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Sumiko Blue Point No. 3 High

Sumiko Blue Point No. 3 High

Butterweich mit Stil

Sumiko Blue Point No. 3 High

Über einen „Smooth Operator“, der sich schlicht und unauffällig gibt, nach der Einspielphase jedoch ein üppiges Bouquet audiophiler Qualitäten präsentiert.

Sumiko Blue Point No. 3 High

In aller Kürze:
Makellose Verarbeitung, einfaches Setup und hinsichtlich der Formgebung perfekt durchdacht. Kurz gesagt: Das Sumiko Blue Point No. 3 High ist ein fantastischer Allrounder.

Sumiko Blue Point No. 3 High


Alle Sumiko-Tonabnehmersysteme, so auch das Blue Point No. 3 High, werden von einem erfahrenen Produzenten in Yokohama hergestellt, der als OEM-Lieferant auch Produkte für weitere Marken fertigt. Bei den Kniffen und Details ihrer Handarbeit halten sich die Japaner allerdings ziemlich bedeckt. Das bestätigte mir auch Günter Antoniazzi von der Firma ATR – Audio Trade, die seit kurzem für den deutschen Vertrieb zuständig ist. Das Sumiko-Sortiment teilt sich in die preiswertere Oyster- und die ambitioniertere Reference-Reihe auf. Unser heutiger Gast, das Blue Point No. 3 High, sowie seine Low-Output-Variante sind die einzigen MC-Systeme der Oyster-Familie.

Wie der Name andeutet, handelt es sich um ein Moving-Coil-System mit relativ hoher Ausgangsspannung, zum Anschluss an einen MM-Phonoeingang. Da sich der Generator mit der Nadelträgereinheit bewährt hatte, konzentrierten sich die Entwickler auf die Gehäuseoptimierung hinsichtlich des Resonanzverhaltens. Das führte zu einer (wörtlich übersetzt) „oh so butterweichen, vollen und warmen Basswiedergabe, die trotzdem definiert und texturiert ist, mit üppigem Mitteltonbereich und süßem, luftigen Hochton“ … nun ja. Im Folgenden werde ich versuchen herauszufinden, was der Dichter uns damit sagen will.

Sumiko Blue Point No. 3 High
Im Zentrum des Pickups kann man den Nadelträger aus Aluminium erkennen, direkt dahinter lässt sich zumindest etwas Kupfer der Spulen erahnen.

Das mit einem Nadelschutz versehene System ist in einer fein geschliffenen Holzschachtel verpackt und mit zwei Schrauben fixiert, somit bestens gegen Transportschäden geschützt.

Die Abtasteinheit besteht aus unspektakulären Bestandteilen, einem gefassten, elliptisch geschliffenen Diamanten mit Alu-Nadelträger im Kunststoffgehäuse. Mein erster Blick gilt grundsätzlich dem Nadelträger. Ist dieser schon augenscheinlich nicht korrekt ausgerichtet, erspare ich mir die Mühen des Einbaus, da ein optimales Abtastverhalten kaum erreicht werden kann. Das Testobjekt ist in dieser Hinsicht einwandfrei. Der Sitz des Diamanten im Alu-Träger, soweit man das mit einer 30-fach vergrößernden Sehhilfe beurteilen kann, scheint ebenso korrekt zu sein.

Die farblich markierten Anschlusspins haben ausreichend Abstand zueinander. Meine Befürchtung, dass diese etwas zu kurz sind, um die Aufsteckschuhe sicher zu halten, erwies sich als unbegründet. Im Gegenteil: Der Anschluss der Drähtchen gelang durch den vergrößerten Montagefreiraum unter der Headshell einfacher als gewohnt.

Sumiko Blue Point No. 3 High
Das blaue Gehäuse besteht aus schnödem Kunststoff. Dies ist keinem Sparzwang geschuldet, sondern soll das geringe Gesamtgewicht von sechs Gramm gewährleisten.

Zum Lieferumfang gehören zwei Paar Schräubchen mit Kunststoff-Unterlegscheiben, die das Zerkratzen der Headshell verhindern und für einen gewissen Druckausgleich sorgen. Besonders hervorzuheben ist der beigefügte Nadelschutz. Ohne Studium der Feinmechanik lässt er sich abnehmen beziehungsweise aufsetzen und kann bis zur letzten Feinjustierung auf dem Tonabnehmer verbleiben. Eine selten anzutreffende Eigenschaft, die die Überlebenschancen des Nadelträgers nicht unerheblich steigert.

Überhang und Kröpfung waren dank der klaren Gehäusegeometrie mittels Schablone einfach einzustellen, der Azimut passte optisch perfekt (auch hierbei sehe ich den Hersteller in der Pflicht. Bei korrekter Tonarmgeometrie sollte der Azimut nicht über Verdrehen der Headshell oder der unterlegten Scheibchen etc. eingestellt werden müssen). Die technischen Daten weisen übliche Werte auf, sodass eine Kompatibilität mit den meisten mittelschweren Tonarmen und Phonostufen gegeben scheint. Die angegebene Übersprechdämpfung von 30 dB/1 kHz ist für die Preisklasse erfreulich hoch.

