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Cyrus One Cast Vollverstaerker

Cyrus ONE Cast

Kompakter Vollverstärker für Zukunftsmusik

Cyrus ONE Cast: Bereit für die Zukunft

In seiner dritten Modellvariante ist der beliebte britische Kompaktverstärker Cyrus ONE Cast nun auch bereit für die musikalischen Anforderungen von Morgen

Cyrus – britisches High End, das immer noch elektrisiert. Viele Audiophile meiner Generation sind mit den berühmten „Zigarrenkisten“ aufgewachsen, sei es mit den noch heute in Vintagekreisen beliebten Modellen One und Two oder mit den leistungsstärkeren Varianten 3 bis 8VS, wobei Letztere bis heute das Portfolio der Firma schmückt. Vor einigen Jahren besann man sich in Huntingdon auf das Ursprungsmodell One, verpasste diesem ein zeitgemäßes Design, ohne jedoch die bekannte typische Formensprache zu negieren und implementierte eine eigens entwickelte hybride ClassD-Variante: Geboren war der Cyrus ONE der Zukunft. Kurze Zeit später gesellte sich der ONE HD hinzu, der zusätzlich noch mit einem integrierten D/A-Wandler versehen war.

Und nun steht schlicht und stolz die dritte Modellstufe vor mir, die die englische Traditionsfirma endgültig in das 21. Jahrhundert katapultieren soll. Das Gerät wurde als Erweiterung des HD ganz auf die digitalen Bedürfnisse und Möglichkeiten des neuen Jahrtausends getrimmt und wartet mit den Möglichkeiten einer assistierten Sprachsteuerung auf. Willkommen in der Welt des Cyrus ONE Cast.

Cyrus One Cast Vollverstaerker
Symbole statt vieler Worte: Der Eingangswahlschalter des Cyrus ONE Cast hat seinen ganz eigenen Stil.

Kraft und Wärme

Bevor ich mich den digitalen Finessen des Cast zuwende, will ich aber ganz traditionell wissen, wie der Verstärker prinzipiell klingt und welche Leistung man ihm abverlangen kann. Im Cyrus ONE Cast arbeitet mittlerweile die vierte Generation des hauseigenen ClassD-Prinzips, das für einen Vollverstärker dieser Größe immerhin stolze 100 Watt pro Kanal zur Verfügung stellt und somit auch leistungskritischere Lautsprecher problemlos antreiben kann. Wer bislang Class D mit digitaler Sterilität verbunden hat, dem sei dringend eine Hörsession mit dieser speziellen Hybridvariante empfohlen.

Nachdem ich meinen SACD-Player mit dem einzigen Hochpegeleingang verbunden habe – der Cast ist ansonsten, vom Phonoeingang abgesehen, komplett auf digitale Zuspieler ausgelegt –, ertönt Jazz Side Of The Moon. Die Quartettformation um Sam Yahel erklingt dabei in einer selten vernommenen griffigen, ja geradezu erdigen Weise. Nun ist diese Chesky-SACD mit den Jazzversionen des Pink-Floyd-Klassikers ohnehin kein zischelndes Leichtgewicht, aber wie Bassdrum und Kontrabass ineinandergreifen, wie das Saxofon sich Raum verschafft, das ist ausgewachsenes High End vom Feinsten – ohne jede Spur analytischer Kälte. Im Anschluss nehmen mich einige nur mittelmäßig produzierte BlueNote-Reissus auf ähnliche Weise gefangen, sodass ich unweigerlich zu dem Schluss komme, dass „Class D by Cyrus“ ganz offenbar das Class A des 21. Jahrhunderts ist.

Cyrus One Cast Vollverstaerker
Das Netzteil nimmt nahezu die Hälfte des Gehäusevolumens ein. Die Streaming-bzw. Cast-Platine ist rechts zu erkennen.

