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Wilson Benesch Omnium

Wilson Benesch Omnium

Nicht von dieser Welt

Wilson Benesch Omnium

Ich muss dringend an meinem Wortschatz arbeiten. Die Wilson Benesch Omnium zählt zu einer neuen Generation (und Klasse) von Lautsprechern, die sich mit altgedienten Begriffen wie „breitbandig“, „hochauflösend“, „dynamisch“ oder „strukturiert“ zwar solide beschreiben, garantiert aber nicht zufriedenstellend charakterisieren lassen. Was ich damit meine? Nehmen Sie einen Keks, lehnen Sie sich zurück – wir wollen es zumindest versuchen.

Wilson Benesch Omnium

In aller Kürze:
Die Wilson Benesch Omnium versteht Musik als „Ganzes“, schweißt Frequenzen zusammen und verwandelt sie in pure Emotion. Ein Maßstab an Timing, Ausgewogenheit und Selbstverständlichkeit.

Wilson Benesch Omnium


Die Anlieferung mannshoher Kolosse ist schweißtreibend. 140 Kilogramm wiegt jede Omnium, verteilt auf je zwei Gehäuse, die gemeinsam 170 Zentimeter Höhe erreichen. Wilson Benesch brachte uns die Lautsprecher direkt von der HIGH END, wo sie sich im viertägigen Dauerfeuer bewähren und austoben durften. Nicht näherungsweise genug, um die Mitteltöner geschmeidig zu prügeln, wie Luke Milnes während des Aufbaus betonte – und zwar mehrfach. „Gebt ihr zwei, besser drei Wochen Spielzeit, dann sind die Treiber aus dem Gröbsten heraus.“ „Ja … ok, wird gemacht“, versicherte ich ihm, während sich der Hörraum mit Kisten, hölzernen Tragrahmen, einem merkwürdigen Blasebalg, zwei Europaletten Soulnote-Komponenten und weiteren Utensilien füllte. Wir montierten die Kolosse direkt ins Stereodreieck, winkelten und schoben sie anschließend auf ihren Rollgestellen erst meter-, dann zentimeter- und schließlich millimeterweise hin und her und vor und zurück – bis sich die beiden Schwergewichte plötzlich auflösten.

Wilson Benesch Omnium
Luke Milnes in Aktion: Mit einer Art Blasebalg (links) wird ein Abstand zwischen den beiden Teilen der Omnium hergestellt. Ohne dieses Hilfsmittel kann man die innenliegende Verkabelung nicht einstecken.

Nicht nur Luke Milnes bemerkte es am zentralen Hörplatz. Er musste nichts sagen, denn wir sahen sofort, dass sich seine konzentrierten Gesichtszüge entspannten. Selbst hinter den Lautsprechern hatte ich mitbekommen, dass gerade etwas eingerastet war und nun alles dort saß, wo es hingehörte. Um das vage Gefühl in musikalische Gewissheit zu verwandeln, startete Krey Baumgartl vom IAD-Vertrieb eine sinfonisch untermalte Version von Nick Caves „Push the Sky Away“ (B-Sides & Rarities). Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass uns die ersten Klänge des Konzertflügels nicht in die Ohren, sondern direkt unter die Haut gingen. Mit einem Mal befanden wir uns mitten in einem Konzertsaal. Die Aufnahme zauberte eine derartige Spannung und feierlich-melancholische Stimmung in den Hörraum, dass es nach Ende des fünfminütigen Titels eine gefühlte Ewigkeit dauerte, bis jemand etwas sagte.

Und damit sind wir zurück bei meinem Dilemma: Statt an Frequenzen oder Differenziertheit in Bass, Mitten oder was weiß ich denkt man plötzlich an Begriffe wie „musikalische Selbstverständlichkeit“. Daran, dass die Klänge einfach im Raum stehen, flüssig und geradezu brutal präsent. Während ich am Hörplatz die volle Breite und Tiefe der Abbildung spürte, entfaltete sich der Zauber zwischen den Frequenzen auch hinter den Boxen oder im Nebenraum. Ist die Wiedergabe einmal zusammengeschweißt, bleibt sie es auch. Gedanken an Technik, Anlage oder Lautsprecher sind mit einem Mal verflogen: „Ich singe, also bin ich“, hauchte die Omnium in den Hörraum und rief mir damit ins Gedächtnis, warum ich sie seit unserer ersten Begegnung vor einigen Jahren für den faszinierendsten Lautsprecher der Fibonacci-Familie halte. Allein: Was sollte an einem derart ergreifenden Erlebnis durch Einspielen noch besser werden?

