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Pro-Ject CD Box RS DAC Box RS - Solange die CD nicht eingelesen ist‚ zeigt das Display des Laufwerks ein unmissverständliches Symbol

Test: Pro-Ject CD Box RS – DAC Box RS

Pro-Ject CD Box RS – DAC Box RS – Safety first

Die Fragen nach Röhre oder Transistor sowie nach Computer oder CD-Spieler beantwortet Pro-Ject mit einem entschiedenen „Sowohl als auch!“

Zwei Dinge sind es, die in den letzten Jahren zahlreiche D/A-Wandler in bestehenden Installationen, aber auch in den Regalen von Händlern zu Alteisen degradierten: Erstens der begründete Hype um hoch aufgelöste (HD-)Tonformate im PCM-Standard, (notwendigerweise damit einhergehend die Möglichkeit einer Verbindung zum Computer via USB), und zweitens das DSD-Tonformat, um dessen Klang sich zahlreiche Mythen ranken.

Also höchste Zeit, mit einigen Gerüchten aufzuräumen: Fakt ist, dass DSD eine diesmal ausnahmsweise willkommene Ergänzung der vorhandenen Audio-Datenformate darstellt und extrem hohes klangliches Potential besitzt, das jenem echter 24/96- und 24/192-Konserven in nichts nachsteht, ja sie hin und wieder sogar merklich übertrifft. Doch deshalb muss noch niemand, dessen Anlage DSD nicht verarbeiten kann, schlecht schlafen, denn so brutal sind die Unterschiede zu HD-PCM auch wieder nicht; vielmehr spielt die Qualität der jeweiligen Aufnahme die viel entscheidendere Rolle. Was sicher kein großes Wunder darstellt, schon gar nicht für jene, die schon gelernt, oder besser: gehört haben, wie eine sehr gut gemachte 16/44-Konserve eine unterdurchschnittliche 24/96-Aufnahme deklassieren kann. Was bleibt, ist die übliche “highendige” Auflösungs-Erbsenzählerei, die mit dem musikalischen Erlebnis nur höchst selten Hand in Hand geht … An dem ganzen Thema nimmt natürlich nur der teil, der zu entsprechenden Installationen auf seinem PC oder Laptop bereit ist und sich einen D/A-Wandler mit USB-Anschluss zulegt. Die damit zusammen hängenden Themen haben wir hier in der FIDELITY ja schon ausführlich beschrieben.

Heute geht es um einen D/A-Wandler, genauer gesagt: um eine Laufwerks-/Wandler-Kombi, die nach meiner Auffassung so ziemlich alle Fragen in puncto Computer-HiFi und/oder CD-Spieler mit einer superkompletten Ausstattung beantwortet. Sowie einige weitere Fragen, die das Thema „Sicherheit“ betreffen – Sicherheit in dem Sinne, dass die Musik auch dann spielt, wenn der Rechner ausgeschaltet oder defekt ist, die Festplatte nicht läuft, die Software spinnt, Sie gerade keine Lust auf Maus, Bildschirm, Pad oder „Apps“ haben. Oder sich dem ganzen Thema noch verweigern, aber vorhaben, sich irgendwann damit zu beschäftigen. Und jetzt habe ich mit ein wenig Glück alle (Sicherheits-)Bedenken aufgeführt, die man im Gespräch mit FIDELITY-Lesern häufig zu hören bekommt, wenn es um Computer-HiFi, D/A-Wandler und die Anschaffung eines – herkömmlichen – CD-Spielers geht.
Pro-Jects CD Box RS wird im Teamwork mit einer DAC Box RS vom Vertrieb ATR auch als „Super Pack“ angeboten und umfasst dann nicht nur einen Preisvorteil, sondern auch zusätzliche, hochwertige Kabel, die notwendig sind, um einen jitterarmen, abgewandelten I²S-Datenbus (auch Inter-IC-Sound-Bus genannt) zwischen Laufwerk und Wandler zu realisieren. Dabei erhält das Laufwerk trotz der normalerweise nicht bidirektionalen I²S-Verbindung ein Clock-Signal vom Wandler. Deshalb benutzt man hier für diese serielle, asynchrone Kopplung zwei Kabel, um das Wordclock-Signal separat zu übertragen, eine Technik, die Pro-Ject als „Sonic“-Schnittstelle bezeichnet. Alles, was der Anwender dazu tun muss, ist, die beiden Kabel – ein kurzes Stück BNC-Strippe sowie ein Käbelchen mit Netzwerk-Anschlüssen – zu stecken, den Rest erledigt dann die „Mode“-Taste der Fernbedienung.
Doch der Reihe nach: Mit diesen beiden sehr kompakten Geräten besitzt man einen komplett computertauglichen HD-PCM- und sogar DSD-D/A-Wandler mit einer Vielzahl weiterer digitaler Schnittstellen sowie einen Toplader-CD-Spieler, der obendrein ab Laufwerk wahlweise das Upsampling von CD-Daten auf 176,4 kHz bei Verwendung der Sonic-Verbindung ermöglicht; benutzt man dagegen die ebenfalls vorhandene, digitalsymmetrische AES/EBU-Schnittstelle zwischen Laufwerk und Wandler, ist immerhin Zweifach-Upsampling (88,2 kHz) möglich.

