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AudioQuest Dragonfly Red und Dragonfly Black

Test AudioQuest DragonFly Red / DragonFly Black

AudioQuest DragonFly Red / DragonFly Black – Einstöpseln und Abheben

Oh, AudioQuest haben die Produktion ihres famosen USB-DAC DragonFly eingestellt. Ah, mit DragonFly Black und DragonFly Red haben sie gleich zwei schnittige Nachfolger für den audiophilen Überflieger am Start.

AudioQuest Dragonfly Red und Dragonfly Black - Vom DragonFly V1.2 sind DragonFly Black und DragonFly Red äußerlich nur an der Lackierung beziehungsweise den goldfarbenen Steckern zu unterscheiden.Als AudioQuest 2012 der HiFi-Gemeinde den DragonFly V1.2 präsentierte, gelang den Amerikanern eine kleine Sensation: So viel Klangkompetenz hätte niemand einem DAC mit integriertem Kopfhörerverstärker im USB-Stick-Format zugetraut. Jeder Rechner ließ sich mit der Libelle zum Einstöpseln klanglich aufrüsten, der Musikliebhaber konnte aufsitzen und in Richtung HiFi-Himmel abheben. Vier Jahre sind seitdem ins Land gegangen, die AudioQuest-Entwickler waren fleißig und haben mit den Modellen DragonFly Black und DragonFly Red gleich zwei Nachfolgemodelle der Erst-Libelle vorgestellt. Äußerlich sind die mattschwarze und die metallicrote Libelle vom Vorgängermodell kaum zu unterscheiden, das klangentscheidende Innenleben wurde aber gründlich überarbeitet, beide USB-DACs sind jetzt auch mit Smartphones und Tablets betreibbar. Der leichtgepäckige Unterwegsohrenschmaus ist zudem kostengünstiger geworden: Schlug die Ur-Libelle noch mit 250 Euro zu Buche, ist der DragonFly Black für knapp 100, der DragonFly Red für rund 200 Euro im Angebot.

AudioQuest nimmt seine Arbeit ernst und setzt konsequent auf hochwertige Komponenten, die nach den Regeln der Hochfrequenztechnik verbaut werden: Schon der DragonFly V1.2 war mit einem Top-Wandlerchip, dem ESS-Sabre-24-Bit-Chip 9023 ausgestattet. Für die neuen Modelle haben die Entwickler mächtiges Chip-Tuning betrieben und aktuelle ESS-Sabre-32-Bit-Chips verwendet: Im günstigeren schwarzen werkelt der ESS 9010, der dank verbesserter Wandlerlinearität und einem minimalphasigen Digitalfilter Nullen und Einsen zu hörbar detaillierterem Klang übersetzen soll. Im Red besorgt die D/A-Wandlung der ESS 9016, der noch präziser arbeiten und für naturnähere Details bei höchster Dynamik und geringstem Rauschen sorgen soll.
Auch in puncto Kopfhörerverstärker gibt es wesentliche Unterschiede: Während der DragonFly Black vom Vorgänger den Kopfhörerverstärker mit analoger Lautstärkeregelung geerbt hat, verfügt der DragonFly Red über einen ESS-Kopfhörerverstärker, der in den DAC-Chip 9016 integriert ist. Es handelt sich dabei um den neuesten ESS-HPA, der mit einer digitalen Lautstärkekontrolle ausgestattet ist. Dank „bit-perfekter“ Volumenkontrolle sei – ein Verdienst der 32-Bit-Wandlerarchitektur mit einer Maximaldynamik von 192 dB – die Dynamik nicht hörbar eingeschränkt.
Obschon sich die Experten noch immer uneins sind, ob die digitale der analogen Lautstärkeregelung tatsächlich vorzuziehen ist, hat sie unbestreitbare Vorteile. So sind bei sorgfältiger Umsetzung Kanalungleichheiten und Übersprechen ausgeschlossen. Einen eigenen Lautstärkeregler haben die Libellen indes nicht. Sowohl die analoge Lautstärkeregelung des Black als auch die digitale des Red wird vom Host-Rechner – PC, Smartphone oder Tablet – angesprochen und gewissermaßen ferngesteuert.

