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Black Sabbath - Sabbath Bloody Sabbath

Black Sabbath – Sabbath, Bloody Sabbath

Black Sabbath – Sabbath, Bloody Sabbath

Die Konzerttournee 1972/73 brachte den großen Durchbruch für Black Sabbath – und die große Erschöpfung.

Nach acht Monaten „on the road“ waren die Musiker am Ende ihrer Kräfte, von Stress und Drogen ausgelaugt, am Rand des Kollapses. Man sagte die restlichen Konzerte ab und fasste lieber ein neues Album ins Auge. Wie bei der Vorgängerplatte Vol. 4 gingen Black Sabbath dafür in die Record Plant Studios in Los Angeles. Doch die Erschöpfung saß tiefer als gedacht. „Ich bekam Panik“, erzählte Tony Iommi, der musikalische Kopf der Band, „weil ich nicht eine einzige Idee hatte. Und wenn ich nichts einbringen konnte, taten auch die anderen nichts.“ Nach einem Monat in Los Angeles brach man die Sache ab. Frustriert flog die Band heim nach England.

Zweiter Versuch: Die Band mietete sich für den Sommer in Clearwater Castle ein, an der Grenze zu Wales – dort hatten auch Led Zeppelin und Deep Purple schon gearbeitet. Als Tony Iommi endlich ein gutes Gitarrenriff einfiel (es sollte das Album eröffnen), war der Damm gebrochen – der kreative Strom konnte fließen. Dabei wirkte die etwas unheimliche Atmosphäre des alten Schlosses offenbar inspirierend. Die Musiker probten im dunklen Kellerverlies, jagten einander regelmäßig Angst ein und waren überzeugt davon, dass es auf Clearwater Castle spuke. Gefördert von Alkohol und Drogen, litten sie zunehmend an paranoiden Halluzinationen. „Wenn es um Geister geht“, meint Ozzy Osbourne, „waren wir nicht so sehr die Lords of Darkness“ (wie man die Band gerne nannte) „als vielmehr die Lords of Chickenshit“. Zu Deutsch: Sie hatten die Hosen voll.

1973 war das Rockjahr der progressiven Konzeptalben. Black Sabbath wollten zeigen, dass sie da mithalten können – schließlich waren sie ja die eigentlichen Pioniere der progressiven Vielfalt. Schon auf ihren ersten Platten hatten sie (wenn auch vielleicht aus Naivität) mehrteilige Stücke gespielt mit wechselnden Riffs und Rhythmen, plötzlichen Tempobrüchen, swingenden Episoden, anarchischen Momenten und gegensätzlichen Gitarrensoli – so als steckten mehrere Songs in einem einzigen Stück. Nun kamen dazu klangliche Erweiterungen durch akustische Gitarre, Klavier, Cembalo, Orgel, Mellotron, Synthesizer, Flöte, Dudelsack, diverse Percussion und sogar eine Streichergruppe. Dem Album gelang die „Balance zwischen unserer alten Heaviness und unserer neuen, experimentellen Seite“ (Osbourne). Im Rückblick sprach die Band von einer neuen Ära, einem neuen Lebensfunken, sogar dem Gipfelpunkt ihres Schaffens. Leider ging die „neue Ära“ schnell wieder zu Ende.

Black Sabbath - Sabbath Bloody Sabbath

Fakten

Aufnahme: September 1973
Veröffentlichung: November 1973
Label: Vertigo
Produktion: Black Sabbath

Titel

  1. Sabbath Bloody Sabbath 5:42
  2. A National Acrobat 6:16
  3. Fluff 4:10
  4. Sabbra Cadabra 5:55
  5. Killing Yourself To Live 5:40
  6. Who Are You? 4:10
  7. Looking For Today 4:59
  8. Spiral Architect 5:29

Musiker

Ozzy Osbourne – Gesang, Keyboards u. a.
Toni Iommi – Gitarren, Keyboards, Flöte u. a.
Geezer Butler – Bass, Keyboards u. a.
Bill Ward – Schlagzeug, Percussion

Gäste

Rick Wakeman – Keyboards (in „Sabbra Cadabra“)
The Phantom Fiddlers (anonyme Streichergruppe)


  • Gleich das Titelstück ist das Highlight – ein Song, der möglicherweise größer sei als „War Pigs“ und „Iron Man“ (so der Bandkenner Mick Wall). Zuerst kommt Iommis berühmtes Riff – und dann im Kontrast dazu ein melodischer, fast folkjazziger Refrain. Nach dem Gitarrensolo folgt ein neues, richtig düsteres Riff („Where can you run to“). Ein Drumbreak leitet schließlich in die legendäre, beinahe swingende Coda – „the heaviest shit“ (Slash).
  • Der Albumtitel Sabbath, Bloody Sabbath zitiert eine Schlagzeile des Melody Maker – der Artikel ging über die Tour-Erfolge der Band.
  • Der Keyboarder Rick Wakeman war mit seiner Band Yes im Nebenstudio zugange, doch mit den trinkfesten Musikern von Black Sabbath verstand er sich weit besser. Sein jazziges Pianospiel im Rock’n’Roll-Song „Sabbra Cadabra“ ließ er sich in Naturalien (Bier) entgelten.
  • Jahre bevor der Begriff „Heavy Metal“ aufkam, schuf das Albumcover von Sabbath, Bloody Sabbath die Heavy-Metal-Ästhetik: Dämonen, Totenköpfe, Schlangen und Ratten.
  • Über die Erschöpfung der Band schrieb Geezer Butler den Song „Killing Yourself To Live“ – mit den überraschendsten Tempowechseln des Albums (bei 2:45 und 4:08). Kirk Hammett (Metallica) nannte diesen Song sein liebstes Black-Sabbath-Stück.
  • Osbourne komponierte „Who Are You?“ auf dem ARP 2600, den er hier selbst spielt – der Synthesizer ersetzt dabei die Gitarre. Im Mittelteil der düster schleppenden Ballade gibt es die ungewöhnlichste Instrumentalpassage: nur mit Synthesizern, Mellotron und Klavier.
  • Für „Spiral Architect“ wurde eine Streichergruppe engagiert, die aber nicht ins Studio passte und daher anderswo aufgenommen wurde. Weil es keine Noten gab, hat Osbourne den Streichern ihre Parts vorgesungen.
  • Mehrere Songs des Albums wurden später von Thrash-, Black- und Death-Metal-Bands gecovert, u. a. von Anthrax und Metallica.

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