Analoge und digitale Harmonie

Übernommen hat man im Cast die Wandlersektion des Cyrus HD aus dem vorletzten Jahr mit dessen asynchronen USB-Eingang, der PCM bis zu 32bit/192kHz wandelt und zudem bereit für DSD128 ist. Mein Auralic Mini erkennt den Cast problemlos als neuen Wandler und schickt unterbrechungsfrei die Daten auf den Weg. Als äußerst angenehm habe ich es empfunden, dass sich die Wandlersektion keine eigene Signatur erlaubt. Ob DSD oder MP3, die Auflösung der Files mag sich nach der jeweiligen Güte unterschieden haben, der grundsätzliche bereits zuvor über den Hochpegeleingang erfahrene Klangcharakter bleibt indes identisch. Eine Qualität, die nicht alle Vollverstärker mit integriertem D/A-Wandler aufweisen können.

Wie immer man auch dem Cast das Quellsignal zuführt, es bleibt ein konsistentes Hörvergnügen. Sie werden nun sicherlich nicht überrascht sein, dass dies auch für den MM-Phonoeingang gilt. Insbesondere dann nicht, wenn man weiß, dass die im Cast verwendete Schaltung in weiten Teilen auf der in der großen Phono Signature verwendeten Schaltung beruht und vom identischen Entwicklungsteam implementiert wurde. Nun gut – man muss hier auf MC verzichten, wenn man aber ein äußerst dynamisches MM-System am Start hat, dann klingt der Phonoeingang nicht nur in der gewohnten Erdigkeit, die man vom Hochpegeleingang schon kennt, sondern auch extrem dynamisch und quirlig. Meine Parrot/Jico-Kombination jedenfalls wirbelte die Beats des neuen Albums der Pet Shop Boys derart animierend durch den Hörraum, dass eigentlich nie der Wunsch nach einem MC und einem Mehr an Phonostufe aufkam.

Cyrus One Cast Vollverstaerker
Die aufgeräumte Rückansicht des Cyrus ONE Cast.

Ein Fest für Kophörer-Fans

Eher als beiläufige Pflichtaufgabe stöpselte ich zwischendurch meine beiden heimischen Kopfhörer in den frontseitigen Eingang des Cast. Das hätte ich mal lieber bleiben lassen sollen: Es folgte nämlich eine mehrstündige Kopfhörersession, da ich eine dermaßen aufgeräumte und treibende Verstärkung von einem integrierten Kopfhörerverstärker nicht erwartet hatte. Sicher, solide Vintage-Amps der 70er und 80er Jahre können mit diesem Feature noch protzen, aber in den letzten 20 Jahren hat sich die Branche zunehmend für externe zusätzliche Lösungen entschieden, sodass entweder gar kein Kopfhörereingang mehr vorzufinden ist oder eine alles andere als audiophil anmutende Notlösung. Von einer solchen kann hier nun nicht die Rede sein, so wunderbar aufgefächert und mit klar definierter Tiefenstaffelung konnte mein Focal Utopia die Musiker in Leonard Bernsteins „Turkey Trot“ aus dessen Divertimento for Orchestra reproduzieren.

Und auch meinem geschlossenen Beyerdynamic 1770 Pro, der mit immerhin 250 Ohm aufwarten kann, konnte die Verstärkung des Cast bei Paul Kalkbrenners legendären Technobeats aus Berlin Calling gehörig Beine machen. Dermaßen angefixt, wurde nun meine Neugier geweckt und ich fragte bei Werner Berlin vom deutschen Vertrieb Bellevue Audio nach, wie es die Entwickler in Huntingdon zu diesem formidablen Ergebnis gebracht haben. Die Lösung ist im Prinzip denkbar einfach, man würde sie nur einem Gerät dieser Preisklasse und dieser Größe nicht zutrauen. So arbeitet der Kopfhörerverstärker unabhängig von der digitalen Verstärkung im reinen Class A/B-Modus, der mit einer eigenen Stromversorgung aufwartet und sich somit quasi vor den Digitalteil des Cast setzt. Wie auch schon beim Phonoeingang zeigt sich bei der Kopfhörersektion, dass man bei aller digitalen Innovation, die das Gerät bietet, den analogen „Oldschool“-Part nicht nur nicht vernachlässigt, sondern mit eigenständigen überzeugenden Konzepten bedacht hat.

