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TAD-CE1

Test: TAD CE1

TAD CE1 – Technical Audio Devices Compact Evolution One – Kompakte (R)evolution

Sind Sie bereit für den perfekten Lautsprecher? Dann sollten Sie sich den hier vorgestellten TAD CE1 unbedingt anhören. Doch Vorsicht – es könnte Ihr finaler Schallwandler sein.

Kennen Sie die vier gefährlichsten Worte der deutschen Sprache? Sie lauten: „Das weiß ich schon.“ Auch HiFi-Journalisten bleiben hiervon nicht verschont: So war ich nach nunmehr 24 Jahren Testpraxis der festen Überzeugung, dass mich in klanglicher Hinsicht so schnell nichts mehr vom Stuhl hauen kann – bis ich dem Kompaktmonitor CE1 vom japanischen Spezialisten und Pioneer-Abkömmling Technical Audio Devices, kurz TAD, begegnete.

Doch zunächst mal die Fakten: Beim TAD-CE1 handelt es sich um einen etwa 50 Zentimeter hohen, passiven Dreiwege-Kompaktlautsprecher in Bassreflexabstimmung. Das Gewicht von 30 Kilogramm pro Box lässt bereits erahnen, dass seine Erbauer nicht bloß auf ein nobles Erscheinungsbild abzielten, sondern vorrangig die inneren Werte im Fokus hatten: So steht denn auch das „CE“ in der Typenbezeichnung für „Compact Evolution“. Der kompakte TAD kostet inklusive Stands 19 800 Euro pro Paar und ist mit Echtholz-furniertem, schwarzem oder weißem Korpus mit austauschbaren Seitenteilen erhältlich. Im Mittelhochtonbereich verwendet der CE1 ein 14 Zentimeter durchmessendes Koaxialsystem, während für den Bassbereich unterhalb von 250 Hertz ein 18-Zentimeter-Tieftonchassis verantwortlich ist.

TAD-CE1Abgesehen vom Preis liest sich das alles zunächst einmal nicht besonders spektakulär – bis man sich eingehender mit den technischen Spezifikationen befasst. So gereicht die untere Grenzfrequenz von 39 Hertz (!) bei –3 dB selbst ausgewachsenen Standboxen zur Ehre, ebenso der maximale Schalldruckpegel von satten 104 Dezibel hinunter bis zu 36 Hertz. Für einen 18-Zentimeter-Tieftöner stellen diese Werte eine echte Weltklasseleistung dar, vor der die gesamte Konkurrenz vor Neid erblassen dürfte. Im ausgebauten Zustand macht der Basstreiber dem Kenner dann auch sehr deutlich, warum es sich hierbei wohl um „einen der besten, wenn nicht gar den besten Tieftöner dieser Größe überhaupt“ handelt, so der offenbar tief beeindruckte Kollege und Chassisexperte Ingo Schulz.

TAD-CE1Mindestens ebenso eindrucksvoll wie der Traumtieftöner ist jedoch das nahezu perfekt frequenzunabhängige Abstrahlverhalten des CE1 über den gesamten Hörbereich hinweg bis hinauf zu 20 Kilohertz, wobei der Hochtöner locker nochmals eine ganze Oktave höher hinausläuft, dort dann aber etwas stärker bündelt. Mir ist es offen gestanden ein Rätsel, wie man ein derart ausbalanciertes Verhalten mit einer 35 Millimeter durchmessenden Kalottenmembran hinbekommt. Der berühmte Hochtöner HD 13 D 34 H von Audax beispielsweise klang zwar auch sehr gut, schaffte mit seiner vergleichbar großen 34-Millimeter-Kalotte aber gerade mal 15 Kilohertz.
Offensichtlich liegt das eigentliche Kapital des TAD also eindeutig im Bereich Chassis-Technologie, weshalb hier eine nähere Betrachtung auf jeden Fall lohnt. Herzstück des CE1 ist das „Coherent Source Transducer“ (CST) genannte Koaxialsystem, das auf der Basis desjeinigen im TAD-Standlautsprecher Reference One entwickelt wurde. Für deutlich verbesserte Raumabbildung sowie ein homogeneres Schallfeld im gesamten Hörraum befindet sich der Hochtöner beim CST konzentrisch angeordnet in der Mitteltöner-Membran. Das schafft einen Wandler, der im Bereich von 250 Hertz bis weit über 40 Kilohertz als quasi ideale Punktschallquelle angepasste akustische Ausgangsbedingungen für mittlere und hohe Frequenzen ermöglicht.
Für präzise Reproduktion der hohen Frequenzen verwendet der Hochtöner eine Kalotte aus extrem leichtem, dabei supersteifem Beryllium. Sie wird in einem TAD-exklusiven, äußerst präzisen chemischen Gasabscheidungs-Verfahren hergestellt. Zur Wiedergabe der mittleren Frequenzen hingegen besitzt der CST eine Konusmembran aus Magnesium, die eine ausgezeichnete Kombination aus Steifigkeit sowie geringer Masse aufweist und zudem mechanisch robust ausfällt.
Die Membran des Tieftöners im CE1 ist ebenfalls eine TAD-exklusive Spezialität: Für eine im Vergleich zu konventionellen Tieftönern besonders stabile Konusform vereinigt sie Staubkappe und Membran in einem Stück, das in mehrlagiger Kunststoffschicht-Bauweise hergestellt wird – „Multi-Layered Aramid Composite“ (MACS) heißt dieses Verfahren im TAD-Originalton. Es stabilisiert die One-Piece-Membrankonstruktion zusätzlich, sodass sie trotz ihrer relativ geringen Masse dem Gegendruck aus dem Gehäuse unverformt standhalten kann.

