Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Schlegel hat das vor einiger Zeit vorgedacht, Electrocompaniet mit der Phonovorstufe ECP-2 Mk II umgesetzt.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II – Verbindet die Extreme, so habt ihr die wahre Mitte!

Schlegel hat das vor einiger Zeit vorgedacht, Electrocompaniet mit der Phonovorstufe ECP-2 Mk II umgesetzt.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Die Welt ertrinkt derzeit in Superlativen. Es reicht nicht mehr, wenn Dinge gut sind, sie müssen sich als outstanding, einzigartig, als Referenz erweisen. Rein technisch sicherlich eine spannende Entwicklung – auch wenn ich aus dieser Warte schlicht nicht daran glaube. Bleiben wir aber bei der Technik: Gehen wir einmal davon aus, dass es die ständige technische Verbesserung tatsächlich gibt und sie sogar stattfindet. Und Geräte, die technisch immer besser werden, aus noch besseren Materialien gefertigt werden, immer neu das Beste sind. Doch was hinkt an dieser Vorstellung? Zum einen kann es in einer Entwicklung theoretisch nur ein im Moment Bestes geben, das allerdings morgen schon wieder abgelöst wird. Die Rumreiterei auf Referenzen ist also ein Feiern mit sehr begrenzter Halbwertszeit und damit eigentlich obsolet.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Außerdem wird mal eben eine wichtige Komponente der heimischen Anlage ausgeblendet: der Hörer. Und sein Geschmack. Denn in dem Moment, in dem ein Mensch an der Musik Spaß haben will, endet die ganze objektive Messbarkeit, von der die oben skizzierte Entwicklung lebt. Wie lässt es sich sonst erklären, dass es Menschen gibt, die mit Studiomonitoren glücklich werden, und andere, denen 80 Jahre alte Kinolautsprecher höchste Freuden bereiten?!

Und schon landen wir in einem Dilemma, dem sich nur wenige Hersteller mutig stellen: dass es beste Geräte schlicht nicht gibt. Von niemandem. Denn es gibt unterschiedliche Ideale und Ziele, die mit unterschiedlichen Mitteln bedient werden können. Und schon ist klar, dass es keine besten, sondern nur im Idealfall „am besten passende“ Geräte gibt. Auch wenn es viele Hersteller und Publikationen anders propagieren – am Ende des Tages sitzt man ganz alleine vor seiner Anlage, die mit hart verdientem Geld bezahlt wurde. Wenn sie dann die Vorurteile eines Redakteurs oder Freundes bedient, nicht aber an das eigene Gefühlsleben andockt, ist der Spaß vorbei.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Je genauer man seine eigenen Vorlieben ehrlich betrachtet und definiert, umso klarer wird einem, welche Geräte in Frage kommen. Bei mir verhält es sich beispielsweise so, dass ich am liebsten genau weiß, was auf der Aufnahme los ist. Irgendwelche charmanten Weichzeichner haben zwar immer wieder einen Reiz, können mich aber auf Dauer nicht überzeugen. So ganz aber kann ich mich auch einem etwas weniger akademischen Spielfluss nicht erwehren – und damit landen wir bei Electrocompaniet. Die Norweger bauen Geräte, um die ich schon ewig lange herumschleiche. Zum einen wegen des Mutes, über Jahre ein so eigenständiges Design durchzuziehen. Zum anderen und vor allem natürlich wegen des Klanges, der eine faszinierende Synthese aus Kopf und Herz repräsentiert. Leider kamen wir noch nicht so ganz zueinander, da eine Endstufe, die in weiten Teilen mein Beuteschema bestens bedient, eine Spur zu viel das Herz betont, eine andere, die genau meinen Kompromiss bedient, leider zu teuer ist. Ich gebe allerdings die Hoffnung nicht auf – erst recht, nachdem ich die Electrocompaniet ECP-2 Mk II hören durfte.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Das übliche Electrocompaniet-Design bietet auch bei diesem Entzerrer keine Überraschungen, an der Front kann man lediglich mit einem harten Netzschalter spielen.

Die Rückseite gibt sich da schon deutlich kontaktfreudiger: Die Vorliebe der Norweger zu symmetrischen Schaltungen dokumentieren die alternativ nutzbaren XLR-Buchsen im Ausgang. Schade nur, dass es nicht ebensolche Eingänge, sondern lediglich Cinchbuchsen gibt. Allerdings wurden bei einem früheren Gerät, das optional über symmetrische Eingänge verfügte, diese fast wie nie von den Kunden gewünscht, so Matthias Roth vom Deutschland-Vertrieb MRV. Man kann an dieser Ecke also sinnvoll Kosten sparen. Außer der obligatorischen Netzbuchse (die eigentlich ein Stecker ist) finden sich noch ein paar kleine Mäuseklaviere, die neben dem Klang eines der großen Kaufkriterien sein dürften: mittels dieser kleinen Schalter lassen sich Verstärkung, Impedanz und Kapazität in weitem Rahmen und sinnvollen Abstufungen justieren und an wahrscheinlich jeden auch nur ansatzweise normal konstruierten Tonabnehmer anpassen.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Das ist ein Konstruktionsmerkmal, das bei deutlich mehr Phonopres in die Entwicklung einfließen dürfte: Eine nicht nur vorhandene, sondern auch noch praxisgerecht ausgeführte und ohne Öffnung des Geräts erreichbare Einstellung. Danke!

