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Lumin X1 Lumin Amp

Lumin X1 und Lumin Amp

Lumin, eines der spannendsten jungen Unternehmen im digitalen High-End-Bereich wagt sich auf analoges Terrain.

Lumin X1 und Lumin Amp – Digital wird Analog

Lumin, eines der spannendsten jungen Unternehmen im digitalen High-End-Bereich wagt sich auf analoges Terrain.

Der Lumin X1 ist das Spitzenmodell des Streaming-Spezialisten aus Hongkong. Der Lumin Amp ist die nagelneue erste Verstärkerkomponente des Hauses. Mit beiden beschäftigen wir uns umgehend. Bei der Gelegenheit widmen wir auch einen Blick und unser Ohr den Kabeln von Westminster Lab. Bevor es allerdings losgeht, muss Angus Leung vorgestellt werden. Leung ist Mitgründer der Kabelmanufaktur Westminster Lab. Er zeichnet für Lumins Expansion in die Verstärker-Sparte verantwortlich. Und auch beim Kerngeschäft der Lumin-Streamer hat der umtriebige Audiophile seit kurzem seine Finger mit im Spiel.

Lumin X1 Lumin Amp

Der aus Hongkong stammende Leung begann schon in seiner Jugend an Kabeln, Verstärkern und Lautsprechern zu tüfteln. Während seiner Studienzeit in London (der junge Herr ist Architekt) machte er das Hobby zum Nebenjob und gründete zusammen mit zwei Freunden Westminster Lab. Anfangs wurden unter diesem Namen nur Kabel produziert. Wieder zurück in Hongkong, begann er mit dem Bau seines ersten kommerziellen Verstärkers. Das Resultat, ein imposanter Monoblock mit dem Namen Unum, wurde ein Erfolg und zusammen mit den Westminster-Lab-Kabeln in kürzester Zeit fester Bestandteil der Messe-Vorführketten von Lumin. Fun fact: Der Kontakt zwischen Leung und Lumin kam in München zustande, während der HIGH END 2015.
Seit 2017 gehört Angus Leung ganz offiziell zu Lumin und ist dort für Entwicklung und Marketing zuständig. Das erste Projekt, an dem er beteiligt war, ist der Streamer X1. Hier arbeitete er beim Entwurf der analogen Schaltungen und des Netzteils mit und verantwortete die finale klangliche Abstimmung. Es folgte der Auftrag, eine Verstärkerkomponente für Lumin zu bauen. Das Ergebnis ist die schlicht „Amp“ getaufte Stereo-Endstufe, in die einiges an Know-how aus dem Bau der Cost-no-Object-Monoblöcke von Westminster Lab geflossen ist.

Der kompakte, überraschende 19 Kilogramm schwere Lumin Amp ist ein Class-A/B-Konzept mit klassischem Linearnetzteil. Leung bezeichnet den Amp bescheiden als „erschwingliche Alternative“ zu seinen Monos. Das ist eine charmante Untertreibung – die exquisit verarbeitete Stereo-Endstufe will sich unübersehbar mit den Referenzen ihrer Zunft messen.

Lumin X1 Lumin Amp

Das beginnt schon beim Design, das die Gestaltung und Bauweise der bekannten Streamergehäuse übernimmt und auf Endstufenformat hochskaliert. Die makellos gefertigte Aluminiumschale, für die ein gewaltiger Brocken Metall per CNC-Fräskopf ausgehöhlt und mit einem Oberflächenfinish vom Allerfeinsten veredelt wurde, ist ein Traum. Ein Albtraum dagegen ist der lange Deckelüberhang an der Rückseite, der das (mit feinsten Furutech-Buchsen und -Klemmen bestückte) Anschlussfeld überdeckt. Das ist somit nicht mehr einsehbar, wodurch Kabelwechsel erschwert werden. Immerhin sind sie beim Amp aufgrund dessen Höhe einfacher zu bewerkstelligen als beim flachen Streamer X1. Den möchte man einmal verkabeln und dann nie wieder anrühren.

