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Sonoro Orchestra

Sonoro Orchestra

Die meinen das ernst

Sonoro Orchestra – die meinen das ernst

Mit dem Maestro haben die Neusser Anlage-Spezialisten einen herausragenden CD-Receiver vorgestellt. Als passende Ergänzung gibt’s die Sonoro Orchestra, eine Kompaktbox, die – gemessen an ihrem Preis – schlichtweg herausragend musiziert.

Sonoro Orchestra

In aller Kürze

Sonoros Einstieg in die Welt der „klassischen Passiven“ hätte kaum besser gelingen können: Die Orchestra zählt zu den schwungvollsten und detailliertesten Boxen ihrer Klasse.


Hier stimmt was nicht. Auf dem Karton steht zwar eindeutig „Sonoro“, doch für die mir bekannten All-in-one-Lösungen ist die Kiste eindeutig eine Nummer zu groß. Im Inneren stecken zwei in weißes Tuch geschlagene Quader, die sich nach dem Austüten als handelsübliche Lautsprecher entpuppen. Mehr ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen …

Intensiver Suche zum Trotz finde ich weder den gewohnten Touchscreen noch einen Anschluss für irgendwelche Antennen. Dafür einen Satz wertiger Schraubklemmen, der offensichtlich die einzige Form der Signalzufuhr darstellt. Eine Etage darüber wird der im Inneren bewegten Luft per Trompetenöffnung Auslass gewährt. Das war’s auch schon: Man kann den schwarzen Quader drehen wie man will, es handelt sich eindeutig um einen gar nicht mal so kompakten Lautsprecher klassischer Bauweise.

Sonoro Orchestra

Das beiliegende Zubehör gibt sich souverän. Ein passender Schaumstoffstopfen zum Verschluss des Reflexrohrs liegt ebenso bei wie zehn Meter Lautsprecherkabel in ordentlicher Qualität zur Erstversorgung. Dazu ein Satz kleiner Werkzeuge, mit denen sich die Alublenden der Chassis demontieren lassen, ohne Kratzer auf selbigen zu hinterlassen. Das Qualitätsniveau und Design der Orchestra liegt auf dem von Sonoro über die Jahre kultivierten hohen Niveau. So gestaltet lassen sich die Orchestra bevorzugt vom hauseigenen Dirigenten antreiben, dem CD-Receiver Maestro. Doch auch mit markenfremden Leistungsträgern harmoniert das Design der Orchestra.

Gemessen an ihrer Größe ist die Orchestra mit guten zehn Kilo pro Stück erstaunlich schwer. Einen Teil daran tragen die versteifenden Streben bei, welche die Wände beruhigen. Des Weiteren werden die Gehäuse der Orchestra aus HDF, also hochdichten Faserplatten geschreinert. Eine Maßnahme, die ebenso zur Stabilität wie zum hohen Gewicht der hochglänzenden Zweiwegeriche beiträgt. Bevor auf den Gehäusen die finale Lackschicht aufgetragen wird, erfolgen die letzten Schleifgänge von Hand. Selbstredend, dass dieser Aufwand nicht hierzulande zu realisieren ist. Daher wird, wie bei den anderen Geräten auch, in Neuss entwickelt und die Fertigung in vertrauenswürdige asiatische Hände gelegt. Da sich das hohe Niveau der Verarbeitung wie ein roter Faden durch die Firmenhistorie zieht, klappt diese Aufgabenteilung bei Sonoro offensichtlich famos.

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Den Tieftonbereich überträgt ein 16-Zentimeter-Chassis mit Papiermembran. Um unschöne Partialschwingungen des zwar sehr leichten, doch resonanzfreudigen Materials zu unterbinden, wurde die Membran mit Polyethylen beschichtet, was dem Konus einen edlen schwarzen Schimmer verleiht und unerwünschte Schwingungen ausblendet. Damit auch wirklich das letzte Watt in Schalldruck gewandelt werden kann, wurde als Antrieb ein üppiges Magnetsystem unter den Druckgusskorb geschraubt, dessen Effizienz dem quirligen Charakter des Hochtöners ebenbürtig sein soll.

Die Hochtonversorgung übernimmt ein Air-Motion-Treiber mit respektabler Grundfläche, der dank seiner hochwirksamen Magneten auch bei höherem Pegel keine Langeweile aufkommen lassen soll. Dank der relativ großen Fläche des AMT konnte der Übergang zum Tieftöner auf 2300 Hertz gelegt werden. Recht steil getrennt kommt diese Maßnahme einem homogenen Übernahmebereich beider Chassis entgegen. Die humane Trennfrequenz entlastet den Papiertreiber von allzu viel Arbeit im Mittelton, was dem Bassbereich sicher nicht schadet. Dieser fällt direkt aus dem Karton eine Spur zu vorlaut aus. Eine Eigenschaft, die bei einer wandnahen Aufstellung oder gar Eckaufstellung je nach Musikgeschmack ein kleines Schippchen zu viel sein kann. Doch nach erfolgreichem Verschluss der Reflexöffnung hinterließen die Orchestra in meinem Wohnzimmer – links und rechts des Fernsehers – einen sehr ausgewogenen Eindruck. Solange sich keine Dinos oder Außerirdische in der Stube materialisieren sollen, lässt man die Stopfen drinnen. Für die effektvolle Filmwiedergabe sind sie ja flugs wieder rausgefummelt.

