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Dynamikks Monitor 12.18

Ein wirklich großer Lautsprecher kann alles sein: Klangwerkzeug, Lustobjekt, Scheidungsgrund. Und was verkörpert dieser Zweiteiler? Everybody’s Darling zu sein ist jedenfalls nicht die Sache der Dynamikks Monitor 12.18 – weder optisch noch klanglich. Und das ist gut so!

Die ideale Grundlage für einen „richtig erwachsenen“ Lautsprecher ist, so mein guter Freund Udo Ratai, ein anständiger 15-Zöller. Ein Basstreiber mit 38 Zentimetern Durchmesser also. So kategorisch würde ich das zwar nicht formulieren, gebe aber zu, seit etlichen Jahren eine Dynavox Imperial zu betreiben, die mit ihrem 15-Zoll- Koaxialtreiber zu meiner vollen Zufriedenheit musiziert und nicht zuletzt auch im Bass so richtig hinlangen kannUnd eine längere, sehr intensive Begegnung mit dem Dynamikks Monitor 10.15 (die „15“ im Namen trägt er nicht von ungefähr) hat bei mir auch keinen Wunsch nach „noch mehr“ hinterlassen. Beide Lautsprecher klingen extrem dynamisch, sind auch in den Basslagen herrlich satt und federnd – kurz: Sie transportieren auch aufregende Abgründigkeiten in der Musik mit dieser unwiderstehlichen Lockerheit, die einen wirklich großen Lautsprecher erst interessant machen. Und obwohl ich doch eigentlich zufrieden sein sollte (und es ja auch bin), stelle auch ich mir gelegentlich die zentrale Frage jedes lustbetonten Hobbyisten: Kann es ein Zuviel überhaupt geben? Könnte nicht einfach alles, was man an seinen Lieblingen so sehr schätzt, vielleicht noch ein gutes Stück intensiver passieren? Wie wäre es denn zum Beispiel, wenn statt eines durchtrainierten „Vollwert“-Fünfzehners gleich ein Achtzehnzöller mal so richtig tief Luft holt und durchatmet? Prompt kündigt Ulf Moning, Chef von Dynamikks und immer für eine Überraschung gut, ein neues Topmodell an: den Monitor 12.18, bestückt mit dem größten klassischen Basstreiber-Format.

Ob ich dafür dankbar sein sollte? Ein Lautsprecherkorb mit 46 Zentimetern Durchmesser ist zu Hause wirklich riesig. In einem halbwegs normalen Wohnzimmer sorgt so ein Monster immer für Aufsehen.

Der brandneue Hörraum von FIDELITY hat mit rund 33 Quadratmetern ungefähr die Größe eines halbwegs normalen Wohnzimmers. Und siehe da, der Dynamikks Monitor 12.18 fällt auf. Obwohl sein Entwickler der Meinung ist, soooo groß sei der Zwölf-Achtzehn doch gar nicht. Und er hat recht: Tatsächlich sitzt das XXXLChassis in einer XL-Schallwand: Der Abstand vom Chassiskorb bis zur Vorderkante des Würfelgehäuses beträgt gerade mal eine Handbreit. Das nötige Arbeitsvolumen für die „18“ in 12.18 holt Moning hauptsächlich über die Gehäusetiefe: Sein jüngstes Baby ist, samt Anschlüssen und Neigungszuschlag, gut 70 Zentimeter tief, der Bass erobert den Raum mit dem Volumen eines kleinen Kühlschranks im Rücken. Zwei großzügige Reflexöffnungen auf dem Heck helfen zusätzlich, den völlig Enthemmten unter uns Musikbegeisterten jede Option eines akustischen „Fundaments“ zu bieten – wirklich jede. Und immer schön locker bleiben. Ich verrate wohl nicht zu viel, wenn ich schon jetzt zugebe: Das macht richtig Spaß!

Koaxiale Königsklasse
Interessanter als der hubraumstarke, letztlich aber doch konventionelle Tieftöner ist das Hauptmodul, das on top einrastet. In dessen ebenfalls quadratischer, aber deutlich kleinerer Schallwand steckt eine Dynamikks-Spezialität: ein Koaxialtreiber, der Mittel- und Hochtontreiber technisch und akustisch als Punktquelle vereint. Natürlich ein Zwölfzöller – was denn sonst, bei diesem Namenskürzel. Auch das 30-cm-Koaxialchassis stammt aus der Profi-Szene, wird von Moning domestiziert und modifiziert. Es schultert im 12.18 den Löwenanteil des musikalischen Geschehens und bleibt dabei immer locker, egal was kommt. Oder wie laut. Kurzum: Hier spielt der Chef! Darüber hinaus ist der Zwei-in-Eins-Treiber ein echter Hingucker: Den Horntrichter für den zentralen Hochtontreiber lässt Moning aus massivem Aluminium drehen und dann dezent polieren (es gibt aber auch Farb- Alternativen). Da dieses Glanzstück zugleich auch das Zentrum des Mitteltöners markiert, darf ich wohl mit Fug und Recht vom „Auge des Orkans“ sprechen. Doch auch wer vielleicht nur eine leichte Brise bevorzugt – oder aber gleich einen massiven Tornado im Wohnzimmer entfachen will –, wird nicht enttäuscht werden. Der Monitor 12.18, so der Dynamikks-Chef, beherrsche alle, wirklich alle Spielarten von Musik aus dem Effeff.

