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Volbeat im FIDELITY Interview

Volbeat im FIDELITY Interview

Dang-da dang-da

Volbeat im FIDELITY Interview

Metal, Rock’n’Roll, Country: Mit diesem Mix sind Volbeat zu einer der erfolgreichsten Bands des Planeten aufgestiegen. Verantwortlich für den brachialen Sound ist die Rhythmussektion des dänischen Trios: Drummer Jon Larsen und Bassist Kaspar Larsen. Im Interview mit FIDELITY zur Veröffentlichung des neuen Albums God Of Angels Trust verraten die beiden, wie man Metal zum Grooven bringt – und wie es wohl klänge, wenn Elvis einen ihrer Songs hätte covern können.

Volbeat im FIDELITY Interview
Volbeat. Fotografie: Brittany Bowman, Martin Wittler

Kaspar, Jon, wir sitzen hier heute ohne Michael Poulsen zusammen, euren Sänger und Gitarristen, der nebenan mit einem anderen Medium spricht. Wie fühlt sich das Upgrade an in die erste Reihe?

Kaspar Larsen: Ich stehe gar nicht gern im Mittelpunkt, muss ich sagen. Deshalb spiele ich ja Bass und nicht Leadgitarre. (lacht)

Jon Larsen: Wir sind die Jungs aus der zweiten Reihe. Wir leben im Hintergrund. Aber natürlich wollen wir, dass die Leute wissen: Volbeat besteht nicht nur aus einem Gitarre spielenden Sänger.

Für uns ist das heutige Setting geradezu ideal: Ihr seid als Rhythmussektion maßgeblich verantwortlich für den Sound der Band. Die ständigen Tempo- und Groovewechsel gehören bei Volbeat ja zum Erfolgsrezept.

Kaspar: Es zahlt sich eben aus, dass wir beide vorher in Death-Metal-Bands gespielt haben. Das ist ein sehr komplexes Genre, rhythmusmäßig. Wenn wir’s einfacher hätten haben wollen, dann würden wir heute Dance Music spielen.

Jon: Das wäre mal ein Genre-Shift gewesen. von Death Metal zu Dance. Aber andererseits tanzen die Leute ja auch zu unseren Songs. So weit entfernt sind wir davon vielleicht gar nicht.

Volbeat habe ich vor Jahren das erste Mal bei einem Festival wahrgenommen, als dort ein Kontrabassist auf der Bühne zu harten Riffs fast die Saiten von seinem Instrument gerissen hat. Damals dachte ich: Kontrabass und Metal – irre Kombi. Wo ist er geblieben, der Akustikbass?

Kaspar: Es ist ganz einfach: Ich kann leider nicht Kontrabass spielen. Habe ich nie gelernt. Muss ich aber unbedingt nachholen, dein Hinweis ist vielleicht der entscheidende Impuls, mal sehen.

Jon: Den Kontrabass hat damals ein Freund von uns bei ein paar Songs gespielt. Der spielt das Ding eigentlich in seiner Rockabilly-Band, den Taggy Tones. Zum aktuellen Sound von Volbeat würde ein Kontrabass aber nicht passen. Das ist eher so ein Psychobilly- oder Rockabilly-Ding. Nichts für unseren aktuellen Sound.

Volbeat im FIDELITY Interview
Von links nach rechts: Schlagzeuger Jon Larsen, Martin Wittler, Bassist Kaspar Larsen.

Lasst uns über den Sound sprechen. Auf dem neuen Album ist die schöne Nummer „In The Barn Of The Goat Giving Birth To Satan’s Spawn In A Dying World Of Doom“ …

Jon: Völlig normaler Name für einen Song, oder?

Wolltet ihr den gesamten Songtext in den Titel packen?

Kaspar: (lacht) Genau. Ich tu mich mit dem korrekten Titel auch immer noch schwer.

Jon: Wir nennen den Song deshalb einfach nur den „G.O.A.T.-Song“.

Die Abkürzung für God Of Angels Trust, den Album-Titel. Der „G.O.A.T.-Song“ war eure zweite Single-Auskopplung. Er startet im musikalischen Bereich zwischen Elvis Presley und Johnny Cash, dreht sich dann aber in Richtung Black Sabbath.