Wilson Benesch Omnium
Wilson Benesch stellte uns eine Explosionszeichnung zur Verfügung, die das isobare Clamshell-Prinzip verdeutlicht: Der äußere Treiber besitzt ein invertiertes Gegenüber. Das Volumen zwischen den Chassis ist luftdicht versiegelt, durch die gegenphasige serielle Verschaltung ist der Druck hier immer gleich („isobar“). Effektiv verdoppelt das Konzept das Gehäusevolumen und die schlanke Omnium reicht völlig stressfrei um einige Hertz tiefer. Craig Milnes entwickelte gemeinsam mit Professor Ian Ward von der Universität Leeds gleich mehrere auf ihre jeweiligen Frequenzbereiche abgestimmte Varianten dieser Treiber mit wohlklingenden Membranen aus ­„Isotactischem ­Polypropylen“ (IP). Sollten Sie sich je gefragt haben, weshalb die Chassis „Tactic 3.0“ heißen, hier war die Antwort …

Doch natürlich behielt Luke Milnes recht. In den folgenden Wochen hatte ich das „Glück“, dass die Redaktion urlaubsbedingt wie leergefegt war. Daraus ergab sich ein morgendliches Ritual aus Rechner starten, Kaffee kochen und dann ab in den Hörraum, um die Anlage anzuwerfen. Aus einer Laune heraus programmierte ich den Radio-Stream von 80s80s auf ein Preset des Lumin P1 Mini und ließ mich über mehrere Räume hinweg von den Fears for Tears, Eurythmics, A-Ha, Bananarama und einmal sogar von Rick Astley berieseln. Nachmittags gegen 16 Uhr schaltete ich dann weiter zu 90s90s und ritt auf den verzerrten Klanggewittern des Grunge-Kanals in Richtung Feierabend. Natürlich könnte man jetzt Diskussionen über Repertoirewert und das grundlegende Klangpotenzial von Webstreams aufmachen. Mich lehrte der schwungvolle Radiotrott aber vor allem, dass die Omnium zwar die Fähigkeit eines Vergrößerungsglases besitzt, das die Merkmale der Kette haarfein herausarbeitet, sie verbindet diese Eigenschaft aber nicht mit divenhaften Allüren. Im Gegenteil machte mir die Konservenkost „aus dem Hüftgelenk“ derart viel Spaß, dass ich mir einbildete, auch die Omnium habe daran teuflisches Vergnügen gefunden. Wann immer ich etwas in den Hörraum bringen oder etwas anderes von dort holen musste, konnte ich nicht anders, als ein oder zwei Titel bei der Anlage zu verweilen.

Und tatsächlich schlich sich bereits nach wenigen Tagen die erste Ahnung ein, dass ein leichtes Kratzen in den oberen Mitten nachließ. Eines jener feinen Nebengeräusche, die man ohne Zögern der Aufnahme zuschreibt und das mir für sich gesehen nie aufgefallen wäre. Tatsächlich konnte ich – einmal darauf aufmerksam geworden – in Zeitlupe teilhaben, wie die Mitteltöner mit jedem Tag geschmeidiger, samtiger und selbstverständlicher spielten. Spätesten an diesem Punkt verließ ich die Rock/Pop-Gefilde und hielt mich für meine Klangeinschätzungen lieber an Aufnahmen wie Michel Godards Titel „Roma“, dessen unbeschreibliche Tiefe und Fülle an Resonanzen mich in Erstaunen versetzte.

Wilson Benesch Omnium
Die Fußkonstruktion fügt Masse und Stabilität hinzu. Die Spikes ruhen in „kugelbewehrten“ Bodenschonern.

Wilson Benesch Omnium

Damit verlassen wir für einen Moment die überirdischen Klangsphären und betrachten die Omnium ganz nüchtern und profan als technisches Konstrukt. So spröde diese Überleitung klingt – ab hier wird’s erst richtig spannend.

