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Soulnote Z-3

Soulnote Z-3

Konzentration auf den Klang

Soulnote Z-3

Normalerweise stellen uns Hersteller ihre Komponenten in den Hörraum und erklären, mit welchen Kniffen sie diese oder jene Technologie besonders gut gemeistert haben. Beim Soulnote Z-3 kehrt sich das Henne/Ei-Phänomen ausnahmsweise mal um: Mit Zero Link erschufen die Japaner einen derart potenten Übertragungsstandard, dass ein passender Streamer dafür konstruiert werden musste: Unterhalten wir uns über einen Inselbegabten, der alles richtiger macht, indem er es einfach lässt.

Soulnote Z-3

In aller Kürze:
Eine Quelle wie aus dem Bilderbuch: Die Soulnote Z-3 pflanzt digitalen Daten analogen Charme, Fluss und inneren Zusammenhang ein. Das vielleicht Beste, was Bits und Bytes momentan passieren kann!

Soulnote Z-3


Anders als sein bewusst reduzierter Streamer ist Hideki Kato ein detailvernarrtes Multitalent. Den Ingenieur als kompromisslosen Klangtüftler zu bezeichnen trifft die Sache und führt doch ein Stück an der vollen Wahrheit vorbei. Als der ehemalige Marantz-Entwickler kurz vor der diesjährigen HIGH END auf einen Kaffee in der Redaktion weilte, fragte ich ihn, ob er sich mit dem Gedanken umtreibe, seinen exquisiten SACD-Spieler und DAC S-3 mit einer Pegelsteuerung zu versehen – das wäre doch eine nette Dreingabe für Eigentümer von Aktivlautsprechern. Kato schien in einen grübelnden Standby herunterzufahren. Nach kurzer Pause wedelte er entschieden mit den Zeigefingern und entgegnete: „No, no, no!“ – das sei keine Option. Digitale Pegelsteuerungen taugten nichts (Stichwort: Auflösungsreduzierung), und eine analoge Steuerung bedeute verzerrende und somit klangmindernde Bauteile im Signalweg. Im Vorverstärker P-3 betreibe er enormen Aufwand, damit alles sauber über die Bühne gehe – das sei schon aus Platzgründen nicht in den Player übertragbar.

Soulnote Z-3
Built Like A Tank …

Der Konter überraschte mich nicht. Als bekennender Aktivist frage ich das beinahe jeden Entwickler, der mir vor die verbale Flinte läuft, und ich kenne die nachvollziehbaren Gegenargumente. Trotzdem ließ mich etwas an Katos Antwort stutzen: Aufgrund seiner Konditionierung hatte er zunächst Probleme, die Intention meiner Frage zu erfassen. Als Mastermind von Soulnote hat sich der sympathische Entwickler aufgeschwungen, die Vollendung des Begriffs „High End“ auf ein neues Niveau zu heben. Dieses Ziel verfolgt er derart akribisch, dass man eher von einem Dogma als von schnöder Kompromisslosigkeit sprechen sollte. Die Übergänge zwischen technischer Finesse und (Klang-)Philosophie sind bei ihm fließend. Und weil er als Entwickler der japanischen CSR-Gruppe nahezu grenzenlose Freiheit genießt und so etwas wie den buchhalterischen Rotstift nicht kennt, konstruiert er jedes Element seiner Preziosen bedingungslos bis ins Ziel. Warum also, dürfte er sich kurz gewundert haben, sollte man etwas derart Perfektes wie die exklusiven Komponenten seiner „Dreier-Familie“ durch unnötigen Ballast verunstalten wollen? Verübelt hat er mir die Frage derweil nicht: Er scheint solche Verfehlungen gewohnt zu sein …

Soulnote Z-3
… und mit feinsten Zutaten realisiert: Statt auf konventionelle Komponenten setzt Soulnote auf zahllose Kondensatoren und superbe Bauteile wie Silizium-Carbon-Gleichrichterdioden (unten). Die mögen für sich gesehen keine Magie sein, kosten aber pro Stück das Zehn- bis Zwanzigfache der Standardzutaten. Der mehrfach gewickelte leistungsstarke Ringkerntrafo (für einen Streamer eigentlich völlig überproportioniert) ist da noch eher „gewöhnlich“.