Das Innere des Electrocompaniet ist überraschen aufgeräumt, was den Vorteil bringt, das Netzteil mit einem guten Abstand zur Verstärkerplatine parken zu können. Die vollständig diskret aufgebaute Verstärkerschaltung selbst wurde über die Jahre immer wieder modifiziert, alle kleinen Änderungen werden nun in der aktuellen Mark-two-Version zusammengefasst.
Nachdem es nicht viel zur Optik und Bedienung dieses Gerätes zu sagen gibt, kümmern wir uns lieber gleich um das, was ohnehin am unwichtigsten ist: der Klang.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Auf dem Transrotor dreht sich Parade von Prince und The Revolution. Besser, wenn ich mit solcher Musik anfange, damit ich nicht sofort in ein professionelles Hören abdrifte, wie es mir bei Klassik leicht passiert. Diese sehr gewissenhaft und an vielen Ecken zu artifiziell produzierte Platte ist für viele Analog-Setups ein unangenehmer Prüfstein, denn sie klingt entweder zu steril oder zu undifferenziert. Ich habe keine Ahnung, wie dieses Master in den Paisley Park Studios so an eine klangliche Grenze gebracht werden konnte.

Die ersten Töne von „Girls & Boys“ perlen schön groovig aus den Lautsprechern, weshalb ich den EC voreilig in die Charme-Ecke einsortiere. Irrtum, wie ich schnell merke. Denn die Beschaffenheit der Hallräume, die Attack- und Releasezeiten der Kompressoren werden ziemlich akribisch nachgezeichnet. Der ECP-2 Mk II verbindet hier also einige weit auseinander liegende Tugenden, um ein ganzheitliches Bild zu schaffen. Das verspricht spannend zu werden. Faszinierend auch, wie kurz danach das etwas unausgewogen klingende Baritonsaxofon glaubhaft in den virtuellen Raum gestellt wird und fast wie ein Fremdkörper wirkt.

Programmwechsel zu Alan Parsons. An den Frequenzenden lässt der EC nichts anbrennen, in beide Richtungen wird sehr weit ausgedehnt gespielt. Bei der Eye in the Sky-LP interessieren mich allerdings noch mehr die weiten Räume, die Klangmeister Parsons so gerne entwirft. Der ECP-2 liefert hier ein sehr weites Bild, das vor allem durch viel Luft zwischen den Akteuren punktet. Bei einigen anderen im Vergleich gehörten Phonopres spielt sich das Geschehen doch deutlich dichter zusammengeballt zwischen den Lautsprechern ab. Und endlich kann man auch eine kleine Eigenart des Entzerrers definieren: Er baut den Raum immens weit auf, spart dafür gemessen an anderen erstklassigen Konkurrenten etwas an der Tiefe. Flach spielt er nicht, keine Frage. Er geht hier nur nicht so extensiv zu Werke wie bei der Breite. Dafür fehlt das Anämische, über das viele sehr weit abbildende Geräte stolpern. Irgendwas ist ja fast immer …

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Phonovorverstärker

Und noch etwas für die Seele: Vier letzte Lieder von Richard Strauss in der Einspielung mit Elisabeth Schwarzkopf und dem RSO Berlin unter George Shell (Angel LP 36347). Oh ja, Farben kann er, der ECP. Allerdings – und deshalb freue ich mich besonders – nicht mit der Kelle, sondern mit dem ganz feinen Pinsel. Die Stimme der Schwarzkopf fließt aus den Lautsprechern wie Honig. Selten habe ich bei einem Phonopre so viele Abstufungen gehört, wobei eine klitzekleine Vorliebe zu den warmen Tönen nicht zu überhören ist. Dies allerdings nur minimal. Über alles bleibt der Eindruck eines sehr weit, klar, detailliert, straff und sauber spielenden Phonopres, der auf alle Details allenfalls einen etwas charmanteren Blick wirft. Und der solche unvereinbar scheinenden Extreme wie funkelnde Details und klangliches Gold, präzise Impulse und entspannten Groove zu einem runden Ganzen in einer bestmöglichen Mitte vereint.

Wir meinen

Leicht zu bedienen, wertig verarbeitet sowie erstklassig im Klang – so definiert man eine saubere Mitte.

Electrocompaniet ECP-2 Mk II Navigator

 

Phonovorverstärker Electrocompaniet ECP-2 Mk II
Eingang: unsymmetrisch
Ausgang: symmetrisch und unsymmetrisch
Gain @ 1 kHz RCA: 39,8–71,4 dB
Gain @ 1 kHz XLR: 45,8–76,4 dB (Schritte 5 dB)
Impedanz: 10 Ω bis 47 kΩ
Kapazität 0–350 pF
Subsonic Filter: −3 dB @ 11 Hz, 24 dB/Oktave
Ausführung: Schwarz
Maße (B/H/T): 47/8/37 cm
Gewicht: 9 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: um 2200 €

Kontakt
MRV Audio
Wurzerstraße 16
53175 Bonn
Telefon +49 228 92394292

www.mrvaudio.de

Mitspieler
Plattenspieler: Transrotor Apollon TMD mit SME 5, SME 3012 u. a.
CD-Player: Mark Levinson No. 390s
DAC: Merging Technologies
Vollverstärker: Lavardin IT
Vorverstärker: Crane Song Avocet
Endverstärker: Digitalendstufe auf ICE Power basierend, Accuphase P-4200
Lautsprecher: Spendor Classic 3/5, Sky-Audio 2.2 System
Kabel/Zubehör: Vovox, AudioQuest, Audio Note, Creaktiv

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.