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Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset

Sommer Cable Excelsior Classique Kabel-Set

Underdog mit starker Stimme

Sommer Cable Excelsior Classique Kabel-Set

Sommer Cable hat durchaus einen guten Ruf – aber nicht unbedingt im HiFi-Metier. Dabei bieten die Schwarzwälder neben Profistrippen auch audiophile Kabel wie die Sommer Cable Excelsior Classique Serie an. Wagen wir einen Blick über den Tellerrand.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset

In aller Kürze:
Die Kabelserie Sommer Cable Excelsior Classique ist erfrischend einfach zu handhaben und besticht mit sattem Klangfarbenreichtum.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset


Ach ja, Kabel. Das ewige Niemandsland im erbitterten, bereits Jahrzehnte tobenden Grabenkrieg zwischen den Fraktionen der Objektivisten und Subjektivisten. Da folgt auf Anekdoten wie „Nachdem ich die Kabel getauscht hatte, hat meine Frau in der Küche sofort den Unterschied gehört“ in der Regel ein Trommelfeuer aus harten Fakten und Messschrieben. Filtereffekte durch Induktivität und Kapazität? Klar, die gibt es, aber sie treten nur außerhalb des hörbaren Spektrums auf. Dasselbe gilt, von einigen unrühmlichen Ausnahmen abgesehen, im Übrigen auch für den berüchtigten Skin-Effekt: Höhere Frequenzen werden nur über die äußeren Schichten eines Leiters übertragen, wodurch der effektive Leiterquerschnitt sinkt, der Übertragungswiderstand entsprechend ansteigt und der Pegel folglich abfällt. Das aber in der Regel eben auch erst im Ultraschallbereich. Man kann noch eine Reihe weiterer Parameter ins Feld führen, Propagationsgeschwindigkeit im Dielektrikum etwa, aber ein Zusammenhang mit klanglichen Eigenschaften konnte nie schlüssig nachgewiesen werden. Rein technisch gesehen haben Kabel also kein Recht, unterschiedlich zu klingen.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset
Black Box: Der massige schwarze Metallblock verkleidet und schützt den Spleißpunkt. Ganz nebenbei bietet er sich aber auch als dankbare Plattform für die Proklamation des eigenen Namens an.

So, jetzt lehne ich mich mal aus meinem Schützengraben und werfe selbst die Granate: Kabel haben sehr wohl einen Einfluss auf den Klang! Dass sich dies messtechnisch nicht belegen lässt, ist mir egal – ich weiß ja, was ich höre, und nein, ich bilde es mir nicht nur ein. Wenn eine wissenschaftliche Theorie im Widerspruch zu beobachtbarer Realität steht, ist für meine Begriffe die Theorie falsch, nicht die Realität. In diesem Sinne lege ich auch gleich noch einen nach: Hummeln können eben doch fliegen! Wenn sich Aerodynamiker das nicht erklären können, ändert dies nichts an der Tatsache selbst.

Auch wenn also ich eine klare Meinung zu dem Thema habe, sehe ich die Sache letztlich aber nicht gar so emotional – in der Tat kann ich noch nicht einmal sagen, wann ich das letzte Mal Kabel gegeneinander gehört habe. In meiner Anlage tun jedenfalls seit vielen Jahren dieselben Straight Wire Rhythm 3 als Lautsprecherkabel ihren Dienst, ein ebenso altes Cardas Crosslink II füttert meinem Verstärker die Line-Signale aus dem CD-Player zu. Nichts Exotisches also, sondern einfach ordentliche Strippen, die sicherstellen sollen, dass ich keine Klangqualität auf der Straße liegen lasse.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset

Unerwarteter Aspirant

Der Kabelsatz, der in der FIDELITY-Redaktion angekommen ist, hat dann aber doch mal wieder meine Neugier geweckt. Nicht nur, weil er sich von der Preisklasse her als Upgrade-Kandidat anbieten würde, sondern vor allem auch, weil er von Sommer Cable stammt – einem Hersteller, den man in audiophilen Kreisen nicht unbedingt auf dem Schirm hat. Bekannt ist das Unternehmen ja in erster Linie als Musikerausstatter; gleichwohl findet sich im umfangreichen Katalog mit der Excelsior-Serie aber auch eine Reihe recht ambitionierter Strippen für eine audiophile Klientel. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Edel-Takelage der Schwarzwälder Schmiede mal auf die klanglichen Meriten hin abzuklopfen, um zu sehen, ob die tatsächlich auch HiFi können.

Den optischen Test bestehen sie mit wehenden Fahnen – die schwarzen Geflechtschläuche, die beim Lautsprecherkabel Excelsior Classique SPK 2 die rot-weißen Leiterpaare ummanteln, und die vertrauenerweckend schweren schwarzen Metallboxen am Spleißpunkt wirken schön wertig und sprechen auch klar die aktuelle Designsprache des HiFi. Was mir angenehm auffällt, ist aber vor allem, dass sie es nicht übertreiben: Ich habe hier keine unterarmdicken widerspenstigen Monster vor mir, sondern problemlos handhabbare Leitungen, deren Durchmesser nicht ganz an den meines kleinen Fingers herankommt. Schön geschmeidig sind sie obendrein, und die Bananenstecker finden mit sehr sinnvoll bemessenem Druck Kontakt – fest genug für dauerhaft sicheren Halt und gleichzeitig leicht genug zu lösen, sodass ich keine Angst haben muss, dass mir irgendwann das Anschlussterminal mit rausgeht. Man merkt, dass Sommer Cable einen Kundenkreis bedient, der eine Menge Steck- und Stöpselarbeit leistet.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset
Halten Maß: Die Kabel der Excelsior-Serie wirken optisch wie haptisch schön wertig, bleiben aber angenehm leicht handhabbar. Die hauseigenen Hicon-Stecker lassen deutlich erkennen, dass Sommer Cable reichlich Erfahrung aus dem Studiobereich mitbringt.

