Rega Brio MK7
Der Brio geht in die siebte Runde und vereint die analoge endgültig mit der digitalen Welt: Regas Verstärkerklassiker hat nun einen DAC.
In aller Kürze:
Der Rega Brio MK7 kommt mit einer runderneuerten Schaltung und hat jetzt auch einen DAC – Weiterentwicklung und Modellpflege zum mehr als fairen Preis.
Ja: Bei HiFi geht es um Höchstleistungen. Aber nein: Es hat trotzdem nicht zwingend etwas mit Sportarten wie Gewichtheben zu tun. Denn Wohlklang ist dem Bereich des Schöngeistigen zuzuordnen. Der Gewichtheber schwitzt, man selbst aber sitzt. Die technologische Entwicklung hat nun dafür gesorgt, dass das zunehmend leichter geht. Und so müssen Verstärker heutzutage nicht mehr zentnerschwer sein, um ernst genommen zu werden. Exzellenter Klang lässt sich auf kleinem Raum und mit wenig Gewicht erzeugen.
Ein typisches Beispiel hierfür ist der Rega Brio, jener Vollverstärker, der in verschiedenen modellgepflegten Inkarnationen seit Beginn der Neunzigerjahre die Rücken und Geldbeutel seines Publikums schont. Er wiegt in etwa so viel wie fünf sehr gute Flaschen Barolo und ist auch nicht wesentlich teurer. Bei der nunmehr siebten Auflage ist vieles gleich und vieles etwas anders, wie wir sehen werden. Der allererste Eindruck entspricht dem, was zu vermuten war: Der MK7 wirkt schlicht und auf das Wesentliche reduziert, fällt aber gleichwohl auf: Er ist etwas länger als eine Standardkomponente, dafür aber mit rund 22 Zentimetern sehr schmal. Erstaunlicherweise wirkt dies aber nicht abgespeckt und zierlich, sondern erinnert im Gegenteil eher an ein professionelles Arbeitsgerät, das sich auf einem halben Rack-Einschub unterbringen ließe.

Das Gehäuse ist aus Aluminium, das mittels zweier Schrauben auf der Rückseite zusammengehalten wird. Der MK7 wird in Großbritannien von Hand gefertigt, da wackelt und vibriert nichts. Natürlich darf man erwarten, dass preisbedingt Kompromisse in Kauf zu nehmen sind. So sind Vorder- und Rückseite aus Kunststoff, beim Aufstellen fällt eine wirklich billige Kunststofffolie auf, die die monochrome Quellenanzeige beim Transport schützt. Man hat sich beim MK7 also auf die klangwichtigen Features konzentriert. So braucht man ja etwa keine schön gestalteten Gummifüße, sondern nur welche, die gut isolieren. Und wer auf daumenschmeichelnden Drucktastern besteht, die kein seitliches Spiel aufweisen, wird sich ohnehin in einer anderen preislichen Klasse umsehen wollen. Was es aber gibt, ist ein motorisierter Pegelsteller, der den Eingaben auf der einfach gehaltenen Fernbedienung folgt.
Anschlussseitig zeigt sich der Rega gut ausgestattet: Es stehen drei Line-Eingänge zur Verfügung, auf digitaler Seite gibt es einen Koaxial- und einen optischen Eingang, denn schließlich kann die siebte Ausgabe des Verstärkers über einen eigenen DAC nun auch wandeln. Und weil Rega ja einen gewissen Ruf als Hersteller von Plattenspielern hat, gibt es daneben noch einen Phono-MM-Eingang.

