Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Bryston BCD-3 CD-Player

Test CD-Player Bryston BCD-3

Test CD-Player Bryston BCD-3 – CD auf kanadische Art

Genau einen CD-Player hat Bryston im Programm. Das war schon immer so. Aktuell heißt er BCD-3 und gibt ein unmissverständliches Statement darüber ab, wie Musik von Compact Disc laut Bryston zu klingen hat.

Die kanadische High-End-Schmiede Bryston liefert den Aufmacher frei Haus: Wir bauen im Jahr 2018 tatsächlich noch einen CD-Player, und der kann nichts anderes als CDs abspielen! Das mag ja in der Sache korrekt sein – aber, bitte: Wie konnte es soweit kommen? Nachdem über bald vier Jahrzehnte Milliarden von CDs gepresst und auf so ziemlich alle Haushalte der Welt verteilt worden sind. Nachdem vermutlich alle jemals auf Erden aufgezeichnete Musik irgendwann auf diesem langzeitstabilen und potentiell exquisit klingendem Tonträger gelandet ist. Wie, bitteschön, kann es da sein, dass CD-Player vom Aussterben bedroht sind?

Bryston BCD-3 CD-Player
Bryston BCD-3: Liest und spielt CDs ab – sonst nichts

Gut, ich übertreibe. Aber tatsächlich haben schon einige ehedem als Vollsortimenter bekannte Hersteller den CD-Player als Gerätegattung komplett ausgemustert. Andere bieten nur noch ein oder zwei Modelle im Einstiegssegment an. Die Zukunft kennt keine physischen digitalen Tonträger. Aber der Bestand ist so gewaltig, dass die Existenz spezialisierter, auf genau eine Aufgabe optimierter Player von höchstem klanglichem Anspruch doch gar keine Frage sein sollte. Darum sei Bryston an dieser Stelle allein schon für das Vertrauen in den BCD-3 ein ehrenvoller Vorab-Verdienstorden verliehen.

Bryston BCD-3 CD-Player
Das Laufwerk des BCD-3 stammt von Stream Unlimited aus Österreich

Dabei ist Bryston, bekannt und geschätzt als Spezialist für standfeste (20 Jahre Garantie!) Transistor-Verstärker, erst spät, und dann auch noch holprig in das Thema digitale Quellen eingestiegen. Der erste CD-Player BCD-1 kam 2008 auf den Markt. Nur zwei Jahre später war’s auch schon wieder vorbei, weil das verbaute Laufwerk nicht mehr zu bekommen war. Dann dauerte es eine ganze Weile, bis der erste D/A-Wandler der Kanadier das Licht der Welt erblickte. Währenddessen murrten, so heißt es, die Fans und verlangten nach einem CD-Player, denn der BCD-1 hatte sich vom Fleck weg weltweit Meriten für seine Musikalität erworben. Mit Stream Unlimited aus Österreich fand sich schließlich ein Zulieferer, der eine Mechanik mit den gewünschten Eigenschaften zur Verfügung stellen konnte. Da mit den hauseigenen D/A-Wandlern über jeden Zweifel erhabene Konvertertechnologie vorhanden war, taten die Entwickler das Naheliegende und vermählten den großen Wandler BDA-3 mit dem Laufwerk von Stream Unlimited. Eine nicht unwesentliche Änderung gab es dann aber doch: Die DAC-Sektion, zu der es nun mit Ausnahme der I2S-Leitung vom Laufwerk keine weiteren Zugänge gibt, wurde radikal auf das Decodieren im 16 Bit/44,1 kHz-Modus beschränkt. Voilà: der BCD-3.

Die Fokussierung auf das CD-Format gemäß Redbook, also ganz ohne Schnickschnack wie HDCD oder MQA, ist bemerkenswert und der Schlüssel zum Wesen des BCD-3. Mein Genörgel, dass die an der Rückseite des Players zu Zwecken der Fernsteuerung vorhandene USB-Buchse doch auch digitale Musikdaten empfangen und der Wandlersektion zuführen können sollte, weist der Hersteller zurück. Ein USB-Wandler müsse nämlich mit unterschiedlichen Samplefrequenzen umgehen können. Hierfür wäre eine aufwendige Peripherie für den taktgebenden Quarzbaustein nötig, um dessen Schwingung auf die jeweils benötigte Frequenz zu bringen. Man habe sich nun aber schon das CD-Laufwerk nach dem Kriterium ausgesucht, dass es eben nicht alles konsumiert, was nach Silberscheibe aussieht, sondern einzig die mit 44,1 Kilohertz getaktete CD einliest. Mit dieser Frequenz wird natürlich auch der I2S-Bus betrieben, der das digitale Rohsignal zum Wandler transportiert. Ein Fixtakt für alles – so lautet das Rezept für Jitter-Vermeidung und ergo CD-Wohlklang bei Bryston.