Gestraffte Flügel

Apropos Smartphone/Tablet: Im Ur-DragonFly war mit dem Texas Instruments TAS1020B von 2002 einer der ersten guten USB-Controller-Chips für Audio-Anwendungen am Regelwerk. Der auch nach heutigen Maßstäben leistungsfähige Mikrocontroller hat aber einen Nachteil: Er ist recht energiehungrig und saugt die Batterie eines Mobil-Rechnerleins in gefühltem Nullkommanix aus. Deswegen hat AudioQuest den beiden Neuen einen Mikrocontroller von Arizona Microchip Technology spendiert. Der verringere die Leistungsaufnahme um beeindruckende 77 Prozent – der Betrieb an Smartphone oder Tablet ist problemlos möglich. Weiter bietet der Chip namens PIC32MX noch den Vorteil der Upgrade-Option via Software vom Rechner aus. Eine entsprechende Anwendung, die zum kostenfreien Download bereitstehen wird, ist in Vorbereitung.

Der DragonFly Black gibt lediglich 1,2 Volt aus (der Vorgänger immerhin 1,8), gleichwohl reiche, so AudioQuest, seine Leistung locker, um alle Vorverstärker-Schaltungen sowie niederohmige, also „laute bis mittellaute“ Kopfhörer anzutreiben. Der neue DragonFly arbeitet tatsächlich effizienter als der alte – einmal mehr das Verdienst des besseren DAC-Chips und des neuen Mikrocontrollers. Und der in Metallic-Rot übertrifft beide Schwarzen noch: Mit seiner höheren Ausgangsspannung von 2,1 Volt ist er ein richtiges Kraftriegelchen und arbeitet deswegen auch gern mit hochimpedanten Kopfhörern zusammen.
Obschon die ESS-Wandler-Chips der neuen Libellen PCM-Signale mit einer Auflösung von maximal 32 bit/384 kHz und DSD-Dateien bis 11,2 MHz verarbeiten können, haben sich die AudioQuest-Entwickler für eine Abtastraten-Obergrenze von 96 kHz entschieden. Somit arbeiteten die DragonFlys mit generischen Treibern, eine Installation proprietärer Treiber ist nicht vonnöten. Das Libellen-Symbol informiert über die aktuelle Abtastrate: Grün glimmt es bei 44,1, blau bei 48, orange beziehungsweise magenta bei 88,2 und 96 Kilohertz – hier wird also unkomplizierter Betrieb für Jedermann mit praxisgerechter Minimal-Information ganz groß geschrieben. Folgerichtig bedarf es nicht einmal der guten Bedienungsanleitung, um sich mit den winzigen Wandlern ins Vergnügen zu stürzen.