Cyrus One Cast Vollverstaerker
Ein Ring aus LEDs illustriert die aktuelle Abhörlautstärke – dazu muss der Cyrus ONE Cast freilich (anders als im Foto) eingeschaltet sein.

Digitales für Nerds

Zeit, sich nun dem digitalen i-Tüpfelchen zu widmen, das ja in seiner Bedienungsvielfalt und seinen Einsatzmöglichkeiten den Unterschied zum parallelen Cyrus HD markiert. Ich gebe zu, dass im weiteren Teil des Beitrags mein 14-jähriger Sohn gewissermaßen als Co-Autor firmiert, da er über all die digitalen Gadgets verfügt, die man mit dem Cast verbinden kann. Ausgangsvoraussetzung zur Nutzung der multimedialen Skills des Cast ist der Besitz eines Google-Kontos und eines Smartphones (Android oder IOS), auf das man sich die Google-Home-App herunterlädt. Also habe ich mein iPhone gezückt und den Google-Account meines Sohnes gekapert (natürlich nach Absprache). Anschließend melde ich mich im heimischen Netzwerk an, womit bereits der wichtigste Schritt getan ist, um sich Musik aus den unendlichen Weiten des WWW ins Haus zu holen.

Dies alles geschieht via WLAN. Seien es die unzähligen Internetradiosender oder die implementieren Zugänge zu Qobuz, Tidal, Apple Music, Amazon Music, Deezer oder Spotify. Ja, tatsächlich Spotify, auch wenn es die Audiophilen schütteln sollte. Warum eigentlich nicht? Seitdem es in unserem Haushalt einen Family-Account gibt, nutze ich tatsächlich das MP3-Angebot für die Berieselung im Büro oder als Hintergrundrauschen beim Kochen. Möchte ich mich jedoch lieber meinen gerippten Files zuwenden, so ist dies auch kein Problem; der Netzwerkzugriff mit dem Cast auf mein NAS erfolgt problemlos.

Alexa hilft dem Cyrus ONE Cast

Das eigentlich wirklich Neue und für die gesetzten HighEnd-Kreise innovative Feature ist aber die Sprachsteuerung, mit der ich Cast und Streamingplattformen miteinander korrespondieren lassen kann. Cyrus ist damit die erste traditionelle HighEnd-Firma, die sich auf das für die Generation Ü50 verminte Feld der Sprachassistenten begibt, dabei womöglich auf neue jüngere Käuferschichten schielend, die unbeschwert und affirmativ damit umgehen. Also schnell den Amazon Echo meines Sohnes entwendet (Apple Homepod oder Google Home System funktionieren ebenso), eine Netzwerkverbindung zwischen dem Echo und dem Cast hergestellt, und schon war mein Spieltrieb geweckt. Herrlich, jeder in der Familie rief nun dem Echo Musikwünsche entgegen. Ein seltener Moment – Gattin und Kinder tummelten sich freudvoll in meinem Hörraum.

Alexa muss es angesichts der vielen Musikwünsche ganz schwindelig geworden sein. Ich gebe zu, dass schon zwei bis drei Versuche notwendig waren, bis die Verbindung zwischen Echo und Cast im Netzwerk implementiert war, aber das mag weniger dem multifunktionalen Amp als den Tücken meines Netzwerks zuzuschreiben gewesen sein. Sollte es hier hakeln, kann ein Blick in das Video-Tutorial des Herstellers auf der Cyrus-Homepage hilfreich sein, oder man überlässt das Einrichten des Cast dem freundlichen HiFi-Händler um die Ecke – ein Argument, mal wieder den stationären Hifi-Handel zu unterstützen. Es ist dabei durchaus unterschiedlich, wie die einzelnen Streamingplattformen auf die Sprachbefehle reagieren, in Teilen auch davon abhängig, welchen Assistenten Sie nutzen. Waren es die firmengleichen Assistenten und Plattformen, so ergab sich ein müheloser Workflow: Alexa und Siri hangelten sich mühelos durch Amazon bzw. Apple Music.