Innen geht es, wie schon erwähnt, klassisch zu: Ringkerntrafo (600 Watt), Doppelmono-Aufbau, vollsymmetrisch, gleichstromgekoppelt, Verzicht auf Über-alles-Gegenkopplung. Der Amp ist bärenstark, die Leistungsangabe lautet 320 Watt in eine 4-Ohm-Last. Per Schiebeschalter an der Rückseite lässt sich zwischen drei Betriebsmodi wählen: Stereo, Doppelmono und „gebrückt“.

Lumin X1 Lumin Amp

Eine technische Besonderheit ist die Ruhestromregelung namens „Vari-Bias“. Sie fährt den Bereich der Übernahmeverzerrung je nach Leistungsanforderung blitzschnell hoch oder runter, damit das Nutzsignal immer optimale Bedingungen vorfindet. Das Ziel solcher Schaltungen (auch andere Hersteller haben Vergleichbares zu bieten) ist eine Annäherung an den besonders verzerrungsarmen Klang von Class-A-Endstufen, allerdings ohne deren naturgemäß exzessiven Stromverbrauch. Im Fall des Lumin Amps ist festzustellen, dass er bei normalem Betrieb, sprich solange keine Disco-Lautstärken angefordert werden, tatsächlich kalt bleibt.

Dass Angus Leung nach eigener Aussage von Geräten der High-End-Aristokratie wie Goldmund, FM Acoustics, Krell, Kondo und Audio Note geprägt ist, erschließt sich mit den ersten Tönen, die über den Lumin Amp erklingen. Das ist alles überaus stimmig, entspannt, breitbandig, souverän und irgendwie einfach richtig. Diese perfekt austarierte Ausgewogenheit geht nicht im Geringsten mit Langeweile einher. Der Lumin Amp kann grooven, er spielt flüssig, melodisch, tonal makellos und ohne Spitzen oder Härten. Ich habe selten so gern mit einer Endstufe gearbeitet wie mit der Lumin. Tatsächlich habe ich binnen weniger Stunden beschlossen, ihrem akustischen Output uneingeschränkt zu vertrauen und sie während der Zeit ihrer Anwesenheit einfach als Teil meiner Arbeits- und Genusskette adoptiert. Sie hat mich keine Sekunde enttäuscht.

Lumin X1 Lumin Amp

Mit dem Lumin Amp traf auch der Top-Streamer namens X1 in meinem Hörraum ein. Genügt es zu sagen, dass dieses Juwel von einem Digitalplayer einfach alles kann und dabei fantastisch aussieht? Und zwar außen wie innen: Der X1 ist eine nach allen Regeln der Kunst auf Höchstleistung gezüchtete High-End-Komponente. Das beginnt schon bei der ausgelagerten Stromversorgung. Im externen Gehäuse, das ebenso aufwendig aus einem Aluminiumziegel gefräst wird wie jedes andere Lumin-Gerät, stecken separate und kanalgetrennte Netzteile für die analogen und digitalen Baugruppen des X1. Im Streamer selbst sorgt ein supergenauer Taktgeber des Typs Femto-Clock dafür, dass die zu den derzeit leistungsstärksten Wandlern zählenden DAC-Module ES9038Pro SABRE ihrer Arbeit mit der Akkuratesse nachgehen können, die bei einem noblen Gerät wie dem X1 erwartet wird. Wie auch der Lumin Amp ist der X1 symmetrisch aufgebaut. Dass der Analogausgang über teure Lundahl-Übertrager ausgekoppelt wird, ist ein echtes Statement – dergleichen ist überaus selten anzutreffen.