Bei parallel zum Plattenteller ausgerichtetem Tonarm justierte ich die Auflagekraft auf zwei Gramm, das Antiskating auf ca. 1,5 Gramm. Den Phono-Pre (38 dB Gain) konfigurierte ich ebenfalls gemäß den Herstellerempfehlungen (MM, 47 kΩ, 100–200 pF). Das Textexemplar erreichte auf der Ortofon-Testplatte eine Abtastfähigkeit von ordentlichen 70 µm/315 Hz. Die Überprüfung der Einstellung erfolgte nach der Einspielphase mit ca. 50 LPs. Änderungen an den Einstellungen waren jedoch nicht notwendig.

Sumiko Blue Point No. 3 High
Das Auge hört mit: Der Sumiko Blue Point No. 3 High wohnt stilgerecht im Holzkästchen.

Ein flächiges, mittenbetonendes Klangbild mit weichem, nicht sehr tief hinabreichendem Bass und harten, wenig aufgelösten Höhen offenbarte, dass auch beim Blue Point No. 3 eine Einspielphase notwendig ist. Nur die schon recht saubere Platzierung der Schallereignisse in der Horizontalen deutete das Potenzial des Tonabnehmers an. Nach etwa zehn LPs verbesserte sich die Performance deutlich in allen Disziplinen. Nach ca. 50 gespielten Scheiben war das Blue Point vollkommen aufgeblüht.

Außergewöhnlich war nun vor allem die räumliche Darstellung der Klangbühne, die sich mit präziser und stabiler Ortbarkeit der Schallereignisse präsentierte. Besonders die Tiefenstaffelung war, natürlich abhängig von der Aufnahme, sehr beeindruckend. Dabei blieb das Klangbild griffig, ohne in einer ätherischen Blase auszuufern.

Details werden vom Sumiko-Tonabnehmer genau wiedergegeben, aber nicht in den Vordergrund gezerrt. Das Blue Point No. 3 scheint ein Gespür dafür zu haben, die wesentlichen Bestandteile der Musikstücke hervorzuheben und so den Zugang zum Kern der Kompositionen zu erleichtern. Das ist meines Erachtens auf eine leichte Grundtonanhebung zurückzuführen, die aber keine Aufweichung der Konturenschärfe nach sich zieht.

Sumiko Blue Point No. 3 High
Das „High“ im Namen ist wörtlich zu verstehen. Der MC-Abtaster kommt blendend mit MM-Entzerrern mit 47 kΩ und 100 bis 200 pF klar.

Auf meiner neuesten Flohmarkt-Trouvaille, Johnny Guitar Watsons Album A Real Mother For Ya, setzt sich der schiebende Moog-Bass von anderen tiefen und langgezogenen Synthieklängen tonal und räumlich ab. Ein besonderes Faible hat das Sumiko für die obercoolen Bläsersätze, die Watsons „sprechenden“, von Blues- und Funkelementen geprägten Gitarrensound begleiten. Dann füllt eine exzellente Aufnahme von „Le vent nous portera“ (Noir Desir) in der Interpretation von Sophie Hunger mit enormer Präsenz meinen Hörraum, die Bassdrum tönt klar und federnd, die Becken ergänzen den Rhythmus fein und strahlend ohne Aggressivität. Quelle beauté!

Bei sinfonischen Werken zeigten sich die Fähigkeiten des Blue Point No. 3 in der Wiedergabe großer Klangkörper, die nicht unter anämischen Mangelerscheinungen aufgrund eines zu straff abgestimmten Tonabnehmers leiden mussten. Das makellos verarbeitete und hinsichtlich der Formgebung perfekt durchdachte Sumiko Blue Point No. 3 High ist ein fantastischer Allrounder, nur im Bereich der ultimativen Dynamik und Hochtonauflösung gibt er sich leicht zurückhaltend. Letztgenannte Eigenschaften sind allerdings meiner Erfahrung nach Tonabnehmern vorbehalten, die ein vielfach größeres Loch im Portemonnaie hinterlassen.

Sumiko Blue Point No. 3 High

Info

Tonabnehmer Sumiko Blue Point No. 3 High

Konzept: High-Output-MC-Abtaster
Masse: 6 g
Nadel: 0,3 x 0,7 mm, elliptisch
Nadelträger: Aluminiumrohr
Spulen: hochreines Kupfer
Innere Impedanz: 135 Ω
Lastimpedanz: 47 kΩ
Frequenzgang: 13 Hz bis 35 kHz
Ausgangsspannung (1 kHz): 2,5 mV
Kanaltrennung (1 kHz): 30 dB
Kanalbalance (1 kHz): < 1 dB
Kapazität: 100 pF bis 200 pF
VTA: 20°
Bereich der Auflagekraft: 1,8 g bis 2,2 g
Empfohlene Auflagekraft: 2,0 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 600 €

Kontakt

ATR – Audio-Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH

Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208-882 66 0

www.audiotra.de

Mitspieler

Plattenspieler: TW Acustic Raven GT2
Tonarm: Raven 10.5″
Tonabnehmer: Clearaudio Concerto V2, Excalibur Platinum
Verstärker: Lab 12 Melto2, Electrocompaniet EC 4.8, Electrocompaniet EC AW250R
Lautsprecher: Audio Physic Spark auf Solidsteel SS-5
Stromversorgung, Kabel: IsoTek Aquarius, AudioQuest Yukon, Zavfino Gold Rush, Kimber 8TC BiWire, WBT
Zubehör: Audio Physic VCF V Magnetic plus, Lehmannaudio Stage 1, TW Turntable Mat, Sonic Voice, bFly Octopus, Nessie Vinylmaster

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.