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Transrotor Massimo Masselaufwerk

Transrotor Massimo Masselaufwerk im Test

Transrotor Massimo – Ich bin nicht da

Übersehen kann man den neuen Transrotor Massimo nicht. Überhören hingegen schon. Und das ist ausdrücklich positiv gemeint.

„Bitte nicht werfen!“ steht auf dem größeren der beiden Pakete, in denen der Transrotor Massimo hier eintrifft. Die Waage sagt mir, dass dieses Paket stattliche 35 Kilogramm wiegt. Einen solchen Wurf möchte ich sehen!
Bei Transrotor überlässt man allerdings nichts dem Zufall, wie sich nach Öffnen der Pakete zeigt: Noch nie habe ich einen Plattenspieler derart liebevoll, mehrlagig, geradezu erdbebensicher verpackt gesehen. Allein das sorgfältige Auspacken sämtlicher Einzelteile, die irgendwann ein ganzer Massimo werden sollen, dauert eine gute halbe Stunde.

Transrotor Massimo Masselaufwerk

 

 

Fingerübungen

Der Aufbau des Massimo, der sich in seiner Formensprache eindeutig am japanischen Kultlaufwerk Micro Seiko RX-1500 orientiert, geht indes leicht und schnell von der Hand. Die quadratische Basis setzt man auf eine ebene Stellfläche, deren Masse – was auch für alle anderen großen Transrotor-Laufwerke der Vergangenheit gilt – gar nicht hoch genug sein kann. Spannend wäre es noch, diesen Plattenspieler auf dem luftgelagerten TT-100 von LignoLab zu hören; auf dem von Cai Brockmann hochgeschätzten, rund 100 Kilo schweren „Tigertisch“ klänge der Massimo sicherlich noch ein bisschen besser als auf meinen diversen Konstruktionen.
Besagte Laufwerksbasis ist jedenfalls in wenigen Momenten „ins Wasser gestellt“, also perfekt austariert: einfach die oberen massiven Kontermuttern losdrehen, an den Rändelschrauben unter der Basis die Höhe justieren, oben wieder kontern – fertig. Das geht schnell und leichtgängig, Werkzeug wird dazu nicht benötigt. Schön sind auch die unsichtbaren Detaillösungen: Metall drückt hier nie auf Metall, stets verhindern dünne Zwischenlagen aus Silikon, dass bei grobem Überdrehen der Schrauben Oberflächenschäden entstehen. Das wäre auch zu schade, sollte man sich doch einmal die Oberfläche dieses Chassis genauer betrachten, um die makellose Oberflächenveredlung zu genießen. Ein dafür eigens eingestellter, ausgebildeter Metallschleifer und -polierer benötigt für die perfekte Bearbeitung dieser Basis zwei volle Tage.

Nachdem die beiden Motoren rechts und links der Basis platziert und ans Netzteil angeschlossen sowie die Riemen aufgezogen wurden, kann man den Plattenteller aufsetzen, der gegenüber dem 60 Millimeter dicken Exemplar auf meinem Transrotor Apollon TMD noch ordentlich an Dicke zugelegt hat. Auf dessen Unterseite ist ein Wellenmuster eingedreht, das zusammen mit einer Kunststoffeinlage auf der Oberseite jede Form von Klingen und Schwingen des massiven Aluminiumteils unterbinden soll. Im Laufe der Zeit hat Transrotor offenbar auch die Riemen gewechselt. Das aktuelle Modell besteht aus einer Gummimischung mit noch glatterer Oberfläche, die nochmals langsamer altern soll als die Vorgänger.
Die Justage von Tonarm und System hat durch den Transport ein wenig gelitten, doch nach kaum fünf Minuten ist auch dieses Werk vollbracht. Und nach insgesamt nur zwölf Minuten „steht“ der Massimo und will spielen.

Felsen-Fest

Zuerst läuft das Laufwerk in der gelieferten Konfiguration mit Tonarm SME V und MC-System Transrotor Tamino am Phonoentzerrer West Three, Lavardin IT und Diapason Adamantes 25th. Schon nach wenigen Augenblicken mit dem Album From The Stairwell des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles fallen einige Dinge auf: zuerst eine messerscharfe räumliche Abbildung. Einzelne Schallereignisse stehen unverrückbar und klar umrissen im Raum, egal was „außenrum“ noch passiert. Auch bei noch so starken Tieftoneruptionen stehen die Hochtonlagen weiterhin exemplarisch ausmodelliert im Raum. In dieser Ruhe und Selbstverständlichkeit schaffen das nur wenige Laufwerke. Außerdem wirkt der Hintergrund schwärzer und ruhiger als bei anderen Drehern, hier muss sich sogar der diesbezüglich schon nicht schlechte Apollon TMD mit drei Motoren eine kleine Lektion erteilen lassen.

