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Hifiman Sundara Silver

HiFiman Sundara Silver

Underdog

HiFiman Sundara Silver

Wie viel Kopfhörer geht für vergleichsweise wenig Geld? Kann ein Kopfhörer alles können? Und gibt es eine sinnvolle Schwelle für den Einstieg in diese Welt? Der HiFiman Sundara Silver bemüht sich um Antworten.

Hifiman Sundara Silver

In aller Kürze:
Der Hifiman Sundara Silver bietet solide Verarbeitung, hohen Komfort und vor allem jede Menge Klang. Von einem „Einsteiger“ kann bei diesem Einsteiger eigentlich keine Rede sein.

Hifiman Sundara Silver


Um meiner Begeisterung gerecht zu werden, zäume ich das Pferd von hinten auf und falle mit der Tür ins Haus: Dieser „Einstiegskopfhörer“ von HiFiman, mit dem man einfach nur „ganz stumpf einen Fuß in die Tür stellt“ (so der Vertrieb) ist so viel mehr als nur das! Er lehrt in seiner Preisklasse und etwas darüber die Konkurrenz das Fürchten und dürfte auch – wenn mich meine Erinnerung nicht zu sehr täuscht – seine nächstgrößeren Geschwister ein Stück weit kannibalisieren. Den Begriff „Einstieg“ dürfen wir also getrost als Understatement verbuchen und uns auf spannende, erleuchtende Stunden mit ihm freuen.

Hifiman Sundara Silver
Fünf Jahre nach der Einführung des Sundara hat ihm HiFiman eine Verjüngungskur angedeihen lassen. Durch Feinarbeit an der Membranbedämpfung und am Lochgitter wurde die Klangbalance überarbeitet und der Hochton ein wenig „entschärft“. Die neue Tonalität steht ihm ganz hervorragend.

Vor geraumer Zeit lieh ich dem Ur-Sundara mein Ohr und fand ihn gerade im Präsenzbereich und in den höchsten Höhen etwas überwürzt. Mir wurde etwas vom Hörgeschmack der vornehmlich asiatischen Kundschaft mitgeteilt, was ich auch nachvollziehen konnte. Allein, wenn ich den Kopfhörer auf meine Ohren setzen soll, nützt das nichts.

Der Gründer und Mastermind von HiFiman, Dr. Fang Bian, hörte diese Kritik wohl öfters und nahm sich des Themas an. Rein mechanisch konnte er durch eine geänderte Bedämpfung der Membran, neue Maße des Schutzvlieses und minimal neu justierte Muster im Lochgitter den Hörer anpassen, ohne seinem Herz, der hauchfeinen Membran, zu nahe zu kommen. Das Ergebnis sollte ein weiterhin offen, gleichzeitig aber „klangschöner“ spielender Sundara sein. Das ist gelungen, so viel sei schon verraten. Und auch noch bemerkt, dass ein solcher Kopfhörer einen entsprechenden Antrieb honoriert. Jede Qualitätssteigerung seitens der Verstärkung zahlt sich hier wirklich aus.

Hifiman Sundara Silver
Ebenso wie der Klangcharakter ist auch der Tragekomfort bestens für lange Hörsessions geeingnet. Der mit 340 Gramm relativ leichte Sundara SIlver verfügt über gut designte Ohrpolster mit einem sinnvoll bemessenen Anpressdruck. Die neue Version können Kenner am feiner texturierten Lochgitter erkennen, über den Farbwechsel von Schwarz auf Silber geht es freilich einfacher.

Wenn man den neuen Sundara Silver ersteht, wird zum vertretbaren Kurs ordentlich was geliefert: Man sieht sich mit einem vollständigen Paket aus Kopfhörer, Kabel, Klinkenadaptern und Transportbox gegenüber. Das Kabel ist im Übrigen erfreulich stabil und neigt nicht zu den nervigen Mikrofonieeffekten, die oftmals minutiös übertragen, wenn sich Kabel und Kragen mal wieder berühren.

