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Aqua La Diva M2

Aqua La Diva M2 CD-Laufwerk

Hört mehr CD!

Aqua La Diva M2 – Hört mehr CD!

Zahlen können täuschen. Das CD-Format ist dafür das beste Beispiel. Aqua Acoustics zeigt eindrucksvoll, was mit 16 Bit Auflösung und 22 Kilohertz Grenzfrequenz möglich ist.

Aqua La Diva M2

In aller Kürze

Das Laufwerk macht die Musik. Diese aus Analog-Zeiten bekannte Maxime gilt auch für die Silberscheibe. Der CD-Transport von Aqua beflügelt jeden DAC zu Höchstleistungen

Aqua La Diva M2 Navigator


Die CD hat keinen leichten Stand. Seit Anfang des Jahrtausends wird das einst „perfekte“ Medium gefühlt einmal pro Woche für tot erklärt. Die Negativ-PR bleibt nicht ohne Folgen. Selbst ich frage mich angesichts der Regalmeter voller Jewel Cases im Hörraum: Wozu heute noch Artefakte obsoleter Kulturtechniken anhäufen, wenn uns der technische Fortschritt die Inhalte erstens zum Flatrate-Spottpreis, zweitens in Masterband-Qualität, drittens Tag und Nacht, viertens überall und fünftens ohne umweltbelastenden Plaste-Ballast offeriert?

Eine Antwort: irrationale Emotion. Mein Herz hängt an Dingen, und da ganz besonders an Tonträgern, die mit Menschen, Orten, Erlebnissen verbunden sind. Außerdem lässt sich mein zehn Jahre alter Electrocompaniet-Player nach wie vor nicht vom topmodernen Streaming-Setup unterkriegen – um hier doch noch ein handfestes audiophiles Argument ins Feld zu führen. Ja, ich nutze die Dienste von Tidal und Qobuz intensiv. Und wenn mich eine Neuentdeckung wirklich bewegt, dann kaufe ich mir das Album. Auf Vinyl – oder auf CD.

Aqua La Diva M2
Der La Diva sieht nicht nur insgesamt gut aus, er fasst sich auch hervorragend an. Sie glauben, gar nicht, was es für ein befriedigendes Gefühl ist, das CD-Laufwerk über seine fünf griffigen Schalter zu bedienen (am Gehäuse rechts). Das Dot-Matrix-Display ist auch aus mehreren Metern gut ablesbar. Es leuchtet dezent und nervt auch im angedunkelten Zimmer nicht – sollte Sie anderer Meinung sein, können Sie den „Bildschirm“ über den Taster direkt links daneben abschalten.

Noch jemand hat ein Herz für Musik in 16 Bit und 44,1 Kilohertz: Aqua, dessen Name für „Acoustic Quality“ steht. Der italienische Spezialist für hochauflösende D/A-Wandlung und Streaming glaubt an die Compact Disc und führt sein Laufwerk La Diva nunmehr in die zweite Generation. Ein Abspielgerät für ein allenthalben abgeschriebenes Medium also. Das trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen ein kompromissloses Statement pro Silberscheibe sein will.

Ich schreibe Aqua-Chef Cristian Anelli. „Lieber Cristian, magst du etwas über das klangliche Potenzial des Redbook-Formats der CD sagen? Es ist doch spannend, dass Aqua einerseits D/A-Wandler für HD-Formate baut, die in Sachen Auflösung und Dynamik Maßstäbe setzen, und gleichzeitig so viel Entwicklungsarbeit in ein CD-Laufwerk steckt, aus dem doch immer „nur“ 16/44-Qualität rauskommt.“ Anelli antwortet freundlich in drei Sätzen: „Beim Thema CD-Laufwerk gibt es so viele Variablen. Die reinen Zahlen sagen überhaupt nichts aus. Das wird beim Hören sofort klar.“ Da will sich jemand nicht in die Karten schauen lassen.

Aqua La Diva M2
Das Laufwerk funktioniert übrigens ohne einen „Puck“ – CD rein und loslegen, lautet die Devise.