Doch damit ist diese digitale „Spielwiese“ von Pro-Ject noch lange nicht vollständig erforscht: Unter dem stabilen Alugehäuse des Wandlers sitzen nämlich gleich zwei verschiedene Ausgangsstufen, die zudem auch symmetrische Ausgänge versorgen. Via Schalter hat man die Klang-Wahl zwischen Silizium in Form von Operationsverstärkern NE5534 oder Spanngitter-Doppeltrioden des Typs 6922 (E88CC). Das darf durchaus als Novum gelten und stellt womöglich nichts weiter als einen aufwändigen Klangregler dar. Das zufriedene Grinsen der Röhrenfreaks ob solcher Luxusausstattung wird freilich als Begründung ausreichen.
Doch es wird sogar noch etwas komplizierter, sorry: luxuriöser. Zwei verschiedene Digitalfilter liefern die üblichen, entweder frequenzgang- oder zeitoptimierten Filterkurven – bekanntermaßen eine Geschmacksache, über die zu streiten müßig ist. Mir gefällt übrigens Filter Nummer eins trotz seines leichten Höhenabfalls einen Hauch besser.
Bevor Sie sich nun hinterher beschweren, zähle ich noch auf, was Sie hier nicht bekommen: fette, metallene Fernbedienungen oder schwere „Klack!“-Schalter … Bei Pro-Ject „tun“ es bekanntlich einfache „Scheckkarten“-Fernbedienungen und kleine Kippschalter, die sogar für die Laufwerksfunktionen zuständig sind. Mich schmerzt so etwas nicht, erst recht nicht, wenn ich andererseits ein echtes CD-Laufwerk anstatt einen der einfachen Computer-Mechanismen für mein Geld bekomme. Ein Manko der Spar-Arie fällt aber dann auf, wenn man diverse digitale Eingänge belegt hat und dann angestrengt sinniert, welcher der auf der Front lediglich nummerierten Anschlüsse denn gerade zuständig ist. Hier führt schierer Luxus in Form von neun digitalen Eingängen leider zur Verwirrung. Sehr schön dagegen die Anzeige, welches Datenformat anliegt: dabei bleibt bis hin zu DSD 64 oder DSD 128 nichts unklar und – mit guten DSD-Files – kein Auge trocken. Wozu auch ein Paar im Differential-Modus laufender, sehr edler Burr-Brown-Wandlerchips vom Typ PCM 1792 beiträgt.
Was das Laufwerk, die CD Box RS, angeht, so halte ich mich aus der Diskussion Schublade contra Toplader lieber heraus; mir persönlich sind letztere schlicht zuviel Gefummel, zumal dann, wenn wie hier auch noch ein „CD-Puck“ auf die Scheibe zu legen ist, bevor dann endlich der Deckel draufkommt. Ritual-Liebhaber werden die Zeremonie und das leise Laufwerk eher zu schätzen wissen als jemand, der viel lieber iTunes per App bedient und seine Musik über USB an den Pro-Ject-Wandler schickt – von einem Mac und mit zwischengeschaltetem Audirvana-Player, versteht sich! Boshaft nebenbei bemerkt: Das dem DAC beiliegende Heftchen enthält eine ausführliche Abhandlung, wie man auch mit Hilfe einer mitgelieferten CD unter Windows Treiber installiert oder es sogar schafft, diesem Betriebssystem DSD zu entlocken, nämlich mit Hilfe von Foobar2000. Aber das überlasse ich lieber Ihnen!
Abhängig von den vielen möglichen Signalquellen, der Filter- und Ausgangstufenwahl sowie den Upsampling-Optionen des Laufwerks klingt die Pro-Ject-Kombi beileibe nicht immer gleich. Auf ihrem höchsten Niveau arbeitet sie – und das ist keineswegs erstaunlich – via USB und mit Hilfe von PCM-HD- oder DSD-Musikdateien. Normale CDs im Upsampling-Betrieb, unterstützt von der Sonic-Schnittstelle zum Wandler, hören sich aber auch so gut an, dass sich die Kombi schnell in höchste Highend-Klangsphären und damit dorthin katapultiert, wo sonst nur deutlich teurere Konkurrenz zu finden ist, sei es nun in Form von kompletten CD-Spielern oder reinen D/A-Wandlern.
Für seinen Preis verdient auf jeden Fall mindestens der DAC Geheimtipp-Status: Er ist farbenprächtig, schnell, nie langweilig, pumpt die Töne förmlich mit Energie auf und realisiert eine fulminante Raumabbildung, die, wenn es die Software hergibt, scheinbar nicht limitiert ist. Dass mir die röhrenbestückte Ausgangsstufe durch besseren Spannungsaufbau, einen Tick Extra-Wärme und voluminöseren Bass besser gefällt, daraus mache ich keinen Hehl. Der Fairness halber sei hinzugefügt, dass die Operationsverstärker eine Spur mehr Kontrolle im Tieftonbereich besitzen und sich durch etwas mehr Transparenz „luftiger“ anhören; letzten Endes wieder Geschmacksache. Jene Portion unübertriebene Analytik, die einfach nötig ist, präsentiert die Kombi immer und egal, in welchem Betriebs-Modus; die Erforschung von digitalen Tonkonserven jeder Art gelingt jedenfalls so gut, dass irgendwelche Eigenheiten praktisch ausnahmslos den Aufnahmen zugeordnet werden müssen.
Braucht man noch mehr? Nein. Dieser Gedanke kam mir sogar bei dem an sich total unfairen Vergleich mit einem absoluten Top-Wandler von Playback Designs, der mein Rack jetzt schon länger verziert, aber auch beim Parallelhören mit einem Digimaster von AcousticPlan. Wie gut sich die Pro-Ject-Kombi da schlägt, ist nicht nur wacker, sondern vielmehr unglaublich. Deshalb: Chapeau!

