Kristina 4 – On & On
Das Quartettformat mit zwei Bläsern, aber ohne Klavier war eine Erfindung des kühlen Westcoast-Jazz.
Über das Ornette-Coleman-Quartett kam diese Instrumentierung in die freiere Musik und hat sich hier vielfach bewährt – man denke an das Albert-Mangelsdorff-Quartett von 1970 oder an die aktuellere Berliner Szene (Die Enttäuschung, Fusk usw.). Einen frischen Beitrag liefert Kristina 4, das klavierlose Quartett der Altsaxofonistin Kristina Brodersen.
Der Arrangeur Michael Abene fühlt sich bei ihrem souveränen Spiel an den späten Lee Konitz erinnert: sprudelnd, swingend, innerlich frei. (In Köln, erzählt Brodersen, sei sie öfter mit Konitz Kaffeetrinken gegangen.) Ihr geistesverwandter Bläserpartner im Quartett ist der Trompeter Bastian Stein: „Er hört einfach unfassbar gut zu, wenn ich spiele, und reagiert wahnsinnig schnell darauf. Wir haben eine ziemlich gute Intonation miteinander.“ Beide besitzen im Improvisieren diese reiche Fantasie, diese drängende Energie von innen, und ergänzen sich auch im spontanen Kontrapunkt. Für einen kräftigen Push sorgen Christian Ramond (Bass) und Silvio Morger (Schlagzeug) – besonders in „Chaostag“ (der Anfang erinnert an Eric Dolphys „G. W.“) und „In Walked Lee“. Grotesken Witz haben die Melodien von „It’s Time To Start A New Game“, „Rooftop Kids“ und „Glasperlenspiel“, das mit Stakkato und Drama beginnt. Tolle Themen, tolle Soli, tolles Interplay. Hier schmeckt man die Essenz des Jazz.
Kristina 4 – On & On
Label: Jazzwerkstatt
Format: CD, digital



