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Monitor Audio Gold 300 und 500 6G

Monitor Audio Gold 300 6G und 500 6G

Britisches Understatement

Monitor Audio Gold 300 6G und 500 6G

Marktschreierei wirkt, ist aber nicht Monitor Audios Stil. Mit der Gold 300 6G und 500 6G haben uns die Briten wie gewohnt elegant-zurückhaltend designte Musikquader in den Hörraum gestellt. Ebenfalls wie gewohnt: Hinter der dezenten Fassade steckt weit mehr, als man auf den ersten Blick vermutet.

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G

In aller Kürze:
Klare Linie, klarer Klang. Die Monitor Audio Gold 300 und Gold 500 6G sind von Haus aus unaufgeregt, bei Bedarf explosiv und in jeder Lebenslage maximal feinfühlig.

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G


Rockstars wissen, wie es geht. Spätestens seit „Eruption“ wussten alle, dass Eddie van Halen mit halsbrecherischen Solos reihenweise Gesichter schmelzen konnte; in späteren Jahren hielt sich die Gitarrenlegende dennoch mit wilden Tapping-Orgien zurück und ging stattdessen in Stücken wie „Not Enough“ mehr zu lyrisch-melodischen Solos über, die vor allen Dingen der Musik dienten und weniger dem reinen Show-Effekt. Er wolle sich nicht wiederholen, meinte er, und seine Fans verstanden – schließlich musste er ja nichts mehr beweisen.

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G

Fünf Jahrzehnte Erfahrung

Monitor Audio hat fünf Jahrzehnte lang ebenso technisch exzellente wie optisch unaufgeregte Lautsprecher vor sich hin gebaut und war damit stets eine feste Größe, aber selten ein Show-Stopper. Als Michael Hedges 2018 das Entwicklerruder übernahm, muss ihn der zweite Teil des vorangehenden Satzes ziemlich gewurmt haben, denn offensichtlich hat er sich als erste Amtshandlung eine Seite aus Van Halens Lehrbuch gerissen und anschließend dem erstaunten Publikum auf der High End 2022 – pünktlich zum 50. Firmenjubiläum – die High-Tech-Eruption Concept 50 um die Ohren geklatscht: eine laute, schrille, aufsehenerregende Machtdemonstation, die ein für alle Mal klarstellte, dass Monitor Audio weit mehr macht, als einfach nur Standardtreiber in quaderförmige Gehäuse zu schrauben. Und damit auch niemand daran zweifeln sollte, dass die Briten diese technische Exzellenz auch in Serie beherrschen, fand die Concept 50 unter dem neuen Namen Hyphn in nahezu unveränderter Form ihren Weg in den offiziellen Produktkatalog.

War der Beweis erstmal angetreten, machte man sich sodann wieder daran, ebenso technisch exzellente wie optisch unaufgeregte Lautsprecher vor sich hin zu bauen, nun in dem Wissen, dass das Publikum versteht.

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G
Variationen über das Thema des klassischen Quaders: Die Form funktioniert, also wird sie gebaut. Design-Details wie die Zierringe aus gefrästem Aluminium lassen die Gold-Serie 6G modern erscheinen. Interessant sind die drei einzelnen magnetischen Abdeckungen.

Fehlannahme Nr. 1: Konsistenz = Stillstand

Dieser Prolog schien mir nötig, denn beim Auspacken geben die Kartons absolut branchenüblich dimensionierte MDF-Quader mit ziemlich konventionell aussehenden Treibern preis, was den unbedarften Betrachter zu einer Reihe von Missverständnissen verleiten könnte – doch nun wissen wir freilich, dass die mittelgroßen Standlautsprecher nur Wölfe im Schafspelz sein können. Geradlinig heißt bei Monitor Audio nie schlicht, konventionell nie einfach: Die Furniere wirken gediegen und Zierringe aus gefrästem Aluminium um die Treiber geben den Lautsprechern einen hochwertigen und eleganten Look.