Über den Tragekomfort eines Kopfhörers zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Jeder Kopf ist anders, allein schon die Dichte und Dicke der den Schädel bedeckenden Haarschicht kann über Wohl oder Wehe entscheiden. Magnetostate, die über eine recht stabile Rahmenkonstruktion verfügen müssen, kommen in der Regel nicht zu filigran daher, was einem beim schnellen Vergleichshören noch nicht auffällt, spätestens beim dritten Akt der Walküre allerdings für gehörige Verspannungen sorgen kann. Der Sundara Silver ist mit seinen knappen 340 Gramm vergleichsweise leicht, und ich konnte ihn auch im Studio über viele Stunden auf meinem nur noch spärlich behaarten Kopf behalten, ohne dass ich irgendwie gestört wurde. Respekt.

Hifiman Sundara Silver

Im Studio habe ich ihn übrigens zuerst ausprobiert, denn hier kann man diesen Schallwandlern gezielt auf den Zahn fühlen. Es ist beispielsweise sehr spannend, wie griffig ein Kopfhörer bei kleinen Änderungen im Frequenzband agiert. Zuweilen kommt es vor, dass ein Aufnahmeraum, der über keine ideale Inneneinrichtung verfügt, den Hall in den hohen Frequenzen so sehr kappt, dass der gesamte Hochton muffig daherkommt. Bei der letzten Aufnahme, die ich jetzt bearbeitete, half eine sanfte Anhebung von weniger als zwei Dezibel ab 10 Kilohertz. Es gibt immer wieder sehr schön und auch irgendwie detailreich spielende Kopfhörer, die einem solche Änderungen vorenthalten. Der Sundara Silver zeigt hier genau, was Sache ist, und lässt einen so im Studio in kurzer Zeit sehr richtige Entscheidungen treffen. Auch minimalen Doppelungen in den Hallfahnen bei einem Schnitt legt er mühelos offen, agiert dabei aber eher wie die ausgewogenen BBC-Monitore: Die Information wird klar und eindeutig übermittelt, nicht aber in ein gleißendes (und auf Dauer sehr anstrengendes) OP-Licht getaucht.

Hifiman Sundara Silver

Und genau diese Tugenden empfehlen den Sundara Silver auch für den Einsatz zu Hause. Besagte Walküre hörte ich in der wundervollen Aufnahme mit der Staatskapelle Dresden unter Marek Janowski. Wie hier das Orchester mit traumwandlerischer Sicherheit größtmögliche Farbvarianz auf kleinstem Raum aus den Frackärmeln schüttelt („… aus der Esche Stamm leuchtet ein Blitz …“), erlebt man so auf keiner weiteren Aufnahme (diese wurde übrigens in der Lukaskirche in Dresden produziert). Der HiFiman spreizt auch hier die Klangfarben, ohne sie durch einen eigenen Hausklang auch nur minimal zu nivellieren.

Womit alle Fragen der Einleitung beantwortet wären. Wärmste Empfehlung für alle, die sich einmal ernsthaft mit dem Thema Kopfhörer beschäftigen möchten – und dann vielleicht feststellen, dass sie beim Einsteigermodell länger als vermutet hängen bleiben.

Hifiman Sundara Silver

Info

Kopfhörer HiFiman Sundara Silver

Konzept: magnetostatischer Over-Ear-Kopfhörer
Frequenzgang: 6 Hz bis 75 kHz
Impedanz: 32 Ω
Zubehör: 3-m-Kabel von 90°-Miniklinke auf 2 x Klinke, Adapter auf 6,35-mm-Klinke und Transportbox
Gewicht: ca. 342 g (ohne Kabel)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 400 €

Kontakt

Sieveking Sound

Plantage 20
28215 Bremen
Telefon +49 421 6848930
kontakt@sieveking-sound.de

www.sieveking-sound.de

Mitspieler

Plattenspieler: Transrotor Apollon TMD mit SME 5, SME 3012 u. a.
Tonabnehmer: Clearaudio Talisman und Stradivari V2, Ortofon Vienna und Jubilee, Denon DL-103
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
DAC: Merging Technologies
Vorverstärker: Crane Song Avocet
Vollverstärker: Lavardin IT
Endverstärker: Digitalendstufe auf ICE Power basierend, Accuphase P-4200
Lautsprecher: Spendor Classic 3/5, Wilson Audio Sasha DAW
Kabel: u. a. Vovox

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.