Soulnote Z-3

Um seine Vision höchster Klanggüte zu realisieren, musste sich Kato einen ganzen Katalog von Kniffen, Eigenheiten und Detaillösungen ausdenken, die nicht nur einzigartig sind, sondern sich in ihrer Ballung selbst von Branchenkennern kaum begreifen lassen. Jener Trick, der beim Z-3 die wohl zentrale Rolle spielt, ist die proprietäre Digitalschnittstelle Zero Link. „Zero“ steht in diesem Fall für die Wirkung der Übertragung auf das Signal: null! Formal handelt es sich um DVI-Stecker und -Strippen, wie man sie in den 2000ern für den Anschluss von PC-Monitoren verwendete. Kato nutzt die arretierbare Verbindung, weil die 24 plus 5 Pins viele Möglichkeiten bieten und weil die Bandbreite enorm ist. Außerdem hatten die Schöpfer des Standards von vornherein eine Belegung für die Taktübertragung vorgesehen.

Kato nutzt die Schnittstelle, um (analog zum I2S-Standard) einen direkten Draht zwischen Streamer und angeschlossenem DAC herzustellen – ohne Umweg von Prozessor zu Prozessor. Der Medienspieler des Z-3 rendert digitale Audiosignale aus dem Netzwerk direkt in die native Arbeitsauflösung des DAC-Chips (beim ES9038Pro des S-3 sind das 32 bit/768 kHz). So kann der ohne Up- und Oversampling arbeiten. Auf diese Weise unterbindet der Entwickler das gefürchtete Vor- und Nachschwingen des Wandlers und kann sich gleich auch das ebenfalls klangverändernde Digitalfilter sparen – drei bis vier Fliegen mit einer Klappe. Ein Nadelimpuls kommt so als gestochen scharfer Impuls aus dem Wandler. Da sämtliche Soulnote-Digitalisten den gleichen achtkanaligen ES9038Pro verwenden, kann der Z-3 diesen Kniff ohne zusätzliche Kommunikation bei allen potenziellen Spielpartnern anwenden.

Soulnote Z-3
Die Innenansicht offenbart die volle Logik des Netzwerkspielers: ein putzsauberes Layout mit klarer Trennung der Baugruppen. Die vielen Elkos sind genauso wie die weißen Stromleiter zwischen den Platinen – „brrrrrr…“ – federnd montiert und können Eigenschwingungen als Wärme an die Luft ableiten. Der eigentliche Streamer (bitte seien Sie jetzt nicht zu enttäuscht) steckt auf der kräftig grünen Platine rechts im Gehäuse.

Doch ehe wir noch tiefer in technische Details abtauchen, sollten wir darüber sprechen, was genau der Z-3 eigentlich ist. Das geht schnell, denn prinzipbedingt handelt es sich bei der „Bridge“ um nichts weiter als einen lupenreinen Medienspieler im ultramassiven 20-Kilo-Gehäuse. Der Streamer nimmt Daten aus dem Netzwerk oder via USB entgegen und bereitet sie mundgerecht für den D/A-Wandler auf – das wär’s auch schon. Das weitaus größte Feature des Z-3 liegt im Weglassen von allem Weiteren: Er besitzt keinen eigenen DAC, keine interne Clock, hat kein Web-Interface fürs tiefergreifende Setup, er kann sich nicht bei Streamingdiensten anmelden und so weiter. Gesteuert wird der „Network Transport“ wahlweise über eine beliebige DLNA-App, OpenHome, Diretta oder Roon, was während unserer knapp fünfwöchigen Testphase völlig problem- und absturzfrei funktionierte – auch dies ein Vorzug der Reduzierung. Und zu abgespeckt ist das Konzept am Ende auch nicht: Immerhin die wichtigsten HiFi-Dienste (etwa Qobuz und Tidal) lassen sich heute über viele der Remote-Schnittstellen einbinden.

Soulnote Z-3
Das rein digitale Anschlussfeld des Z-3 inklusive Zero Link (der DVI-Anschluss zur Rechten) und SFP-Opto-Netzwerk. Den beigelegten SFP-auf-LAN-Adapter haben wir plakativ stecken lassen – im Test kam ein echtes optisches Netzwerk zum Einsatz.