TAD-CE1Ziemlich ausgefuchst fiel auch das „Aero Dynamic Slot“ (ADS) genannte Bassreflex-Ventilationssystem des CE1 aus: Auf beiden Gehäuseseiten befindet sich jeweils ein durch ein stabiles Aluminium-Paneel abgedeckter Bassreflex-Port, der sich auf zwei front- und rückseitig mündende Austrittskanäle verteilt. Für turbulenzfreien Luftdurchsatz sind diese hornförmig ausgebildet, was störenden Strömungsgeräuschen auch bei hohen Lautstärken entgegenwirkt. Zudem verhindert ADS das Austreten klangschädlicher Anteile von gehäuseinneren Stehwellen, während sich durch die spiegelsymmetrische Anordnung aller Austrittsöffnungen die resultierenden Kraftkomponenten weitgehend kompensieren. Dadurch wird der gesamte Lautsprecher nur minimal angeregt, was dem Klang zugutekommt.
Das Gehäuse stellt eine Rahmenkonstruktion aus hochfestem Birkenholz und Baugruppen aus mitteldichter Faserplatte (MDF) dar: Diese Kombination sorgt für eine niedrige mechanische Resonanz, hohe Stabilität sowie hohe innere Dämpfung bei geringer Körperschallausbreitung. Die beidseitig angebrachten, zehn Millimeter dicken Aluminium-Paneele reduzieren abermals Gehäuseresonanzen. Darüber hinaus analysierte TAD stehende Wellen innerhalb des Gehäuses sehr gründlich, um sie durch gezieltes Anbringen spezieller Dämpfungsmaterialien weitestgehend zu eliminieren.
Auch die Optik kommt nicht zu kurz: So präsentiert sich der zentrale Gehäuserahmen des CE1 in Olive Echtholz furniert, geschützt vor äußeren Einflüssen durch einen transparenten, hochglänzenden Lacküberzug. Das Standardmodell des CE1 besitzt schwarze Seitenteile mit Paneelen in gebürstetem Aluminum natur; zusätzliche Gehäuseausführungen mit weißen Seitenteilen sowie alternative Aluminium-Paneele in Grau gebürstet sind jedoch vorgesehen. Zum Lieferumfang des schweren Kompaktmonitors gehören die passenden Stands TAD-ST2: Die stabile, resonanzarme Konstruktion ist mittels beigelegter selbsterklärender Anleitung in kurzer Zeit montiert. Passend zum Gehäuse des CE1 sind auch die Stands in schwarzem oder weißem Finish verfügbar.