Als Craig Milnes 1989 gemeinsam mit seiner Frau Christina Wilson Benesch gründete, brachte er neben seinem Faible für audiophile Klänge geradezu respekteinflößenden Forschertrieb mit: Wenn er etwas ergründen möchte, gibt er offenkundig nicht nach, ehe er bei 120 Prozent angekommen ist. Zunächst konzentrierte er sich auf innovative Plattenspieler, nahm bald aber auch Lautsprecher ins Visier. Den Grundstein für die Fibonacci-Serie markiert die 2001 eingeführte Odyssey-Familie. Zwar legten bereits Lautsprecher wie die Cardinal das markant-schlanke Aussehen der aktuellen Modelle vor, doch brachte erst die Odyssey Chimera mit ihren optisch markanten isobarischen Bässen das letzte entscheidende Puzzleteil ins Spiel. Alles, was darauf folgte, waren Verfeinerungen und Ergänzungen, die jeweils auf den Prinzipien der Vorgänger aufbauten, was im Namen unseres Testmusters Ausdruck findet: Das lateinische „Omnium“ bedeutet „Alles“. Als zweitgrößte Box ihrer Familie würdigt sie den Umstand, dass die Fibonacci-Serie das Wissen und die Erkenntnisse ihrer Ahnen zusammenführt.

Wilson Benesch Omnium
Die Terminals sind so vertieft angebracht, dass sie die Optik nicht stören – hier mit Kabelbrücken von WestminsterLab.

Und sollten Sie sich wundern, weshalb Omnium und Eminence nicht wie die übrigen Fibonaccis mit dem Namenszusatz „3zero“ garniert wurden: Die beiden größten Modelle wurden neu eingeführt, ein Zusatz ist mangels namensgleicher Vorgänger überflüssig. Als interessanten Fakt am Rande darf ich Ihnen verraten, dass die Eminence eigentlich bereits als krönender Abschluss der Vorgängermodelle entworfen wurde. Letztlich brachte sie aber dermaßen viele Neuerungen mit, dass Familie Milnes beschloss, etwas vollkommen Neues daraus zu machen. Die „kompaktere“ Omnium wurde derweil von Kunden gewünscht, denen die 191 Zentimeter des Top-Modells dann doch etwas zu sehr auftrugen.

Ein zentrales Element der jüngsten Konzeptverfeinerungen ist Wilson Beneschs Teilnahme am Forschungs- und Entwicklungsprojekt SSUCHY. Von der EU initiiert und von mehreren Universitäten getragen geht es darin (grob zusammengefasst) um die Vertiefung und Optimierung des Wissens im Zusammenhang mit neuen Materialien und Werkstoffen. Bei einem Besuch im AMCR (Advanced Manufacturing Research Centre) konnten wir beobachten, wie Rolls-Royce-Mitarbeiter in einem Bereich der Hallen über die Stabilität von Jet-Triebwerken diskutierten, während gleich nebenan Studenten mit vergleichsweise schnöden Schneiderarbeiten an Carbongeflechten zugange waren, um auszuprobieren, was mit diesen Stoffen geht und was nicht. Die Gewebe dafür stammten aus einer riesigen Webmaschine, die komplexe Muster realisieren kann. Allein die Bestückung dieses Behemoths mit Carbonfäden dauere Wochen, wie wir bei unserem Rundgang lernten.

Wilson Benesch Omnium
Craig (links) und Christina Milnes (Mitte) gründeten ihr Unternehmen 1989 und hatten zunächst vor allem Plattenspieler im Sinn. Ihren Sohn Luke (rechts) haben Sie ja weiter oben bereits kennengelernt. Wilson Benesch sitzt im Nordwesten Sheffields in einer ehemaligen Erbsenfabrik. Das urige Gebäude bildet mit seinen alten Holzböden und Backsteinmauern einen faszinierenden Kontrast zur sprichwörtlichen Raketentechnik der WB-Produkte.