Dass das betont mehrheitsfähig gestaltete Äußere voller cleverer und ungewöhnlicher technischer Tricks und Kniffe steckt, sieht man (fast) nicht, weiß der Kenner der Materie aber von anderen Modellen der Marke: Die hexförmig strukturierten Treibermembranen bestehen aus einer keramisierten Aluminium-Magnesium-Legierung und werden von Modellgeneration zu Modellgeneration teils erheblich weiterentwickelt. Befestigt werden die Treiber nicht etwa mittels Schrauben an der äußeren Lippe des Chassiskorbes, sondern über einen durch das Gehäuse durchgehenden zentralen Bolzen, der durch die Verspannung zugleich den gesamten Aufbau versteift. Auch die Ankopplung an den Boden ist ausgeklügelter, als es auf den ersten Blick scheint: Die Auslegerfüße werden an einer Stahlplatte befestigt, die über eine neoprenartige Dämpfungsmatte vom Gehäuse entkoppelt ist. Nichts davon drängt sich je in den Vordergrund; alles nimmt sich vornehm zurück und dient der Musik, nicht der Show.

Fehlannahme Nr. 2: Gold = Platinum abgespeckt

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G
Neben Mattweiß stehen noch die Furniervarianten hochglanz Schwarz und Makassar zur Verfügung. Bei letzterem handelt es sich um ein Kunstfurnier. Man beachte, dass die Treibereinfassungen und -Membranen passend zur Furnierwahl eingefärbt sind.

„Trickle-down“ ist ein bewährtes Konzept, weil es Sinn ergibt: Neue Technologien sind in der Regel zunächst den oberen Marktsegmenten vorbehalten, weil sich Endpreise zum großen Teil durch die Entwicklungskosten erklären. Sind die erstmal wieder eingefahren, kann man die Innovationen – gegebenenfalls in abgespeckter Form – nach und nach dem breiteren Markt zugänglich machen. Auch wenn Monitor Audio bei der Gold-Serie dem Vernehmen nach durchaus Erkenntnisse und Ideen aus der Hyphn und der Platinum-Serie einfließen ließ, handelt es sich bei den Konustreibern allerdings um komplette Neuentwicklungen.

Statt zu schauen, wo man an den Top-Treibern sparen kann, verlässt man sich hier lieber auf den reichhaltigen Technologiepool, den man sich über die Jahrzehnte aufgebaut hat, um das für die Preisklasse optimale Zutatenbündel zu schnüren. Dort, wo man sich Teile aus den höheren Baureihen lieh, hat man sie im Grunde unverändert übernommen: Der AMT-Hochtöner etwa findet sich genau so auch in den Flaggschiffen der Marke und ist im Gegensatz zum Tweeter der Vorgängerin nun quadratisch und nicht mehr rechteckig, was ein ausgewogeneres Abstrahlverhalten in der Vertikalen begünstigt.

Zielhilfe inklusive

Apropos Abstrahlverhalten: Spätestens an dieser Stelle darf man sich natürlich fragen, wieso in aller Welt wir uns nicht ein, sondern zwei Paare derselben Serie in ähnlicher Größe ansehen. Jens Ragenow von deutschen Vertrieb hat uns vor der Anlieferung auf einen unauffälligen, wohl aber bedeutenden Unterschied zwischen den beiden Modellen aufmerksam gemacht: Die Große unterscheidet sich von der Kleinen nicht nur durch mehr Volumen und größere Tieftöner (20 statt 15 cm); das Aluminium-Gummibärchen, dass Mittel- und Hochtöner einfasst, sitzt bei ihr nicht direkt unter der oberen Gehäusekante, sondern bricht diese auf und läuft in einem erhabenen Grat auf der Oberseite des Lautsprechers aus. Der Vorteil erschloss sich mir sofort: Die „Zielhilfe“ erleichterte mir die Einwinkelung auf den Hörplatz ganz erheblich.