Sieht man sich mit diesem Wissen die verbauten Wandlerchips an, kommt man schon ins Staunen. Ein AK4490 von Asahi Kasei ist ein hochpotentes Arbeitstier. 32 Bit Auflösung sind Ehrensache, in Sachen maximaler Samplefrequenz ist mit PCM-Signalen erst bei 768 Kilohertz Schluss (das 16fache der altehrwürdigen DAT-Frequenz 48 kHz!), bei DSD-Bitströmen schafft er gar 11,2 Megahertz. Ihn an seinem Arbeitsplatz im BCD-3 unterfordert zu nennen, ist glatte Untertreibung. Aber wer weiß – vielleicht liegt ja gerade da ein Klanggeheimnis verborgen.

Bryston BCD-3 CD-Player
Immer im Takt: Der Wandler des BCD-3 akzeptiert keine fremden Daten, weil ihre Abtastraten vom Redbook-Standard abweichen.

Die Ausgangsstufe des Players ist rein diskret aufgebaut, OP-Amps kommen nicht zum Einsatz. Viel mehr als das, und dass die Transistoren im verzerrungsarmen Class-A-Betrieb arbeiten, ist nicht herauszubekommen. Das mit reichlich Leistungsreserven ausgestattete Netzteil entspricht auch wieder dem des großen DAC BDA-3.

Der BCD-3 kommt Bryston-typisch mit einer Gehäusehöhe gemäß Rack-Höheneinheitsmaß daher. In diesem Fall sind es flache 2 HE – rund 8,5 cm. An der Front finden sich alle Bedienknöpfe, die dort zu erwarten wären, inklusive jenes für die mir noch immer schleierhafte Funktion Zufallswiedergabe. Eine überaus solide Systemfernbedienung aus Aluminium würde für Bedienkomfort sorgen, wären ihre 30 identisch aussehenden Knöpfe nicht doppelt bis dreifach beschriftet. An der Geräterückseite gibt es analoge und digitale Ausgänge in Cinch- und XLR-Ausführung. Gleich vier verschiedene Anschlüsse in Formaten wie USB-B, Ethernet oder Miniklinke erlauben jede nur denkbare Art der kabelgebundenen Fernsteuerung.

Der BCD-3 hat in meinem Hörraum eine großzügige Warmlaufzeit erhalten. Währenddessen fanden keine Quervergleiche statt – der Kanadier nahm einfach die Rolle des Master-CD-Players anstelle meines Electrocompaniet EMC-1 UP ein. Ich ziehe diese Vorgehensweise jedem hin- und herswitchen vor: in aller Ruhe eine einzelne Komponente austauschen und dann hören, was passiert. Hier zeigte sich schnell, dass in dieser Geschichte der Begriff „Deutlichkeit“ eine zentrale Rolle spielen wird.

Bryston BCD-3 CD-Player

Ich muss mich jetzt selbst wundern, wie, ja, deutlich der BCD-3 meiner Anlage seinen klanglichen Stempel aufdrückte. Nebenbei half er damit auch, den Charakter meines Electrocompaniet neu zu bewerten. Ganz offensichtlich spielt der Norweger nämlich in die Breite, er mag Offenheit, löst hervorragend auf und lässt die Musik damit tendenziell luftig und klar erklingen. Mit dem Bryston rückten die eigentlichen Schallquellen stärker in den Vordergrund, während „Beiwerk“ wie Hall, Räume, die Obertonaura von akustischen Instrumenten im Dienste eines deutlichen Hörens und Verstehens weniger exponiert wurden. Was auf gar keinen Fall mit einem Mangel an Informationen zu verwechseln ist!