Lumin X1 Lumin Amp

Anschlussseitig fehlt es an nichts – wenn man von der Abwesenheit von Digitaleingängen absieht. Bedauerlicherweise ist es nicht möglich, den feinen Wandler des X1 anderen Digitalkomponenten zur Verfügung zu stellen, etwa einem noch vorhandenen CD-Player. Dafür gibt es im Bereich der Netzwerkverbindung eine Überraschung. Was woanders nur per eigens anzuschaffendem Konverter möglich ist, bietet der X1 serienmäßig: eine optische Netzwerkschnittstelle nach SFP-Standard („Small Form-factor Pluggable“). Wer die nutzt, erreicht eine galvanische Trennung vom Datennetz. Das ist beim Aufbau einer komplexen Streamingkette ein kaum hoch genug zu schätzender Vorteil.

Lumin X1 Lumin Amp

Der X1 spielt alles: PCM bis 32 bit und 768 kHz, DSD bis 22,5792 MHz (DSD512). Zugeliefertes Material kann er bis DSD128 oder PCM 384 kHz hochrechnen. Selbstverständlich ist er Roon-kompatibel und decodiert MQA. Die Unterstützung der Streamingdienste Tidal, Qobuz und Spotify ist integriert. Die hauseigene App wirkt übersichtlich und ist nach kurzer Einarbeitung exzellent bedienbar – wobei ich persönlich Roon gegenüber dem auf Playlisten basierenden Konzept der Lumin-App bevorzuge.
Klanglich zeigt der X1 die gleiche Handschrift wie der Lumin Amp. Er ist die Ruhe selbst, dabei immer ganz im Dienst der Musik. Auffällig war sofort, wie plastisch dreidimensional der Streamer/Wandler spielt. Ich habe ihn mit Musik von der SSD-Platte meines neu angeschafften Innuos Zenith Mk III gefüttert. Das funktionierte, Roon sei Dank, wie am Schnürchen. Rock, Pop, Soul und Blues kamen saftig, dynamisch, ganz so, wie es sein muss, damit der Funke überspringt. Ich habe Jason Mraz neu entdeckt, meine Begeisterung für Aaron Neville aufgefrischt und festgestellt, dass Amy Winehouse absolut audiophile Qualitäten hat.

Lumin X1 Lumin Amp

Der X1 serviert subtilste Detailinformationen wie auf dem Silbertablett. Er lässt den Hörer den Abstand eines Sängers zum Mikrofon zentimetergenau abschätzen, den Eigenklang der Aufnahmekabine vom dazugemischten Hall unterscheiden – aber er nervt nicht, bettet jedes Detail in einen Zusammenhang. Ich würde ihm nie eine warme Abstimmung zuschreiben, er ist mustergültig neutral. Vielleicht ist der subtile Eindruck von Wärme ja das Ergebnis einer besonders störungsarmen, jitterfreien Konstruktion. Ich habe, nebenbei bemerkt, den X1 nur kurz direkt am Amp betrieben. Das funktioniert, die Lautstärkeregelung erfolgt in diesem Fall über die App bzw. Roon. Schlussendlich war das Resultat mit der dazwischengeschalteten, hervorragend durchlässigen Vorstufe Silvercore Daland aber noch überzeugender. Und ich brauche einfach einen echten Drehregler.
Die Geschichte wäre nicht vollständig ohne zumindest eine kurze Würdigung der Kabel von Westminster Lab. In den dünnen Strippen finden sich Massivleiter aus einer nicht näher beschriebenen Legierung namens Autria (ja, das „Au“ könnte für „Gold“ stehen). Die Oberflächen der Leiter sind poliert und zum Schutz vor Oxidation beschichtet. Das Dielektrikum ist Teflon. Die Verseilung erfolgt nach einer eigenen Methode, bei der der Verseilwinkel über die Kabellänge mehrfach variiert. Ziel ist es, die Bildung eines elektromagnetischen Felds um den Leiter zu kontrollieren und gleichzeitig die Einstreufestigkeit zu optimieren. Gleichzeitig werden mit der Wahl der Schlaglänge die Werte von Kapazität und Induktivität in den gewünschten Bereich gelotst. Als Schirmmaterial wird Kohlefaser verwendet.

