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FIDELITY zu Gast bei ... Vovox

FIDELITY zu Gast bei … Vovox

FIDELITY zu Gast bei … Vovox – Vom Studio bis zum Saal, vom Bass bis zu den Boxen

Der wahre Wert eines Spielzeugs wird oft erst erkannt, wenn es wieder zurückgegeben werden muss. Das gilt ganz besonders, wenn das Spielzeug ein Kabel (von Vovox) ist.

Bilder: Cai Brockmann, KKL Luzern (Ivan Suta), Tibor Pallermann, Regine Schwilch, Jürg Vogt

FIDELITY zu Gast bei ... Vovox - KKL Luzern aussen - Copyright_Fotograf-Ivan Suta

Auf dem winzigen Pappschächtelchen steht nur „Hä?“ und sonst nix. Es wird hier gratis verteilt und enthält zwei sehr ordentliche Ohrenstöpsel. Vovox-Chef Jürg Vogt und ich besuchen das alljährliche Blue Balls Festival in Luzern und nähern uns dem großen Saal des sensationellen Kultur- und Kongreßzentrums Luzern (KKL). Wir werden gleich The Corrs live erleben, nachher ist noch „Meet & Greet“ im Backstage-Bereich angesagt. Da das Konzert eventuell, vielleicht, womöglich, unter gewissen Umständen ein bisschen lauter werden könnte als die offiziell erlaubten 93 Dezibel, werden sicherheitshalber „Hä?“-Ohrenstöpsel gratis verteilt. Ich mag die Schweiz.

FIDELITY zu Gast bei ... Vovoc - The_Corrs_©Tibor_Pallermann

Ursprünglich sind wir ja wegen besonders guter Kabel hierher gekommen. Wegen des dadurch besseren Live-Klangs über die P.A. im Saal. – Allerdings ist es unmöglich zu beurteilen, wie viel Anteil die Verkabelung am Gesamtklang eines Audiosystems wirklich hat, das gilt für Profi- wie für HiFi-Anlagen. Immerhin ist man sich einig, dass „gute Kabel“ kein Fehler sind, sondern Pflicht. Weniger einig ist man sich, was ein „gutes Kabel“ denn eigentlich auszeichnet. Und was es kosten darf. Vor allem Pro-Audio-Leute winken sofort ab, wenn ein bestimmtes Kabel deutlich mehr kostet als die übliche Standardware. Verständlich, wenn Kabellängen in Kilometern verhandelt werden.
Rechtzeitig zum Blue Balls Festival wurde im großen Saal des KKL eine erstklassige neue Beschallungsanlage installiert. Das KKL, direkt am Vierwaldstätter See gelegen, ist ein Vorzeigeprojekt der Stadt und sollte auch in puncto Sound herausragende Leistungen zeigen. Also fand nach der Entscheidung für eine High-End-P.A. (von db Audiotechnik) auch ein ausführlicher Hörtest für das Lautsprecherkabel statt – unter Profibeschallern ein

FIDELITY zu Gast bei ... Vovox - PA neu Luzerner Saal

sehr ungewöhnlicher Vorgang. Aber für die bestmögliche Lösung für ein anspruchsvolles Projekt wollte man sich nicht lumpen lassen. Gewonnen hat den Hörtest jener Prophet, der im eigenen Land zumeist nichts gilt. Das Vovox-Team, das nur eine Viertelstunde entfernt in Ebikon arbeitet, konnte die skeptische Jury mit eindeutig besseren Klangergebnissen überzeugen. Gehört und beurteilt wurde übrigens mit unterschiedlichsten Musik- und Sprach-Programmen, weil im Luzerner Saal unterschiedlichste Events stattfinden – auch ohne „Hä?“-Stöpsel.

Jürg Vogt hat sich sofort nach der Entscheidung ans Werk gemacht, um die erforderlichen Längen anzufertigen. Was bei Vovox keineswegs die simple Zuschnitt- und Lötarbeit ist, die man von „ganz normalen“ Kabellieferanten kennt. Vielmehr kümmert sich Vovox um seine Produkte mit unglaublicher Akribie und tiefer Ernsthaftigkeit – so müssen etwa alle Kabel ausnahmslos mehrere Hörtests absolvieren. Und vor kurzem schickte das Vovox-Team eine „verdächtige Charge“ an einen Rohstofflieferanten zurück, die zwar messtechnisch in Ordnung war, sich aber bei der audiophilen Qualitätskontrolle keineswegs wie bestellt anhörte. Der zunächst irritierte Kupferlieferant kam aufgrund dieser Rückmeldung einer unstandesgemäßen internen Materialumstellung auf die Schliche und schuf Abhilfe.

FIDELITY zu Gast bei ... Vovox

Für Jürg Vogt sind derlei Details selbstverständlich. Der Werkstoffingenieur, Kabelhersteller und Musiker will das Beste bieten, ohne es laut herauszuposaunen. Vogt schöpft aus seinen außergewöhnlich aufwendigen und mitunter kostspieligen Herstellungsprozessen eine unaufgeregt-hartnäckige Überzeugungskraft, die ich durchaus unter „typisch Schweiz“ einsortieren würde. Bei Vovox heißen Kabel daher auch nicht einfach „Kabel“, sondern „Klangleiter“.