Das sollte er allerdings auch, denn mit 22 900 Euro pro Paar bewegt sich der Lautsprecher in einer Liga, wo am besten gar keine Fragen mehr auftauchen. Okay, das wiederum ist der ewige Wunschtraum jedes Entwicklers. Und er wird niemals ganz erfüllt werden (können), egal wie teuer, aufwendig oder völlig jenseitig ein Lautsprecher auch konstruiert und feinabgestimmt sein mag. Es liegt am System. Denn ganz nüchtern betrachtet ist auch ein Monitor 12.18 erst einmal nichts anderes als ein passiver Schallwandler. Zugegeben, ein prächtig gebauter, schlau konstruierter, mitunter glatt überwältigender, letztlich aber doch „nur“ ein passiver Lautsprecher. Mit allen systemimmanenten Schwächen. Und Moning, bisher eigentlich nicht als Fan digitaler Audio-Lösungen aufgefallen, sagt plötzlich: „Da geht noch ordentlich was!“

Aus Hi-Fi wird „Acoustic Fidelity“
Was Moning damit meint, hat er im Reisegepäck. Sein Lieferwagen parkt vor der FIDELITY-Redaktion und ist prall gefüllt, zum Beispiel mit einem Trinnov Audio Optimizer ST2 HiFi. Und dieser Hochleistungsrechner im schlichten Edelkisten-Look macht das passive Pärchen Monitor 12.18 zu einem „Processor Controlled Loudspeaker System“, zum Dynamikks Monitor 12.18 PCLS. Der Trinnov Audio Optimizer, übrigens eine französische Maschine mit englischem Betriebssystem und zwölf Jahren Tonstudio-Hintergrund, kommt ins Spiel, wenn zuvor alles eingerichtet ist. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Lautsprecher – es müssen keineswegs diese hier sein – und das Hörsofa sollten exakt dort stehen, wo sie hingehören, die bevorzugte Endstufe sollte einsatzbereit und das Wohnzimmer akustisch kein Totalausfall sein.

Die Positionierung der beiden 12.18 im Hörraum ist dank langjähriger Erfahrung in einer konzentrierten Stunde erledigt und scheint auf Anhieb ein Treffer zu sein, sofern man aus akustischer Sicht davon sprechen mag. Denn Moning und seine 12.18 haben das Pech (oder die Chance), einen nahezu kahlen, praktisch jungfräulichen Hörraum ein- oder gar entweihen zu müssen. Auch darauf ist Ulf Moning vorbereitet. Kurzerhand verteilt er, akustisch vorteilhaft, alle greifbaren Akustik-Elemente und Stoffdecken, Möbel(chen) und Leerkartons vor allem in den Raumecken und an der Rückwand. Und prompt ist aus einer halbnackten Flatterecho-Kammer ein rundum gemütliches Wohnzimmer geworden. Zwar nicht unbedingt optisch, aber akustisch.

Apropos optisch: Die Farbkombination Weiß mit schwarz spiegelnder Acrylfront macht aus dem massiven Doppeldecker 12.18 natürlich keine Grazie, wirkt aber sehr edel. Trotz seiner Physis fügt er sich damit ebenso selbstbewusst wie gekonnt ins jeweilige Umfeld ein. Damit ihm dieses Kunststück auch akustisch perfekt gelingt, wird er jetzt vom Trinnov unterstützt. Ein Spezialmikrofon erfasst dreidimensional die akustischen Gegebenheiten des Raumes am Hörplatz und liefert die Daten zur Auswertung an den Prozessor. Dieser korrigiert Unsauberkeiten in puncto Zeitverhalten (Phase) und Frequenzgang (Amplitude) auf Knopfdruck, beispielsweise via iPad. Zudem kann der Trinnov auch das unterschiedliche akustische Verhalten von linkem und rechtem Lautsprecher im Raum ausgleichen. Er soll die Lautsprecher akustisch komplett unsichtbar machen, und zwar in einer Art und Weise, die auch aufwendigste Passivkonstruktionen schlichtweg nicht erreichen können. Zudem erlaubt der Audio Optimizer, der nebenbei bemerkt auch ein vorzüglicher Digital/Analog-Wandler und Vorverstärker ist, die individuelle Beeinflussung des Gesamtklangcharakters durch seinen Benutzer. Und das alles unabhängig von den angeschlossenen Endstufen: Ihm ist es schlicht egal, ob das persönliche Lieblings- Triebwerk mit Röhren, Transistoren, Nullen und Einsen oder gar Neutrinos funktioniert. Er nimmt seine Mitspieler so, wie sie sind, und macht das Beste draus.

