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ReQuest Audio1 - Die Verarbeitungsqualität ist herausragend gut; das Gehäuse wird aus einem massiven Alublock herausgefräst

Test: ReQuest Audio1

ReQuest Audio1 – Auf die Platte – fertig – los!

Sie konnten Musikservern bislang nichts abgewinnen? Durchaus möglich, dass Sie mit dem ReQuest Audio1 so richtig auf den Geschmack kommen.

Im Zeitalter audiophiler Netzwerk-Streamer und großvolumiger, zuverlässiger Network-Attacked-Storage-(NAS-)Laufwerke kann man über die Notwendigkeit von All-In-One-Musikservern durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Sofern sie kompakt und unkompliziert ausfallen, halte ich sie persönlich trotzdem für eine recht praktische Lösung: Die empfiehlt sich immer dann, wenn man nicht gleich ein umfangreiches Netzwerk einrichten möchte – beispielsweise in kleineren Wohnungen, bei Vorträgen oder auf Messen. Konsequent umgesetzt, sind Musikserver daher so etwas wie der legendäre iPod Classic für Fortgeschrittene. So ist es sicher kein Zufall, dass Apple mit dem Mac Mini eben genau diese Zielgruppe anspricht: Gehäusegröße, Festplattenumfang, Flexibilität und Konnektivität machen ihn für solche Einsätze geradezu ideal. Aufgebohrt mit größerem Arbeitsspeicher und klanglich aufgebrezelt mit einem vernünftigen Software-Player – beispielsweise Audirvana oder Pure Music – erhält man so für etwa 1000 Euro ein wirklich pralles Paket.
Für den doppelten Etat bekommt man jedoch auch eine Alternative, die keinen Beitritt zur Apple-Welt erfordert: den Audio1 vom US-amerikanischen Medienserver-Spezialisten ReQuest. Ich weiß nicht, ob seine Entwickler bei dessen Konzeption von ähnlichen Impulsen getrieben wurden, wie eingangs beschrieben – jedenfalls zeigt sich der Audio1 dank seiner Abmessungen und des geringen Gewichts mindestens ebenso mobil wie ein Mac mini. Natürlich ist auch der Audio1 ganz schnöde betrachtet ein Computer – allerdings verpackt in ein sehr hochwertiges und stabiles Alu-Gehäuse. Weil er ohne Lüfter auskommt, verrät er sich zudem nicht als solcher. Ohnehin dürfte das in der Praxis kaum eine Rolle spielen, denn nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hat man den Audio1 auch ohne Maus und Tastatur vollständig im Griff.
Und für diese Aussage kann ich getrost meine Hand ins Feuer legen, denn ich bekomme den Audio1 vom Vertrieb als nacktes Gerät lediglich mit beiliegendem externen Netzteil – ohne jegliche Bedienungs-, Installations- oder Erste-Schritte-Anleitung. Der klassische „Hausfrauen-Test“ also. Und doch braucht es kaum 15 Minuten Internet-Recherche, den Audio1 zum Musizieren zu bringen. Da auf dem Testgerät gleich mehrere Alben von einer meiner Lieblingssängerinnen, nämlich Eva Cassidy, zu finden waren, kann ich mich anschließend bei bester, musikalischer Unterhaltung mit den funktionalen Möglichkeiten des kleinen ReQuest vertraut machen. Und das sind in der Tat einige.
Das technische Konzept hinter dem Audio1 ist ausgesprochen durchdacht: Zuallererst mal will er per Ethernet-LAN-Kabel in ein vorhandenes Netzwerk eingebunden werden. (Später erfahre ich, dass es auch gänzlich ohne Netzwerk geht: Man braucht hierzu lediglich einen Touch-Screen-Bildschirm direkt an der VGA-Buchse anzuschließen). Im Internet lerne ich zudem, dass er einen Webserver besitzt, der die komplette Steuerung via Firefox, Internet Explorer oder Safari erlaubt – was ihn kompatibel mit MacOS-, Windows- und Linux-Rechnern macht. Also LAN-verkabelt, eingeschaltet und die in meinem FritzBox-Monitor neu angezeigte IP-Adresse in Firefox eingegeben – und schon tut sich die komplette Benutzeroberfläche auf (auch die IP-Adresse erfährt man noch eleganter: einfach www.request.com/findmyserver eingeben). Klar frage ich mich, ob das wohl auch mit Android-Tablet oder iPad funktioniert, die drahtlos per WLAN mit meinem Heimnetz verbunden sind – dank Web-Server kein Problem: Sofort kann ich mit dem iPad via Safari auf die Benutzeroberfläche des Audio1 zugreifen – die sich sogar passend für IOS anders darstellt als auf meinem MacBook Pro. Der Name „Maestro“ für diese Steuer-Software ist also durchaus zutreffend – man braucht nicht einmal eine entsprechende App herunterladen.
Der ReQuest Audio1 wäre kein wirklicher Audioserver, wäre er nicht in der Lage, auf unterschiedlichen Wegen Musik wiedergeben zu können. Das klappt sogar autark: Dank eingebautem D/A-Wandler, den ich allerdings durch die im Gehäuse umgekehrt hängend eingebaut Platine nicht identifizieren kann, gibt er direkt über zwei Cinch-Buchsen ein asymmetrisches Analogsignal aus. Darüber hinaus stellt er aber auch Digitalsignale via koaxialem und optischem S/P-DIF-Ausgang bereit. Die ebenfalls vorhandene HDMI-Buchse dient allerdings nur zum Anschluss eines Monitors.
Bereits die Tonqualität vom Analogausgang empfinde ich als ausgesprochen gut: klarer Fokus, konturenscharfer, straffer Bass und ein insgesamt sehr stabiles, gut durchstrukturiertes Klangbild – insgesamt ein ziemlich hohes Niveau für einen „Computer“, das den Vergleich mit einem via S/P-DIF digital angesteuerten D/A-Wandler nicht zu scheuen braucht.

