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Luxman E-07 Phonovorverstärker

Luxman E-07

Fließende Akzente

Luxman E-07

Mit der 7er-Reihe zeigt der japanische Hersteller Luxman, was im High-End-Sektor für (vergleichsweise noch) vertretbare Preise möglich ist. Schon der DA-Wandler DA-07X aus dieser Serie hatte mich überzeugt, und nun fand sich also der Phonovorverstärker E-07 in meinem Hörraum ein. Das ansprechend hochwertige Design dieser Quellgeräte funktioniert auch beim Vorvorverstärker: Es ist nicht nur schön anzuschauen – dessen schweres Gehäuse trägt auch mit seiner stabilen Konstruktion, eigens entwickelten Füßen und niedrigem Schwerpunkt zum klanglichen Gesamtergebnis bei.

Luxman E-07 Phonovorverstärker

In aller Kürze:
Der konsequente Doppelmono-Aufbau, hochwertige Step-up-Übertrager sowie die durchdachte Netzversorgung geben der Luxman E-07 neben einem tiefen Fundament jede Menge Größe und musikalischen Fluss.

Luxman E-07 Phonovorverstärker


Wenn Mike Oldfield seine Gitarren auf Return To Ommadawn zupft, dann bedarf es schon einiger Übersicht seitens des Phonoaufbereiters, um die feine Artikulation der Finger auf den Stahlsaiten nicht ohne den Gitarrenkorpus dastehen zu lassen. Die E-07 zeichnet diese Verbindung akkurat nach und unterlegt sie mit einem für sich sprechenden Tieftonfundament. Das erinnert mich ein wenig an den schon erwähnten DA-Wandler aus derselben Baureihe. Fließend akzentuiert entlässt die Luxman-Phonostufe das MC-Signal in den Raum. Dabei nimmt es den Weg durch einen Übertrager pro Kanal mit Super-Permalloy-Kern, sofern bei mir ein MC-System als Abtaster fungiert. Insgesamt arbeiten vier dieser Übertrager in der E-07, je einer pro Kanal im Low-Gain- und High-Impedance-Modus. Den Verstärkungsfaktor (57 dB MC-H, 66 dB MC-L) kann ich also mittelbar über den satt rastenden Impedanzwahlschalter einstellen. Die drei niedrigen Impedanzen (4, 7, 10 und 40 Ohm) sind mit den High-Gain-Übertragern verbunden, die weiteren Impedanzen > 100 Ohm steuern das Low-Gain-Übertragerpaar an. Eine Impedanzwahl bei Übertragervorstufen ist nicht immer vorhanden und wird bei Luxman durch parallel zum Transformator geschaltete Widerstände gelöst.

Die E-07 arbeitet hinter den MC-Übertragern mit einer ausgefeilten Halbleiterschaltung. Beim Verstärkerbau haben die Japaner jahrelang Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt und lassen dieses Wissen nun in ihr neues Topmodell unter den Entzerrervorverstärkern einfließen. Das Hörergebnis mit angeschlossenem MM-System geht aufgrund der Topologie in eine ähnliche Richtung, denn hier werden die Übertrager aus dem Signalweg genommen, der aktive Anteil der Schaltung ist derselbe.

Luxman E-07 Phonovorverstärker
Entgegen dem Trend baut Luxman seinen Phonovorverstärker im klassischen 43-Zentimeter-Format auf. Die massive Alu-Frontplatte erweckt nicht nur Vertrauen, sie dient – wie der Rest des Aufbaus – durch Vibrationsarmut letztlich auch dem Klang.

Gleich vier parallel geschaltete FET-Transistoren (Toshiba 2SK2145GR) je Kanal sorgen für die elektrische Verstärkung. Und das hat positive Folgen, was nämlich sofort auffällt – wenn ich ihn mit allen anderen Vorvorverstärkern im Raum vergleiche –, ist diese unfassbare Stille! Ein exzellenter Rauschabstand, der jederzeit hör- und fast schon körperlich spürbar ist. Umso mehr bekommt die Musik Luft, sich zu entfalten, weil genau nur die durchgelassen wird.

