Spiel, Satz, Sieg
Sie wissen hoffentlich worauf Sie sich bei einem Artikel über die smarte aktive Kii SEVEN einlassen: Der kompakte Aktivmonitor macht verschiedenen Dinge so grundlegend anders und besser, dass wir nicht um einen einleitenden Ausflug in die Welt der akustischen Prinzipien herumkommen. Legen wir direkt los …

Lautsprecher teilen sich unabhängig von Größe und Konzept einen gemeinsamen Feind: Sie verabscheuen den Raum, in dem sie spielen. Der revanchiert sich, indem er ihren Klang nach Herzenslust verbiegt. Dabei greift er mit Reflexionen und Dimensionsbezügen zu physikalischen Größen, gegen die kein Kraut gewachsen scheint. Der einzige Verbündete, auf den Schallwandler sich in diesem Schlagabtausch verlassen können ist die graue Schwabbelmasse zwischen unseren Ohren. Das menschliche Gehirn besitzt die Fähigkeit, Direkt- und Diffusschall auseinanderzuhalten. Es benötigt dafür zwischen beidem einen zeitlichen Versatz von wenigstens vier Millisekunden. Mehr ist freilich noch besser.

Alles dreht sich um Zeit
In natürlichen Umgebungen ist das kein Problem. Echos im Wald oder in einer Bergklamm sind zeitlich mehr als deutlich von ihrem Ursprung abgegrenzt. In einem geschlossenen Zimmer von wenigen Quadratmetern sieht das allerdings anders aus. Schall breitet sich mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 340 Meter pro Sekunde aus. Das sind 34 Zentimeter pro Millisekunde. Bereits die Mindestanforderung von 4 ms summiert sich also auf eine Wegstrecke von 136 cm. Und jetzt Hand aufs Herz: Haben Ihre Lautsprecher 68 cm* Luft zu den Rück- und Seitenwänden? Als Homini comfortabilis umgeben wir uns gern mit wohnlichem Ambiente – und dazu zählt, dass Lautsprecher für eine dezente Integration so dicht wie möglich an die Wand gehören.
*68 cm weil Reflexionen einen Hin- und Rückweg haben: 2 x 68=136
Kii Audio aus der Nähe des nordrheinischen Städtchens Hamminkeln weiß um diese Zusammenhänge und bekämpft sie mit zwei wirkungsvollen Maßnahmen. Die konventionellere ist ein Kern aus DSP-gestützter Aktivelektronik. Die kleine SEVEN verfügt über ein kraftvolles 600-Watt-Verstärkermodul von Purifi, das sich in jedem Aspekt steuern, dirigieren und selbst durch kniffligste Frequenzgewässer navigieren lässt. Wo normale Lautsprecher phasenverschiebende Frequenzweichen haben, besitzt sie ein Elektronenhirn, das die Signalanteile der vier Treiber aufs Hertz genau und ohne jeden Einfluss aufs musikalische Timing filtert. Darüber hinaus kann die Box ihren Frequenzgang wohldosiert an die aktuelle Lautstärke anpassen und ihre Treiber obendrein vor Überlastung schützen.

Reflexionen stören? Dann weg damit!
Noch wichtiger ist eine Technologie, die Kii vor rund einer Dekade mit der größeren Three einführte: Kardioid-Abstrahlung. Die eigentliche Schallerzeugung erfolgt über ein Zweiwege-Gespann an der Front des Lautsprechers. Die Entwickler schnürten Hoch- und Tief-/Mittelton in einen gemeinsamen Rahmen und brachten sie räumlich so eng zusammen, dass die SEVEN selbst im Nahfeldbereich den Eindruck einer harmonischen Einpunkt-Schallquelle erzeugt. Bei den seitlich verbauten Membranen handelt es sich um Tieftöner, die phaseninvertiert arbeiten. Während sich Mitten und Höhen vergleichsweise gerichtet von den Treibern lösen, werden Bässe bekanntermaßen kugelförmig vom Lautsprecher abgestrahlt. Und genau das unterbinden die beiden zusätzlichen Chassis: Durch die Invertierung löschen sie einen Großteil des seitlichen und fast den gesamten rückwärtigen Bass aus. Reflexionen und Raumbezüge spielen für die SEVEN deshalb nahezu keine Rolle. Kardioid heißt die Technik übrigens, weil die daraus resultierende Abstrahlcharakteristik in der Draufsicht wie ein Herzchen aussieht.

