater, Geschäftsgründer Jürgen Duhn, übernommen hat, werde ich nicht antreffen. Das weiß ich bereits. Er musste mir spontan absagen, um seinen Filius zu einer Zahn-OP zu begleiten. Schade, aber die Entschuldigung lasse ich natürlich gelten.

Nur wenige Augenblicke später habe ich eine Kaffeetasse in der Hand und halte ein munteres Begrüßungspläuschchen. Bei unserem Telefonat hatte mir Duhn den Freitagvormittag empfohlen. „Dann haben alle was anderes im Kopf“ – draußen war das ja nicht zu übersehen – „und es ist vergleichsweise ruhig, ehe auch hier im Laden Wochenendtrubel einsetzt.“ Doch da hat er sich offenbar geirrt. Zumindest was den heutigen Freitag angeht. Wir sind kaum übers „Hallo“ und „Wie war die Reise?“ hinaus, als kurz hintereinander die ersten drei Kunden ins Geschäft kommen und alle Aufmerksamkeit in Beschlag nehmen.

Für mich eine Gelegenheit, mir Die Nadel in Ruhe anzusehen. Das Geschäft bricht mit allen gültigen HiFi-Konventionen. Wer Vorführräume und HiFi-Ketten aller Klassen erwartet, wird enttäuscht. Linkerhand, gleich neben der kleineren von zwei Ladentheken steht ein einsames System – Primare an unterschiedlichen Schallwandlern von Q Acoustics –, ihm gegenüber zwei Sessel und ein Tisch. Das wars dann auch schon. Direkt hinter dem Hörplatz ruft mir ein gutes Dutzend unterschiedlichster Plattenspieler ins Gedächtnis, dass der Firmenname auf die nach wie vor gepflegte analoge Leidenschaft der Duhns verweist: Clearaudio, Dual, Rega, Denon, AVID, Pro-Ject … sie alle sind zugegen, können beschnuppert und in Augenschein genommen werden. Auch ein Plattenregal gibt es, und mein Blick bleibt magnetisch an The Cures Pornography hängen.
Die „harte Währung“ in Form echter Komponenten nimmt bestenfalls ein Viertel der Geschäftsfläche ein. Der Rest gehört proppevollen Regalen: Adapter, Reinigungsmittel, Plattentellerauflagen, Rackelemente, Steckerchen, Käbelchen, Spikes nebst Spikeschonern für empfindliche Fußböden, Öle und Tinkturen für alle erdenklichen Zwecke … jede dieser Kategorien ist in etlichen Varianten und Ausführungen vertreten. In mir beginnt es zu brodeln, denn schon nach wenigen Augenblicken vergesse ich, dass ich eigentlich für Fotos hier bin, und beginne mich zu fragen, ob mir nicht gerade etwas fehlt. Ich werde beim Verlassen des Ladens glücklich sein, dass ich meine Geldbörse im Auto vergessen habe.

Einen der drei Kunden trifft es hingegen mit voller Härte. Eigentlich wollte er nur ein bestelltes Kabel abholen. Er bezahlt, verlässt das Geschäft, sitzt einen Moment im Auto, kehrt zurück und stöbert direkt neben mir durch eine Wand mit Steckeradaptern. „Ja … genau … und die hier nehme ich auch noch mit.“ Der Ärmste wird noch zwei weitere Male wiederkehren. Ein anderer Kunde hat seinen betagten DJ-Dreher mitgebracht, einen Denon, der hinter der großen Service-Theke eiligst und kompetent auf Vordermann gebracht wird. „Sofern wir die Zeit haben und Justage, Tuning oder Reparatur nicht zu aufwendig sind, können wir solche Anliegen ambulant erledigen“, erklärt mir Nick Duhn bei einem späteren Telefonat. „Es kann natürlich auch mal ein paar Tage dauern.“ Obwohl Die Nadel von den meisten vor allem als Webshop wahrgenommen wird, ist jeder Kunde herzlich eingeladen, den Laden vor Ort zu besuchen und sich dort eingehend beraten zu lassen. Das geht natürlich auch telefonisch.

Die Nadel, Dormagen
Liebevolle und sympathische Details finden sich überall im Ladengeschäft.

Den hinteren Teil des Geschäfts nimmt das Strippenlager ein. Selbstredend bieten die Dormagener das gewohnte Spektrum konfektionierter Kabel an. Packungen von AudioQuest, in-akustik und Supra nehmen mehrere Regalwände in Beschlag. Man kann sich die Strippen aber wie eingehend erwähnt zentimetergenau anfertigen lassen. Die Auswahl ist dann sogar noch deutlich größer: Neben den genannten Marken erspähe ich im Wald aus Kabeltrommeln auch QED, Cardas, Van den Hul und viele weitere. 26 Hersteller listet die Nadel-Homepage allein bei den NF-Strippen, die sich mit hunderten Steckertypen versehen lassen. Kurz gesagt: Ein Problemfall, der sich in Dormagen nicht lösen lässt, muss erst noch erfunden werden!

 

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 15 Uhr

 

Die Nadel
Kieler Straße 18
41540 Dormagen
Telefon +49 2133 210433

 

www.dienadel.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.