Technisch hat Rega seinem Dauerläufer ein gründliches Update verpasst. „Von der Transistorenanordnung bis zur Schaltung – es wurde alles etwas umgebaut“, sagt Stephan Bauer vom TAD-Audiovertrieb. Bewährte Komponenten und ein optimierter, weitgehend diskreter Aufbau: Darin sieht Bauer den wesentlichen Entwicklungssprung. Der Brio MK7 bleibt also ein klassischer Class-A/B-Vollverstärker, bei dem Kabelverbindungen im Inneren kaum noch zu sehen sind. Die Bauteile befinden sich zugunsten kurzer Wege direkt auf der Platine. Dominiert wird das Innenleben durch einen Ringkerntrafo. Eine doppelte Stromversorgung trennt End- und Vorstufe sowie die Line- und Phonostage voneinander, was weniger Einstreuungen verspricht und einem klaren Klangbild zugutekommt. Line, DAC und Phono werden dann durch MUSES-Operationsverstärker befeuert. Das Kopfhörersignal stammt aus einer eignen Verstärkereinheit und wird nicht einfach nur durchgeschleift.
Die entscheidende Neuerung besteht im integrierten DAC, der das bisher rein analoge Konzept des Brio nun in das digitale Zeitalter emporhebt und herstellerseitig als „Eigenentwicklung“ angegeben wird. Er beherrscht PCM-Signale mit einer Auflösung von bis zu 24 Bit und 19 Kilohertz. Die Signalverarbeitung erfolgt über eine dedizierte Sektion auf der Hauptplatine, wobei Rega großen Wert auf eine saubere Trennung vom analogen Pfad gelegt hat. In der Ausgangsstufe des DACs kommen – wie auch im Line- und Phonobereich – hochwertige MUSES-Operationsverstärker zum Einsatz, die durch ihr geringes Eigenrauschen und minimale Verzerrungen zur hohen Klangreinheit beitragen. Die Stromversorgung des DAC-Bereichs ist von der der Endstufe entkoppelt, wodurch Interferenzen zwischen digitalen und analogen Komponenten wirksam unterdrückt werden.

Leistungsmäßig ist der MK7 erwartungsgemäß nicht unbedingt ein Bolide. Pro Kanal liefert er 50 Watt an 8 Ohm, was für Anwendungen in normal dimensionierten Wohnstuben über Stand- und Regallautsprecher vollkommen ausreichend sein dürfte. Bei niederohmigen Schallwandlern liefert der Verstärker naturgemäß mehr Strom. Hier allerdings gibt es Grenzen: Das Datenblatt listet nur die Leistung an 6 Ohm (nämlich 73 Watt links und rechts), schweigt sich über niedrigere Impedanzen aber bewusst aus. Wer also echte Powerfresser betreiben möchte, braucht vermutlich einen anderen Stromlieferanten als den MK7. Richtig heiß wurde der Verstärker im Test übrigens nie: Die Wärme wird nach unten abgeleitet, für den Bedarfsfall wurde er mit einer thermischen Abschaltung ausgerüstet, ergänzt um eine Kurzschlussüberwachung. Werksseitig wird das Gerät nach einer Stunde automatisch in den Standby-Modus versetzt, was sich aber nach einem Blick in die Bedienungsanleitung deaktivieren lässt.
Versetzen wir also den Rega Brio MK7 in den eingeschalteten Betriebszustand. Und man höre und staune: Der MK7 klingt aus dem Stand absolut hervorragend. Kein Netzbrumm, kein Rauschen, nichts. Standlautsprecher wie die nicht besonders wirkungsstarken Neat Momentum 4i oder die gutmütigeren Heco Direkt Premium hat er ebenso im Griff wie die kompakteren Bryston Mini A. Das Bedürfnis, den Verstärker über eine lange Einspielzeit behutsam einzuführen, ergab sich emotional nicht. Warum nicht sofort in die Vollen?