Wie sehr dieses Wort in der Praxis stimmt, zeigt uns ein Gespräch nach dem Konzert. Nach der umjubelten Zugabe bahnen wir uns den Weg in den Backstage-Bereich des KKL. Dort treffen wir auf die sympathischen und bestens gelaunten Geschwister Andrea, Caroline, Sharon und Jim Corr, freuen uns mit ihnen über den erfolgreichen Gig und prosten uns mit kühlen Getränken zu. Dabei kommen wir auch mit dem baumlangen Keith Duffy ins Gespräch, der uns eine ganz typische „Kabelgeschichte“ erzählt. Denn wie fast alle Musiker ist auch der Profibassist im Herzen ein Audiophiler – er wusste es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nur nicht. Dieser Zeitpunkt war gekommen, als er bei einer Aufnahmesession im Tonstudio ein geliehenes Kabel wieder an seinen Besitzer zurückgeben musste, weil der es nun doch selbst benötigte. Keith Duffy stöpselte sein bewährtes „gutes Kabel“ ein. Plötzlich schien die Klangbalance nicht mehr zu stimmen, die Kontrolle über den eigenen Ton nicht mehr korrekt zu funktionieren – was war hier los?

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Tatsächlich hatte der zuvor geliehene Klangleiter dem E-Bassisten klanglich mehr auf die Sprünge geholfen, als er zunächst zugeben wollte. Doch nach einem zweifach wiederholten Kabeltausch war ihm klar: „Das will ich auch haben!“ Seither gehört auch Keith Duffy zur stetig wachsenden Vovox-Klientel, die sich übrigens recht gleichmäßig auf Audio-Profis und Highender verteilt.
Die neue Beschallungsanlage im KKL hat Vovox mit einem Klangleiter vom Typ Sonorus Drive XL bestückt, der in 50 Meter langen Abschnitten die vielen Endstufen mit dem jeweiligen Treiber verbindet. Die insgesamt mehr als 1,2 Kilometer Vovox-Kabel haben sich bereits in etlichen „Situationen“ bestens bewährt. Im Luzerner Saal, der bis zu 2000 Gäste fasst, finden ja nicht nur Konzerte statt, sondern auch Events, Versammlungen oder Empfänge, wo beispielsweise höchste Sprachübertragungsqualität gefragt ist. Das verlangt auch von der Verkabelung enorme Flexibilität bei schnellen Umbauten – ein Thema, das für die High-End-Anlage zu Hause überhaupt nicht wichtig ist.

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Wie breitgefächert Vovox in der Audioszene aufgestellt ist, zeigt am nächsten Tag eine Stippvisite bei Myrinx. Im „Neubad“, einem stillgelegten ehemaligen Hallenbad mitten in der Stadt, sind viele kleine kreative Unternehmen angesiedelt, darunter auch Evosolutions mit dem „Mikro-Ableger“ Myrinx, den Regine Schwilch vor ein paar Jahren zusammen mit Jürg Vogt gegründet hat. Regine Schwilch ist Doktorin der Biologie und anerkannte Spezialistin für Biomimetic. Bei Myrinx führt sie ihr Know-how mit dem von Vovox zusammen – in einer ehemaligen Umkleidekammer, auf kaum drei Quadratmetern! Hier werden Studiomikrofone nach biomimetischen Prinzipien grundlegend modifiziert, um „mit ein paar Tricks“ bereits hervorragende Mikrofone zu „den besten der Welt“ zu machen. Das mit den Tricks und den weltbesten Mikrofonen würde sie so natürlich nie sagen. Aber genau so ist es. Und zwar hörbar …

… wie sich kurz darauf bei Vovox in Ebikon herausstellt. Kaum sind wir an den picobello aufgeräumten Fertigungsplätzen und dem fein sortierten Lager vorbei ins zentral gelegene Chefbüro eingebogen, lässt Jürg Vogt auch schon ein paar professionelle Probeaufnahmen – mit und ohne Myrinx-Mikros – über die Abhöranlage laufen. Die selbstredend „vovoxierten“ Geithain-Monitore bringen den klanglichen Unterschied

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überaus deutlich zu Gehör – eine spannende Sache, die wir in FIDELITY gerne weiter verfolgen wollen. Des Weiteren findet sich im Büro neben High-End-Komponenten von Ayon auch der intern neu verklangleiterte E(del)-Bass des Chefs, und unmittelbar vor der Bürotür weisen ein E-Piano und eine kleine Verstärkeranlage auf aktives Musizieren hin. Jürg Vogt bedauert jedoch, derzeit kaum selbst in die Saiten oder Tasten greifen zu können. Es gebe für Vovox gegenwärtig so viel zu tun, dass für echte Freizeit kaum mehr Raum bleibe. Daher beschäftigt sich eine Mitarbeiterin auch noch am sehr späten Freitagnachmittag mit der Fertigstellung eines Spezialauftrags, während mir Jürg Vogt die „hokus-pokus-freien“ Grundlagen von Vovox-Produkten in aller Ruhe nahebringt. Es geht um die Vorteile von Holz, Farbpigment-freien High-Tech-Polymeren und Naturfaserumflechtungen, um Kryogenik und Konditionierung, um helikale Konstruktionen und „Formel-eins-mäßige Konsequenz“, um den klanglichen Idealfall – keine Verfärbungen, keine Verfälschungen – auch wirklich „bis zum bitteren Ende“ durchzuziehen. Dieses besteht bei den hochreinen, massiven und durchaus widerspenstig zu verlegenden Vovox-Klangleitern häufig aus rhodiumbeschichteten Kabelenden. Die Performance ist dann offenbar derart überzeugend, dass sich auch Nonplusultra-Unternehmen wie Soulution gern mit Vovox-Produkten in Verbindung bringen lassen. Und das ist dann wirklich sehr, sehr ernsthaftes Spielzeug.

 

www.vovox.ch

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