Hoher Spaßfaktor

Der Spaßfaktor ist mit diesen putzigen Wandlern wirklich sehr hoch. Das Motto „Einstöpseln und Abheben“ hat AudioQuest mit Black und Red nicht nur beibehalten, sondern sogar noch überzeugender umgesetzt. Beim ersten Testlauf am MacBook Pro mit dem audiophilen Softwareplayer Audirvana Plus können beide Libellen vom Start weg überzeugen. Die Steuerung der Lautstärke vom virtuellen Audirvana-Cockpit aus gelingt mit den Neuen (anders als mit dem Vorgänger) schlicht perfekt. Jetzt bleibt die Lautstärkeregelung über das Betriebssystem, die an den Dateien selbst herumpfuscht, außen vor. Der rechneraffine Audiophile atmet auf und richtet die gespitzten Ohren auf den Libellen-Klang aus. Bereits der außerordentlich günstige Black macht mächtig Eindruck und wandelt detailreich mit guter Dynamik. Pink Floyds Meisterwerk Wish You Were Here im FLAC-Format mit 24 bit/96 kHz Auflösung, zunächst über den AKG K702 Studio genossen, fesselt schon mit den ausufernden Synthesizer-Flächen von „Shine On You Crazy Diamond“. Wenn Dave Gilmore dann seine einzigartigen E-Gitarren-Melodien serviert, ist ohrenfällig: Die schwarze Libelle bietet verblüffend viel Klangtuning fürs Geld. Auch der direkte Anschluss an meinen Monitoring-Controller von SPL mit fixem Line-Out-Pegel (Audirvana-Einstellung 0 dB) fürs Hören über die Aktivmonitore von ME Geithain überzeugt die Testerohren, und die Pink-Floyd-Beschallung endet erst nach einer guten Dreiviertelstunde. Alles bestens also.
Alles bestens? Zumindest bis der Red herandarf. Denn: Der teurere DragonFly spielt definitiv in einer höheren Klasse. Im direkten Vergleich erscheint das Klangbild nochmals erheblich feinkörniger und kommt ohne die minimale Präsenzanhebung des Schwarzen aus. Der DragonFly Red tönt, obschon äußerst detailfreudig, sogar angenehm rund in den Höhen, was Dave Gilmores Stratocaster den so charakteristischen Höhenschmelz zurückgibt. Auch das filigrane Klavierspiel und das fett-volltönende Chor-Arrangement bei der Ballade „Here’s That Rainy Day“ (The Oscar Peterson Trio & The Singers Unlimited: In Tune) klingt größer, runder – eben wie das bekannte, hochgeschätzte Ohrenbalsam.
Die Ur-Libelle, die etwas runder und weniger trennscharf tönt, wird von der rotgoldenen mühelos überflügelt. AudioQuests Miniwandler spielt sich sogar in Hörweite zum High-End-Wandler Mytek Digital Stereo192-DSD DAC, dessen herausragende Signaltreue und Präzision – etwa bei den Bässen – er zwar nicht ganz erreicht, aber bitte: Wir müssen dann auch über den fünffachen Preis reden!
Dafür eignet sich die metallischrot glänzende Libelle vorzüglich fürs Mobilgerät: Mittels USB-On-The-Go-Adapter und AudioQuest JitterBug als klangstärkendem Zwischenglied mit dem Smartphone verbunden, spielt sie mit einer solchen Power auf, dass auch hochohmige oder wirkungsgradschwache Kopfhörer am Taschentelefon schallwandeln dürfen – und wie! Der DragonFly Black ist zwar ein wenig leistungsschwächer, aber ebenfalls Smartphone-kompatibel. Daher: Wer einen wirklich guten und kostengünstigen USB-Wandler/Kopfhörerverstärker sucht, wird hier fündig. Wer darüber hinaus tiefergehende audiophile Ansprüche hegt, hebt mit der rotgoldenen Libelle, einer wahren Überfliegerin, richtig ab!

AudioQuest Dragonfly Red und Dragonfly Black

 

USB-D/A-Wandler
AudioQuest DragonFly Black / DragonFly Red

Eingänge digital: 1 x USB
Betriebssysteme: Windows 7,8,10; Mac OS-X, Apple iOs 5 oder neuer, Android
Kompatible Formate: PCM bis 24 bit, Abtastraten 44,1/48/88,2/96 kHz
Ausgänge analog: 1 x 3,5-mm-Klinke
Ausgangsleistung: 1,2 V (Black) / 2,1 V (Red)
Lautstärkeregelung: analog (Black) / 64-stufig digital (Red)
Besonderheiten: AMT PIC32MX Micro-Controller, ESS-Sabre-32-bit-Chips: ESS 9010 (Black) / ESS 9016 (Red)
Ausführung: Metallgehäuse mit vergoldetem Stecker, Mattschwarz gummiert (Black) / Rot metallic lackiert (Red)
Maße (B/H/T): 19/12/62 mm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 99 € (Black) / 199 € (Red)

 

AudioQuest, The Quest Group B.V.
Hoge Bergen 10
4704 RH Roosendaal
Niederlande
Telefon +31 165 541404

www.AudioQuest.de

 

 

Mitspieler:
Rechner: Apple MacBook Pro
Playersoftware: Audirvana Plus
Kopfhörer: AKG K702 Studio, AudioQuest NightHawk
DAC: Mytek Digital Stereo192-DSD DAC
Controller: SPL MTC 2381
Aktivmonitore: Geithain RL 906
Zubehör: Vovox Sonorus, AudioQuest Evergreen, AudioQuest JitterBug

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.