Hilfreich ist diese klangliche Ausprägung gerade bei großen Orchesterwerken, die man über den Massimo leichter „durchhören“, die Größe der einzelnen Streicherregister besser einschätzen kann. In einigen Aufnahmen der Sinfonien von Gustav Mahler erlebe ich nun weniger „Getümmel“, mehr Ordnung und Klarheit, wie ich sie beispielsweise von Masterbändern über meine Telefunken M15 kenne. Gerade an besonders lauten Stellen, die für Analog-Equipment zur echten Nagelprobe werden können, zeigt der Massimo seine Klasse, indem er sich – wieder einmal – schlicht heraushält.

Diener und Drehbank

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich einen passenden Vergleich gefunden zu haben: Der klangliche Grundcharakter des Transrotor Massimo entspricht dem einer guten Bandmaschine, das Laufwerk strahlt die gleiche unwiderstehliche „Das-muss-so-klingen“-Autorität aus. Er stellt jede Musik überaus scharf umrissen in den Raum, zeigt praktisch keine Verdeckungseffekte und überlässt auf diese Weise die Klänge im besten Sinne sich selbst. Was bei mir immer wieder zu zufrieden versunkenem Hören führt; die Hörabschnitte mit dem Transrotor Massimo sind länger als sonst bei einer solchen „Arbeit“ üblich.
Bei guten Streichquartettaufnahmen, die das Laufwerk in dynamischer Hinsicht weniger fordern, entwirft dieses Setup einen wunderbar abgegrenzten, je nach Aufnahme überschaubaren oder riesigen Raum, in dem die Musiker platziert werden. Wie bei der großorchestralen Kost begeistert hier die Klarheit und „Durchsichtigkeit“ der Darstellung. Als hätte ein guter Mixing Engineer die einzelnen Spuren der Aufnahme noch einmal bereinigt, kommen sich die unterschiedlichen Stimmen einfach etwas weniger als bei den meisten anderen Plattenspielern ins Gehege.

Pop oder Jazz werden ebenso klar und „echt“ präsentiert, wobei man beim Massimo auf einen typischen „Anmachfaktor“ verzichten muss, der so manch anderem Laufwerk zu eigen ist. Hier drängt nichts nach vorne, die Band kommt auch räumlich nicht auf den Hörer zu – alles steht wieder sehr deutlich und präzise im Raum. Ob einem dieses unkommentierte Auslesen der Rilleninformation persönlich genug „Dreck, Schweiß und Spaß“ bedeutet, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Der Transrotor hält sich hier zurück, gibt den kompetenten Allrounder, der alles und alle gleich gut behandelt.

Systemfragen

Das in diesem Set enthaltene System ist das erst kürzlich vorgestellte Transrotor Tamino, offenbar ein analoges Juwel zum entsprechend ambitionierten Preis. Gegen ein Ortofon Vienna ausgetauscht, verliert die Abgrenzung der einzelnen Schallereignisse etwas an Kontur, das Vienna zeichnet mit weicherem, breiteren Pinsel. Und übermalt damit freilich auch einige Details, die dem Tamino nicht entgangen wären. Insgesamt spielt das Vienna gnädiger, runder und bietet weniger Details, die von der musikalischen Linie ablenken könnten.

Transrotor Massimo Masselaufwerk
In meinem eigenen SME V ist das Tamino schnell justiert. Der erste Eindruck einer eher „schlanken“ Performance relativiert sich bereits nach einigen Platten. Denn das in Kooperation mit MY Sonic Lab gefertigte System verkneift sich einfach nur jegliche Überhöhung im Grundton oder Oberbass, zeigt dafür allerdings in den untersten Registern umso mehr, was wirklich Sache ist. Der zudem sehr frei aufspielende Hochtonbereich mag die frühe Fehleinschätzung ebenfalls beschleunigt haben. Faszinierend ist es auf jeden Fall, wie das Tamino das Ausschwingen höchster Frequenzen in der Raumtiefe nachzeichnet – das habe ich so klar bisher nur selten gehört! (Womit sich Transrotors Top-MC-System für einen separaten Bericht in einer kommenden FIDELITY-Ausgabe qualifiziert! – Anm. CB)