Cyrus One Cast Vollverstaerker
Man beachte, dass der Cast mit einem HDMI-Eingang sowie mit einem Phono-In ausgestattet ist.

Audiophil netflixen

Ich muss gestehen, dass mir das Ausprobieren der verschiedenen Einstellvarianten durchaus großen Spaß gemacht hat, dennoch war ich gegen Mitternacht reif für eine Runde Netflix. Und da konnte sich ein bislang noch nicht ausprobiertes Feature des Cast ins Spiel bringen. Mittels eines HDMI-Kabels verbindet man den Fernseher mit der HDMI/ARC-Buchse des Verstärkers, und schon erwacht dieser beim Einschalten des Fernsehgeräts aus dem Standby-Modus. Die Lautstärkeausgabe erfolgt in audiophiler Tonqualität, und zwar so superb, dass ich mir nach zwei Folgen Dark noch ein komplettes Konzert aus der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker gegönnt habe. Ich gebe gerne zu, ein Gerät wie der ONE Cast kann süchtig machen.

Cyrus ONE Cast for Future

Mit der dritten Modellvariante des ONE hat Cyrus die Zukunft eingeläutet: Sie suchen einen klanglich ausgewachsenen Vollverstärker, Ihnen langen auf der analogen Seite ein Hochpegel- und ein hervorragender Phono-MM-Eingang, eine leistungsstarke Kopfhörersektion finden Sie grundsätzlich gut, Sie setzen voll auf die neuen digitalen Formate und Sie möchten mit der Bequemlichkeit einer assistierten Sprachsteuerung rund um Ihre HighEnd-Anlage operieren, Sie möchten WLAN und Bluetooth auch in Ihrer audiophilen Umgebung nicht missen? Dann sollten Sie schnellstens einen Termin mit dem Cyrus-Händler Ihres Vertrauens ausmachen.

Wir meinen …

Tradition trifft Zukunft: Cyrus paart analoges Klangvergnügen mit digitalem Know-how und Bedienungskomfort.

 

Technische Daten

Konzept: Cyrus Hybrid ClassD-Verstärker der 4. Generation
Eingänge: WLAN, Google Assistant, Amazon™ Alexa und Apple® AirPlay 2 sind implementiert, asynchroner USB-Eingang (PCM bis zu 32 bit/192 kHz und DSD128), HDMI (ARC), Toslink optisch, SPDIF koaxial, Bluetooth, MM-Phonomodul für Plattenspieler, RCA (Analogeingang für AV-Integration konfigurierbar)
Ausgänge: Vorverstärker-Ausgänge (RCA) zum Anschluss an zusätzliche Endverstärker, Hochleistungs-Kopfhörerverstärker ClassAB
Ausgangsleistung: 2 x 100 W (in 6 Ω bei 0,1% THD + N)
Besonderheiten: SID („Speaker Impedance Detection“, kalibriert den Verstärker automatisch auf die Lautsprecher)
Ausstattung: Wireless Firmware Update (neueste Software wird automatisch heruntergeladen und installiert), Linearnetzteil, IR-Fernbedienung, Sperrfunktion für Bedienelemente an der Vorderseite, WiFi
Maße (B/H/T): 22/9/39 cm
Gewicht: 5,6 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1590 €

Kontakt

Bellevue Audio GmbH
Kessebürener Weg 6
59423 Unna
Telefon +49 2303 3050178

www.bellevueaudio.de

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