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Uriah Heep Magician's Birthday

Uriah Heep: The Magician’s Birthday

Forever Young – 50 Jahre Album-Klassiker – Uriah Heep: The Magician’s Birthday

Kaum eine Hardrock-Band musste so vernichtende Urteile der Fachpresse einstecken wie Uriah Heep. Häufig wurden ihre Songs als „Klischee-Rock“ oder „Party-Rock“ abgetan. Vor allem der Rolling Stone schoss sich auf sie ein – nach dem Motto: Entweder man mag Musik oder man mag Uriah Heep. Doch die Kritiker konnten dem Erfolg der Band nichts anhaben. 1972 lief es sogar ganz hervorragend für die fünf Briten. Die Besetzung schien endlich stabil zu sein, das aktuelle Album Demons And Wizards kam an, und die Gruppe war das ganze Jahr auf Tournee. Im Mai und April spielte man mehr als 20 Konzerte in Deutschland, von Ende Juni bis Anfang August tourte die Band quer durch die USA – und ab 13. Oktober waren sie schon wieder drüben, bis Weihnachten. Dazwischen gab es noch etliche Auftritte in der britischen Heimat.

Ihr Produzent Gerry Bron fand, man müsse die Gunst der Stunde nutzen und gleich noch ein weiteres Album aufnehmen. Nicht einmal sechs Monate nach Demons And Wizards erschien also The Magician’s Birthday – rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 1972. Natürlich war es ein Schnellschuss, die Konzerttermine ließen wenig Raum. Uriah Heep machten einfach da weiter, wo sie mit dem Vorgängeralbum aufgehört hatten – bei Hexern, Dämonen, Zauberern. Sogar das Plattencover von Roger Dean sieht aus wie eine Fortsetzung von Demons And Wizards.

Weil für ein richtiges Konzeptalbum die Zeit fehlte, flossen verschiedene, gegensätzliche Ideen in den Titelsong, der dadurch zu einem echten Prog-Longtrack wurde – ein „erschütterndes, albtraumhaftes Monumentalwerk“ (Martin Popoff) von zehn Minuten Länge. Die lustigste Episode darin ist das schräge Geburtstagslied für den Zauberer – mit dem seltsamen Gesang (in resonierende Klaviersaiten hinein), einem Kazoo-Solo (vom Schlagzeuger Lee Kerslake) und einem Falsett-Chor. Die Band hatte Spaß am Experimentieren – wenn man keine fertigen Stücke hat, ist spontane Kreativität gefragt. Das Zentrum des Titelsongs bildet ein vierminütiges (!), hart und virtuos improvisiertes Duo von Gitarre und Schlagzeug: „Es entstand in einem einzigen Versuch nach einem kurzen Besuch im Pub“ (Mick Box). Immer wieder hineingeblendet wird dabei ein psychedelisch-dämonisches Klanggemälde der Keyboards. Auch die Blenden und der Wechselgesang zwischen Gut und Böse (am Ende des Stücks) sind Ideen, die auf dem Vorgängeralbum zumindest erprobt worden waren (dort im Schlusstitel „The Spell“).

Uriah Heep Magician's Birthday

Fakten

Aufnahme: September und Oktober 1972

Veröffentlichung: 1. November 1972

Label: Bronze/Island

Produktion: Gerry Bron

 

Titel:

  1. Sunrise 4:04
  2. Spider Woman 2:25
  3. Blind Eye 3:33
  4. Echoes In The Dark 4:48
  5. Rain 4:00
  6. Sweet Lorraine 4:13
  7. Tales 4:09
  8. The Magician’s Birthday 10:21

 

Musiker:

David Byron, Gesang

Mick Box, Gitarren

Ken Hensley, Keyboards und Gitarren

Gary Thain, Bass

Lee Kerslake, Schlagzeug

  • „Sunrise“ ist der klassische Opener, eine echte Crescendo-Nummer – in diesem Stück geht wirklich die Sonne auf. Schon der sparsame Anfang – Orgel, Basstrommel, Hi-Hat – ist voller Spannung. „Sunrise“ wurde auch zum Eröffnungsstück der Konzerte und blieb jahrzehntelang im Liveprogramm der Band.
  • Der instrumentalen Vielseitigkeit von Ken Hensley (1945–2020) verdankten Uriah Heep ihren abwechslungsreichen Sound. Alternativ zur Orgel („Sunrise“) wechselt Hensley auch auf die zweite Gitarre, und zwar elektrisch wie akustisch („Spider Woman“, „Blind Eye“, „Tales“). Man hört ihn außerdem am Klavier („Echoes In The Dark“, „Rain“), am Moog-Synthesizer („Echoes In The Dark“, „Sweet Lorraine“) und sogar am Vibrafon („Rain“).
  • Eine wunderbare Balladenstrecke (als Abschluss der ersten Plattenseite) bilden die drei aufeinanderfolgenden Stücke „Blind Eye“, „Echoes In The Dark“ und „Rain“ – jedes leiser und langsamer als das vorige. Ken Hensley schrieb damals schlichte, schöne Melodien wie am Fließband.
  • Während Hensley für das Album die melancholischen Stücke liefert, steuert der Rest der Band zum Ausgleich zwei einfache, geradlinige Rocksongs bei („Spider Woman“, „Sweet Lorraine“). In den USA wird „Sweet Lorraine“ als Single-A-Seite veröffentlicht, in Spanien wählt man „Spider Woman“, in Japan dagegen „Sunrise“. Doch keines der Stücke wird ein richtig großer Hit.
  • Die Band von 1972 gilt als die klassische Uriah-Heep-Besetzung. Sie hielt bis 1975, als Gary Thain (Bass) die Gruppe verlassen musste – noch im gleichen Jahr kam er unter mysteriösen Umständen ums Leben. Thains schnelle, bewegte, improvisierte Basslinien waren im Hardrock dieser Zeit ungewöhnlich.
  • In den USA erreicht das Album The Magician’s Birthday bereits im Januar 1973 Goldstatus (500 000 verkaufte Exemplare). Auch in Deutschland waren Uriah Heep immer sehr erfolgreich. Das Album steigt hier bis auf Position 7. Die Auskopplung Spider Woman erklimmt in den deutschen Single-Charts immerhin Platz 14.
  • Das Stück „Sweet Lorraine“ (der Opener der B-Seite) ist ein Feature für den Moog-Synthesizer, der in der Rockmusik von 1972 noch nicht selbstverständlich ist. Im Mittelteil des Songs spielt Hensley ein auskomponiertes Moog-Solo. Erstmals war der Synthesizer bei Uriah Heep 1971 zu hören – damals noch gespielt von einem Gastmusiker (Manfred Mann).

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