Transportieren die nur Signal oder wirklich Musik?

Um meine Ohren aufzuwärmen, höre ich mich erstmal mit meinen bekannten Straight Wire in Bic Rungas „Birds“ (Birds) ein, das für mich ein bewährter Prüfstein für tonale Grenzfälle ist. Das Stück ist recht trocken produziert, Bic Rungas Stimme neigt hier merklich zum Zischeln – bis sie im Finale unerwartet in einen opulenten textlosen Singsang verfällt, der mit Reverb mächtig aufgepolstert ist und die Stimmung vom Ruhig-Nachdenklichen jäh zu etwas Bedrohlichem kippen lässt. Nach einem weiteren Durchgang, diesmal mit den Excelsior-Lautsprecherkabeln, muss ich kurz innehalten und auf die Rhythm 3 zurückwechseln, um den Eindruck zu bestätigen. Da tut sich eine Menge mehr, als ich gedacht hätte! Man kennt die üblichen Verdächtigen: Bühnentiefe, schwärzerer Hintergrund etc. etc. Auffallend ist vor allem, wie mit den Classique SPK 2 die Klangfarben plötzlich aufgehen. Instrumente wie auch Stimmen scheinen obertonreicher, aber nicht heller zu sein; sie wirken einfach vom Grundton weg bis ganz nach oben saturierter und lebendiger und lassen dadurch vor allem das Finale nochmal deutlich mächtiger in den Raum hineinwallen. Bei der Bühnenabbildung kommen meine alten Kabel im Großen und Ganzen mit, müssen sich jedoch geschlagen geben, als es um die eindeutige Platzierung der Stimme in der Bühnenmitte geht. „Riverside“ von Agnes Obel (Philharmonics) zementiert die gewonnenen Einblicke: Auch hier werfen die Excelsior-Kabel das sehr hallig produzierte Stück deutlich satter und voller in den Hörraum und schaffen zugleich mehr Klarheit, mehr Eindeutigkeit vor allem im Refrain, in dem Agnes Obels Stimme dreifach in die Aufnahme gemischt ist.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset

Beim Showdown zwischen meinem Cardas Crosslink II und dem Excelsior Classique XLR 1 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Wieder zurück bei „Birds“, weisen mich beide Verbinder unmissverständlich auf die leichte Sibilanz in der Stimme hin, ohne sich jedoch übermäßig daran festzubeißen, wobei auch hier das Sommer-Kabel deutlich lebendigere Klangfarben zeigt. Im direkten Vergleich legt das Cardas eine leicht sandig-raue Textur an den Tag. Zudem fließt auch hier die Musik über das Excelsior lockerer in den Raum, und obwohl das Klanggeschehen dadurch insgesamt dichter wirkt, lassen sich die Positionen der einzelnen Instrumente ebenso wie feine Details eindeutiger ausmachen. Der Unterschied fällt nicht ganz so deutlich aus wie bei den Lautsprecherkabeln, dafür legen die Sommer Cables bei der Bühnentiefe nochmal ein Pfund nach.

Das Hauptthema der Excelsior-Serie lässt sich leicht zusammenfassen: Die Kabel erfüllen die Pflicht der Feinauflösung und präzisen Bühnenabbildung aus dem Handgelenk, um dann mit der Kür aus vollen Klangfarben mit reichen Obertonspektren erst richtig zu begeistern. Als Hörer bekomme ich durchaus das Mehr an Information, das ich mir erhoffe, am Ende ist die Musik über die Sommer Cables aber einfach so involvierend, dass ich auf all die kleinen Detail allenfalls noch am Rande achte.

Sommer Cable Excelsior Classique Kabelset

Info

Lautsprecherkabel Sommer Cable Excelsior Classique SPK 2
Konzept: Lautsprecherkabel mit Bananensteckern
Material/Aufbau: zwei Adernpaare aus je 225 0,15 mm² starken, sauerstoffreien Kupferlitzen, twinaxial verdrillt
Leiterquerschnitt: 2 x 4,0 mm2
Konfektionierung: 4-mm-Hohlkontaktbananenstecker mit Berylliumbeschichtung, verlötet; Längen ab 2 x 2,5 m
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab ca. 800 € (2 x 2,5 m)

NF-Kabel Sommer Cable Excelsior Classique XLR 1
Konzept: NF-Kabel, symmetrisch
Aufbau: 2 x 4 Adern aus je 102 0,05-mm²-Einzellitzen
Leiterquerschnitt: 2 x 4 x 0,2 mm2
Konfektionierung: Hicon-XLR-Steckverbinder mit vergoldeten Kontakten; Länge ab 0,5 m
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab ca. 480 € (0,5 m)

Kontakt

Sommer Cable GmbH
Humboldtstraße 32–36
75334 Straubenhardt
Telefon +49 7082 49133-0
info@sommercable.com
www.sommercable.com

Mitspieler

CD-Player: Ayon CD-3x, Audio Note CD 1.1x
Netzwerkplayer/DAC: Cambridge Audio CXN V2, Soulnote D-3
Vor-/Endstufen-Kombi: AVM Streaming DAC SD6/8, MA8.3 Monoblöcke
Vollverstärker: Aavik I-580
Lautsprecher: Børresen Z5 Cryo, AudiaZ Cadenza, DALI Epicon 6
Rack: Solidsteel, Creaktiv
Kabel: AudioQuest, Furutech, Straight Wire, Cardas, Denon

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.