Kaspar: Der Song ist typisch Volbeat, würde ich sagen. Eine klassische Nummer von uns vom Rhythmus her. Dang-Da-Dang-Da …

Jon: … Dang-Da-Dang-Da-Dang-Da-Dedede-De. Ja, genau. Das ist quasi unser Signature-Sound. Ein solcher Track muss auf jedem Volbeat-Album sein. Black Sabbath ist ein guter Vergleich. Letztlich erinnern unsere „Dang-Da-Dang-Da- Dang“-Nummern immer ein wenig an „Children Of The Grave“ von Black Sabbath. Sie dürfen nicht zu schnell und zugleich nicht zu langsam sein. Nur dann kriegen sie den nötigen Swing. Dann entsteht dieser groovy Boogie-Woogie-Metal-Sound, der uns ausmacht.

Was ist eure Rolle bei der Gestaltung dieses Groove-Sounds?

Kaspar: Dass wir genau diesen typischen Klang überhaupt kreieren. Wenn Jon an den Drums nicht den richtigen Rhythmus anspielt, kann Michael vorne an der Gitarre ein geniales Riff nach dem anderen spielen, es würde trotzdem gar nicht gut klingen.

Jon: Das Gleiche gilt für Kaspar und den Bass. Mir kommt aber zugute, dass ich seit 25 Jahren mit Michael, unserem Frontmann, zusammenspiele. In acht von zehn Fällen hab ich sofort die passende Drum-Antwort auf Michaels Riffs.

Es gab ja auch schon bekannte Schlagzeuger- und Bassisten-Duos, die nur zusammen gebucht werden konnten: Sly & Robbie zum Beispiel. Habt ihr jemals daran gedacht, auch ein solches Duo zu gründen?

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Kaspar: (lacht) Der Witz ist: Wir haben wirklich zusammen ein kleines Projekt am Laufen: „The Unknown Larsens“.

Jon: Von dem Projekt wissen bislang aber eigentlich wirklich nur wir. (lacht) Aber wenn ihr uns als Duo buchen wollt: Hier sind wir.

Verwandt seid ihr aber nicht, oder?

Kaspar: Nein, nein. Wir sind einfach Dänen.

Wie würdet ihr denn euren Sound beschreiben?

Kaspar: Ich such mir die Akkorde, die Michael spielt, und spiele meine Töne im Rhythmus, den Jon vorgibt. Ganz einfache Sache. Typisch Bassist. (lacht)

Und wie sieht es mit dem Schlagzeug aus, Jon? Wie schwierig ist es, bei den facettenreichen Riffs von Volbeat den passenden Rhythmus vorzugeben?

Jon: Ich spiele mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf. Ich habe großen Respekt vor der neuen Drummer-Generation, die die irrsten Dinge am Schlagzeug spielen kann. Wirklich verrückt, was die jungen Leute können. Ich mag’s schlicht und orientiere mich dafür an meinen Vorbildern: Ringo Starr, Charlie Watts oder Phil Rudd von AC/DC.

Seid ihr eigentlich Horrorfilm-Fans? Ich bin mir sehr sicher, beim Stück „Lonely Fields“ den ikonischen Sound von John Carpenters Halloween zu erkennen.

Kaspar: (wendet sich seinem Kollegen zu) Ich hab doch gesagt, mir kommt diese Melodie bekannt vor … jetzt wissen wir endlich, woher. (wieder zum FIDELITY-Reporter) Manchmal schreibst du eine Melodie und denkst, das ist deine, aber sie kommt von irgendwo anders her.

Jon: Das ist mir jetzt schon fast unangenehm. Ich liebe Horrorfilme – aber das ist mir echt nicht aufgefallen. Ich war sogar im Studio, als Michael diese Stelle arrangiert hat. Aber noch keiner hatte die Assoziation zu Halloween. Muss ich mir gleich nochmal anhören.

Kaspar: Das ist dieser Delay-Effekt. Eigentlich ist das ja nur ein Ton, aber der hallt so nach, dass man diesen Eindruck kriegt.

Jon: Ich werde gleich mal John Carpenter eine Nachricht schreiben, mit diesem Text: Hey John, wir haben dich abgezockt. (lacht)

Du bist Fan von Horrorfilmen, Jon. Euer Sänger wiederum hat eine große Schwäche für Elvis Presley und Johnny Cash. Müsst ihr seinen Retro-Hang bisweilen bremsen?