Nun aber zum Klang. Wie so häufig im Leben sorgt der Zufall für die interessantesten Begegnungen – jedenfalls ist mein Zusammentreffen mit dem TAD-CE1 eigentlich gar nicht geplant. Da aber mein vorgesehener Testkandidat momentan etwas unpässlich, der TAD hingegen frisch in den FIDELITY-Redaktionsräumen eingetroffen ist, kann ich meiner Neugier spontan nachgehen. Und die ist bei Produkten von TAD stets besonders groß, begleitet mich dieser Name doch schon seit Beginn der 1980er Jahre: Damals stellten die Japaner die ultimativen Chassis für Live-Beschallungszwecke her. So gehe ich also mit dem CE1 in den Hörtest, ohne auch nur einen Hauch über sein Innenleben zu wissen.
Obwohl er frisch aus dem Flightcase kommt, dauert es nur wenige Minuten, bis für mich feststeht, dass der schwere Japaner ohne Wenn und Aber zu den derzeit besten Kompaktlautsprechern überhaupt zählt – wenn er nicht sogar der Allerbeste ist. Die trockene Unmittelbarkeit, mit der er musiziert, verschafft mir sofort die Gewissheit, dass das Gehörte hundertprozentig dem vom Verstärker gelieferten Signal entspricht. Es mag abgedroschen klingen, doch noch niemals vorher habe ich von einem Lautsprecher eine derart authentische Klangfarbenpracht und Direktheit vernommen – das ist wirklich Musik pur. Auch in zeitlicher Hinsicht kann ich jeden noch so kurzen Moment verfolgen, ohne Zudröhnen, ohne Verschlackung.
Hört man dem CE1 eine Weile zu, wird einem erst einmal bewusst, wie viele Lautsprecher den Grundtonbereich vielleicht ausreichend füllig, aber einfach zu wenig konturiert, zu undifferenziert wiedergeben – besonders dann, wenn es mal ein wenig lauter werden soll. Letztendlich mangelt es den meisten Schallwandlern im Vergleich zum TAD an Konturenschärfe, an einer klaren Abgrenzung der Klangfarben untereinander. Jedenfalls offenbart mir der TAD völlig neue Qualitäten des mit Lautsprechern Machbaren. Und auch die Homogenität der akustischen Darstellung ist beim CE1 einzigartig.
Besonders imponiert mir jedoch, wie es dem TAD dank seiner unglaublichen dynamischen Selbstverständlichkeit selbst bei größeren Lautstärken gelingt, klangliche Feinheiten herauszuarbeiten – oder besser gesagt: aus dem Ärmel zu schütteln. Wer sich in der allertiefsten Oktave noch ein wenig mehr Explosivität wünscht, könnte vielleicht, müsste aber definitiv nicht über einen Subwoofer nachdenken. Mir jedenfalls reicht es auf jeden Fall „ohne“, bringt doch der CE1 den FIDELITY-Hörraum bei Boris Blanks Electrobeat-Abräumer „Big Beans“ (vom Album Electrified ) bereits gehörig in Wallung. Einige Watt auf den Kühlrippen sollte der antreibende Verstärker allerdings schon mitbringen, zeichnet sich doch der Japaner mit rund 82 Dezibel (1 W/1 m) nicht gerade durch einen sensationell hohen Wirkungsgrad aus.
Was mir ebenfalls sehr angenehm auffällt, ist die Tatsache, dass der TAD-CE1 einen erstaunlich großen Sweetspot erzeugt. Da kann man durchaus zu dritt nebeneinander auf einem Sofa zum Hören Platz nehmen, ohne wirklich auffällige Verluste im Hochtonbereich hinnehmen zu müssen.
Besonders in audiophilen Kreisen wird oft behauptet, dass kompromisslos neutral abgestimmte Lautsprecher emotionslos klingen und man daher mit ihnen Musik nicht wirklich „erleben“ könne. Der TAD-CE1 beweist jedoch, dass diese Behauptung ein ziemlicher Schmarrn ist: Für mich stellt er die perfekte Synthese von neutralem Studiomonitor und lebendig musizierendem HiFi-Lautsprecher dar. Er ist eine Anschaffung fürs Leben, bei der man sich sicher sein kann, dass auch in den nächsten Jahren kaum ein Schallwandler daran vorbeiziehen dürfte. Der kompakte CE-1 ist nicht bloß ein Lautsprecher – er ist eine technische Meisterleistung und zugleich eine klangliche Offenbarung!

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Mitspieler
Digitalplayer: Apple MacBook Pro mit Audirvana 2.0.11, Soulution 541, T+A PDP 3000 HV
DAC: Avid Mbox 3
Vorverstärker: Audia Flight Strumento No.1, T+A PA 3000 HV
Endverstärker: Audia Flight Strumento No.8, T+A A 3000 HV + PS 3000 HV
Vollverstärker: Soulution 530
Kabel: AudioQuest, Mogami, Refine Audio, T+A, Vovox,
Zubehör: IsoTek Aquarius Evo3, Subbase Shambala, T+A PowerBar

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TAD Compact Evolution One (CE1)

Prinzip: 3-Wege-Kompaktlautsprecher, Bassreflex
Wirkungsgrad (1 W/1 m): 82 dB
Nennimpedanz: 4 Ω
Bestückung: 18-cm-Konustieftöner, koaxialer Mittelhochton-Treiber mit 14-cm-Konusmembran und 35-mm-Kalotte
Trennfrequenzen: 250 Hz, 2 kHz
Besonderheiten: verschraubbare Stative ST2 im Lieferumfang, Bassreflexöffnungen seitlich nach vorn und hinten
Ausführungen: Gehäuserahmen Olivenholz hochglanzlackiert, Seitenteile schwarz oder weiß mit Aluminiumpaneelen natur oder schwarz
Maße ohne Stative (B/H/T): 29/52,4/44,6 cm
Maße inkl. Stative (B/H/T): 40/113/52 cm
Gewicht: 30 kg
Garantiezeit: 5 Jahre

HiFi-Linzbach OHG
Benno Salgert & Christian Breil
Adenauerallee 124
53113 Bonn
Telefon 0228 222051

 

www.bonnaudio.de/TAD
www.tad-labs.com

 

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.