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50 Jahre Albumklassiker: Pink Floyd - Wish You Were Here

Pink Floyd – Wish You Were Here

Forever Young – 50 Jahre Albumklassiker

Pink Floyd – Wish You Were Here

In ihren Anfängen hatten Pink Floyd zwei Sorten von Stücken: instrumentale Sound-Experimente und schräge, bizarre kleine Songs.

Erst durch David Gilmours grandioses Gitarrenspiel kam ab dem dritten Album eine dritte Spielart hinzu: eine hypnotisierende, überirdische Schönheit. Das Album Wish You Were Here schien 1975 so etwas wie die Vollendung dieser dritten Spielart zu sein. Nie zuvor hatte man eine Rockplatte gehört, die klanglich, produktionstechnisch und ästhetisch so perfekt gestylt und geschlossen wirkte. Nie zuvor hatte es so vielfältige, ätherische und geschmackvoll eingesetzte Synthesizer-Farben zu hören gegeben. Selbst die rockigen Töne auf dieser Platte waren kühl kontrolliert, die Funk-Rhythmen clever gebändigt, die Vokalharmonien sphärisch – und in den ersten acht Minuten des Albums gibt es bereits drei von diesen betörenden Gilmour-Soli. Auch die Soundeffekte waren nicht mehr provokant eingesetzt, sondern künstlerisch reflektiert in den Einleitungen und Überleitungen platziert: die Glastöne am Anfang von „Shine On“, die Maschinen- und Automatikgeräusche in „Machine“, das Radio im Übergang von „Have A Cigar“ zu „Wish You Were Here“ oder die Windgeräusche am Ende dieses Stücks. Die Village Voice lobte die „sinfonische Würde“ der Musik. Gilmour und Wright nannten Wish You Were Here ihr liebstes Pink-Floyd-Album, Waters eines der „komplettesten“. Regelmäßig wird es unter den zehn besten Progrock- oder Classic-Rock-Alben gelistet.

Dabei hat sich die Band mit ihrer neunten Studioplatte recht schwer getan. Nach dem Vorgänger Dark Side Of The Moon (1973), dem bis dahin erfolgreichsten Album der Musikgeschichte, war der Druck, etwas Ebenbürtiges zu schaffen, lähmend groß. Nick Mason nannte das die „dark side“ des Dark Side-Albums. Fast zwei Jahre lang schob die Band den Gedanken an die nächste Platte von sich – beinahe hätten sich Pink Floyd damals sogar aufgelöst. Um Zeit zu schinden, experimentierte man mit „musique concrète“ (das Projekt hieß Household Objects) oder veröffentlichte ein Compilation-Album (A Nice Pair). „Alle Kindheitsträume waren ja bereits wahr geworden“, sagt Gilmour. Selbst als man dann ins Studio ging, im Januar 1975, war da noch viel Leerlauf: „Es gab Tage, an denen wir gar nichts taten.“ Zum Glück hatte die Band bereits zwei neue Stücke im Liveprogramm: „Shine On You Crazy Diamond“ (wohl in embryonaler Form) und „Have A Cigar“. Dennoch zogen sich die Studiosessions ziemlich hin – volle sechs Monate lang.

50 Jahre Albumklassiker: Pink Floyd - Wish You Were Here

Fakten

Aufnahme: 1975
Veröffentlichung: September 1975
Label: Harvest
Produktion: Pink Floyd

Titel

A

  1. Shine On You Crazy Diamond (Part 1–5) 13:33
  2. Welcome To The Machine 7:25

B

  1. Have A Cigar 5:08
  2. Wish You Were Here 5:35
  3. Shine On You Crazy Diamond (Part 6–9) 12:24

Musiker

David Gilmour – Gitarren, Gesang (A2, B2) u. a.
Rick Wright – Keyboards u. a.
Roger Waters – Bass, Gesang (A1, B3) u. a.
Nick Mason – Schlagzeug

Gäste

Dick Parry – Saxofone (A1)
Roy Harper – Gesang (B1)
Venetta Fields, Carlena Williams – Hintergrundgesang


  • Der Super-Longtrack „Shine On You Crazy Diamond“ (26 Minuten) bildet – aufgeteilt in zwei Hälften – den Rahmen des Albums. Er ist eine traurige Hommage an Syd Barrett, das ausgeschiedene Gründungsmitglied der Band.
  • An dem Tag, an dem die Vocals für „Shine On“ aufgenommen werden sollen, taucht im Studio ein seltsamer Fremder auf. Erst nach 45 Minuten erkennt Rick Wright ihn – es ist Syd Barrett. Alle sind schockiert von seinem Aussehen und seinem mentalen Zustand. Einige brechen in Tränen aus. „Syds Besuch unterstrich die Traurigkeit der Lyrics in diesem Song“ (Nick Mason).
  • „Shine On“ lässt sich in neun Teile gliedern. Part 1 ist die Intro (ohne Time und Drums), Part 5 das Saxofon-Feature, Part 8 die „funky“ Passage, Part 9 der abschließende Trauermarsch. Die Gesangsstellen bilden Part 4 und 7.
  • Ganz am Ende des Fade-outs von Part 9 zitiert Rick Wright den alten Pink-Floyd-Song „See Emily Play“ – ein letzter Gruß an Syd Barrett.
  • Die Platte ist eine Art Konzeptalbum. Es geht darin um das Thema „Abwesenheit“ (so Waters) – genauer gesagt: das „Verschwinden“ von Syd Barrett und die „Gesichtslosigket“ der Musikbranche.
  • Der „Rocksong“ des Albums heißt „Have A Cigar“. Die Lyrics sind einem Schallplattenboss in den Mund gelegt – eine Sammlung von Branchenklischees. Passenderweise übernimmt ein Gastsänger den Vokalpart.
  • Das Titelstück „Wish You Were Here“ ist ein „einfacher Countrysong“ (Gilmour) – mit akustischen Gitarren, akustischem Piano und Steelguitar. Weil sich Gilmour auch eine „Country Fiddle“ wünscht, holt man den Jazzgeiger Stéphane Grappelli dazu, der gerade im Nachbarstudio arbeitet. Im finalen Mix ist die Geige aber praktisch nicht zu hören.
  • Prägend für die „Kühle“ des Albums sind die fast allgegenwärtigen Synthesizer-Sounds vom Minimoog, vom ARP String Ensemble und nicht zuletzt vom EMS VCS 3. Der Song „Welcome To The Machine“ könnte auch auf die Dominanz der Synthesizer anspielen. (Waters’ poetische Texte sind vieldeutig.)

www.pinkfloyd.com

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