 

 

Pro-Ject CD Box RS + DAC Box RS
CD-Laufwerk + D/A-Wandler

Eingänge DAC: je 1 x USB, Sonic (RJ45), AES/EBU (XLR), 2 x S/PDIF (Cinch), 4 x optisch (Toslink), 1 x Clock Input (BNC)
Ausgänge DAC: 1 x Clock Out (BNC), 2 x Main Out unsymmetrisch (Cinch), 2 x Main Out symmetrisch (XLR), 1 x Digital Out S/PDIF (koaxial), 1 x Digital Out AES/EBU (XLR), 1 x Digital Out (Toslink), 1x Sonic (RJ45)
Besonderheiten: „Sonic“-Datenbus, schaltbare Digitalfilter, Röhren-/Transistor-Ausgangsstufe schaltbar, HD-/DSD 64/DSD 128-kompatibel, Upsampling
Datenformate (Laufwerk): CD, CD-R, CD-RW, Hybrid-SACD, MP3, WMA 24/96, FLAC (ISO 9660, Joliet)
Datenformate (Wandler): PCM (LPCM), DSD 64, DSD 128
Röhrenbestückung: 2 x ECC88 (6922)
Ausführung: Silber oder Schwarz
Maße (B/H/T): jeweils 21/7/21 cm
Gewicht Laufwerk: 3 kg
Gewicht DAC: 1,9 kg
Garantiezeit: 2 Jahre

Audio Trade
Schenkendorfstraße 29
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