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Bowers & Wilkins 803 Diamond D3

Test Bowers & Wilkins 803 Diamond D3 Lautsprecher

Bowers & Wilkins 803 Diamond D3 – Umsturz kann auch Spaß machen

Umsturz kann auch Spaß machen: Bowers & Wilkins hat seine Topserie 800 komplett auf links gezogen, innen wie außen.

Besonders auffällig ist die Umkehrung der Gehäusegrundform – mit der Rundung nun als Frontseite – und der brandneue Mitteltöner. Das seit gut 40 Jahren markentypische knallgelbe Kevlargewebe war gestern, silbergraues Continuum ist heute. Insgesamt verpackten die Briten ihre Umstürzlerei derart geschickt, dass die aktuellen 800er-Modelle noch immer so markant und unverkennbar wirken wie ihre Vorgänger. Respekt.
Das hier vorgestellte Modell 803 D3 hat innerhalb der Serie den deutlichsten Veränderungsprozess durchgemacht. Von der Vorgängerin übernahm man lediglich die sensationelle Diamantmembran des Hochtöners sowie die vorzüglichen Anschlussterminals. Alles (!) andere wurde von Grund auf neu erdacht, neu gemacht ja auf den Kopf gestellt. Wortwörtlich: Der Mitteltöner der 803 steckt ab sofort im eigenen „Turbine Head“, wo er deutlich hörbar vom unglaublich guten Resonanzverhalten des schweren Gussteils profitiert. Evolution? Nix da. Die neue 803 D3 ist eine ebenso überzeugende wie überraschende Neukonstruktion.
Eine massive geriffelte Aluplatte dominiert die Rückseite, was die Frage nach einer Aktiv-Version geradezu provoziert. Die diplomatische Antwort von B&W Produktmanager Ulf Soldan klingt nicht nach Dementi. Im Zuge des radikalen Umbaus der Serie 800 wäre eine Aktiv-Option nicht nur konsequent, sondern wohl auch relativ leicht realisierbar.
Erstaunlicherweise verträgt sich die aktuelle 803 mit Verstärkern, auf die ich zuvor niemals gekommen wäre. Schon bei der ersten Funktionsprüfung sorgt ein zufällig anwesender, in diesem Setup eigentlich völlig abwegiger Amp für Verblüffung. Zugegeben, eine kleine Audio-Note-Röhre mit kaum zehn Watt Leistung ist mit der neuen B&W auch im Jahre 2016 keine Traumkombi – aber eben auch kein Albtraum (mehr), vielmehr eine Gute-Laune-Überraschung, die manchen Zuhörer schon zum Mitsingen anregt. Moment mal: Die 803 D3 ist doch frisch aus der Kiste geschlüpft, hat noch keine Viertelstunde gespielt – und klingt dennoch schon sehr verträglich, geradezu frei. Was ist hier los? Muss ich denn wirklich jedes Vorurteil gleich zu Beginn über Bord werfen?
Es wird noch besser: Ein paar Tage später erlebt unsere Anzeigen-Fee (eine heimliche Audiophile!) die 803 D3, verliebt sich Hals-über-Turbine-Head in den „todschicken“ Schallwandler und prüft sofort ihren Kontostand … Der Preis mag vordergründig der einzige Wermutstropfen sein, kostet die aktuelle 803 doch mehr als die (größere) 802 der Vorgängerserie. Doch angesichts der wirklich enormen Steigerung von Performance und Technologieaufwand ist der Kurs mehr als gerechtfertigt. Zudem gedeiht die 803 D3 in den nächsten Wochen auch klanglich noch prächtig, gewinnt spürbar an Leicht(füß)igkeit und Homogenität und macht selbst notorische Kritikaster zu Bewunderern. An verschiedensten Verstärkern zeigt sie dabei derart viele Schokoladenseiten, dass der Hörraum praktisch zur begehbaren Pralinenschachtel wird. Dank ihrer Offenheit und Klarheit verwandelt die B&W beispielsweise den pflichtgemäßen Wechsel der Leistungsröhren im Lyric Audio 140 Ti ruckzuck zur klanglichen Kür. Ganz nebenbei bestätigt sie aber auch die alte Weisheit, dass eine echte B&W „zu viel Leistung“ nicht kennt. An Edeltriebwerken von Nagra, Bittner oder Musical Fidelity (M8 500s im Doppelpack!) wächst die noch kompakte, aber gewichtige Dame (66 Kilo!) dann auch glatt über sich selbst hinaus.

Erstaunlich auch, wie souverän sie ein klassisch britisches HiFi-Ideal in die Neuzeit transferiert: Sie baut die Musik aus der tonalen Mitte heraus auf, um von dort aus fulminant breitbandig und mit großer, absolut makelloser Raumabbildung auch in extreme Regionen vorzudringen. Dabei wirkt sie flinker und noch involvierender als alle 800er, die ich bisher kennengelernt habe; selbst in den Abbey Road Studios klingt es nicht mitreißender. Die beiden 18-Zentimeter-Tieftöner der 803 D3 pflegen übrigens eine weitere britische Tugend: Never give up, mate! Neben einer entzückenden „neuen Leichtigkeit des Basses“ bestechen sie mit enormen Steherqualitäten und staubtrockener Durchhörbarkeit bis hinunter in abgrundtiefe Register. Was für ein Lautsprecher!
Bowers & Wilkins hat mit der 803 D3 ein superbes, unglaublich aufwendiges Technikpaket geschnürt, dessen durch und durch audiophile, äußerst verzerrungsarme und zugleich pflegeleichte Performance – wieder einmal –Maßstäbe verschiebt. Diesmal deutlicher als je zuvor! Was unsere heimliche Vorfreude auf das Flaggschiff der Serie, die 800 Diamond D3, gleich noch ein bisschen steigert. Ich erwarte nichts weniger als einen Traum für Unersättliche, eine Art Generalperfektor. Die grandiose 803 hat’s mir schon ins Ohr geflüstert.

 

Bowers & Wilkins 803 Diamond D3
Standlautsprecher
Paarpreis: 17 000 €

B&W Group Germany GmbH
Kleine Heide 12
33790 Halle/Westfalen
Telefon 05201 87170

 

www.bowers-wilkins.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.