Die englischsprachige Kari-Bremnes-Platte You’d Have To Be Here ist inzwischen auch schon mehr als zwei Jahrzehnte alt, hat aber nichts von ihrer Ausstrahlung verloren. Kari Bremnes’ Stimme platziert sich klar und offen vor den ausgefeilten Rhythmusmustern des Stücks „Full Control“. Die Bassfiguren artikulieren sich unterhalb des übrigen Klanggeschehens und verbinden Energie und Kontrolle. Dabei ist stets der tonale Anteil des Viersaiters klar zu erkennen. Das erweitert die musikalische Tiefe der Wiedergabe im Vergleich zu geringer auflösenden Mitbewerbern, die oft weniger Definition abliefern als die E-07. Ganz besonders fällt das auf, wenn im Arrangement der Tieftonanteil dynamisch gedacht worden ist, es also auch Passagen ohne Bassinstrumente gibt. Hier schält die Luxman-Vorstufe die Unterschiede exakt heraus, was insgesamt eine plastischere und eben dynamischere Darstellung ergibt. Das funktioniert nicht nur bei Kari Bremnes, sondern auch bei klassischen Jazzaufnahmen wie zum Beispiel von Jim Hall.

Luxman E-07 Phonovorverstärker
Während sich die wichtigsten Bedienelemente wie Eingangs- und Ausgangswahl, Hochpass- und Monoschalter auf der Vorderseite befinden (oben), lassen sich rückseitig per DIP-Schalter weitere Einstellungen vornehmen (unten).

Luxman E-07 Phonovorverstärker

Zusammen mit Carl Perkins und Red Mitchell hat Hall 1957 das Album Jazz Guitar eingespielt, das jetzt in der 1981er Monopressung aus Japan aufliegt. Die tadellose Pressung macht von der ersten beschwingten Note an Spaß! Den kann die Luxman-Phonovorstufe nochmals steigern, indem ich die Mono-Option über den Kippschalter an der Gerätefront aktiviere. Aus meiner Sicht nochmals ein Gewinn an Fokus. Luxman hat diese Funktion auch schon in anderen Entzerrervorverstärkern eingebaut, und auch in meiner E-250 ist das die von mir bevorzugte Stellung für Monopressungen. Red Mitchells Bass knarzt schön holzig im Hintergrund und vermittelt über die Anlage einen realistischen Korpus. Wenn er mal soliert, sind auch die Geräusche auf dem Griffbrett, die Arbeit der Finger auf den Saiten und das ziemlich einzigartige Rhythmusgespür erlebbar. Jim Halls technisch herausragende Spieltechnik steht immer im Dienst der Musik und verliert sich nie in reiner Darstellung von Fähigkeiten. Schnell, poetisch, sauber, melodiös. Sein warmer Ton auf der halbakustischen Gibson ES-175 hat viele nachfolgende Gitarristen wie Pat Metheny oder John Scofield beeinflusst. Die E-07 setzt einmal mehr auf den musikalischen Fluss dieser Aufnahme, überträgt die Spielfreude der drei Musiker und zeigt ganz nebenbei auch die technische Qualität der Aufnahme und die Ästhetik, die Ende der 1950er Jahre viele Jazzeinspielungen prägte.

Luxman E-07 Phonovorverstärker
Der Luxman E-07 ist konsequent als Dual-Mono-Komponente ausgelegt und vertraut durchgehend auf streng selektierte Bauteile. Die Entzerrung beruht auf der RIAA-Kurve und ist passiv aufgebaut.

Um diese Details herauszuarbeiten und wie selbstverständlich an meinen Hörplatz zu transportieren sind auch weitere Konstruktionsideen zielführend gewesen. Ich erinnere mich kaum an ein anderes Gerät, das mit drei separaten und in einem abgeschirmten Gehäuseteil untergebrachten Netztrafos arbeitete – je einer für den linken und den rechten Kanal sowie ein dritter für die restlichen, nicht den Ton betreffenden Steuerkreise und Relais. Insgesamt fünf 10 000-Mikrofarad-Kondensatoren kommen im Anschluss zum Einsatz und halten genug Energie für eine dynamische Darbietung bereit, Schottky-Dioden werden zur Gleichrichtung jeder Versorgungsspannung verwendet. So kanalgetrennt wie die Stromversorgung arbeitet auch die Signalaufbereitung im Vorverstärker. Die insgesamt drei Eingänge (2 x RCA, 1 x XLR) werden dabei entweder direkt an MC-Übertrager oder die elektrische Verstärker- und Entzerreinheit durchgeschaltet oder im Falle der symmetrischen Eingänge zunächst desymmetriert und dann weitergegeben.

Luxman E-07 Phonovorverstärker

Die eigentliche Vorverstärkung und Entzerrung erfolgt in der Luxman E-07 unsymmetrisch. An den beiden unsymmetrischen Ausgängen liegt dann genau dieses Signal an, für den XLR-Ausgang wird das Audio wieder symmetriert.