Absolut beeindruckend war der Effekt beim Austausch des Verbindungskabels zwischen X1 und Netzteil gegen das entsprechende Spezialkabel von Westminster Lab. Mit dem respektable 2500 Euro kostenden Tuning-Teil standen alle Klangereignisse mit einem Schlag deutlich klarer als zuvor auf der virtuellen Bühne. Stimmen wirkten schlanker, Instrumente prägnanter und dynamischer, hatten mehr Attacke. Die Hinzunahme weiterer Westminster-Kabel für Netzversorgung, Lautsprecher und NF-Verbindung beförderte die Kommunikation von Atmosphäre und Feindynamik. Wahrlich kein billiger Spaß (2 x 3 m Lautsprecherkabel kosten 7000 Euro), aber in der Wirkung absolut positiv und sicher einen Versuch wert.

Lumin X1 Lumin Amp

Eins steht fest: Lumin und Andrew Leung sollte man im Auge behalten. Mir gefällt die klare Marschrichtung und der kompromisslose Qualitätsgedanke der gemeinsamen Entwicklungen sehr. Kein Zweifel, die Zukunft von High End spielt sich auch und in nicht zu geringem Maße in Hongkong ab.

Wir meinen

Lumin X1
Ein Streamer, um alle Streaming-Skeptiker zu überzeugen. Lumins Spitzenmodell macht einfach Musik und überzeugt als wertige High-End-Komponente.

Lumin Amp
Für einen Erstling eine Sensation: Lumin zeigt, dass künftig auch im Bereich Verstärker mit ihnen zu rechnen ist. Perfekte Optik und Verarbeitung.

 

Info

Netzwerkplayer Lumin X1
Konzept: symmetrischer Streamer mit integriertem D/A-Wandler und externem Netzteil
Ausgänge: 1 x Line Out (XLR), 1 x Line Out (Cinch), 1 x Figital Out (Cinch)
Formate: DSD (DSF, DFF, DoP (DSD), PCM (FLAC, Apple Lossless, WAV, AIFF) MQA, MP3, AAC
Besonderheiten: optische Netzwerkverbindung (optional, Roon Ready, digitale Pegelsteuerung
Ausführung: Aluminium silber gebürstet, Aluminium schwarz eloxiert gebürstet
Maße (B/H/T): 35/6/35 cm (X1), 11/6/34 cm (Netzteil)
Gewicht: 8 kg (X1), 4 kg (Netzteil)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 13 000 €

Stereo-Endstufe Lumin Amp
Konzept: symmetrischer Transistor-Endverstärker
Eingänge: 1 x Line In (Cinch), 1 x Line In (XLR)
Ausgänge: 1 x Lautsprecher
Ausgangsleistung: 320 W (4 Ω), gebrückt 640 W (8 Ω)
Besonderheiten: symmetrischer Aufbau, dynamische Ruhestromregelung, symmetrischer und unsymmetrischer Anschluss möglich, Umschaltung zwischen Betriebsmodi Stereo/Doppelmono/Bridged
Ausführung: Aluminium silber gebürstet, Aluminium schwarz eloxiert gebürstet
Maße (B/H/T): 35/10/37 cm
Gewicht: 19 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 12 900 €

Kontakt

IAD Audio GmbH
Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Telefon +49 2161 617830

 

www.iad-audio.de

www.luminmusic.com

 

Mitspieler

Streamer: Auralic Aries G2 und Vega G2
Plattenspieler: Bauer Audio dps 3
Tonarm: Bauer Audio Tonarm
Tonabnehmer: Lyra Kleos
Phonovorverstärker: Bauer Audio Phono
Vollverstärker: Silbatone JI-300B Mk III
Vorverstärker: Silvercore Daland
Lautsprecher: Ayon Seagull/c, Ayon BlackRaven
Kabel: Sun Audio, Fadel Art, Music Line
Zubehör: Creaktiv Little Reference, Granitbasen

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.