Damit sind die Wiedergabe-Optionen des ReQuest Audio1 allerdings noch nicht ausgeschöpft: Denn über die Netzwerk-Einbindung können natürlich auch andere Streaming-Clients auf den smarten Amerikaner zugreifen. So kann ich beispielsweise Musik nicht nur über meinen MacBook Pro via externem USB-Wandler wiedergeben, sondern überraschenderweise sogar auch drahtlos via WLAN über mein iPad (was natürlich einen entsprechenden Router wie die Fritzbox voraussetzt). Allerdings können sich – aber das gilt prinzipiell für alle Netzwerk-gebundenen Audiogeräte – bei Wiedergabe über mehrere Clients, beispielsweise in unterschiedlichen Räumen, zum Teil erhebliche Zeitversätze von mehreren Sekunden einstellen, was einen absolut synchronen Betrieb, oft als Party-Mode bezeichnet, in der Regel vereitelt. Klanglicher Vorteil der Netzwerk-Lösung ist allerdings, dass hierbei lediglich Audio-Datenpakete verschickt werden. Der erforderliche Steuertakt für den D/A-Wandler kann also in jedem Client besonders jitterarm bereitgestellt werden, so dass eine aufwändige Taktaufbereitung aus dem digtalen Datenstrom wie beispielsweise bei der USB-Schnittstelle nicht notwendig ist. Das zeigt, dass die Klangqualität bei Netzwerk-Wiedergabe im Wesentlichen von den Eigenschaften des Clients abhängt.
Geraume Zeit benötige ich jedoch herauzufinden, wie man denn Audio-Files auf die integrierte 1-Terabyte-Festplatte überträgt. Dabei ist es erstaunlich einfach – wenn man denn erst mal weiß, wo sich der entsprechende Knopf befindet: Ganz unten auf der Browserseite unter „Settings“ tut sich ein Dropdown-Menü auf, in dem sich alle möglichen Optionen finden, auch die für den Upload von Musik-Files. Ausgesprochen flott verleibt sich der Audio1 denn auch meine derzeitige Lieblingsproduktion ein: Soul Visions von Rising Appalachia & The Human Experience – im ALAC-Format wollte er sie allerdings nicht annehmen. Überhaupt erweist sich der ReQuest in Sachen Zugriff als echter Sprinter: Während man bei vielen Servern oder Clients ewig warten muss, bis sie Kommandos umsetzen, reagiert der Audio1 nahezu umgehend auf Steuerbefehle – so muss das laufen.
Grundsätzlich benötigt der Audio1 kein Netzwerk mit Internetzugang – obgleich dieser einige entscheidende Vorzüge bietet, etwa, dass der Audio1 auf diese Weise auch Webradio-Stationen wiedergeben kann. Ein ebenfalls segensreiches Feature ist auch die webbasierte, automatische Synchronisation mit anderen ReQuest-Servern. Angenommen, Sie bsitzen eine Finca auf Mallorca, in der ebenfalls ein Audio1 (oder ein anderes Modell von ReQuest) installiert ist: Die automatische Synchronisation sorgt dann dafür, dass sich auf diesem der gleiche Inhalt befindet wie auf Ihrem Gerät zuhause. Nicht zu vergessen dabei aber auch die webbasierte Firmware-Aktualisierung, die den Audio1 auch technisch immer auf dem neuesten Stand hält.
Zusammenfassend bleibt mir eigentlich nur noch zu sagen: Das technische Konzept, die klanglichen Qualitäten im autarken Betrieb, aber auch die narrensichere, absolut zuverlässige und flotte Steuer-Software des ReQuest Audio1 haben mich wirklich restlos überzeugt. Sicherlich ist ein Mac mini als Computer noch universeller einsetzbar. Wer jedoch einen reinen, kompakten Musikserver sucht, der unkompliziert im Umgang und klanglich auf der sicheren Seite ist, der wird mit dem ReQuest Audio1 seine helle Freude haben.

 

ReQuest Audio1
Musikserver

Ausgang analog: 1 x unsymmetrisch (CInch), Ausgangspegel variabel (digitaler Abschwächer)
Ausgänge digital: S/P-DIF (koaxial und optisch)
Ausgänge Monitor: HDMI, VGA
Festplattenkapazität: 1 Terabyte
Besonderheiten: Steuerung über integrierten Webserver, unabhängig vom Betriebssystem, internet-basiertes Firmware-Update
Abmessungen B/H/T: 25/4,5/25 cm
Gewicht: 3,6 kg
Garantiezeit: 3 Jahre

 

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