Doch Michael Hedges hatte freilich anderes im Sinn – ihm ging es vielmehr darum, Kantenreflexionen zu bändigen, die jeweils bei der Wellenlänge auftreten, die dem Abstand zwischen Tweeter und Schallwandkante entspricht, und von dort aus dem Hochtönersignal zeitversetzt und ungefragt reinreden, was Unordnung in Zeit- und Phasenbezüge bringt so das Klangbild daran hindern kann, sich richtig vom Lautsprecher zu lösen. Durch die erhabene Position des Tweeters variiert dieser Abstand von praktisch nichts (nach oben) über die halbe Lautsprecherbreite (zur Seite) bis hinunter zu Wellenlängen außerhalb des Übertragungsbereiches. Dadurch zerstreuen sich die Störanteile über ein breites Frequenzband hinweg und fallen dadurch nicht mehr nennenswert ins Gewicht. Durch den recht hoch eingesetzten Hochtöner genießt zu einem gewissen Grad auch die 300 diesen Verteilungseffekt – die Vollversorgung mit dieser Idee samt aufgebrochener Gehäuseoberseite bleibt aber der etwas größeren und deutlich teureren 500 vorbehalten.

Nur nicht unnötig verbiegen

Bei der Entwicklung aller neuen Gold-Modelle legte man zudem besonderen Wert auf eine einfach zu treibende Last ohne wilde Impedanzschwünge, was sich vielleicht nicht so sehr im recht durchschnittlichen Wirkungsgrad, sehr wohl aber in der Minimalimpedanz von etwa vier Ohm widerspiegelt, die damit auch der Nennimpedanz entspricht. In dem Kontext will ich im Übrigen die erfrischend ehrlich wirkenden technischen Daten nicht unerwähnt lassen: Die untere Eckfrequenz von 44 Hz bei – 6dB, die für die 500 6G angegeben wird, klingt in der heutigen Broschürenwelt nach einem Kompaktlautsprecher, wirkt in unserem Fall aber schlicht nach einer wesentlich glaubwürdigeren Angabe. Machen wir uns also auf in den Hörraum, um herauszufinden, was tatsächlich drinsteckt. Ein bisschen Arbeit braucht sie, bevor es richtig losgehen kann: Der Wandabstand sollte selbst bei der Größeren nicht allzu groß sein, und ein bisschen Herumexperimentieren mit Basisbreite und Einwinkelung wirkt bei der Fixierung der Bühnenmitte Wunder.

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G
Die Lautsprecher der Gold-Serie 6G sind mit einem Bi-Wiring-Terminal ausgestattet. Die Auslegerfüße sind an einer weich an das Gehäuse angekoppelten Stahlplatte montiert.

Fehlannahme Nr. 3: Zahme Optik = zahmer Sound

Zugegeben: Bis vor etwa fünf Jahren wäre diese Annahme nicht ganz falsch gewesen. Monitor Audio war für einen lauschig-warmen, bisweilen vielleicht ein wenig zu gemütlichen Klang bekannt. Das änderte sich unter Hedges’ Federführung radikal, wie wir in unserem Hörraum schon mehr als einmal feststellen durften, und die Monitor Audio Gold 300 6G macht hier keine Ausnahme: Trotz ordentlich Membranfläche liegt sie im Bass, wenn überhaupt, eher auf der schlanken Seite, spielt knackig-straff und dynamisch teils geradezu explosiv auf.

Mit dem 80er-typisch schmalbrüstig aufgenommenen „Blue Monday“ von New World Order lässt sich zwar nicht das Bassfundament ausloten, doch der brettharte Anschlag der Bassdrum ist in Bezug auf Impulswiedergabe sehr erhellend. Über die Monitor Audio platzt mir die Synthie-Trommel mit derart unvermitteltem Druck entgegen, dass es eine wahre Freude ist, während die elektronische Bassline munter dazu mitfedert.

Untenrum

Ich muss jetzt aber doch mal nachhören, ob untenrum auch wirklich alles da ist, was dort hingehört und lege für einen Tempowechsel Bic Rungas „Ruby Nights“ (Birds) ein, eine düstere, fett produzierte Ballade mit viel Reverb, bauchigen Trommeln und tiefem Donnergrollen im Mix. Das schwerfällig vor sich hin rollende Klangbild flutet den Hörraum mit dichten, warm-dunklem Klangwolken, denen im Fundament rein gar nichts fehlt.

