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Longtrack Canned Heat Living The Blues Albumcover

Longtrack: Canned Heat

Parthenogenesis, 1968

Zum Progrock gehören Tempowechsel, Klassik- und Jazzanklänge, umfangreiche Instrumentalteile und überraschende Instrumente. Weil das alles zusammen kaum in einen Drei-Minuten-Song passt, gibt es den Longtrack.

Die Welt des Blues und die Welt der Hippies – bei Canned Heat wurden sie eins. Die kalifornische Rockband verband ihre Begeisterung für Blues und Boogie mit dem Lebensgefühl der Aussteiger-Generation. Ihr größter Hit, „Going Up The Country“, erklang auch in Woodstock und galt als Hippie-Hymne. Dabei waren die Bandmitglieder sehr ernsthafte Jünger des echten, schwarzen Blues. Sie machten Alben mit John Lee Hooker und Memphis Slim, nahmen Stücke von Muddy Waters und Robert Johnson auf. Ihre Band benannten sie nach dem „Canned Heat Blues“, einer frühen Bluesplatte von 1928.

Beide Sänger von Canned Heat waren Blues-Kapazitäten, beide spielten auch Gitarre und Bluesharp (Mundharmonika). Ansonsten jedoch hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Al Wilson, genannt „Owl“, war stark kurzsichtig, trug meist eine große Brille und als Einziger in der Band keinen Bart. Er sang mit hoher Falsettstimme – nach dem Vorbild von Skip James. Wilson arbeitete mit afroamerikanischen Blueslegenden zusammen und veröffentlichte wissenschaftliche Artikel über den Blues. Er starb mit 27 Jahren an einer Überdosis Schlaftabletten. Bob Hite, genannt „Bear“, war vollbärtig, langhaarig, kräftig und übergewichtig. Seine Singstimme klang tief und brummig. Hite war ein großer Bluesplatten-Sammler und besaß 1973 angeblich über 70 000 Scheiben. Er starb mit 38 an einer Überdosis geschnupften Heroins – er hatte es für Koks gehalten.

Das erfolgreichste Album von Canned Heat

Das erfolgreichste Album der Band wurde das Doppel-Vinyl Living The Blues von 1968. Allein zwei der Plattenseiten füllt der „Refried Boogie“, eine rockende Blues-Jam von 41 Minuten Dauer. Ebenfalls Überlänge (19:57) hat das Stück „Parthenogenesis“ – eine surreale Aufnahme, die in der Diskografie der Band ohne Vergleich dasteht. Es handelt sich um eine Suite oder Reihung von neun verschiedenen Blues-Miniaturen und spacigen Sound-Experimenten. Eingesetzt werden auch elektronische Studioeffekte, Overdubs und besondere Instrumente.

Al „Owl“ Wilson umrahmt diesen Psycho-und-Blues-Trip mit hypnotisierenden Maultrommeltönen und Echo-Effekten. Von ihm kommt außerdem ein instrumentaler Miniatur-Blues mit einem absteigenden Thema (ähnlich wie im Jazzstandard „Bags’ Groove“). Begleitet von Bass und Drums spielt er hier (dank Playback) vier Bluesharps und eine Gitarre – daher der Titel: „Five Owls“. In einer weiteren Miniatur duettiert er mit sich selbst „out of time“ auf chromatischer Mundharmonika und Tanpura („Raga Kafi“). Bob „Bear“ Hite steuert einen kleinen gesungenen Blues bei, nur begleitet vom Gastmusiker John Mayall am Honkytonk-Piano. Der Titel: „Bear Wires“, ein Wortspiel über „Bare Wires“ – so hieß Mayalls jüngste Platte. Der Drummer und der Bassist der Band spielen ein Trommelduo auf Schlagzeug und Congas („Snooky Flowers“). Sie begleiten außerdem Henry Vestine, den Leadgitarristen, bei einer virtuosen, schnellen Blues-Improvisation („Icebag“). Unter dem Titel „Sunflower Power“ liefert Vestine dann noch ein halluzinogen-undergroundiges Experiment auf fünf E-Gitarren.

Canned Heat
Parthenogenesis, 1968

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