Ein befreundeter Musik-Enthusiast besuchte mich für einen Hör-Nachmittag, und nach wenigen Titeln war klar, dass ihm nicht nach perfekten Studioproduktionen der audiophilen Sorte war, sondern dass er sich Inspiration von handgemachtem Musikantentum wünschte. So landete Tell Me Everything vom niederländischen Cellisten Ernst Reijseger (Winter&Winter 910 151) in der auf Stahlstangen geführten Schublade des Bryston-Laufwerks. Reijseger spielte die CD in einem mittelalterlichen toskanischen Palastbau inmitten einer Klangkulisse aus dem buntesten, mediterransten Vogelgezwitscher und Insektenzirpen ein, das man sich nur vorstellen kann. Wir waren mittendrin, mitsamt dem Hörraum und der Anlage. Das Cello, von Reijseger mit Haaren und Holz des Bogens auf wildeste Arten gespielt, mit seinen Fingern, Fingernägeln, Fingerknöcheln wie eine Gitarre gezupft, stand perfekt platziert und fein schwingend zwischen den Boxen.

Ich holte eine meiner CDs mit dem Geiger Gilles Apap aus dem Schrank, sein Debüt mit dem Titel Who?. Apap lässt es hier schwer krachen und feuert, begleitet von den „Transylvanian Mountain Boys“, ein Best-of von virtuosen Salon-Showstücken (Säbeltanz!) und rumänisch/zigeunerisch inspirierten Pretiosen (Ciocarlia/Die Lerche!) ab, dass einem der Mund offen stehen bleibt. Wer es da schafft, trotzdem auf den Klang des beteiligten CD-Players zu achten, dem fällt die Selbstverständlichkeit auf, mit der die bisweilen echt fiesen hohen Noten immer als Teil der hölzernen Violine wiedergegeben werden. Diese Natürlichkeit im Oberton ohne auch nur den Anflug von Verrundung ist eine große Kunst.

Bryston BCD-3 CD-Player

Später war mir nach substanziellerer Kost, und ich griff zu einer CD, die noch originalverpackt im Regal stand: German Brass Celebrating Wagner, erschienen bei Berlin Classics. Diese Aufnahme aus der Stadtkirche in Schwaigern unter der Kontrolle des renommierten Tonstudios Bauer aus Ludwigsburg ist exquisit! Außerdem lässt sich mit den vier Trompeten, zwei Hörnern, zwei Posaunen und einer Tuba einer Audio-Kette gnadenlos auf den Zahn fühlen. Auch hier wieder: Sauberer und natürlicher, weder klinisch reiner noch warm abgetönter Hochton, vollkommen natürliche Klangfarben, beste Plastizität aller Musiker und eine sehr überzeugende, niemals ätherisch schwebende Raumabbildung. Nebenbei behielt der Kanadier in jeder Sekunde die Übersicht, selbst wenn es mal wagnertypisch hoch herging.

Was auch immer ich dem Bryston vorsetzte, immer führte er mich nah an Melodien und Phrasierungen, machte Dinge deutlich, die dem Verständnis und dem mühelosen Folgen der Musik dienten. Egal um welches Genre es sich handelte, ob akustisch oder elektronisch Töne erzeugt wurden – wobei ich gestehen muss, dass mir Klassik diesmal ganz besonders viel Spaß machte und noch viele andere bisher kaum oder gar nicht gehörte Scheiben in dem so unauffällig daherkommenden Player landeten.

Ja, unauffällig. Aber nicht zu unterschätzen. Wer meint, CD wäre doch von gestern, wer mitgerissen vom Streaming-Boom seine silbernen Schätze einstauben lässt, der sollte dringend mal einen veritablen Spezialisten wie den BCD-3 konsultieren. Das Ergebnis könnte, jawohl, deutlich zu dessen Gunsten ausfallen.

 

 

CD-Player Bryston BCD-3

Ausgänge: 2 x Line (unsymmetrisch (Cinch), symmetrisch (XLR))

Digital-Ausgänge: 2 x S/PDIF (koaxial (Cinch), AES/EBU (XLR))

Fernsteuerungsschnittstellen: RS232, Internet, USB

Besonderheiten: IR-Systemfernbedienung

Maße (H/B/T): 8,5/43/29 cm

Gewicht: 4 kg

Garantiezeit: 5 Jahre

Preis: 3900 €

 

 

www.avitech.at

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.