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Albert Mangelsdorff – A Jazz Tune I Hope
Albert Mangelsdorff – A Jazz Tune I Hope LP/MPS Records

Die heimlichen Meisterwerke des Jazz – Albert Mangelsdorff, A Jazz Tune I Hope

Die heimlichen Meisterwerke des Jazz – Albert Mangelsdorff, A Jazz Tune I Hope

Der Jazz ist vielgestaltiges Gelände, da hält man sich gern an sicheren Wegmarken fest, an „Kind Of Blue“ und „Saxophone Colossus“. Doch leicht könnte man dabei Gewaltiges verpassen. Hans-Jürgen Schaal präsentiert unbesungene Höhepunkte der Jazzgeschichte.

Typisch Albert, dieser Titel, augenzwinkernd und bescheiden. Einem Interviewer verriet er: „Bei der Suche nach einem Titel für das Stück kam die Frage – ich weiß nicht mehr, wer sie stellte –: ‚What kind of a tune is this?‘ Die Antwort ‚A jazz tune, I hope‘ war natürlich ironisch gemeint.“ Das Thema des Titelstücks: langsam, dräuend, bluesig, soulig, mit Dämpfer gespielt und mehrstimmig – dank dieser virtuosen vokalen Posaunentechnik, für die Albert Mangelsdorff berühmt war.

Albert Mangelsdorff – A Jazz Tune I Hope
Albert Mangelsdorff – A Jazz Tune I Hope
LP/MPS Records

Das Stück „A Jazz Tune I Hope“ ist nur eines von vier großartigen Mangelsdorff-Paradestücken auf dem Album. Den Anfang macht das komplexe, faszinierende „Wart G’schwind“, das er im gleichen Jahr auch mit dem United Jazz & Rock Ensemble aufnahm, dann kommt „Lapwing“ mit seinen lustig boppenden Intervallen, schließlich „Street Of Loneliness“, ein packender, düsterer Trauermarsch, den man gerne einmal als Filmmusik hören würde. Außerdem gibt es da noch eine wunderbare achteinhalbminütige Version von Elvin Jones’ Evergreen „Three Card Molly“ sowie drei eher impressionistische Zwischenspiele: kurze Duos zwischen Mangelsdorff und jedem seiner drei inspirierten Mitspieler.

Albert Mangelsdorff
Albert Mangelsdorff

Als da sind: Elvin Jones, der Schlagzeuger des Modalen, bei dem die musikalischen Räume fliegen, atmen, swingen, selbst wenn er nicht ständig den Beat schlägt; Wolfgang Dauner, der schwäbische Hipster, mit seinen fruchtig-frischen Erkundungen der Klavier-Tastatur; Eddie Gomez, der Bassist der späten Siebzigerjahre mit dem virtuosen Gummi-Sound. Und im Zentrum: Albert Mangelsdorff, der Posaunen-Zauberer, hier Bläsersolist und Horn Section in einem, völlig eins mit sich, seinem Instrument, seinen Stücken, der Stilistik, der Band. Dieses Album ist eine Werbung für die Posaune, ist swingende Moderne, zeitlose Größe, augenzwinkernd und bescheiden. Falls die Deutschen mal wieder ein Vorbild aus ihrer Geschichte suchen: Albert wäre eins.

 

 

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