Tatsächlich führt diese ausgeklügelte Tech-Kombi zu einem Klangverhalten, das sich im ersten Moment regelrecht widernatürlich anfühlt. Kii Audio-Geschäftsführer Chris Reichardt brachte uns die SEVEN persönlich vorbei uns platzierte sie eigenhändig im etwa 50 Quadratmeter großen FIDELITY-Hörraum. Einmal eingeschaltet, pusteten die Lautsprecher eine Klangfülle in den Raum, die uns eher an Standboxen erinnerte – und zwar an keine allzu kleinen. Getrieben von 600 Watt bewältigt der frontseitige „Fünfzöller“ einen ordentlichen Hub. Das führt zu einer Bandbreite von 40 Hertz bis 20 Kilohertz (+/-3 dB), die extrem gut, für eine Kompakte heute aber auch nicht mehr ungewöhnlich ist. Normalerweise wird die große Frequenzspanne aber durch Kompromissen erkauft, von denen wir bei der SEVEN keine hören konnten: Sie bringt die Kraft ihres Verstärkers wieselflink auf die Straße und hat einen unerhörten Punch und herrliche Direktheit. Die kardioide Charakteristik hatte sicher ihren Anteil am vorzüglichen Klang, konnte in dem großen Raum aber nicht wirklich punkten.

Im Großen wie im Kleinen
Die eigentliche Verblüffung folgte erst Tage später, als ich die Lautsprecher einpackte und aus Neugier in mein heimisches Arbeitszimmer, eine Art Mini-Heimstudio, überführte. Dort landete die SEVEN auf einem großen Schreibtisch direkt an der Wand. Zu meiner Verwunderung musizierte die Box hier ohne umschweif mit der gleichen Präzision wie im FDIELITY-Hörraum. Stimmen und Instrumente wirkten bezaubernd natürlich und offenbarten einen herrlichen Schmelz. Vor allem ließen sie sich punktgenau auf der breiten und verblüffend tiefen Bühne orten – die Abbildung wirkte, als wäre die Wand hinter den Lautsprechern einfach verschwunden.
Natürlich ist das Hörempfinden im Nahfeld immer etwas anders als im freien Raum. Die beiden Spielweisen unterscheiden sich wie offene und geschlossene Kopfhörer. Der „reflexionsarmen“ SEVEN gelingt aber der Kniff, abgesehen von Nuancen tonal sowie in ihrer Direktheit in beiden Situationen identisch zu klingen. Ähnlich verhält es sich mit der Lautstärke. Selbst im flüsterleisen Betrieb bleiben alle Details erhalten, während sich der kompakte Lautsprecher auch von gehobenen Pegeln nie aus der Ruhe bringen lässt. Beeindruckend!
Was steckt eigentlich drin in der Kii SEVEN?
Zu Recht werden Sie sich mittlerweile Fragen, was genau die SEVEN eigentlich ist und was sie alles kann. Ich will Sie nicht weiter auf die Folter spannen: Im Kern sprechen wir von einem kompakten Aktivlautsprecher mit integrierter digitaler Lautstärkesteuerung. An der Rückseite finden sich zwei physische Eingänge in Form eines kombinierten analog-symmetrischen XLR/Klinke- und eines digitalen AES/EBU-Zugangs. Direkt daneben liegt ein LAN-Anschluss nebst Durchschleifpunkt, der sich mit dem Heimnetzwerk verbindet, über das integrierte Dante-Protokoll aber auch als digitaler Signaleingang funktioniert – entsprechende Zuspieler vorausgesetzt.

Zwingend erforderlich sind die physischen Anschlüsse nicht, da auch Bluetooth und WiFi an Bord sind. Noch bevor man die SEVEN erstmals in Betrieb nimmt, sollte man die “Kii Home”-App des Herstellers auf das Smartphone oder Tablet herunterladen. Nur Augenblicke nach dem Einschalten melden sich die beiden Neuzugänge in der App. Man kann ihnen das WLAN-Passwort verraten und eine Funktion (linker oder rechter Kanal) zuweisen. Nach etwa drei Minuten – wir mussten wie gewohnt erstmal das Zettelchen mit dem Passwort finden – war die SEVEN schnurlos spielbereit. Die Aktive ist natürlich UPnP-kompatibel, bringt aber auch Schnittstellen für die Connect-Varianten von Spotify, Tidal und Qobuz mit. Vor allem der letztgenannte Webdienst begeisterte uns mit seiner Klarheit und Detailfülle. Gesteuert werden die drei Streaming-Angebote (inklusive Pegel) direkt und unkompliziert über die jeweiligen Apps der Anbieter.
Vielseitige Steuerung
Die Belange der Lautsprecher lassen sich am bequemsten über die Kii Home-App erreichen, etwa die Eingangswahl oder die Lautstärkeregelung. Der Maximalpegel wird übrigens nicht nur vom integrierten Limiter im Zaum gehalten. Um Unfälle zu vermeiden kann man die einstellbare Höchstlautstärke nach Belieben definieren. Die SEVEN ist zudem mit einer guten Bass/Höhen-Regelung ausgestattet. Wenn Sie das Gefrickel mit dem Smartphone nervt, lassen sich die wichtigsten Parameter auch am Rücken des Lautsprechers einstellen: Eingangswahl, Standby und die für Heimkino-Enthusiasten wichtige Latenz lassen sich hier unkompliziert schalten. Die Bass- (-6 bis +2dB) und Höhenregelung (-2 bis +2dB) ist hier in sinnvolle Schritte gegliedert. Es ist übrigens egal, an welchem Lautsprecher man herumtippt: die beiden Spielpartner synchronisieren sich automatisch.