Die Gold 500 schaufelt bei einem basslastigen Stück wie diesem noch das ein- oder andere Hertz tiefer – auffälliger ist jedoch, mit was für einer beeindruckenden Transparenz die Präsentation in den Raum geworfen wird: Die Membranen lösen jetzt jeden hörbaren Bezug zwischen Musikgeschehen und Membranfläche auf, die C-CAM-Treiber erinnern in dieser Hinsicht entfernt an Accuton-Chassis – nicht ganz so körperhaft wie Papiermembranen, dafür mit einer Durchzeichnung, die mich bis in die letzten Winkel der Aufnahme blicken lässt. Jedes sporadisch durch den Raum flirrende Hintergrundgeräusch wird mit bemerkenswerter Klarheit in den Projektionsraum gestellt, die diversen gehauchten Nebenstimmen sind mit einer Selbstverständlichkeit auszumachen, die in der Produktion so wahrscheinlich gar nicht vorgesehen war. Bei der Gold 300 und mehr noch bei der größeren 500 sind schon echte High-End-Qualitäten hörbar, und diese Art von Kompliment kann man nicht vielen Lautsprechern in diesem Preissegment machen!

Monitor Audio Gold 300 und 500 6G

Info

Lautsprecher Monitor Audio Gold 500 6G

Konzept: 3-Wege-Standlautsprecher, passiv, Bassreflex
Bestückung: 2×20-cm-HDT-Tieftöner, 1×7,6-cm-Mitteltöner, 1xMPD-III-Hochtöner
Trennfrequenzen: 700 Hz, 2,6 kHz
Terminal: Bi-Wiring mit Blechbrücken
Frequenzbereich (±6 dB, Freifeld): 44 Hz bis 60 kHz
Nennimpedanz: 4 Ω (Minimum: 4 Ω@150 Hz)
Wirkungsgrad: 88,5 dB
Empfohlene Verstärkerleistung: 130 bis 600 W
Dauerbelastbarkeit: 300 W
Maximaler Schalldruck: 122 dB
Besonderheiten: Weich angekoppelte Fußkonstruktion, Mitteltöner mit rückwärtigem Stahlgehäuse
Ausführungen: Schwarz hochglanz, Weiß seidenmatt, Makassar-Kunstfurnier
Gewicht: 26,5 kg
Maße (B/H/T): 38/116/48 cm
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 6 500 €

Lautsprecher Monitor Audio Gold 300 6G

Konzept: 3-Wege-Standlautsprecher, passiv, Bassreflex
Bestückung: 2×15-cm-HDT-Tieftöner, 1×7,6-cm-Mitteltöner, 1xMPD-III-Hochtöner
Trennfrequenzen: 800 Hz, 2,7 kHz
Terminal: Bi-Wiring mit Blechbrücken
Frequenzbereich (±6 dB, Freifeld): 45 Hz bis 60 kHz
Nennimpedanz: 4 Ω (Minimum: 3,9 Ω@165 Hz)
Wirkungsgrad: 87 dB
Empfohlene Verstärkerleistung: 130 bis 500 W
Dauerbelastbarkeit: 250 W
Maximaler Schalldruck: 117 dB
Besonderheiten: Weich angekoppelte Fußkonstruktion, Mitteltöner mit rückwärtigem Stahlgehäuse
Ausführungen: Schwarz hochglanz, Weiß seidenmatt, Makassar-Kunstfurnier
Gewicht: 21,2 kg
Maße (B/H/T): 34/110/46 cm
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 4 800 €

Kontakt

Pannes Vertriebs KG

Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg

www.derbesteklang.de

Mitspieler

CD-Player: Ayon CD-3sx, Audio Note CD 3.1x
Netzwerkplayer/Streamer: Lumin P1
Vorverstärker: Soul Note P-3, Phasemation SA-1500
Vollverstärker: Aavik I-588, Valvet I4
Endverstärker: Burmester 216, Soul Note M-3x
Lautsprecher: Sonoro Grand Orchestra Signature, Odeon Audio Orfeo
Rack: Solidsteel, Finite Elemente, beaudioful
Kabel: AudioQuest, HMS, in-akustik, Vovox

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.