Versuchen wir es vielleicht mit „De Aquí no Sales“ der katalonischen Sängerin Rosalía (Album: El mal querer, via Tidal). Denn das ist nicht ganz einfach: Zu hören sind sich überlagernde Stimmen mit feinen Vibrati und nicht ganz so feinen Autotune-Verfremdungen in den oberen Lagen, Motorroller-Samples und heftige Percussionimpulse – in einer insgesamt nicht übermäßig teuren Produktion. Dem MK7 macht all das nichts aus: Überraschend schnell knallen die Flamenco-Handflächen aufeinander, im Bass werden die transientenarmen, mit kurzem, vollem Ton produzierten Percussions klar konturiert in den Raum gestellt, die Vocals haben viel Air, die Hallfahnen sind sauber: Das ist wirklich richtig gut.
Schweifen wir etwas mehr in Richtung Baskenland: mit Martha Argerich und Ravels Klavierkonzert in G-Dur. Schon in der Exposition im Allegramente ist bei dieser von Warner unter dem Titel Martha Argerich plays Ravel veröffentlichten Liveaufnahme ja so manches los: Peitschenknall, kleine Trommel, Triangel, Flöte und natürlich das Klavier. Hier zeigt der MK7, dass er nicht nur heftige Dynamiksprünge und -impulse beherrscht, sondern die Klavierakzente in den unteren Lagen bis in das Ausklingverhalten der Saiten durchzeichnet. Der DAC klingt aufgeräumt und in den Höhen feiner als die Wandler des mitspielenden Cambridge Audio CNX, der Unterschied ist in diesem Setup aber marginal.
Der MK7 eignet sich für durchaus anspruchsvolle Mission. So kann man beispielsweise versuchen, der Klangsignatur des legendären Studio 2 der Berliner Hansa Studios durch einen Vergleich von Bowies „Heroes“, Iggy Pops „Lust For Life“ und dem Track „Love Is Blind-ness“ von U2 (Album: Achtung Baby) auf die Spur zu kommen. Insbesondere bei Letzterem ist das ein kniffliges Suchspiel, da nur wenige Tracks aus dem Hansa-Studio verwendet wurden. Wenn man es nicht zu lösen vermag, liegt es aber sicher nicht an der Phonostufe. Denn die beherrscht die Kunst der räumlichen Abbildung wirklich hinreichend gut, spielt lebendig und transparent – und ist natürlich nicht auf einen Rega-Zuspieler angewiesen.
Man kann es nicht anders sagen: Es mag viele Vollverstärker mit einer ähnlichen Ausstattung und zu einem ähnlichen Preis geben. Oft handelt es sich dabei um zusammengebastelte Kisten, die eher in den Bereich Consumer Electronic fallen. Der Rega Brio MK7 spielt in einer ganz anderen Liga: Er liefert ernst zu nehmendes HiFi in exquisiter Klangqualität. Den mitspielenden Creek Evo hat er vielleicht nicht deklassiert, so doch aber recht alt aussehen lassen (was er ja auch ist). Die siebte Brio-Ausgabe setzt die Serie also nicht nur würdig fort, sondern dürfte etwas sein, woran sich viele andere Geräte in den kommenden Jahren messen lassen müssen.
Info
Vollverstärker Rega Brio MK7
Konzept: Class-A/B-Verstärker mit integriertem D/A-Wandler
Eingänge: 3 x Cinch, 1 x Phono-MM, 2 x digital (koaxial und optisch)
Ausgänge: 3,5-mm-Kopfhörerausgang (Klinke)
Samplingraten Digitaleingänge: max. 24 Bit/192 kHz
Ausgangsleistung (8/6 Ω): 50/73 W
Leistungsaufnahme: max. 200 W
Besonderheiten: eigene Kopfhörerstage, motorisierter Pegelsteller
Ausführung: Schwarz
Maße (B/H/T): 22/8/37 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1000 €
Kontakt
TAD
Hallwanger Straße 14
83209 Prien am Chiemsee
Telefon +49 8052 9573273
hifi@tad-audiovertrieb.de
Mitspieler
Verstärker: Creek Evo IA
CD-Player: Creek Evo 2
DAC/Netzwerkplayer: Cambridge Audio CXN, TEAC UD-701N
Lautsprecher: Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80