Ein Material aus dieser unglaublichen Maschine kann man in den Fibonaccis finden: Wie ihre Geschwister trägt die Omnium eine Carbonhaube, die aufprallende Schallreflexionen diffus in den Hörraum reflektiert und so wohlig-formenden Anteil am Raumklang hat. Die aus einem mehrlagigen formbaren Carbonstoff hergestellten Hauben lassen sich bruch-, naht- und schnittlos in ihre Form betten und anschließend verbacken. Einziger Dämpfer: Eine Rolle dieses Wundermaterials kostet Wilson Benesch den Gegenwert eines solide ausgestatteten Kleinwagens.

Die Beiträge des Sheffielder HiFi-Herstellers zum Forschungsauftrag werden nicht im AMCR, sondern direkt im Werk im Nordwesten der britischen Universitätsstadt geleistet. Vom Fräsen sämtlicher Aluminiumteile über die Fertigung aller Treiber bis hin zu den Verbundwerkstoffen der Gehäuseseiten hat sich Wilson Benesch über die Jahrzehnte in alle Teilbereiche der Fertigung hineingefuchst. 120 Prozent! Die Omnium entsteht wie ihre Geschwister vollständig im Firmensitz. Eine Vorgabe des SSUCHY-Projektes ist Nachhaltigkeit im ökologischen wie ökonomischen Sinn: Einmal verwendete Materialien sollen wiedergewonnen werden und so in Umlauf bleiben. Die Seitenwände etwa bestehen aus einem Verbund von federleichten Carbonmatten oder noblen Furnieren, Kork und einem Stofflayer auf Flachsbasis. Die Materialien werden unter hohem Druck mit Epoxidharz „verbunden“. Dieser Prozess habe zu Anfang ziemliche Probleme bereitet, weil es immer wieder zu Lufteinschlüssen gekommen sei. Nach dem Experimentieren mit unterschiedlichen Verfahren, Drücken und Temperaturen habe man aber einen Weg gefunden, die Fertigung zu konsolidieren. Genau solche Feinheiten teilt Craig Milnes mit AMCR und bekommt im Gegenzug fachkundige Tipps und Tricks zurück – eine internationale Austauschplattform.

Wilson Benesch Omnium
Aufstellung geschafft – Laune gut: Krey Baumgartl vom deutschen Vertrieb IAD (links) und Luke Milnes.

Eine ganz andere und doch vergleichbare Baustelle sind die verschiedenen Treiber der Omnium, die ebenfalls in Sheffield entstehen. Um die Frequenzweichen schlank und phasenrichtig zu gestalten, entwickelte Craig Milnes eine ganze Armada von 17-Zentimeter-Chassis, die für ihre jeweiligen Frequenzbereiche optimiert wurden und entsprechend wenig Korrektur benötigen. Neben unterschiedlich dicken Membranen aus „Isotactic Propylen“ (IP) sind an allen Treibern die namengebenden Fibonacci-Elemente Teil dieser Spezialisierung. Bei den Mittelton- und Basstreibern werden diese ultrastabilen Dämpfer als Staubschutzkalotten eingesetzt. Der 25-Millimeter-Seidenhochtöner ist derweil in einem Rahmen mit den markanten Bogenformen eingelassen. Falls Sie sich nun fragen, was es mit diesem Fibonacci* auf sich hat: Aus der gleichnamigen Zahlenfolge lassen sich geometrische Formen ableiten, die sich auch in der Natur wiederfinden (Stichwort: Sonnenblume oder Schneckenhaus), die Grundlagen des „Goldenen Schnitts“ definieren und die – als Tragrahmen eingesetzt – durch hohe Stabilität und gleichmäßige Kraftverteilung glänzen. Beim Tweeter fungiert das Element gleichermaßen als Trägheitsdämpfer und Reflexionsschlucker. Ein weiteres Element, das für Druckausgleich und bessere Schallverteilung im Inneren des Lautsprechers sorgt, liegt großflächig hinter dem Hochtöner. Wilson Benesch fertigt die filigranen Bauteile übrigens in einer ganzen Phalanx hauseigener 3D-Drucker.


