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Tannoy Prestige Turnberry GR Limited Edition Alnico

Test Tannoy Turnberry GR Limited Edition Alnico Lautsprecher

Tannoy Turnberry GR Limited Edition – Eure Lordschaft belieben zu swingen

Um der Tannoy standesgemäß zuzuprosten, brauchen Sie weder Personal noch Kaminzimmer. Es genügt die Lust an guter Musik. Und ein bisschen Kleingeld.

Tannoy war, ist und bleibt ein Phänomen. Neben etlichen „zeitgemäßen“ Lautsprechern leistet sich das Unternehmen eine komplette Produktlinie, die so was von gediegen und einhundertprozentig britisch aussieht, dass alle in der Wolle gefärbten Anglophilen vor Vergnügen quietschen (aber dezent, bitte; alles andere wäre unschicklich). Diese Produktlinie heißt „Prestige“, ist ausschließlich mit Walnussgehäusen im Landhausstil lieferbar und wird angeführt vom Modell Westminster, einem aristokratisch wirkenden Schallmöbel, dessen Eckdaten an einen begehbaren Tresor erinnern. Ein Freund von mir besitzt ein Pärchen davon und bedauert gelegentlich, nicht gleich ein mittelgroßes Palais dazugekauft zu haben …
Er hätte die Sache auch anders angehen können. Etwa so wie Jochen Reinecke, der in FIDELITY Nr. 12 (Ausgabe 2/2014) über die Tannoy Turnberry GR berichtete, ein sehr viel kompakteres Modell der Prestige-Serie. Bereits nach dem ersten Kennenlernen wollte der Kollege die propere Turnberry nicht mehr gehen lassen; er hat sie kurz darauf gekauft. Trotz der polarisierenden Optik hat seine Entscheidung nichts mit überzogener Britishness oder gar Standesdünkel zu tun; die Gemeinsamkeiten des Kollegen mit Britanniens Landadel beschränken sich auf das gelegentliche Tragen von Barbour-Jacken und einen unterhaltsamen Hang zur Selbstironie. Ausschlaggebend war vielmehr, dass auch die Turnberry aus der Prestige-Serie sehr viel mehr kann, als nur im Kaminzimmer eine ordentliche Figur abzugeben: Sie macht richtig gut Musik, und zwar audiophil, anglophil und musikophil gleichermaßen. Die Turnberry GR ist aus klanglicher Sicht eine uneingeschränkte Empfehlung.

