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Cuvilliéstheater München

Cuvilliéstheater München

Hörsäle der Welt

Cuvilliéstheater München

Allzu oft ist ein Schock nötig, um große Dinge in Bewegung zu setzen. Beim Cuvilliéstheater war es der Brand der Münchener Residenz, der im Jahre 1750 unter anderem das Hoftheater vollständig zerstörte und einen Neubau zwingend erforderlich machte.

Die wenigsten von uns dürften diese kleine, mittlerweile im sogenannten Apothekenstock der Residenz versteckte Bühne auf dem Schirm haben. Und doch lohnt sich ein genauerer Blick auf die bewegte Geschichte dieses Hauses, um seine immense Bedeutung ermessen zu können. Und da soll es uns auch nicht stören, dass in dieser eher trockenen und schwierigen Akustik so gut wie keine Aufnahmen entstanden, wenn man einmal von den Mitschnitten des Bayerischen Rundfunks absieht (im Archiv des Senders wird man fündig).

Cuvilliéstheater München

Das Jahr 1750 markiert also die Stunde null. Wie wichtig dem regierenden Kurfürsten Maximilian III. Joseph das Theater offensichtlich war, lässt sich an seiner schnellen Reaktion erkennen: Nur vier Monate nach dem Brand legte man im Nordosten des Max-Joseph-Platzes (der damals noch nicht so hieß) den Grundstein der neuen Spielstätte. Beauftragt wurde unter anderen François de Cuvilliés der Jüngere. Zwei Jahre später bereits feierte man das Richtfest, danach ging es an den Innenausbau, der komplett aus Holz gefertigt wurde. Den Archiven zufolge wurden nicht weniger als 1000 Bäume gefällt, um alle Ideen verwirklichen zu können. Die Innenausstatter träumten groß, denn neben den damals schon üblichen Bühnenmaschinerien und Donnerwerken leistete man sich Extravaganzen wie ein in der Höhe variables Zuschauerparkett.

Eingeweiht wurde das Haus wie damals üblich mit einem Werk des aktuellen Hofkomponisten, das den Qualitätstest der Zeit jedoch nicht bestand, einen Platz in den gängigen Spielplänen fand diese Oper nie. Einige Zeit später spielte man hier allerdings Idomeneo des jungen Wolfgang Amadé Mozart – der erste große Name in einer langen Reihe, die noch folgen sollte.

Eine Innovation ganz anderer Art gab es übrigens im Jahr 1795, als das Haus allen Bürgern der Stadt geöffnet wurde, für damalige Zeiten ein geradezu ungeheuerlicher Vorgang.

Später wurde das Haus für einige Jahre geschlossen, die Inneneinrichtung eingelagert und der Raum als Lager für das weit größere Nationaltheater genutzt. Nach der Wiedereröffnung kam die nächste Zäsur erst 1943, als wiederum alle Einbauten zum Schutz vor den Bombenangriffen ausgelagert wurden. Das ermöglichte es auch, dieses Theater nach dem Krieg in einem anderen Raum, nun in der Residenz, völlig neu aufzubauen. Eingeweiht wurde diesmal mit Mozarts Figaro unter der Leitung von Ferenc Fricsay.

Für uns Musiker ist die Arbeit in diesem Haus erst einmal beschwerlich. Enge und steile Treppen, fensterlose Garderoben, eine immer wieder herausfordernde Parksituation, von der schwierigen Akustik auf der Bühne und im Graben nicht zu sprechen.

Und dennoch möchte ich die Aufführungen in diesem Haus nicht missen, denn wie an kaum einem anderen Ort spielt man hier alte Werke im Atem ihrer Entstehungszeit. Die Nähe zum Publikum, das Übermaß an Schönheit, die Lust, mit der diese Architektur Kultur feiert – all das schafft besondere Erlebnisse, mit denen die pragmatischen modernen Säle oft nicht mithalten können.

www.residenztheater.de

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