Wolfgang Schlüter – Dufays Requiem
Guillaume Dufay (um 1400–1474) gilt als der Komponist der ersten mehrstimmigen Totenmesse – leider ist sie verschollen.
Im Urlaub lernt der musikkundige Oberstudienrat Wernfried Hübschmann die aufgeweckte Musikprofessorin Antonietta Riccioli kennen. Mit ihr und ihrem Partner Malcolm Stevens, einem englischen Schriftsteller, entwickeln sich tiefgehende Diskussionen zu Fragen der Musikgeschichte, Musiktheorie, Musikphilosophie. Hübschmann glaubt, dass ein so einflussreiches Werk wie Dufays Requiem nie völlig verschwinden, sondern wiedergefunden oder rekonstruiert werden kann. Er schließt darüber mit Riccioli eine Wette ab und stürzt sich damit in eine heillose Obsession: die Erschließung von Dufays Requiem.
Dieser Roman, randvoll gepackt mit Musikwissen von der Renaissance bis heute, ist ein Labyrinth an musikalischen Kuriositäten und Faszinosa – und nebenbei auch noch eine Mord- und Kriminalgeschichte. Virtuos wechseln hier die Sprach- und Zeitebenen, die Stil- und Textsorten. Manches erinnert an Thomas Manns Doktor Faustus oder an die ersten Romane von Umberto Eco. Man sollte diesen verrückten Schmöker möglichst lange genießen – seine sprachliche Raffinesse, aber auch seine fachliche Fundiertheit. Der Verfasser Wolfgang Schlüter ist übrigens studierter Musikwissenschaftler und wurde als literarischer Übersetzer und Romanautor mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Musikromane sind seine Spezialität.