Audiophiler Baukasten

Was bringt eigentlich der zweite Antriebsmotor? Spannend ist es, dass man den Schritt von einem zu zwei Motoren tatsächlich hören kann, obwohl der eigentliche Plattenteller vom Subteller, der den/die Riemen aufnimmt, mechanisch getrennt und durch Magnete eher „weich“ angekoppelt ist. Dieses TMD-Lager (Transrotor Magnetic Drive) kommt auch in anderen Modellen der Firma zum Einsatz, und beim Apollon etwa konnten wir ähnliche Verbesserungen durch den Doppelantrieb feststellen. Gleichwohl spielt der Massimo bereits mit „nur“ einem Motor überaus stabil und klar. Mit dem zweiten Motor allerdings kommt noch eine gesteigerte Selbstverständlichkeit ins Spiel, Impulse wirken noch einen Hauch unmittelbarer, der Raum noch gefestigter. Die Rede ist hier von „noch“ und „Hauch“ – im unmittelbaren Vergleich sind diese Unterschiede ohne weiteres feststellbar, allerdings würde ich mir keinesfalls zutrauen, ohne direkte Gegenüberstellung benennen zu können, ob gerade ein oder zwei Motoren den Plattenteller antreiben.

Supergalerie mit 45 Bildern

Ein guter Teil der Ruhe und Stabilität geht übrigens auf das Konto des überaus massiven und resonanzarmen Tellers. Dies ist leicht herauszufinden, da im Transrotor-Baukasten“ praktisch alles zu allem passt und somit auch mein Apollon mit diesem Teil ausgerüstet werden kann. In der Tat spielt auch der Apollon, mit dem dickeren Teller des Massimo ausgerüstet und nachjustiert, eine gute Ecke „schwärzer“ und abgeklärter als mit der (ohnehin schon „massigen“) Serienvariante. Räume auf sparsam mikrofonierten Platten öffnen sich weiter nach hinten, und überhaupt verschiebt sich die ganze Darstellung ein wenig zur Rückwand, geht weniger auf den Hörer zu.
Übrigens zeigt auch das neue Netzteil nach einem schnellen Umstecken am Apollon, was sich getan hat: Mehr Ruhe und Definition zeichnen nun das Klangbild aus.
Nach diesen ganzen Querversuchen wird aber alles wieder brav zurückgebaut und der Transrotor Massimo spielt wie bestellt und geliefert. Da mittlerweile mein Bericht bis auf das Schlusswort fertig ist, kann ich in den raren freien Momenten dieser – wie immer stressigen – Weihnachtzeit flüchten und Musik genießen. Denn das komplette Set aus Massimo, SME V und Tamino spielt jede ihm anvertraute Musik derart vollständig und unkommentiert wie nur wenige andere Plattenspieler.
So auffällig, glänzend und groß ein Transrotor mitunter auch daherkommen mag – klanglich schafft sich zumindest der Massimo weitgehend ab. Und das ist, wie schon gesagt, ausdrücklich positiv gemeint.

Wir meinen

Der Transrotor Massimo bietet eine hervorragende Basis für bis zu vier Tonarme gleichzeitig. Und dann ist immer noch Platz für einen zweiten Motor. Der optische Eindruck des klanglich extrem souveränen Nobellaufwerks fällt entsprechend aus: ungemein imposant.

 

Transrotor Massimo Navigator

 

Transrotor Massimo

Funktionsprinzip: Masselaufwerk mit Riemenantrieb
Besonderheiten: bis zu vier Armbasen für alle Tonarmsockel und -längen montierbar, wahlweise ein oder zwei Motoren, optionales Plattenteller-Upgrade zur Führung eines Stabilisierungsrings
Ausführung: hochglanzpoliertes Aluminium
Garantiezeit: 2 Jahre
Maße (B/H/T): ab 55/22/33 cm
Gewicht: ab ca. 40 kg
Preis: ab 8900 €

• mit im Test-Set:
MC-System Transrotor Tamino
Preis: 12 500 €
Tonarm SME V
Preis: ab 4560 €

 

Räke HiFi/Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon 02202 31046

 

www.transrotor.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.