Selbstverständlich lässt sich auch die Qualität des angeschlossenen Abtasters sehr gut nachvollziehen. Ich habe mehrere Systeme angeschlossen. Klingt es mit einem Audio-Technica aus der Mittelklasse schon wunderbar musikalisch und in sich geschlossen, vermag ein Clearaudio MC Jubilee nochmals tiefer in die Musik abzutauchen, was mit der E-07 sofort hörbar ist. Bessere Abtaster profitieren in jeder Hinsicht von der Doppelmono-Bauweise und den separaten Netzteilen der Luxman-Entzerrervorstufe. Trotzdem lohnt sich aus meiner Sicht die Anschaffung der E-07 auch schon für einfachere Systeme, wenn es das Budget zulässt.

Articulator Switch

Luxman E-07 Phonovorverstärker

Die Luxman E-07 kann bei laufender Platte MC-Systeme und die gewählten Übertrager entmagnetisieren, was zu einer frischeren, größeren Darstellung mit tieferer Bühne führt. Das Signal wird für die Dauer des Entmagnetisiervorgangs stummgeschaltet. Der manuelle Vorgang sollte für rund 30 Sekunden durchgeführt werden.


Claire Huangci spielt Sergej Prokofjew. Die Berlin-Classics-Aufnahme aus dem Jahr 2013 zeigt das Klavier und die Interpretin in optimaler Klang- und Pressqualität. Die ruhige 45er-Pressung erlaubt es dem System und dem E-07, die Größe des Aufnahmeraums sowie das Klavier an sich natürlich darzustellen. Der Sendesaal Bremen entsteht in seiner Höhe und Tiefe vor dem geistigen Auge, das Klavier ist mittig auf der Bühne platziert.

Die Töne dürfen lange ausklingen, schnelle Arpeggien gehen nicht im Raum unter, sondern bleiben akzentuiert und definiert, ohne vordergründig zu werden. Die Luxman E-07 trägt ihren Anteil zur bruchlosen Darbietung der jungen amerikanischen Pianistin bei. Die dynamischen Qualitäten aus den gehörten Rock-, Pop- und Jazzaufnahmen finde ich auch hier beim klassischen Klavier wieder.

Die mit drei Ein- und Ausgängen sehr flexibel einsetzbare große Luxman-Phonovorstufe E-07 empfiehlt sich für alle, die musikalische Details ihrer Platten (und die Fähigkeiten von Laufwerk und System) emotional, absolut stimmig und vor allem mit der kompletten vorhandenen Dynamik erleben wollen. Vom Gehäuse über die Spannungsversorgung bis hin zum Übertrager- und Doppelmono-Konzept bleiben keine Wünsche offen, und das hört man mit jeder Note.

Luxman E-07 Phonovorverstärker

Info

Phonovorverstärker Luxman E-07

Konzept: Übertragervorstufe mit symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen für bis zu 3 Plattenspieler
Eingänge: 1 x symmetrisch XLR, 2 x unsymmetrisch RCA
Ausgänge (analog): 1 x symmetrisch XLR, 2 x unsymmetrisch RCA
Besonderheiten: Doppelmono-Konzept, zwei Paar Übertrager pro MC-Kanal, schaltbar in Verbindung mit Eingangsimpedanz, besondere sternförmige Masseführung mit massiven Klemmen und zusätzlicher Gehäusemasse, MM-Kapazität und -Impedanz anpassbar über Mäuseklavier, Mono-Funktion, Articulation-Taste, separate Gehäusemasse, Phaseninvertierung am XLR-Ausgang möglich, keine Fernbedienung
Ausführung: Silber
Maße (B/H/T): 44/9/41 cm
Gewicht: 13,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 6500 €

Kontakt

IAD

­Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Tel. +49 2161 617830
hifi@iad-gmbh.de

www.luxman-deutschland.de

Mitspieler

Plattenspieler: Elac Miracord 70 mit Audio-Technica AT33PTG/II und Clearaudio MC Jubilee
Phonovorverstärker: Luxman E-250, Blue Amp Fughetta
Vollverstärker: Luxman SQ-N150
Kopfhörer: HIFIMAN Deva, Shure SRH 1540
Lautsprecher: Klipsch Heresy IV
Kabel: Ecosse, TaraLabs, Furutech, Supra, Graham Slee, Corfac2

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.