*Herr Fibonacci lebte von 1170 bis 1240 in Pisa und hatte nachweislich keine Kenntnis von Wilson Benesch. Hätten Sie ihn zwischen 21 und 23 Uhr in einer mittelalterlichen Taberna auf die nach ihm benannte Zahlenreihe oder den Goldenen Schnitt angesprochen, hätte er Sie verständnislos angestarrt und den Tisch gewechselt. Er studierte die seit der Antike bekannte Folge natürlicher Zahlen, die sich aus der Addition der beiden vorausgegangenen Werte ergibt, um Rückschlüsse auf die Entwicklung von Kaninchenpopulationen zu gewinnen. Als Würdigung seiner soliden Dokumentation in mehreren Buchbänden wurden im 19. Jahrhundert die Zahlenfolge und einige der mathematischen Ableitungen nach ihm benannt. So was muss man 650 Jahre nach dem eigenen Ableben hinbekommen …


Wilson Benesch Omnium
Der Tweeter ist in ein Fibonacci-Element eingebettet, das gleichermaßen als Schwingungsdämpfer und Reflexionsschlucker dient.

Die Anordnung der Treiber ist relativ ungewöhnlich. Im kompakten „Kopf“ des Lautsprechers sitzen zwei „Upper Bass“-Chassis mit Wilson Beneschs kraftvollen Tactic-3.0-Antrieben. Im großen „Hauptkorpus“ stecken der Tweeter, ein Mitteltöner und gleich drei Woofer, von denen einer als „Low-Bass“ ausgelegt ist, während die beiden übrigen als isobarische Basspaare arbeiten, es befinden sich also jeweils identische Gegenspieler im Gehäuseinneren. Falls Ihnen dieses Prinzip nicht vertraut ist: Bei Wilson Beneschs „Clamshell“-Anordnung ist die Membran des zweiten, innenliegenden Treibers direkt vor die Membranfläche des äußeren montiert. Da die Spielpartner gegenphasig arbeiten, bildet sich dazwischen ein kleines Volumen mit konstantem Druck (griech. „Isobar“ = „gleicher Druck“). Der äußere, abstrahlende Woofer ist so von den dämpfenden Effekten des Gehäuses entkoppelt. Messtechnisch betrachtet verdoppelt die Box bei gleichzeitig minimierten Verzerrungen ihr Volumen, was freilich der schlanken Bauform entgegenkommt. Warum nicht jeder Lautsprecher so konstruiert wird? Weil man dafür die doppelte Zahl an Chassis benötigt – und das kostet eben.

Als krönenden Abschluss fügt Wilson Benesch seiner Omnium unzählige Details hinzu, die teils die spacig-abgehobene Optik des Lautsprechers fördern, in der Regel aber gleichzeitig dem Klang dienen: Da wäre etwa der massive, fast 40 Kilogramm schwere und aus einem Block CNC-gefräste Aluminiumfuß. An dessen Auslegern sitzen hauseigene, fein justierbare Spikes, die in die je drei Stahlkugeln der mitgelieferten Bodenschoner greifen und so stets perfekten Halt finden. Unter der Bodenplatte finden sich insgesamt vier Bohrungen, an denen man für den leichten Transport Rollprofile befestigen kann. Damit die keine Spuren oder gar Schrammen an der Gehäuseunterseite (!) hinterlassen, dienen kleine Korkringe an allen Bohrungen als Dämpfer. Das verbuchen wir als „liebevolle Details“. Auch die Top-Teile haben versteckte Öffnungen, in die man Griffe zum Rauf- und Runterheben schrauben kann – natürlich ebenfalls mit Kratzschutz. Die Kabelbrücken zwischen Haupt- und Kopfteil wurden galant nach innen verlegt, was beim Aufbau allerdings Spezialwerkzeug erfordert. Sie erinnern sich an die Erwähnung eines Blasebalgs? Die bananenfähigen Bi-Amping-Terminals sind mit Sechskantmuttern ausgestattet, die sich beim Einsatz von Gabelschuhen für optimalen Kontakt ultrafest verriegeln lassen. Dann wären da noch kleine Mulden an der Vorderseite des Gehäuses, die den unkomplizierten Einsatz der mitgelieferten Abdeckungen ermöglichen. Und, und, und … um alles zusammenzufassen: Uns ist aktuell keine andere Lautsprecherfamilie bekannt, die ein derart hohes Maß an „Do it yourself“ und maßgeschneiderten Bauteilen mitbringt. Solange man nicht aufs Lötzinn oder die hochwertigen Bauteile der Frequenzweichen schielt, kommt hier absolut nichts von der Stange.