Immerhin war in einem früheren Austausch schon zu erfahren, dass es sich beim neuen La Diva um eine komplette Neuentwicklung handelt. Die so fundamental ausgefallen ist, dass es – ungewöhnlich für ein Aqua-Gerät – keinen Upgrade-Weg vom La Diva Mk I zur Nachfolgegeneration gibt. Aber es würde ja auch wirklich keinen Sinn machen. Ein kurzer Blick auf das Innenleben von alter und neuer Diva zeigt, dass sie nur das typische leichtgewichtige Gehäuse mit dem Nextel-beschichteten Deckel und der Schiebeabdeckung vom Laufwerk gemeinsam haben. Statt einer Philips-Mechanik wird nun das Top-Produkt aus dem Hause Stream Unlimited verbaut. Eine logische Wahl, das österreichische Philips-Spin-off ist schon lange die Adresse für High-End-CD-Laufwerke. Beim CD-Pro 8S steckt die Mechanik in einem schweren Aluminiumblock, die Abdeckung des Laserschlittens und die CD-Auflage sind aus Kohlefaser gefertigt. Der Mechanikblock ist die einzige Komponente, an der Aqua nichts verändert hat. Schon bei der Servo-Baugruppe finden sich Eingriffe der Italiener. Anelli zählt auf: „Die gesamte Elektronik, die Stromversorgung, die in FPGA-Chips abgelegten Decoding-Algorithmen, der Clock-Baustein, die erdfreie digitale Ausgangsstufe, das Display usw. – alles wurde von Grund auf neu entwickelt.“

Aqua La Diva M2
Der robuste, in einen Aluminiummantel gehüllte Drehteller thront oberhalb der Schaltungen und Platinen.

Ich hatte die Freude, in den letzten Jahren nach und nach die komplette Produktpalette von Aqua in meinem Hörraum begrüßen zu dürfen. Dass der „kleine“ DAC La Voce S3 bei mir geblieben ist (und damit hier auch den kongenialen Spielpartner für das hauseigene Laufwerk geben wird), liegt auch am so konzentrierten wie unprätentiösen Designansatz der Italiener. Kein Aqua-Gerät trumpft mit Masse oder optischem Zierat auf. Die drei DACs, der Streamer LinQ und jetzt auch wieder das Laufwerk La Diva kommen im fast schon filigranen Familien-Look daher. Alle stehen weich auf entkoppelnden Gummifüßen (die auf weißen Racks gerne schwarze Abdrücke hinterlassen), bevorzugen Kippschalter gegenüber Druckknöpfen (was speziell dem Laufwerk ein sehr spezielles haptisches Interface beschert) und bieten nur die wirklich essenziellen Funktionen an. Das digitale Offiziersmesser ist Aquas Sache nicht.

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Nur bei den Anschlüssen erlauben sich die Italiener eine Besonderheit: Alle Aqua-Geräte können per I2S-Interface miteinander kommunizieren. Anders als bei der digitalen Datenübertragung, etwa per S/PDIF, kommen bei der I2S-Schnittstelle drei Signalleitungen zum Einsatz, wobei Takt und Daten auf eigenen Leitungen liegen. Die Schnittstelle gilt als besonders jitterarm, konnte sich trotz dieser technischen Überlegenheit aber – mit Ausnahme spezieller Studio-Anwendungen – nie durchsetzen. Aqua ist einer von ganz wenigen Herstellern im HiFi-Bereich, die diesen Standard nutzen. Übrigens in leicht vom Mitbewerber Pro-Ject abweichender technischer Durchführung, dessen aktuelle CD-Laufwerke auch I2S-Anschlüsse haben. Man bleibt also auf die Familie beschränkt.

Aqua La Diva M2
Alles vorhanden – und etwas mehr. Zur Erfüllung der allgemeinen Erwartungshaltung besetzt Aqua das Anschlussfeld seines CD-Transporters mit zwei elektrischen S/PDIF-Abgriffen (BNC/Cinch) und einem AES/EBU-Terminal (XLR). Und damit sind wir auch schon bei den Exoten: Alternativ dazu kann man die Signale auch via optischem Glasfiberkabel abgreifen oder via I2S direkt auf den Laufwerks-Datenstrom zugreifen. Ein BNC-Word-Clock-Eingang zwingt La Diva in einen externen Takt. Wir wünschen viel Spaß beim Durchprobieren aller Optionen.

Als Sparringspartner betritt mein CD-Player Electrocompaniet EMC 1 UP (FIDELITY 6/2012) den Ring. Die Konfrontation ist unfair: Hier ein stark von der mechanischen Seite her gedachter integrierter Player mit Philips-Laufwerk und Crystal-Wandlerchip, der auf einem Konzept von 1999 basiert. Dort ein diskret aufgebauter Ladder-DAC und ein auf einer der besten erhältlichen Transport-Einheiten basierendes CD-Laufwerk, die zusammen mehr als das Doppelte des Players kosten – Verbindungskabel nicht mitgerechnet. Aber sei’s drum. Der Electrocompaniet weist üblicherweise mit Ruhe und Ausgewogenheit meine Streamingquelle in die Schranken, die aus dem Aqua-DAC und einem Innuos Zenith Mk III als Zuspieler besteht. Speist der Aqua La Diva per S/PDIF den D/A-Wandler, wandelt sich das Bild geradezu dramatisch. Jetzt ist hier der Ruhepol, und dazu gesellen sich eine Plastizität und Offenheit, die der norwegische Player nicht im Repertoire hat. Ich lade meine Frau zum Hören ein, sie wählt das Album Music for a While der norwegischen Sängerin Tora Augestad aus. Deren Sopranstimme agiert überwiegend neben einem Akkordeon, auch eine Trompete ist mit von der Partie, die Arrangements sind minimalistisch, und der Energie-Schwerpunkt der Produktion liegt im Mittel- und Hochton. Das Aqua-Laufwerk präsentiert die Musik in hellerem Licht, sorgt für mehr Deutlichkeit. „Mehr Agogik“, sagt meine am Barockcello ausgebildete Frau. Wir sind uns einig, dass Augestads Darbietung über das italienische Laufwerk lustvoller und leidenschaftlicher wirkt als über den Player.