Als dritte Alternative kann man die SEVEN mit der Kii Control verbinden. Dabei handelt es sich um ein kleines pultförmiges Kästchen, das ohne Umweg über einen Router via LAN eingestöpselt wird. An der Oberseite der Control befindet sich ein griffiger Encoder, der gemeinsam mit dem gestochen scharfen Mini-Display Zugriff auf wirklich alle Parameter der Aktiven bietet. Mit einem entsprechend langen Kabel kann man sich die Fernbedienung an den Hörplatz stellen, die rückwärtigen Signaleingänge des Extenders bleiben hier im Gegensatz zur größeren THREE allerdings ohne Funktion.
Und ehe ich es vergesse: All das ist nicht auf die klassische Zweikanal-Wiedergabe limitiert. Die SEVEN lässt sich über einem geeigneten Surround-Prozessor natürlich auch für Heimkino-Anlagen einsetzen. Über die integrierte Hochbit-Funkschnittstelle kann man mehrere Multiroom-Sets im ganzen Haus betreiben und diese zentral über eine App bedienen. Logischerweise ist eine solide LAN-Verkabelung in solchen Fällen die klanglich bessere Alternative. Doch sollte das zu kompliziert sein, geht’s auch ohne. Und das mit allen gewohnten Features: Die Lautsprecher-Zonen können individuell benannt werden, eigene Aufgaben erfüllen oder bei Partys auch mal unison das ganze Haus mit Musik erfüllen.

Alle Möglichkeiten … und noch etwas mehr
Was am Ende bleibt? Der Eindruck von einem wirklich mitreißenden Lautsprecher, der schwungvoll-musikalisch spielt und trotz tonaler Ausgewogenheit und Neutralität so weit von Nüchternheit entfernt ist, der es fast unmöglich ist, die kleine Box nicht augenblicklich ins Herz zu schließen. Kein Wunder, dass sich der Hersteller mit seinen beiden Modellen auch ein herausragendes Standing in Tonstudios aufbauen konnte. Uns gefiel vor allem, mit welcher Selbstverständlichkeit die kleine Box ihr großartiges Niveau in allen Umgebungen zur Geltung bringt: Egal, ob auf Ständern im mittelgroßen Zimmer oder beengt auf einem Sideboard, ihre Bühne ist gestochen scharf, bestechend tief und der Bass reicht tief genug hinab, dass man seinen Punch in der Magengrube spürt. Dieses vielseitige Einsatzspektrum rundet sie mit funktionaler Vielseitigkeit ab: Die SEVEN funktioniert als All-In-One-Streaming-Anlage, sie arbeitet aber auch ganz konventionell mit dem Vorverstärker zusammen oder lässt sich mit einem Phono-Pre verbinden. Der Lautsprecher macht genau das, was Sie sich von ihm wünschen …

Info
Kii SEVEN
Konzept: Aktiver Kompaktlautsprecher mit Kardioid-Abstrahlung sowie integrierter Digital-Vorstufe
Bestückung: 25 mm-Hochtöner im Waveguide, 12 cm Tief-Mitteltöner, zwei 16 cm-Tieftöner als seitliche Kardioid-Treiber
Verstärker: zweikanaliges 600-Watt-Modul (Class-D) von Purifi
Frequenzgang (+/-3dB): 40 Hz bis 20 kHz
Eingänge analog: ein kombinierter symmetrischer XLR/Klinge-Anschluss
Eingänge digital: AES/EBU (XLR) und Dante (LAN)
Integrierte Quellen: Bluetooth, UPnP, Spotify, Tidal und Qobuz (alle drei mit Connect)
Klangsteuerung: Bass- und Höhenkontrolle
Besonderheiten: Einstellung für Minimum Phase und Minimum Latency, Kardioid-Charakteristik zur Auslöschung seitlicher und rückwärtiger Bassanteile, Multiroom-fähig, Limiter
Ausführungen: Fine Touch White, Fine Touch Dark Grey, Fine Touch Titanium (ab Februar ’26)
Maße (B/H/T): 20/31/31 cm
Gewicht: je 14 Kg
Garantie: 2 Jahre
Paarpreis: um 8570 € (Kii SEVEN), Ständer um 790€ (Paar), Kii Control um 790€
Kontakt
Kii Audio
Uhlandsweg 6b
46499 Hamminkeln/Dingen
+49 2852 9458266
info@kiiaudio.com