Die Turnberry GR Limited Edition (kurz: LE), um die es hier gehen soll, kann all das natürlich auch. Mehr noch: Die LE ist die stimmstärkere Zwillingsschwester der „normalen“ Turnberry, sie übertrifft deren musikalischen Talente sogar mit verblüffender Leichtigkeit. Woher ich das weiß? Nun, erst kürzlich war ich bei Lord Reinecke zu Besuch, habe dort seine Turnberry gehört und ihm nachträglich noch einmal zum Erwerb gratuliert. Doch in den darauffolgenden Wochen spielt die Limited Edition (weltweit sind 150 Paare verfügbar) in meinem Zuhause, im Hörraum der Redaktion und in einem Anfall von Begeisterung auch ein Wochenende vor meinem Schreibtisch – und zwar so viel lockerer, präsenter, zugleich kräftiger und damit einfach besser, dass ich immer wieder „bass erstaunt“ bin, wie man so schön sagt.
Die Unterschiede zwischen der auch weiterhin angebotenen normalen Turnberry und der LE-Version sind nicht nur hör-, sondern auch sichtbar. Kleine, aber markante Details fallen dem Kenner auf. So ist etwa auf der Rückseite ein dickes graviertes Messingschild angebracht, das nicht nur den vollen Namen des Sondermodells nennt, sondern auch auf den extrafeinen Koaxialtreiber auf der Front hinweist. Wer nun einen Blick auf den „Tannoy Dual Concentric Driver with Alnico Magnet System“ werfen will, stößt zuvor noch auf die herrlich old-school-mäßige Frontabdeckung, die übrigens auch ein graviertes Namensschildchen überm extrafeinen Zwirn trägt. Das Panel unterstreicht den Möbeleindruck der Turnberry zwar noch, sollte zum ernsthaften Hören jedoch abgenommen werden. Das erledigt der Butler im Handumdrehen oder, falls das Personal wieder mal einen freien Abend hat, auch Eure Lordschaft himself.
Die Schallwand ist umrahmt von seitlich teils geschlitzten Massivholzleisten, die wiederum Teil der Bassreflexabstimmung („Distributed Port System“) sind. Unten auf der offenherzigen Front erlaubt ein güldenes Steckfeld, den Hochtonpegel des Zweiwege-Treibers an Raumakustik und/oder persönlichen Geschmack anzupassen. Für eine Anhebung muss die griffige Rändelschraube übrigens nach links versetzt werden, für eine Absenkung nach rechts. Das verstehe, wer will, aber auf der Insel wird ja auch links gefahren und warmes Bier getrunken. Nach ein paar Probeläufen an diversen Verstärkern und in unterschiedlichen Räumen bleibt die handfeste Hochtonwaage in der Nullstellung. Weitere Schraubereien verkneife ich mir übrigens auch an ganz anderer Stelle: In die Buchsen des Standrahmens lassen sich mitgelieferte Möbelfüße, ja sogar diese neumodischen Spikes eindrehen. Aber wie sieht das denn aus: ein Möbel auf Spikes? No, Sir, I’d rather not. Ich bleibe also (die meiste Zeit) bei den serienmäßig montierten unsichtbaren Möbelgleitern.
Damit zurück zu Tannoys berühmtem Koaxialchassis. Die Schotten fertigen ihre Dual-Concentric-Treiber in verschiedenen Größen und in unterschiedlichen Eskalationsstufen. In der Turnberry LE ist ein besonders edler und standhafter Zehnzöller verbaut, der direkt aus dem nächstgrößeren (und deutlich teureren) Modell Kensington GR stammt. Während der Hochtonzweig der normalen Turnberry einen 33-mm-Hochtöner mit „Tulip Waveguide“ besitzt, kommt hier ein 52-Millimeter-Exemplar mit „PepperPot Waveguide“ als phasenkorrigierende Einheit für das Horn zum Einsatz. Entscheidender jedoch als alle fotogenen Feinheiten im Zentrum des Koaxialtreibers ist das, was technisch im Inneren der LE steckt. Etwa der besonders kräftige und spielfreudige „Alcomax3“-Antrieb oder die jeweils zwei Zoll durchmessenden, überaus standfesten Schwingspulen der beiden Treiber. Der Tieftöner ist darüber hinaus mit einer speziell behandelten Pappmembran und doppelter Textil-Sicke ausgestattet, während hinter dem vergoldeten „Pfefferstreuer“ eine Aluminium-Magnesium-Kalotte mit Mylar-Sicke steckt. Die Frequenzweiche der LE, so Tannoy, wurde selbstverständlich auf das Zusammenspiel des besseren Treibers mit dem Turnberry-Gehäuse angepasst und mit etlichen Edelteilen bestückt.
All diese Verbesserungen sorgen nicht nur für einen deutlich besseren Klang, sondern auch für einen nicht ganz unerheblichen Preisunterschied zur Normalversion. Die Turnberry GR LE liegt ziemlich genau zwischen Turnberry GR und Kensington GR. Nun ist ein rund fünfstelliger Eurobetrag mitunter auch für einen HiFi-begeisterten Lord kein Pappenstiel. Doch der Preis ist definitiv gerechtfertigt, wenn er seiner Turnberry GR LE adäquate Zuspieler zur Seite stellt. Hierbei ist insbesondere die Wahl des Verstärkers entscheidend, schottischer Geiz wäre fehl am Platz. Was echte abrufbare Leistung betrifft, kennt die Turnberry ein Zuviel praktisch nicht. Denn trotz ihres nominell sehr guten Wirkungsgrads (offizielle 93 dB) weiß auch diese Tannoy stabile, gern auch „strenge“ Power und Kontrolle sehr zu schätzen.