Was der Trinnov Audio Optimizer alles kann, werden wir schon bald in einer eigenen FIDELITY-Story beschreiben. Ulf Moning jedenfalls ist von ihm so überzeugt, dass er (nicht nur) den 12.18 am liebsten ausschließlich als PCLS anbieten würde. Das damit erzielbare, offenbar nochmals deutlich gesteigerte Klangergebnis nennt er dann auch nicht mehr HiFi, sondern „Acoustic Fidelity“.

Von Pauken und Trompeten
Damit zurück zum Lautsprecher selbst. Ich persönlich liebe ja die typische direkte, leichtfüßige Ansprache eines wirklich guten, also auch physisch großen Hochwirkungsgrad- Lautsprechers. Diesen Urgesteinen der Lautsprechergeschichte verzeihe ich auch gern, dass sie, wenn es um akustische Holografie, insbesondere um virtuelle Raumtiefe oder auch die Tiefenstaffelung auf einer imaginären Bühne geht, eher weniger brillieren. Solange ich das gute Gefühl habe, der Musik als Ganzes völlig mühelos, ja, fast schon schwerelos folgen zu können – und dazu brauche ich keine Raumtiefe, sondern das rhythmische und harmonische Zusammenspiel der beteiligten Musiker –, verspüre ich auch das Verlangen, immer neue Musik aufzulegen. Das erlebe ich beispielsweise bei meinen eingangs erwähnten „Lieblings-Fünfzehnern“ immer wieder. Dabei kann der Monitor 10.15 unter sehr guten Akustikbedingungen schon verdammt „unsichtbar“ sein und einen äußerst präzisen Blick auf eine sehr tiefe, sehr gut ausgeleuchtete Bühne bieten. Allerdings hat Dynamikks mit dem 12.18 – trotz seiner nochmals üppigeren Physis, die einer virtuellen „Räumlichkeit“ eigentlich nicht zum Vorteil gereicht – an diese Qualitäten anschließen können. Ulf Moning ist in praktisch allen Disziplinen eine weitere, spürbare Steigerung Der Prozessor erlaubt die Entzerrung auch zerklüfteter Amplitudengänge (hier der Hörraum vor dem Finetuning) und fügt sich individuellen Vorlieben seiner Benutzer zum verehrten 10.15 gelungen. Der 12.18 klingt einfach noch souveräner. So weit, so locker, so gut. Der Einsatz des Audio Optimizers wiederum scheint klanglich den großen Sprung nach ganz vorn zu bringen. Allerdings nicht mit jedem Feature: „3D-Remapping“ beispielsweise schalte ich im – zugegeben noch nicht ganz optimalen – Hörraum immer wieder ab, weil es zu einigen meiner Lieblingsscheiben einfach nicht passen will. Grundsätzlich aber steigt der 12.18 als PCLS im Team mit dem Alleskönner-Prozessor in nochmals höhere Klangsphären auf. Die deutlich gesteigerte Griffigkeit und Verbindlichkeit ist dabei auch an einer dreidimensionaler wirkenden Durchlässigkeit sofort hörbar.

Aber: Ist ein potenter Achtzehnzöller ein echter Grund, dem allseits bewährten 15-Zoll-Maßstab abzuschwören? Mein guter Freund Udo Ratai sagt: nein. Ich sage: Es kommt darauf an. Wenn die Verhältnisse rundherum (Kubikmeter, Elektronik, Kontostand) stimmen, schaue ich mit dem Monitor 12.18 noch ein gutes Stückchen tiefer in den Frequenz-Höllengrund und schwebe zugleich noch ein bisschen entspannter darüber hinweg – dem ultrazupackenden, geradezu mannhaften Koaxialtreiber sei Dank. Ganz grundsätzlich besitzt der 12.18 eine fast unglaubliche Lockerheit und Ansprechqualität, die in ihrer entlarvenden Direktheit und cinemascopeartigen Klanggewalt womöglich nicht jedermanns Sache ist. Ein Schmusekurs? Der klingt mit Sicherheit anders.

Ich persönlich habe mit dem 12.18 immer wieder stundenlang und extrem involviert Musik quer durch die Genres genossen, habe Musik erlebt und durchlebt. Ich habe mit der XXXL-Power- Performance allerdings auch die Grenzen des neuen Hörraums entdecken müssen, nein: dürfen. Da war „es“ dann auch manchmal tatsächlich zu spüren: das Zuviel des Guten!

Glücklich soll (und wird!) sein, wer 50 + Quadratmeter und das nötige Kleingeld zur Verfügung hat. Mit der Dynamikks Monitor 12.18 kann er sich nur allzu leicht von der Musik mitreißen lassen. Aber: Trinnov mitbestellen.

 

www.dynamikks.com

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