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Und damit wären wir wieder im Hörraum und bei der Frage, was es den oben geschilderten Erlebnissen und Eindrücken noch hinzuzufügen gibt? Fakt ist, dass die Omnium über eine mehr als ansprechende Bandbreite verfügt. Sie reproduziert Frequenzen von 27 Hertz bis 30 Kilohertz, ist damit voluminös wie hochauflösend, ohne aber irgendeinen Frequenzbereich zu betonen. Knarzige Bässe, sonore Stimmen, schillernde Höhen: Alles wirkt, als sei es auf einer perfekt ausbalancierten Wippe angeordnet. Die zuvor gepriesene Phasen- und Zeitrichtigkeit sorgt allerdings für viel mehr als das: Wenn Nick Cave mit dunkler Stimme über den Klängen des sanft angeschlagenen Konzertflügels seine Songs intoniert, dann wirken beide Schallquellen wie ein „Ganzes“. Selten haben derart viele Kollegen nach wenigen Minuten im Hörraum völlig unabhängig voneinander Loblieder auf die „perfekte Integration“ von Stimmen, Gitarren, Streichern und sonstwas gesungen – ein Lautsprecher, bei dem man nicht zuhört, sondern dabei ist.

Sollten Sie nun Lust verspüren, sich von der Omnium eine wohlige Gänsehaut verpassen zu lassen – der Vertrieb verriet uns, wo genau sich die beiden in Deutschland befindlichen Muster aufhalten: Ein Exemplar ging an HiFi Bamberg und unser Testexemplar steht bereits in der Ausstellung von Wisseling High End in Hamburg – damit wären die beiden ohnehin besuchenswerten Städte um noch eine Attraktion reicher.

Wilson Benesch Omnium

 

Info

Lautsprecher Wilson Benesch Omnium

Konzept: passiver Standlautsprecher mit isobarischem Bass und zweiteiligem Gehäuse
Bestückung: 2 x 170-mm-Upper-Bass (Wilson Benesch Tactic 3.0), 1 x 170-mm-Mid-Range (Wilson Benesch Tactic 3.0), 1 x 170-mm-Woofer (Wilson Benesch Tactic 3.0), 4 x 170-mm-Isobaric-Drive-System (Wilson Benesch Tactic 3.0, gefiltert bei 500 Hz), 1 x Tweeter (25-mm-Seidenkalotte, ab 5 kHz)
Impedanz: 4,5 Ω
Empfindlichkeit (2,83 V/1 m): 89 dB
Frequenzgang (±2 dB): 27 Hz bis 30 kHz
Terminals: Bi-Wiring (für Bananen und Gabelschuhe)
Besonderheiten: Fibonacci-Elemente zur Dämpfung/Stabilisierung der Bass- und Mittentreiber, Rollen zum erleichterten Transport im Lieferumfang, Flightcases, Abdeckungen für die drei unteren Bässe, Blasebalg zur Kopf- und Kabelmontage, Griffe, Spikes und Bodenschoner im Lieferumfang, deutsche Anleitung
Ausführungen: Schwarz (Standard), insgesamt 12 aufpreispflichtige Furniere, Lackierungen und Carbonbezüge; optional auch 3 Veredelungsvarianten der Bassantriebe (Schwarz, Silber, Gold)
Maße (B/H/T): 25/172/62 cm (ohne Spikes und Bodenschoner)
Gewicht: je 140 kg (110 kg Bassgehäuse, 30 kg Kopfgehäuse)
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: ab 129000 €

Kontakt

IAD GmbH

Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Telefon +49 2161 61783-0
info@iad-gmbh.de

www.wilson-benesch.audio

Mitspieler

Quellen: Lumin P1 Mini, Audiodata MusikServer MS II, Audio Note (UK) CD3.1x
Vorverstärker: Soulnote P-3
Endverstärker: Soulnote M-3 und M-3x, Burmester 218
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha V, AdmiraVox AV 170
Kabel, Zubehör: WestminsterLab, AudioQuest, beaudioful

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