Kaspar: Bislang nicht. Michael kommt ja nicht mit zehn Retro-Nummern im Kopf ins Studio. Die Gefahr, dass plötzlich alles nach den Fifties klingt, gibt es nicht. Eher muss ich unseren Sänger manchmal daran erinnern, dass er nicht zu harte Riffs spielt.

Jon: Kaspar ist der Softie der Band, musst du dazu wissen, Martin. (lacht) Aber im Ernst: Wir versuchen beim Songwriting niemals, etwas zu erzwingen. Das klingt nie gut. Songs müssen sich ganz natürlich entwickeln.

Volbeats Texte sind zwar größtenteils auf Englisch, ihr habt aber auch schon einige dänische Songs veröffentlicht, zudem als Feature-Gäste vielfach dänische Stars auf euren Alben gehabt. Fühlt ihr euch als Botschafter Dänemarks?

Kaspar: Ne, echt nicht. Die Dänen haben nie so auf Volbeat geschaut wie zum Beispiel die Deutschen zwischenzeitlich auf Rammstein.

Rammstein hat es mit Pyrotechnik und Provokationen zu Weltruhm gebracht. Was war euer Trick, um es aus Dänemark in die Welt zu schaffen?

Jon: Wir haben einfach jeden Liveauftritt mitgenommen, den wir kriegen konnten. Ich erinnere mich noch an einen Auftritt bei einem winzigen Festival irgendwo auf einer Olivenplantage in Norditalien. Wir sind damals den gesamten Weg mit dem eigenen Van von Dänemark nach Italien gefahren. Wir sind angekommen, haben unser Set-up aufgebaut und 30 Minuten im strömenden Regen gespielt. Dann sind wir wieder in den Van und zurück nach Dänemark.

Es hat sich ausgezahlt. Ihr habt allein schon zehn Nummer-eins-Hits in den US-Charts gehabt, seid damit die erfolgreichste nichtamerikanische Band in Amerika. Ihr seid dort sogar erfolgreicher als Bands wie Green Day oder Aerosmith.

Kaspar: Wir müssen wohl irgendwas richtig machen. Und das ist irre. Denn wir folgen keinem Trend, der gerade in Mode ist. Im Mainstream-Radio läuft kein Song, den man hört und denkt: Ach, da haben die Jungs ihre Ideen her.

Außer es geht um eure Coverversionen: „I Only Wanna Be With You“ von Dusty Springfield, „Domino“ von Ray Orbison und „Ring Of Fire“ von Johnny Cash gehört zu eurem Repertoire. Habt ihr schon mal überlegt, ein Coveralbum aufzunehmen mit alten Songs im Volbeat-Style?

Jon: Wahrscheinlich würden wir allein sechs Monate diskutieren, welche Songs wir covern wollen.

Kaspar: Ja, das könnte ein Problem werden.

Dann mal so gefragt: Wie würde es klingen, wenn in einem Paralleluniversum Elvis einen Volbeat-Song covern würde?

Jon: Kommt ja ganz auf die Episode in seinem Leben an. Ich würde mir am liebsten ein Cover eines unserer Songs vom Siebzigerjahre-Elvis anhören.

Kaspar: Oh, genau. Der Elvis im Lederanzug, der mit riesiger Band und den ganzen Live-Sängern ein grandioses Fass aufmachte.

Volbeat

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Volbeat wurde 2001 von Michael Poulsen in Dänemark gegründet. Von Beginn an dabei war auch Drummer Jon Larsen, Kaspar Larsen kam 2016 als neuer Bassist hinzu. Der Name Volbeat setzt sich zusammen aus den englischen Worten „Volume“ und „Beat“, Lautstärke und Rhythmus. Die Band hat weltweit mehr als 140 Platin- und Gold-Auszeichnungen für ihre acht Alben des ureigensten Genres „Elvis-Metal“ erhalten. Das neunte Werk, God Of Angels Trust, erschien am 6. Juni. Die dazugehörige Tour durch Nordamerika und Europa läuft noch bis Mitte November.

www.volbeat.dk

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