Der technisch bis zum Exzess ausgereizte Purismus hat einen triftigen Grund: Kato weiß, dass auch Prozessoren und elektronische Komponenten unter Stress leiden können. Indem er seinen Z-3 aufs Nötigste beschränkt, verschafft er dem Streamer eine Ruhe und Gelassenheit, die man auch hören kann – vollständige Konzentration auf den Klang. Allerdings führt die Reduktion zu einer Eigenheit, die man im Hinterkopf behalten muss: Ohne Fremdtaktung lässt sich der Streamer nicht mal einschalten. Als Taktgeneratoren stehen ihm im Soulnote-Portfolio der D-2 (via USB) sowie S-3 und D-3 (beide via Zero Link) zur Verfügung, wobei der D-3 (seinerseits ebenfalls ohne internen Taktgeber) auf die Hilfe der Referenz-Clock X-3 angewiesen ist.

Zur Seite steht dem verbauten Medienspieler eine ganze Phalanx technischer Raffinessen, die alle in dieselbe Richtung zielen: Resonanzkontrolle. Nahezu alle Bauteile des Streamers, Platinen, Innenverkabelung und Anschlüsse sind „schwimmend“ verbaut: Sie lassen sich bewegen und haben zumindest etwas Spiel. Auch im überdimensionierten Netzteil setzt sich diese Logik fort. Statt weniger hochkapazitiver Elkos verwendet Kato 70 kleine Elektrolytkondensatoren sowie 16 ultraflinke (und kostspielige) SiC(Silizium/Carbon)-Gleichrichterdioden Die geringe Masse und Beweglichkeit der Bauteile bewirkt, dass sie Schwingungen und Resonanzen effizient in Form von Wärme an die umgebende Luft abgeben können. Selbst der lockere Gehäusedeckel hat Anteil daran: Er verhindert eine Stauung, sorgt dafür, dass das Luftvolumen im Gehäuseinneren „beweglich“ genug ist, um selbst feinste Vibrationen der Bauteile aufnehmen zu können – der Z-3 atmet alles Störende einfach aus. Zusätzlich steht der bullige Streamer mit seinen nadelspitzen Spikes auf einem mitgelieferten Holzboard. Hebt man das an (wir haben das mit kleinen Spike-Untersetzern realisiert), beteiligt sich auch die Basis an der Resonanzverdauung.

Soulnote Z-3
Hier sehen Sie die ebenfalls schwingend aufgehängte Lüftung am ­Gehäuseboden und zwei der drei Spikeaufnahmen – aufgrund eines kostspieligen Fehlers beim Test des D-3 haben wir den Z-3 außerhalb des Hörraums sofort mit den mitgelieferten platten Rack-Schonern ausgestattet. Für die Spikes – so viel sei verraten – benötigt man einen Waffenschein.

Damit die ultrasaubere Signalaufbereitung nicht durch äußere Einflüsse gestört wird, setzt Kato auf einen optischen SFP-Netzwerkzugang. Der wirkt nicht nur als galvanischer Isolator zwischen Router, Switch und Z-3, sondern ermöglicht endlos lange Kabelstrecken ohne Verlust. Für den Fall, dass der Eigentümer des Streamers nicht einsehen will, dass eigens fürs Netzwerk ein Opto-Konverter anzuschaffen ist, legt Soulnote einen Steckeradapter in den Lieferumfang seiner Bridge – so ist zumindest für die elektrische Trennung gesorgt.

Hideki Kato

Soulnote Z-3

Eine Geschichte über Soulnote kann nicht ohne Geschichten über Hideki Kato funktionieren. Warum? Weil der ehemalige Marantz-Entwickler das Herz und die Seele von Soulnote ist. Dazu kam es gewissermaßen durch einen Zufall: Anfang der 2000er Jahre wurde Kato von der CSR-Gruppe für die Entwicklung professioneller Audiokonzepte (etwa Walkie-Talkies) und – bitte anschnallen – von Karaokesystemen angeworben. Parallel zu seiner erfolgreichen Tätigkeit durfte er die Infrastruktur von CSR für seine – zunächst eher hobbyistischen – HiFi-Knobeleien verwenden. Genau hier liegt ein Schlüssel fürs Verständnis von Ausgereiftheit und Eigenwilligkeit der Soulnote-Elektronik: Deren grundlegende Konzepte entstanden außerhalb der „Überwachungszone“ eines Produktmanagements, und die Buchhaltung von CSR dürfte die Tragweite von Katos Entwicklungen erst begriffen haben, als die ersten Demoanlagen spielten.

