„Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John“
George Harrison hat sich fast totgelacht, als Klaus Voormann ihm ein Gemälde präsentierte, das ihn in einer Gefängniszelle zeigte – Voormann hatte den falschen Beatle gemalt.
Einem Leland Sklar nicht unähnlich genoss der 1938 geborene Klaus Voormann nie den Ruhm eines Manfred Mann, Randy Newman oder gar der Beatles, hatte als international gefragter Sessionmusiker aber gleichwohl direkten Anteil an deren Erfolg – und nicht nur musikalisch: Immerhin stammt das berühmte Cover von Revolver aus seiner Feder. Seine Beziehung gerade zu den Beatles ging dabei weit über ein rein professionelles Verhältnis hinaus – und genau die beschreibt er in seinem Memoirenwerk „Warum spielst du ,Imagine‘ nicht auf dem weißen Klavier, John“.
Er kannte die Beatles nicht einfach nur – er war ihnen in langjähriger Freundschaft verbunden, wohnte sogar zeitweise mit Ringo Starr unter einem Dach. Als ein kleines Monument dieser lebenslangen Freundschaft steht dem Buch ein Vorwort von Paul McCartney voran. In den 20 Kapiteln geht es denn auch weniger um Bandproben und Tour-Chronologien als um eben die persönliche Beziehung – von witzigen Anekdoten bis hin zu Krisen und wie man sich gegenseitig hindurchhalf.
Die einzelnen Kapitel sind weder chronologisch noch vollständig, beantworten längst nicht alle Fragen, die sie anreißen, und verweigern sich so bewusst einer Rolle als geordnetes Dokumentationswerk. Stattdessen werfen sie als scheinbar zufällige Schlaglichter einen Blick in das Wesen von Harrison, McCartney, Lennon und Starr, aber auch Voormann selbst und porträtieren die Protagonisten so, wie sie einem im tagtäglichen Umgang begegneten oder auch, wie sie in dunklen Stunden mit sich selbst kämpften.
Nicht in allen Kapiteln spielen die Beatles eine Rolle – das Buch ist auch eine auszugsweise Autobiografie des Autors, die ebenso seine anderen professionellen Stationen wie seine Zeit mit der Manfred Mann Band, aber auch sein eigenes persönliches Leben beleuchtet.
Begleitet werden die episodenhaften Erzählungen von Fotografien, die Voormann mit und ohne Beatles oder Letztere mit und ohne Voormann zeigen, ebenso wie von Fotos, Skizzen und Gemälden aus der Hand des Autors, die den Leser noch etwas näher an das Erlebte heranholen.
Der Fokus auf die Menschen hinter den Stars und die ungefilterte Darstellung der – gelegentlich durchaus ruppigen – persönlichen Interaktion macht „Warum spielst du ,Imagine‘ nicht auf dem weißen Klavier, John“ zu einer unbedingten Empfehlung für alle, die wissen wollen, wie das Revolver-Cover entstanden ist, wie sich eine durchzechte Nacht mit Ringo Starr gestaltet oder wie man die Versorgungssituation für ein halbes Dutzend Leute in einem viktorianischen Schloss in den Griff bekommt.
Info
Klaus Voormann, „Warum spielst du ,Imagine‘ nicht auf dem weißen Klavier, John“
Hardcover, 328 Seiten, um 35 €
Heyne Verlag
ISBN: 978-3-4538-731-31