Für einen ersten Eindruck probehalber angeschlossene 20-Watt-Röhrenmonos von Silvercore bringen die LE schon sehr vielversprechend auf Trab. Sofort begeisternd ist diese herrlich klar fokussierte Definition von Instrumenten und Stimmen in allen drei Dimensionen, zu der wohl nur ein ordentlicher Koaxtreiber fähig ist. Zum anderen spielt schon diese Kombination derart körperhaft und griffig, dass insbesondere der wunderbar runde und federnde Bass zum zarten, aber auch nachdrücklichen Mitswingen anregt. Auch dem damit regelmäßig aufkeimenden Wunsch, immer noch ein bisschen lauter zu machen, folgen die Röhren bis ans Limit ohne Murren. Bei wirklich ernsthaften Pegelwünschen jedoch, etwa wenn Eure Lordschaft zum gepflegten Abrocken aufgelegt ist oder schwere Klassikwerke mit annähernd Originalpegel zu genießen gedenkt, sind dann doch größere Geschütze empfehlenswert.
Sehr gute Erfahrungen mache ich mit Röhren- oder Hybridverstärkern, deren Leistungsangaben wenigstens annähernd dreistellig beziffert sind. Geradezu optimal sind noch deutlich kräftigere (Transistor-)Amps, die mit ordentlich Nachdruck und Verve zur Sache gehen. Die Turnberry hält stramme Power jedenfalls locker aus und läuft damit auch gern zu weiteren Hochleistungen auf, die Unbedarfte angesichts ihrer zwar stattlichen, aber noch lange nicht monströsen Abmessungen sicher nicht erwarten würden.
Überhaupt gerät mit einer gelungenen Kombination das Ausloten aller Möglichkeiten zu einem Riesenvergnügen. Mitunter kann es sogar sein, dass man dabei den schmalen Pfad der High-End-Tugend verlässt. Und wissen Sie was? Das macht rein gar nix! Denn die Turnberry GR LE vermittelt lustvoll ein paar Dinge, die in der humorlosen Welt des kritischen (oder gar analytischen) Hörens gern mal verloren gehen: einen direkten Draht zur Musik zum Beispiel, das direkte Eintauchen in die Musik, einfach mal Fünfe gerade sein lassen. Die Turnberry besitzt ein wirklich bemerkenswertes Talent zur Verführung, der ich mich nur allzu gerne hingebe.
Die Turnberry LE stellt womöglich nicht das allerletzte Wörtchen in puncto atmosphärischer Feinstauflösung für Fledermausohren dar und gibt sich beim allertiefsten Register einer Riesenorgel eher sportiv statt erschütternd fundamental. Na und? Das ist alles überhaupt kein Thema mehr, sobald die Musik spielt. So einfach ist das. Was mir insbesondere an der LE-Version herausragend gut gefällt: dieser sagenhaft griffige, stabile und lebendige, körperhaft „echte“ Bass, den ich bisher noch von keiner schlanken High-End-Säule jemals so überzeugend gehört habe. Hinzu kommt die gelungene, alles andere als euphonische Abstimmung des Koaxialsystems. Damit erzeugt die LE ein Klangbild, das sich dank phänomenaler Basslagen bestens „geerdet“ in alle drei Dimensionen des (gern auch virtuell erzeugten) Raumes ausdehnt. Das scheint mir tatsächlich die zentrale und herausragende Eigenschaft der Turnberry GR LE zu sein: Ich fühle mich mit der Klartext-Schottin rundum wohl – weil sie Musik vermittelt, nicht Hi-Fi.

 

Tannoy Prestige Turnberry GR Limited Edition

Funktionsprinzip: 2-Wege-Standlautsprecher, Koaxialsystem, Bassreflex
Wirkungsgrad: 93 dB
Nennimpedanz: 8 Ω
Bestückung: Koaxialtreiber mit Alnico-Magnetantrieb („Alcomax3“), 25-cm-Tieftöner mit beschichteter Pappmembran und Textil-Doppelsicke, 52-mm-Hochtonkalotte mit Alu-Magnesium-Membran und Mylar-Sicke, „PepperPot Waveguide“ und Edelstahlhorn
Besonderheiten: Doppel-Terminal mit zusätzlicher Erdungsklemme, Anpassung des Hochtonbereichs (0/±1,5/±3 dB) per Rändelschraube; Holzwachs, Möbelfüße und Spikes im Lieferumfang; limitiert auf 150 Paare
Ausführung: Walnussholz
Maße (B/H/T): 45,6/95/36,6 cm
Gewicht: 34 kg
Garantiezeit: 6 Jahre
Paarpreis: 10 500 €

 

TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Str. 39
83229 Aschau
Telefon 08052 9573273

www.tad-audiovertrieb.de

 

Mitspieler:

Plattenspieler: Audio Note TT-2, Clearaudio Innovation, EnVogue Astra
Tonarme: Audio Note Arm 2, Clearaudio TT-II und Universal, Nottingham Analogue AnnaArm 12“
Tonabnehmer: Audio Note IQ3, Clearaudio DaVinci und Concept MC, EMT JSD S-75
MC-Übertrager: Audio Note S2
Phonoverstärker: Clearaudio Absolute Phono, Pro-Ject Phono Box RS, Synthesis Roma 79DC
Digitalplayer: Audio Note CDT-3/DAC 3, Ayon CD3sx, T+A PDP 3000 HV
Vorverstärker: Audia Flight StrumentoNo.1, Esoteric Grandioso C1, Shindo Monbrison, Valvet Soulshine
Endverstärker: Audia Flight Strumento No.8, Bryston B4SST und B14SST, Esoteric Grandioso S1, QUAD II, Silvercore TB3/1000, Valvet A4
Vollverstärker: Avantgarde Acoustic XA INT
Kabel: A23, Audio Note, Axmann, HMS, MFE, Refine Audio, Silvercore, Vovox
Stromversorgung: IsoTek Aquarius EVO3
Zubehör, Stellfächen, Möbel: Subbase, Acoustic Systems, Harmonix, Biophotone, LignoLab TT100 und „Die Bank“

 

Sämtliche Messungen zur Tannoy Turnberry GR Limited Edition Alnico, finden Sie hier:

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.