Soulnote Z-3

Woher wir das alles wissen? Anfang Juli hatten wir Gelegenheit, die Heimstätten von Soulnote zu besuchen: Zunächst die Hightech-Produktionsstätte im Norden Japans und kurz darauf die Entwicklung im nahe bei Yokohama gelegenen Sagamihara. Da unsere Erlebnisse den Rahmen dieses Artikels sprengen würden, haben wir sie in einen umfangreichen, separaten Artikel ausgelagert. Das Lesevergnügen kann also hier nahtlos weitergehen.


Die Soulnote-Rezeptur liegt damit auf der Hand: Man reduziere die Funktionen der jeweiligen Komponente aufs absolut Erforderliche und führe diese Schaltungen in aller technischen Ausgereiftheit und Perfektion aus. Damit klärt sich auch schon die Frage, was man mit einem derart reduzierten Streamer überhaupt anfangen soll: Musik hören, was sonst …!

Soulnote Z-3

Und damit kommen wir zum kniffligsten Teil der Gerätevorstellung – dem Klang des Z-3. Um es nicht unnötig spannend zu machen: Der Streamer hat uns schlicht die Lampen ausgeblasen. Falls es jemals eine klangliche Entsprechung der Begriffe „Ruhe“ und „Gelassenheit“ gegeben hat, dann mag sie in dem Moment liegen, als ich erstmals Koyaanisqatsi von Philip Glass’ gleichnamigem Soundtrack von unserem Server gestreamt habe – in schnöden 16/44. Das Gespann aus Z-3 und S-3 flutete den Raum mit einem bedrohlich grummelnden Chor. Die allmählich anschwellenden Streicher und Flächen offenbaren eine weitere Qualität vieler Soulnote-Maschinen: Sie entfalten sich schier grenzenlos in die Tiefe des Raums, fächern sich auf und nehmen eine endlose, gleichwohl scharf umrissene und definierte Bühne ein. Das macht exquisit eingefangene Club- oder Livekonzerte zu einer der zentralen Domänen der japanischen Elektroniken. Das Streaming-Gespann spielt mit feinster Dynamik „vor rabenschwarzem Hintergrund“, wie es mancher Kollege formulieren würde.

Soulnote Z-3

Im Begriff „Gespann“ steckt dann aber auch gleich das angekündigte „knifflige“ Element. Da Z-3 und S-3 in unserem Hörraum eine Zwangsehe eingingen, vermag ich nicht zu sagen, wie sich die Einzelleistungen der beiden Protagonisten exakt gliedern und einordnen lassen. Doch da wir auch schon den großen D/A-Wandler D-3 bei seiner herausragenden Arbeit erleben durften, lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte: Auch hier dürfte sich der der Z-3 als einer der Besten seiner Gattung bewähren.

Soulnote Z-3

Info

Streamer Soulnote Z-3

Konzept: ultrapuristische Netzwerk-Bridge
Signaleingänge: SPF (optisches Netzwerk), USB
Ausgänge: Zero Link, USB
Unterstützte PCM-Formate: AIFF, WAV, FLAC, Apple Lossless, MP3, AAC (max. 32 bit/768 kHz)
Unterstützte Formate (DSD): dsf, diff (max. 22,6 MHz)
Leistungsaufnahme: ca. 30 W
Zubehör: Spike Board, Spikes, Zero-Link-Kabel, Netzkabel
Ausführungen: Silber, Schwarz
Maße (B/H/T): 45/17/39 cm
Gewicht: 20 kg
Garantiezeit: 3 Jahre nach Registrierung
Preis: um 12 990 €

Kontakt

IAD GmbH

Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Telefon +49 2161 6178313
info@iad-gmbh.de

www.soulnote.audio

www.iad-audio.de

Mitspieler

Digitalquellen: Lumin X1, Silent Angel Munich M1, Audiodata MusikServer MS II, Audio Note CD 5.1x
D/A-Wandler/Vorverstärker: Aavik D-580, Auralic Altair
(End-)Verstärker: Luxman M-10X, Burmester 216
Lautsprecher: Piega MLS 2 Gen2, Wilson Audio Sasha DAW, Lyravox Karlsson (Aktivlautsprecher inkl. DAC), DALI Epicon 6
Kabel, Zubehör: AudioQuest, ViaBlue, in-akustik
Rack: Finite Elemente, Solidsteel

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