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Cyrus Vor -Endverstärker

Cyrus Pre-XR

Vier auf einen Streich

Cyrus Pre-XR – vier auf einen Streich

Mit der neuen Vorstufe Pre-XR beweist Cyrus wieder einmal, dass sich Tradition und Innovation nicht ausschließen müssen, sondern vielmehr zu einer überzeugenden Synthese führen können.

Cyrus Vor -Endverstärker

In aller Kürze

Ein Vorverstärker mit üppiger Vollausstattung, der keine Wünsche offen und Musik einfach nur Musik sein lässt. So geht High End.

Cyrus Pre XR


Auf meinem Büroschreibtisch werkelt ein schon leicht betagter Cyrus SL und befeuert ein Pärchen Mission 757. Nicht nur aus nostalgischen, sondern vor allem aus klanglichen Gründen ziehe ich diese Kombination den meisten modernen „Schreibtischanlagen“ vor. Ein weiterer Grund ist freilich, dass ich ein ausgesprochener Freund des „Backstein-Designs“ der Cyrus-Komponenten bin, das ich für zeitlos halte.

Und auch beim jüngsten Spross, dem Pre-XR, hat man diesem Design die Treue gehalten. Allerdings wurden die in Schweden produzierten Druckgussgehäuse noch einmal haptisch aufgewertet, auch kommen sie nun in einem leicht modifizierten Schwarzton daher, der unter „Phantom Black“ firmiert. Neu sind außerdem berührungssensitive Wahlschalter und minimale Rundungsänderungen beim farblich invertierbaren Display, dessen Leuchtkraft individuell konfiguriert werden kann. Ich lobe mir diesen funktionalen Traditionalismus aus Huntingdon, UK.

Fast alles neu

Cyrus Vor -Endverstärker
Schwungvolle Spielpartner: Auch wenn Sie ohne ein XR im Namen daherkommt, erwies sich die passende Endstufe Stereo 200 (rechts) im Test doch als schwungvoller Leistungsmacher für den Pre-XR (links).

In Sachen Innovation hat der Pre-XR tatsächlich eine Menge zu bieten. Das zeigen mir bereits die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite und die leicht überdimensionierte Universalfernbedienung, die mit einer verblüffenden Anzahl an Bedienvarianten versehen ist. Am besten probieren Sie einmal die verschiedenen Optimierungs- und vor allem Individualisierungsmöglichkeiten für die digitalen Filter, das Display oder die Standby-Dauer beim Händler Ihres Vertrauens aus. Ein großes Lob verdient die Lautstärkeregelung: Sie tastet sich feinfühlig in kleinen Schritten vor und ermöglicht – gerade zur Nachtstunde – sowohl an der Fernbedienung wie am Geräteknopf aus Aluminium sensible Abstufungen. Das kenne ich von einigen Mitbewerbern wesentlich gröber und weniger differenziert.

Aber halt, bevor Sie nun glauben, die Innovationen der neuen XR-Reihe würden nur einige äußerliche Optimierungen betreffen, lassen Sie uns einen Blick in das Innenleben der komplett überarbeiteten Vorstufe werfen. Wer den typischen leicht warmen Cyrus-Sound der 2000er Jahre im Ohr hat, wird sofort eine höhere Transparenz und Durchhörbarkeit und auch einen lässigeren Flow der Musik bemerken. Ausgehend von der Aufgabe, zunehmend auch digitale Parts in die Verstärker zu integrieren, hat man in Huntingdon das Prinzip, innerhalb des engen Gehäuses möglichst viele Sektionen voneinander zu trennen, nun auf die Spitze getrieben, was sich in einem deutlich verbesserten Rauschabstandsverhalten bemerkbar macht. Grundsätzlich laufen in dem handgezeichneten Platinendesign signalführende und stromleitende Bahnen nie parallel und stets gegenläufig.