Aqua La Diva M2

Der Eindruck einer ausnehmend klaren, offenen Spielweise bleibt. Kommt das wirklich vom Laufwerk? Oder ist das mein Aqua-DAC? Ich schließe einen anderen Wandler an, ein nicht-kommerzielles Gerät aus dem Dunstkreis der koreanischen Röhrenschmiede Silbatone, wo Freunde des Hauses unter anderem einen kleinen röhrenbestückten DAC auf Basis eines Sabre-Wandlerchips bauen. Wow, legt der los! Und es ist dieselbe Klangsignatur: offen, plastisch, bestens sortiert und strukturiert, flink und detailreich. Okay – das Laufwerk macht’s. Ich bin beeindruckt.

Zeit, sich mit Verbindungsstandards zu beschäftigen. Für einen wirklich aussagekräftigen Vergleich müsste Aqua mir eigentlich ein S/PDIF-Kabel aus dem Material bauen, das sie für den hauseigenen I2S-Verbinder nutzen. Es bleibt beim Wunsch, und so muss mein bewährtes HMS-Digitalkabel genügen. Woran es auch liegt, die I2S-Strippe hat die Nase vorn, und das überaus deutlich. Die Klangbühne fokussiert noch einmal schärfer, die Studiolampen bekommen endgültig Tageslicht-Birnen eingedreht. Überhaupt kein Zweifel, dass mithilfe des Kabels mit aufgetrennten Takt- und Nutzsignalleitungen die präzisere Wiedergabe gelingt.

Bildergalerie
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Das La-Diva-Laufwerk weckt die Lust am Neuentdecken vertrauter Musik. Ich bleibe beim passenden DAC La Voce S3 mit I2S-Verbinder und höre mich durch CDs aus meiner audiophilen Adoleszenz. Sampler aus den Häusern Chesky, Justice Records, harmonia mundi, die mich seit einem Vierteljahrhundert und länger begleiten. Jede dieser hundertfach gespielten Scheiben offenbart über das Aqua-Gespann neue Facetten. Besonders die gesteigerte Durchhörbarkeit von Chören und Orchestern sorgt für veritable Glücksgefühle – nicht zu fassen, was alles im CD-Signal steckt! Viele würden hier garantiert Gigabyte-schwere HD-Dateien von der Festplatte des Mastering-Studios vermuten. Nein, es ist „bloß“ die Compact Disc.

Was lernen wir daraus? Dass der kleinste D/A-Wandler von Aqua zu Großem fähig ist und in meinem Hörraum noch lange nicht ausgereizt wird. Dass eine I2S-Verbindung zwischen DAC und Laufwerk eine richtig gute Idee ist. Und dass der Aqua La Diva der zweiten Generation besser ein Geheimtipp unter uns Betschwestern bleibt, denn andernfalls droht ein Run auf und Hype um die gute alte Compact Disc, gegen den der aktuelle Vinyl-Boom wie ein Kindergeburtstag anmutet. Meine vorbehaltlose Empfehlung für jeden, der mit Herz und Seele an seinen Silberscheiben hängt. Da geht noch richtig was.

Info

CD-Laufwerk Aqua La Diva M2
Konzept: modular aufgebautes CD-Laufwerk nach Redbook-Standard
Ausgänge digital: RJ45 AQlink (I2S), BNC (S/PDIF) 75 Ω, RCA (S/PDIF) 75 Ω, AES/EBU symmetrisch 110 Ω, ST fiber (AT&T)
Besonderheiten: Wordclock-Anschluss für externen Taktgeber (BNC), kein USB-Ausgang, IR-Fernbedienung
Ausführung: Aluminium silber gebürstet, Gehäuse Nextel grau
Maße (B/H/T): 45/10/37 cm
Gewicht: 10 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: um 8700 €

Kontakt

Audio Offensive
Münchner Straße 5
14612 Falkensee
Telefon +49 3322 2131655

www.audio-offensive.de

www.aquahifi.com

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.