Sonoro Orchestra

Die ersten Wochen blieben die Sonoro-Boxen dann auch gleich im Wohnzimmer stehen. Die zwanzig Watt meiner kompakten Lehmann Stamp versprechen eigentlich keine Pegelschlachten, Sonoro rät zu einer Leistung zwischen 50 und 170 Watt. Doch die mutmaßliche Unterversorgung tat dem Spaß zumindest in meinem Test-Setup keinen Abbruch. Auch mit überschaubarem Antrieb kickt die Orchestra die Drums der Alkaline-Trio-DVD The Show Must Go Off dynamisch und auf äußerst charmante Weise in den Raum. Wenn die kleine Schwarze schon bei so einer „Unterversorgung“ zu den ausgeschlafenen Vertretern ihrer Gattung zählt, stellt sich die Frage, zu was sie sich treiben ließe, wäre Leistung ausreichend vorhanden.

Daher ist es wenig überraschend, dass die Sonoro nicht nur optisch, sondern auch musikalisch hervorragend zu meinen kleinen Einsteins passt. Mittels stabiler Ständer auf Ohrhöhe platziert, gelingt eine erstaunlich saubere, klar fokussierte Darstellung des Bühnengeschehens. Und der Antritt erst: Es braucht keine Brachialmucke, damit die Kleine durchzieht wie die Feuerwehr. Stimmen sowohl Antrieb wie Quelle, reproduziert Sonoros Boxen-Erstling die Musik auf eine emotional berührende, filigrane Weise.

Werner Lämmerhirt spielte in den Siebzigern eines der besten Alben des Folk/Blues ein. Im Intro zum Titel „All Along The Watchtower“ schwebt die Flöte losgelöst von allem Irdischen im Raum. Die Orchestra-Boxen verraten mir, dass außerdem zwei Gitarristen und ein Bassist mitspielen, die sich gut heraushörbar die Bühne teilen. Die Herren gingen ohne Zweifel mit einer Menge Spaß an die Sache heran, und das gilt in diesem Augenblick auch für mich: Die Sonoro Orchestra vermitteln mir eine erstaunlich klare, realitätsnahe Ahnung davon, wie es bei den Aufnahmen wirklich geklungen haben könnte. Wuselnde Gitarrenläufe auseinanderdividieren? Null Problemo! Gänsehautverdächtige Stimme? Kommt sofort! Farbenpracht und Ausdruck? Hab ich in der Preisklasse so nie gehört!

Bildergalerie
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Und damit ist es raus: In Anbetracht der Qualitäten der Orchestra wollte ich eigentlich einen Bogen um das Preisschild machen und die Cash-Fakten dezent in den Produktinfos unten verstecken. Und das ausnahmsweise nicht, weil man beim Lesen des Preisschilds nach Luft schnappen muss, sondern weil die „kleine Schwarze“ gemessen an ihrem moderaten Kurs von rund 1000 Euro phänomenal musiziert und sich damit auch gegen spürbar kostspieligere Wettbewerber behaupten kann. Auch wenn man es in dieser Klasse kaum glauben mag: Ohne Wenn und Aber stößt das Erstlingswerk die Tür zum audiophilen Bereich mehr als einen Spalt weit auf.

Als Abschlussprüfung liegt Tools 10.000 Days auf dem Plattenteller. Das Haus ist leer, und die Orchestra darf zeigen, ob sie auch die dunklen Farben auf ihrer Palette hat. Im Titelstück ziehen Gewitter durch den Raum, Blitze zucken zwischen Kleiderschrank und Spinnweben. Prasselnder Regen zerstäubt auf dem schwarzen Klavierlack. Das tiefe Grummeln der Drums umarmt die Basslinie, die Riffs türmen sich bis weit über die Zimmerdecke hinaus, an der alten Linde vorbei, bis sie vor samtschwarzem Sternenzelt zerstäuben. Unbeeindruckt davon mäandert James Maynard Keenan durchs Geschehen. Mal klagend, dann flüsternd, verwoben im Ganzen, doch davon befreit, erzeugt der bekennende Querkopf Stimmungsbilder voll düster blühender Landschaften. Es war mir schon ein Vergnügen, diese Scheibe damals, vor grauer Zeit, als es noch HiFi-Messen gab, auf sehr amtlichem Besteck zu hören. Eine höchst erhabene Erfahrung zwar, doch zu bombastisch, um ein kontemplatives Versinken in der Musik zu erlauben. Der Orchestra gelingt das aberwitzige Kunststück, dieses Gebirge auf ein human verträgliches Maß zu verkleinern, ohne den Kern zu berühren. Gerne lass ich mich auf Messen vom Tand verführen, doch geht es allein um den entspannten Musikgenuss zu Hause, ist es fast erschreckend, wie überzeugend es sich bei Sonoro zum Preis eines Meters edelsten Kabels aus Feenhaar Musik hören lässt. Und das meine ich jetzt ernst!

Sonoro Orchestra

Info

Lautsprecher Sonoro Orchestra
Konzept: 2-Wege-Kompaktlautsprecher, Bassreflex
Chassisbestückung: 16-cm-Papier-Tiefmitteltöner, AMT-Hochtöner
Frequenzbereich: 44 bis 28 000 Hz
Empfohlene Verstärkerleistung: 50 bis 170 W
Ausführungen: Schwarz, Weiß oder Grafit hochglanz
Maße (B/H/T): 37/21/29 cm
Gewicht: 10 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 1000 €

Kontakt

Sonoro Audio Gmbh
Hammer Landstraße 45
41460 Neuss
Telefon +49 2131 8834141

www.sonoro.com

Mitspieler

Plattenspieler: Acoustic Solid Vintage
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Red
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
CD-Player: Pioneer PDS-505
D/A Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Vollverstärker: Einstein The Tune
Endverstärker: Lehmann Black Cube Stamp
Lautsprecher: Audio Physik Seemon
Kabel: German Highend, AudioQuest, Black&White, Isotek
Zubehör: Sun Leiste, Steinmusic, Simply Analog

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.