Platinen nach Maß

Auch achtet man penibel darauf, dass analoge und digitale Sektionen streng separiert und mit individueller Stromversorgung gespeist werden, sodass keine gemeinsamen Masseverbindungen bestehen. So steuern insgesamt 15 separate Spannungsregler die Spannungen in den nachgeschalteten Regelkreisen. Die digitalen Kontrollschaltungen werden daher von einem separaten, vollständig von der Signalschaltung isolierten Netzteil versorgt. Besonders bemerkbar macht sich dies auch beim Kopfhörerausgang, der auf einem Class-A/B-Design beruht und mehr als nur Beiwerk ist. Meinen Focal Utopia hat er nicht nur mühelos angetrieben, es kam auch nie der Wunsch nach einem externen Kopfhörerverstärker auf.

 

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Vollausstattung für alle Wünsche

Auch wenn Cyrus seinen jüngsten Spross mit allen Glückseligkeiten analoger und vor allem digitaler Natur versehen hat, so wurde doch auf ein integriertes Streaming-Modul verzichtet. Eine Entscheidung, die meine ausdrückliche Zustimmung findet. Zu oft habe ich erlebt, dass integrierte Streamer sowohl Vorstufen als auch Vollverstärker komplett lahmlegen können. Außerdem drücken sie den Komponenten eine Halbwertzeit auf.

Dafür kann der DAC des Pre-XR mit einer opulenten Ausstattung punkten. Immerhin fünf Digitaleingangsvarianten mit asynchronem Reclocking sind verfügbar. Wahlweise von einem Auralic Mini und einem MacBook zugeführt, verwandelte der interne DAC die zugespielten digitalen Daten in transparente und immer natürlich klingende Klangmomente. Nichts Harsches oder gar Kaltes haftete den Streichern des Orpheus Chamber Orchestra bei Dvoráks Serenade für Streicher op. 22 an, auch wenn es sich dabei um eine frühe Digitalaufnahme der DG von 1985 handelt. Im Finale spielten sich die Violinen aufreizend lässig und vor allem homogen die Motivabspaltungen des Hauptthemas zu. Wer mag, kann gern mit den sieben Filtervarianten spielen, die aber ausdrücklich als „Feinstabstimmungen“ zu verstehen sind und entsprechend dezente Klangunterschiede bewirken.

Bildergalerie
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MM mit Logik

Die Entscheidung, den Phonoanschluss ausschließlich für MM auszulegen, erscheint in meinen Augen konsequent. Seien wir ehrlich: Wer sich einen hochpreisigen MC-Abtaster leistet, um wirklich die feinsten musikalischen Verästelungen auf seinen LPs zu ergründen, der wird ohnehin eine hochgezüchtete externe Phonostufe einplanen (oder besitzen). Wer hochwertigen Genuss jenseits von Impedanz- und Gain-Spielereien sucht, für den langt in der Regel ein hochwertiges MM-System oder auch ein High-Output-MC. Und genau hier schlägt die Stunde des Pre-XR, in dem immerhin der ausgelagerte MM-Teil der Cyrus Phono Signature arbeitet.

Sowohl mit einem Clearaudio Maestro V2 als auch mit einem Sumiko Blackbird kam mir nie der Gedanke, dass etwas Wesentliches bei der Wiedergabe fehlen würde. Im Gegenteil: Der Phonozweig konnte mit seinem charaktervollen, erdigen Sound sofort überzeugen. Ob nun eine originale Impulse-Pressung oder ein nur mittelmäßiges Reissue auf dem Teller lag, immer war klar der Unterschied zum jeweiligen digitalen Pendant der Aufnahme zu hören, das ich vergleichsweise über den internen DAC herangezogen habe. Während die Aufnahmen über den digitalen Zweig häufig versuchten, den Bühnenrand der Aufnahmen auszuleuchten und die Stimmen eher schwebend über dem Bassfundament zeichneten, verlor sich die analoge Wiedergabe weniger an den Rändern, sondern fokussierte druckvoll den Sound in den Bühneninnenbereich und sorgte bei Stimmen für das nötige Brustvolumen. Kurzum: Hier klingt Analog auch wirklich analog!

Perfekte Abstimmung eines perfekten Quartetts

Cyrus Vor -Endverstärker

Bei allem Lob für den DAC und die integrierte Phonostufe sollte aber nicht vergessen werden, dass wir einen ganz klassischen Line-Vorverstärker im Single-ended-Modus vor uns haben. Und was für einen! In Kombination mit der hauseigenen Endstufe Stereo 200, die technisch der perfekte Spielpartner für den Pre-XR ist, können wir den „Cyrus-Sound“ 2021 in ganzer Ausprägung genießen. Dabei wahrt die Vorstufe immer ihre Neutralität – die individuellen Signaturen meiner beiden CD-Player sind immer heraushörbar gewesen –, greift aber dennoch in das Klanggeschehen ein, indem sie eine perfekte Raumstaffelung und eine ausgewogene Klangbalance herstellt. In Leonard Bernsteins Divertimento mit dem Minnesota Orchestra bratzten die Posaunen hemmungslos aus der Stille heraus, verhakelten sich die Klarinetten in vertrackten Rhythmen und das Schlagzeug testete hemmungslos die Grenzen der Orchesterdynamik aus. Und dennoch wurde nie eine Aktion künstlich in den Vordergrund geschoben.

Selten hat mich eine Komponente so auf Trab gehalten und vor schreiblogistische Probleme gestellt wie der Pre-XR. De facto galt es vier ausgewachsene Gerätesektionen unter die Lupe zu nehmen und zu würdigen, die, wären sie separat als Einzelkomponente auf dem Markt erschienen, jeweils eine eigene Besprechung verdient hätten. Nichts an diesem neuen Flaggschiff ist Beiwerk oder besitzt einen Behelfsstatus. Ob Kopfhörerverstärker, DAC, Phonostufe oder analoge Vorverstärkung – versähe man jede Sektion mit einem eigenen Gehäuse und einem vierstelligen Preisschild, sie würden als vollwertige High-End-Komponenten ihren verdienten Platz im Markt finden.

Wir meinen …

Ich gebe zu, dass ich beim Eintreffen des Geräts angesichts des Preisschilds ein wenig die Stirn gerunzelt habe, ging ich doch von einer der üblichen auf Minimalismus getrimmten analogen Vorstufen mit ein wenig Beiwerk aus – um dann festzustellen, dass es Cyrus mit dem Pre-XR gelungen ist, eine mehr als stimmige Synthese hochwertiger Einzelkomponenten zu konstruieren. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ein großer Wurf, womit Cyrus wieder einmal beweist, dass wirkliches High End Tradition und Innovation mit Selbstverständlichkeit verbindet. Well done, folks.

Cyrus Vor -Endverstärker

Info

Vorverstärker Cyrus Pre-XR
Konzept: Vorstufe mit integriertem DAC, MM-Phonomodul und Kopfhörerverstärker
Eingänge: 4 x analog, 1 x Phono MM, 2 x digital optisch, 2 x digital koaxial (S/PDIF), 1 x USB asynchron
Ausgänge: 1 x Pre-Out analog, 1 x Kopfhörer
Kopfhörerverstärker: 2 x 138 mW/16 Ω (< 0,1 % THD)
Digitalformate: SPDIF 16/44,1 bis 24/192, USB 16/44,1 bis 32/768, DSD bis DSD512, DoP bis DoP128
Ausführung: Aluminium mattschwarz
Optionen: externes Netzteil PSU-XR mit fünf separat geregelten Stromversorgungen (Anschluss über Upgrade Port)
Lieferumfang: inkl. Fernbedienung iR14
Maße (B/H/T): 215/73/360 mm
Gewicht: 4,3 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 4495 €

Kontakt

Bellevue Audio GmbH
Kessebürener Weg 6
59423 Unna
Telefon +49 2303 30 50 – 178

www.bellevueaudio.de

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